2020
Unsere Leidenschaften zügeln: Wie wir sexuelle Gedanken und Gefühle mit den Erwartungen des Herrn in Einklang bringen
August 2020


Nur online: Junge Erwachsene

Unsere Leidenschaften zügeln: Wie wir sexuelle Gedanken und Gefühle mit den Erwartungen des Herrn in Einklang bringen

Der Vater im Himmel möchte überhaupt nicht, dass wir natürliche sexuelle Gefühle unterdrücken, aber wir sollen lernen, mit ihnen umzugehen, damit sie uns keinen Kummer, sondern Freude bereiten

Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht daran, wie du laufen gelernt hast. Am Anfang bist du bestimmt oft hingefallen. Aber niemand hat dich deswegen ausgeschimpft. Stattdessen hat jemand, der dich liebhat, dich aufgehoben und dir immer wieder gut zugeredet, es weiter zu versuchen. Mit der Zeit ist es dann ganz normal geworden, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Inzwischen weißt du, wie du Situationen vermeidest, in denen du stolpern könntest.

Hätten wir die gleiche Geduld doch nur mit uns selbst, wenn wir lernen, mit anderen Begleiterscheinungen unserer körperlichen Entwicklung umzugehen, etwa mit sexuellen Gefühlen!

Wie können wir „unsere Leidenschaften zügeln“?

Für die meisten Menschen sind sexuelle Gefühle Teil des Lebens. Auch wenn diese gottgegebenen Gefühle ein wesentlicher Teil von Gottes Plan für unser Glücklichsein sind, spüren viele von uns den Drang, ihnen auf eine Weise nachzugeben, die mit Gottes Geboten nicht im Einklang steht.

Viele von uns stehen als Jugendliche und junge Erwachsene vor der Herausforderung, die mit unserem gottgegebenen Körper untrennbar verknüpften sexuellen Gefühle mit den Erwartungen des Herrn zu vereinbaren, wie wir damit umgehen sollen.

Einige wenden einen Großteil ihrer geistigen Energie dafür auf, auch ganz natürlich aufkommende sexuelle Gefühle zu unterdrücken. Das möchte unser Vater im Himmel aber gar nicht! Eigentlich will er uns helfen, von unseren sexuellen Gedanken Notiz zu nehmen und sie mitsamt unserer Verhaltensweisen zu beherrschen. Diese Fähigkeit wird uns vor und in der Ehe helfen.

Alma hat gesagt: „[Zügle] deine Leidenschaften …, damit du von Liebe erfüllt seist.“ (Alma 38:12.) Er hat zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass wir unsere Leidenschaften auslöschen sollen, denn diese sind nicht automatisch schlecht. Vielmehr hat Alma uns aufgefordert, unsere Leidenschaften zu zügeln, also zu beherrschen oder in Grenzen zu halten, damit wir von Liebe erfüllt sein können.1

Wie schaffen wir es nun, unsere Leidenschaften zu zügeln? Hier sind einige Anregungen, die dir helfen können, in diesem wichtigen Bereich „laufen zu lernen“.

Werde dir bewusst, was dich beeinflusst

Als Erstes ist es hilfreich zu verstehen, welche Faktoren es sind, die deine Fähigkeit zur Regulierung des sexuellen Verlangens beeinflussen. Wenn du dir dieser Faktoren bewusst bist, kannst du besser mit deinen sexuellen Gefühlen umgehen:

  • Biologie: Der Körper produziert unterschiedliche Chemikalien, die das sexuelle Verlangen steuern – beim einen Menschen mehr, beim anderen weniger. Deswegen haben einige mehr damit zu kämpfen als andere.

  • Gewohnheiten: Wenn du dir angewöhnt hast, sexuellen Gedanken und sexuellem Verlangen einfach nachzugeben, kann es schwierig werden, dich zu ändern. Solche Gewohnheiten durch gute zu ersetzen erfordert, dass man sich über eine lange Zeit hinweg anstrengt. Wenn du dies in Angriff nimmst, musst du dir vornehmen, es immer wieder zu versuchen und dir immer wieder zu vergeben. In manchen Fällen kann ein Führer der Kirche oder ein Psychotherapeut dir helfen, schlechte Gewohnheiten abzulegen.

  • Komplizierte Gefühlswelt: Manche Menschen suchen Zuflucht in sexuellen Gedanken und Verhaltensweisen, um Stress oder Gefühle wie Einsamkeit oder Traurigkeit zu bewältigen. Lerne, diese Gefühle zu erkennen. Überleg dir, wie du auf positive Art mit solchen Gefühlen umgehen kannst, zum Beispiel Sport treiben, Tagebuch schreiben oder Beratung durch einen Therapeuten einholen.

  • Geringe Selbstachtung: Ein geringes Selbstwertgefühl schwächt oftmals die eigene Entschlossenheit. Überleg, wem du helfen oder was du noch tun könntest, damit du mit dir zufrieden bist.

  • Flucht in eine Traumwelt: Von einer Beziehung nur zu träumen wird dein Bedürfnis nach einer echten Beziehung nie richtig erfüllen. Arbeite stattdessen an deinen Kommunikationsfähigkeiten und baue gute Freundschaften auf. Suche nach Möglichkeiten, mit anderen auf positive Weise in Kontakt zu kommen – vielleicht könnte ein neues Hobby dabei helfen. Gute Beziehungen sind ein echter Schlüssel zum Erfolg.

Lerne vom Beispiel des Erretters

Nachdem Jesus 40 Tage lang gefastet hatte, wurde er vom Satan versucht, Steine in Brot zu verwandeln. Jesus antwortete schlicht: „In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Matthäus 4:4.)

Der Erretter hat die Versuchung durch den Satan nicht mit der Behauptung abgewehrt, er sei nicht hungrig oder möge kein Essen. Vielmehr nannte er einen höheren, edleren Grund, weshalb er nicht essen wollte: Er wollte von jedem Wort Gottes leben. Er erkannte, dass seine Mission wesentlich wichtiger war, als körperliche Bedürfnisse zu befriedigen.

Wenn du dein Gehirn davon zu überzeugen versuchst, du hättest keine sexuellen Gefühle, erinnert dein Körper dich daran, dass du sehr wohl welche hast. Das kann wiederum dazu führen, dass du dich überfordert, gestresst und erschöpft fühlst.

Gehst du jedoch mit sexuellem Verlangen ähnlich um wie der Erretter mit seinem Verlangen nach Essen, wirst du deine Gefühle besser beherrschen können. Der Erretter hatte einen viel besseren Grund, der Versuchung zu widerstehen, als ihr nachzugeben, und den hast du auch! Uns sind für dieses Leben und für die Ewigkeit unzählige Segnungen verheißen, wenn wir die Gebote halten. Dem Gesetz der Keuschheit kommt eine besondere Bedeutung zu: „[Es] zu leben bringt … einige der größten Segnungen mit sich, die der Mensch im Erdenleben empfangen kann – das richtige geistige Selbstvertrauen in der Gegenwart der Familie, der Freunde, anderer Mitglieder der Kirche und schließlich in der Gegenwart des Erretters.“2

Du kannst es schaffen!

Wenn du die Gebote des Herrn hältst, werden sie dir ein Segen sein. Das Gebot, deine Leidenschaften zu beherrschen, ist da keine Ausnahme: Jede Anstrengung, gehorsam zu sein, führt zu immerwährender Freude. Mit seinen sexuellen Gefühlen umgehen zu lernen mag zwar mitunter ein lebenslanger Prozess sein, aber der Vater im Himmel ist immer an unserer Seite und verhilft uns zum Erfolg! Wenn du Fehler machst, kehr um und versuch es weiter. Gib nicht auf. Das gehört zum Läuterungsprozess in unserem irdischen Leben.

Der Vater im Himmel ist ein liebevoller Vater, dem wir wichtig sind und der bereit ist, uns zu helfen, vor allem mit diesem heiligen Aspekt des irdischen Lebens. Vergiss nie, dass er sexuelle Gefühle in dir angelegt hat, die ganz natürlich sind. Unabhängig von deiner derzeitigen Situation kann er dir auch beibringen, wie sie in deinem Leben Gutes bewirken können: Durch diese Gefühle kannst du lernen, gute Beziehungen aufzubauen, sie stärken deine Entschluss- und Widerstandskraft, sie sorgen dafür, dass du mehr auf dich achtgibst, dich liebst und akzeptierst und dass du dem Erretter Tag für Tag näherkommst.

Denk daran: Gott möchte, dass du glücklich bist. Nur der Satan will, dass es dir schlecht geht. Durch Entmutigung und Täuschung will er dich von Gott wegführen. Wenn du außerhalb der Ehe sexuellen Versuchungen nachgibst, wird dich das von deinem ewigen Glück abbringen und zum Elend führen. Bemühst du dich jedoch, deine Sexualität zu verstehen, zu lenken und mit ihr umzugehen – selbst wenn es ein lebenslanger Lernprozess ist –, führt dich das zu Glück, Demut und Nächstenliebe für alle Menschen, auch für dich selbst.

Anmerkungen

  1. Weiteres zu diesem Thema findest du (in englischer Sprache) im Artikel von Bruce C. Hafen und Marie K. Hafen, „Bridle All Your Passions“, Ensign, Februar 1994, Seite 14–18

  2. David A. Bednar, „Wir glauben, dass es recht ist, keusch zu sein“, Liahona, Mai 2013, Seite 44; siehe auch Lehre und Bündnisse 121:45