Mein Sohn, das Buch Mormon und ich
So wie der Erretter dem Einzelnen gedient und die Menschen einzeln belehrt hat, hilft er auch uns, jedes unserer Kinder einzeln zu unterweisen.
Eines Tages sah ich mir ein Interview mit Bruder Tad R. Callister an, der damals der Präsident der Sonntagsschule war. Während ich mir Notizen machte, hatte ich eine Eingebung, wie sich die Beziehung zu meinem Sohn John wieder entkrampfen könnte. Ich spürte, er und ich sollten in den sechs Monaten vor seiner Taufe das gesamte Buch Mormon gemeinsam durchlesen.
Die Eingebung war so deutlich, dass ich sogar wusste, in welchem Zimmer und zu welchem Zeitpunkt wir lesen sollten. Ich hatte auch den deutlichen Eindruck, wir sollten unser Leseabenteuer auf dem Grundstück des Meridian-Idaho-Tempels beenden.
Als wir uns nun jeden Abend Zeit nahmen und gemeinsam im Buch Mormon lasen, wurde unsere Beziehung immer entspannter. Wir begegneten einander mit mehr Geduld, wir verstanden die Sichtweise des anderen besser und wir spürten regelmäßig die Gegenwart des Heiligen Geistes.
Am letzten Abend lasen wir Moronis Verheißung, dass uns durch die Macht des Heiligen Geistes bestätigt wird, ob das Buch Mormon wahr ist, wenn wir Gott mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz und mit Glauben an Christus fragen (siehe Moroni 10:4,5). Wir spürten die Bestätigung, dass das Buch Mormon wahr ist, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war und dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Reich Gottes auf Erden ist.
Am nächsten Tag saßen wir auf einer Bank auf dem Tempelgelände. Wir schauten zur Statue des Engels Moroni hinauf und lasen noch einmal Moronis Abschiedszeugnis. Seit diesem Tag hat John mehrmals darüber gesprochen, wie es war, als wir gemeinsam beim Tempel saßen und das Buch Mormon zu Ende lasen. Jedes Mal, wenn ich jetzt zum Tempel fahre, blicke ich zu der Bank und denke über den besonderen Moment nach, als John und ich unser inspiriertes Ziel erreichten.
Präsident Henry B. Eyring, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat gesagt: „Kluge Eltern verstehen …, dass dies eine Gelegenheit ist, jedes Kind – und sich selbst – dahin zu führen, dass der Aufforderung des Herrn, zu ihm zu kommen, noch besser Folge geleistet wird.“1
Ich denke, die Formulierung „jedes Kind“ hat einen guten Grund. So wie der Erretter dem Einzelnen gedient und die Menschen einzeln belehrt hat, hilft er auch uns, jedes unserer Kinder einzeln zu unterweisen.
Die geistige Anweisung, dass ich mit John lesen solle, hat mir vor Augen geführt, dass der Herr meine Kinder besser kennt als ich. Ich weiß, wenn ich auf seinen Rat höre und ihm folge, weist er mir die Richtung, wie ich dazu beitragen kann, jedes meiner Kinder anzuleiten und zu ihm zurückzuführen.