Junge Erwachsene
Eine positive Einstellung zur Sexualität fördern
Gott hat es aus gutem Grund und zu unserem Segen so eingerichtet, dass wir natürliche sexuelle Gefühle empfinden. Wenn wir als alleinstehende Mitglieder der Kirche diese Gefühle besser einordnen können, werden wir mehr Frieden und Hoffnung verspüren.
In der Welt gibt es heutzutage sehr viele verworrene Meinungen dazu, was zu einem gesunden, positiven Verständnis von Sexualität gehört.1 Und seien wir ehrlich, in mancher Hinsicht sind auch einige von uns jungen Erwachsenen in der Kirche etwas verwirrt, was das angeht. Stellen wir also einmal einiges klar.
Zuerst sollten wir als Heilige der Letzten Tage wissen, was der Standpunkt der Kirche zu Sexualität ist. Vor vielen Jahren hat Elder Parley P. Pratt (1807–1857) dazu gesagt: „Unsere natürliche Zuneigung ist uns vom Geist Gottes zu einem weisen Zweck eingepflanzt worden; sie ist in der Tat die treibende Kraft des Lebens und des Glücklichseins – das, was eine starke und himmlische Gemeinschaft zusammenhält –, sie ist wesentlich für Nächstenliebe oder Liebe[.]
Es gibt keinen reineren und heiligeren Grundsatz. …
Tatsache ist, dass Gott [uns] die Gefühle füreinander eingepflanzt hat, die [uns] glücklich und einig machen sollen.“2
Präsident John Taylor (1808–1887) hat außerdem erklärt: „Dies [nämlich ein natürliches Verlangen] bringen wir mit in die Welt, aber wie alles andere muss es heilig gehalten werden. … Der angemessenen Ausübung unserer Kräfte entspringen Leben und Glück in dieser und Erhöhung in der kommenden Welt.“3
Einfach gesagt: Gott hat uns so erschaffen, dass wir sexuelle Gefühle haben können. Sie sind ein Teil von uns. Und sie können ein guter, wunderschöner, freudiger Aspekt unseres Lebens sein – solange wir lernen, sie auf eine Weise zu gebrauchen und zu lenken, die vor Gott angemessen ist. Wenn wir es schaffen, unser Leben lang angemessen mit diesen Gefühlen umzugehen, werden wir unvorstellbar große Segnungen empfangen.
Durch diese Gabe haben wir die Möglichkeit, bei der Umsetzung des Plans unseres Vaters im Himmel mitzuwirken und wie unsere himmlischen Eltern zu werden.4 Leider hat der Satan heutzutage viele in der Welt dazu gebracht, ein verzerrtes Bild der natürlichen, gottgegebenen Sexualität zu haben. Er will, dass wir die Sexualität und ihre Heiligkeit missverstehen und missbrauchen. Manchmal stiftet er Verwirrung, was den Unterschied zwischen heilig und geheim angeht. Er redet uns ein, dass wir uns wegen natürlicher sexueller Gefühle schämen müssten, oder stiftet uns an, uns aus Neugier mit Pornografie zu befassen oder unseren Körper oder den anderer auf eine Weise zu gebrauchen, die vor Gott nicht recht ist. In Wahrheit ist Sexualität – wenn sie gemäß Gottes Absichten zum Ausdruck gebracht wird – eine Gabe Gottes. Wenn wir meinen, unsere Sexualität sei etwas Schlechtes, müssen wir sie wahrscheinlich besser verstehen lernen.
Wie Wie kann ich eine positive Einstellung zur Sexualität gewinnen?
Sollten wir eine verzerrte Vorstellung von Sexualität haben, wie können wir unsere gottgegebene, angeborene Sexualität positiv sehen und in unserem Bemühen, so wie der Erretter zu werden, unsere Gefühle verstehen und lenken lernen? Wie können wir mit dem zufrieden sein, was wir sind, und die gottgegebenen sexuellen Gefühle annehmen, mit denen wir erschaffen wurden? Wir haben ein paar Vorschläge zusammengestellt, die hilfreich sein können:
1. Sei dir bewusst, dass sich unser Wesen aus Geist und Körper zusammensetzt
Du meinst vielleicht, dass Sexualität etwas rein Körperliches ist, aber sie hat auch viel mit unseren Gedanken und unserem Sinn und Verstand zu tun. Unsere Gedanken beeinflussen ja unsere Taten, und genauso beeinflusst die Art und Weise, wie wir unseren Körper gebrauchen, auch unseren Geist. Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) hat gesagt: „Unser Geist und unser Körper sind so verbunden, dass unser Körper ein Werkzeug unseres Sinnes und die Grundlage unseres Charakters wird.“5
Wenn wir unsere angeborene Sexualität in Übereinstimmung mit dem Gesetz der Keuschheit ausüben, schränkt dies unsere Geistigkeit nicht ein. Wenn du fälschlicherweise glaubst, dass Sexualität etwas Schlechtes ist, wirst du diese Einstellung wahrscheinlich auch noch in deiner Ehe haben. Doch Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Die sexuelle Vereinigung [in der Ehe] ist … nicht nur die Vereinigung eines Mannes mit einer Frau, sondern vor allem eine Vereinigung dieses Mannes und dieser Frau mit Gott. … Ihr werdet Gott zu keinem anderen Zeitpunkt in diesem Leben ähnlicher sein als dann, wenn ihr diese besondere Macht ausübt.“6 Inwiefern kann diese Erkenntnis deine Einstellung zu Sexualität oder sexueller Intimität ändern, selbst wenn du alleinstehend bist?
2. Eigne dir Wissen über deinen Körper an
Wenn du noch nicht viel darüber weißt, eigne dir Wissen über die Anatomie des Menschen an. Je besser du die natürlichen Vorgänge bei der Entwicklung deines Körpers kennst, desto besser verstehst du auch, dass natürliche sexuelle Gefühle einfach zum Leben gehören. Wenn man sich Wissen über die Anatomie des Menschen aneignet, die Körperteile richtig benennt und ihre sexuellen und biologischen Funktionen kennt, wird das Tabu gebrochen, das diese Körperteile umgibt. Gleichzeitig sollen wir aber auch bei Unterhaltungen „abwertende, vulgäre und in sexueller Hinsicht anstößige Ausdrücke, Witze und Themen [unterlassen]“7. Wenn wir diese Körperteile und ihren Zweck verstehen, sind wir weniger dafür anfällig, sie nur in einem sexuellen Kontext zu betrachten.
Präsident Russell M. Nelson hat erklärt: „Jedes Organ eures Körpers ist eine wundersame Gabe Gottes.“8 Dazu zählen natürlich auch die Geschlechtsorgane. Sie wurden aus einer weisen Absicht erschaffen und es ist an uns zu lernen, sie auf die Weise zu gebrauchen, die der Herr vorgesehen hat.
3. Hab keine Angst und schäm dich nicht
Wenn du dir mehr Wissen über deinen Körper aneignest, verstehst du auch, dass sexuelle Gefühle mit unserem Körper ganz normal einhergehen. Und auch wenn wir alle uns bemühen, den „natürlichen Menschen“ in uns zu überwinden (siehe Mosia 3:19), brauchen wir uns nicht zu schämen, nur weil wir natürliche sexuelle Gefühle empfinden. Wir sündigen nur dann, wenn wir diese Gefühle ausleben oder unangemessene, lüsterne Gedanken verfolgen. Wir schämen uns ja auch nicht dafür, wenn wir hungrig sind, oder haben ein schlechtes Gewissen deswegen! Außer wenn wir vielleicht aus Heißhunger Unmengen von unserem Lieblingsessen verdrücken oder uns in eine Magersucht hineinsteigern. Lass den Gedanken zu, dass natürliche sexuelle Gefühle und Gedanken Teil unseres gottgegebenen Wesens sind und zur rechten Zeit unter den richtigen Umständen einem guten Zweck dienen.
Wenn du dich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlst, macht dir das vielleicht Angst oder du schämst dich deiner Gefühle. Gott möchte jedoch nicht, dass du dich so fühlst. Wir können innerhalb der Grenzen, die er uns zu unserem Besten gesetzt hat, ein erfülltes Leben haben. Jeder Lebensweg sieht anders aus, und wenn wir den Vater im Himmel lieben und seine Gebote halten, gibt es keine Umstände, die er nicht für uns in alle Ewigkeit zum Guten wenden kann (siehe Römer 8:28; Johannes 14:15; Lehre und Bündnisse 90:24). Mit seiner Hilfe können wir lernen und vorankommen und wie er werden.
4. Baue gute Beziehungen auf
Körperliche Empfindungen machen einen Teil der Sexualität aus, es gehört aber noch mehr dazu. Die sexuellen Gefühle drücken unter anderem das eigentliche Bedürfnis aus, sich mit jemandem verbunden zu fühlen. Wir Menschen sehnen uns nach Nähe. Wenn wir mit anderen durch tiefe Freundschaft, Nähe, angemessene Berührungen, Liebe und Zuneigung verbunden sind, können wir leichter erkennen, wer sie wirklich sind. Dann können wir Sexualität angemessen ausdrücken und uns dabei dennoch an das Gesetz der Keuschheit halten.
Elder Marlin K. Jensen, ehemaliger Generalautorität-Siebziger, hat gesagt: „Der Prophet Joseph Smith hat erklärt: ‚Freundschaft ist einer der großen und grundlegenden Leitgedanken [unserer Religion].‘ Dieser Gedanke sollte uns alle inspirieren und motivieren, weil Freundschaft etwas ist, was in unserer Welt dringend gebraucht wird. Ich glaube, wir alle haben ein starkes Verlangen nach Freundschaft, ein tiefes Sehnen nach der Zufriedenheit und Sicherheit, die nur eine enge und dauerhafte Beziehung uns schenken kann.“9
5. Sieh deinen Körper als göttlich an (denn das ist er!)
Unser Körper ist ein wunderbarer Segen Gottes. Und doch tappen viele von uns in die Falle und mäkeln an ihrem Körper herum. Würden wir daran denken, wie viel uns unser Körper bedeutet hat, bevor wir ihn erhalten haben (und wie viel er uns bedeuten wird, wenn wir gestorben sind [siehe Lehre und Bündnisse 138:17,50]), wären wir vielleicht dankbarer für dieses unglaubliche Geschenk und würden es nicht so oft geringschätzen.
Präsident Nelson hat gesagt: „Euer physischer Körper ist eine wunderbare Schöpfung Gottes. Er ist Gottes Tempel, aber auch euer Tempel und muss mit Achtung behandelt werden. … Eine genaue Betrachtung des Körpers zeugt von seiner göttlichen Urheberschaft.“10 Und wenn wir verstehen, dass unser Körper tatsächlich eine Schöpfung Gottes ist, werden wir uns angemessener verhalten. Präsident Nelson hat weiter erklärt: „Wenn wir wirklich verstehen, dass unser Wesen göttlich ist, … richten [wir] die Augen, die Ohren und den Sinn ausschließlich auf Bilder, Klänge und Gedanken, die unserem Körper, der als Tempel Gottes erschaffen wurde, zuträglich sind. Wir erkennen Gott im täglichen Gebet dankbar als unseren Schöpfer an und danken ihm auch für unseren eigenen wunderbaren physischen Tempel. Wir kümmern uns um unseren Körper und wertschätzen ihn als unser ureigenes Geschenk von Gott.“11
6. Nutze Medien, die gesunde Beziehungen zeigen
In einer gesunden Beziehung ist man einander nah, hört einander zu, dient und wertschätzt einander, verpflichtet sich einander und macht gemeinsam Fortschritt. Eine gesunde Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit. Beide Partner wollen, dass es dem jeweils anderen gut geht. Wenn du Medien nutzt, die gesunde Beziehungen zeigen, und selbst eine solche Beziehung aufbaust, wirst du eine positivere Einstellung zur Sexualität entwickeln.
Pornografie schadet einer gesunden, positiven Einstellung zur Sexualität unter anderem deswegen, weil sie soziale Bindungen hemmt und Beziehungen auf einen einzigen Aspekt reduziert. Vermeide alle Medienprodukte – ob Print-, Video- oder Audiomaterial –, die dein sexuelles Verlangen übermäßig anregen. Gute Musik, aufbauende Medienprodukte, ein kluger Umgang mit dem Internet und die Verwendung von Filtern sind dabei hilfreich. Unter overcomingpornography.org/?lang=deu sowie unter AddressingPornography.ChurchofJesusChrist.org (englische Website) findest du weitere Möglichkeiten, dich auf angemessene Weise über Sexualität zu informieren.
Wenn du Probleme mit Pornografie hast, sprich mit deinem Bischof oder Zweigpräsidenten. Du kannst auch andere Führer der Kirche, Angehörige oder Freunde um Unterstützung bitten. In manchen Fällen ist eine psychotherapeutische Beratung hilfreich.
7. Behandle jeden wie ein Kind Gottes
Zu unserer sexuellen Entwicklung gehört auch, dass wir lernen, andere zu respektieren und ihnen Verständnis entgegenzubringen. Wir müssen dabei lernen, vertrauenswürdig, selbstlos, ehrlich und rücksichtsvoll zu sein und andere als Kinder Gottes zu sehen. An diesen Eigenschaften können – und sollen – wir unser Leben lang arbeiten. Sie spielen später bei der sexuellen Intimität mit deinem ewigen Partner eine zentrale Rolle.
Frag dich selbst: Wie behandle ich meine Mitmenschen? Bin ich freundlich? Respektiere ich ihre seelischen Bedürfnisse und ihre Grenzen? Diese Eigenschaften wirken sich positiv auf alle Bereiche deines Lebens aus, und eben auch auf eine gesunde, in den richtigen Bahnen verlaufende Sexualität.
8. Denk an deine wahre Identität
Der Vater im Himmel hat dir viele Gefühle gegeben, mit denen du verantwortungsvoll umgehen sollst. Wenn du das Gesetz der Keuschheit befolgst, erweist du Gott, dir selbst und deinen Mitmenschen Achtung und Liebe.
Denk daran, dass du ein ewiges Geschöpf bist, das seine irdische Prüfungszeit absolviert. Deine Erfahrungen mit Sexualität in diesem Leben sind einzigartig und spielen bei deiner Vervollkommnung eine wesentliche Rolle. Es ist nicht immer einfach, sich zu verbessern, aber es bringt dir Freude und Frieden, wenn du dich zu deinem Vater im Himmel hinentwickelst. Wenn du seine Gebote hältst, kann er dich führen und dir helfen, aus deinen Erfahrungen mit Sexualität Stärke und Erkenntnis zu ziehen, mit denen du deine göttliche Bestimmung und dein göttliches Potenzial erreichen kannst.
Definiere dich nicht zu sehr über deine Sexualität. Du bist ein geliebtes Kind himmlischer Eltern. Das ist das Wichtigste. Präsident Dallin H. Oaks, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat gesagt: „Die letztlich bestimmende Tatsache für uns alle ist, dass wir Kinder himmlischer Eltern sind und dass wir hier auf dieser Erde zu einem bestimmten Zweck und mit einer göttlichen Bestimmung geboren worden sind. Wenn irgendein anderes Merkmal, welches auch immer, sich vor diese Tatsache stellt, die letztlich die für uns bestimmende ist, so ist das schädlich und führt uns in die falsche Richtung.“ („Interview mit Elder Dallin H. Oaks und Elder Lance B. Wickman: ‚Gleichgeschlechtliche Neigungen‘“, newsroom.ChurchofJesusChrist.org.)
Es gibt einen Grund, warum wir im Leben unterschiedliche Erfahrungen machen und mit verschiedenen Eigenschaften ausgestattet wurden. Der Vater im Himmel möchte, dass du dich als das Geschöpf Gottes, das du bist, annimmst, respektierst und liebst. Im Gegenzug leitet er dich auf deinem individuellen Weg und segnet dich in weit größerem Maße, als du dir vorstellen kannst.
Vergiss Vergiss nicht, dass dies eine Lebensaufgabe ist
Man fängt nicht automatisch nach der Hochzeit damit an, eine positive, gesunde Einstellung zu angemessener Sexualität zu entwickeln. Diese Einstellung erreicht man auch nicht von einem Tag auf den anderen. Es ist eine Lebensaufgabe – eine, die dir jetzt und in der Ewigkeit viel Segen bringen wird. Wenn dein Lebensweg bisher auch gelegentlich holprig war, sei dir bewusst, dass die heilende und stützende Macht des Sühnopfers Jesu Christi für jeden bereitsteht, der sich an den Heiland wendet (siehe Mosia 4:1-3,10-13).
Unabhängig von unserer Situation und unseren Erfahrungen wird Gott alle uns verheißenen Segnungen ausschütten, wenn wir dem Beispiel des Erretters folgen. Dann werden wir erkennen, dass jeder von uns in seinem Plan eine Rolle spielt (siehe Lehre und Bündnisse 59:23). Mit seiner Hilfe werden wir es schaffen, eine positive Einstellung zur Sexualität zu entwickeln.