2021
Wie stehe ich einem Kind bei, das bedrückt oder schwermütig ist?
August 2021


Wie stehe ich einem Kind bei, das bedrückt oder schwermütig ist?

Wie können Sie Ihrem Kind helfen, wenn es sich mutlos fühlt?

young man looking sad

Foto von Getty Images

Jeder ist manchmal traurig oder entmutigt. Sie als Vater oder Mutter sehen vielleicht Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes, kennen aber den Grund dafür nicht. Hier ein paar Tipps, worauf Sie bei Ihrem Kind achten müssen und wie Sie ihm beistehen können.

Potenzielle Probleme erkennen

Ist Ihr Kind länger als zwei Wochen wütend oder traurig, kann es sein, dass es an einer Depression leidet. Bei Kindern und Jugendlichen äußert sich eine Depression mitunter anders als bei Erwachsenen. Ist Ihr Kind niedergeschlagen oder depressiv, äußert sich das etwa durch

  • deutliche Verhaltensänderungen

  • drastisch verschlechterte Schulnoten – aus einem Sehr gut wird zum Beispiel ein Ungenügend

  • einen neuen Freundeskreis mit oftmals negativem Einfluss

  • Lustlosigkeit

  • Antriebslosigkeit

  • übermäßiges Schlafbedürfnis, Schlafstörungen oder sonstige Änderungen im Schlafverhalten

  • mangelnde Konzentrationsfähigkeit

  • Erschöpfungszustände

  • Gleichgültigkeit, was die Zukunft betrifft

  • Klagen über Schmerzen, für die es keine medizinische Erklärung gibt

  • Gedanken an Suizid oder Tod oder Bemerkungen darüber

  • veränderte Essgewohnheiten

Wenn ein Kind depressiv wird, meinen die Eltern vielleicht, es sei ihre Schuld oder sie hätten etwas verkehrt gemacht. Bedenken Sie, dass einer Depression nicht immer ein Fremdverschulden zugrunde liegt. Auch lässt sich eine Depression nicht einfach dadurch abstellen, dass man dem Kind sagt, es solle sich doch nicht deprimiert fühlen. Bei Kindern rühren Depressionen oft daher, dass sie sich überfordert fühlen. Tun Sie als Vater oder Mutter Ihr Bestes, um ruhig zu bleiben. Hören Sie vor allem zu und erkennen Sie die Gefühle des Kindes als real an. Sie können Ihr Kind seelisch stärken und es geduldig dahin führen, dass es sich Strategien erarbeitet, wie es mit starken Emotionen umgehen lernt.

Wie Sie Ihrem Kind helfen können

Arbeiten Sie an einer stärkeren Eltern-Kind-Bindung

Zeigen Sie Ihrem Kind, wenn Ihnen einige der zuvor genannten Symptome auffallen, dass Sie es liebhaben und unterstützen. Finden Sie heraus, wie Sie die Beziehung zu Ihrem Kind verbessern können. Dadurch kann Ihr Kind unter Umständen mit Stresssituationen besser umgehen. Die Bindung zu Ihrem Kind lässt sich unter anderem verbessern, indem Sie:

  • öfter Zeit allein mit Ihrem Kind verbringen

  • mit Ihrem Kind reden und ihm zuhören

  • Ihrem Kind die Zuversicht vermitteln, dass alles besser wird

  • Ihr Kind loben

  • Ihr Kind auf seine Stärken hinweisen

  • Ihrem Kind zeigen, wie sehr Sie es lieben

  • für Ihr Kind da sind

Holen Sie sich Hilfe von außen

Zwar sind Sie dafür zuständig, Ihrem Kind zu helfen, Sie müssen das aber nicht im Alleingang bewältigen. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Hätten Sie eine Blinddarmentzündung, würde Gott von Ihnen erwarten, dass Sie um einen Priestertumssegen bitten und die bestmögliche medizinische Versorgung in Anspruch nehmen. Das Gleiche gilt für seelische Störungen. Unser Vater im Himmel erwartet von uns, dass wir uns alle wunderbaren Gaben zunutze machen, die er uns in dieser herrlichen Evangeliumszeit gegeben hat.“1

Bitten Sie den Vater im Himmel im Gebet um Hilfe. Ziehen Sie auch Angehörige, Freunde sowie Führer der Kirche zu Rate (das können auch die Führer im Aaronischen Priestertum oder die JD-Führerinnen sein). Unter Umständen kann auch ein Therapeut helfen.2 Wenn Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, entscheiden Sie sich für einen Therapeuten, der Erfahrung in der Arbeit mit Kindern hat und die Sorgen ernst nimmt, die Sie sich um Ihr Kind machen. Es ist wichtig, dass Sie in die Behandlung Ihres Kindes involviert bleiben. Oftmals ist es auch sinnvoll, Ihr Kind zu den Therapiesitzungen zu begleiten.

Auch den Kinderarzt können Sie um Hilfe bitten. Falls die Symptome der Depression anders nicht in den Griff zu bekommen sind, kann er Medikamente verschreiben.

Strukturieren Sie den Alltag

Für Ihr Kind ist ein strukturiertes Leben wichtig. Wenn es weiß, was es wann zu erwarten hat, fühlt es sich gefestigter und ist eher in der Lage, sich anzupassen. Nachfolgend ein paar Tipps, wie Sie dem Tag oder der Woche Ihres Kindes Struktur verleihen können:

  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind immer um die gleiche Zeit ins Bett geht.

  • Stehen Sie jeden Tag zur gleichen Zeit auf.

  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind den Tagesablauf.

  • Begrenzen Sie die Nutzungsdauer für Fernseher, Computer und andere Medien.

  • Sorgen Sie für Bewegung und körperliche Betätigung. Ein Spaziergang mit der Familie tut gut.

  • Machen Sie gemeinsam Fortschritt auf geistigem Gebiet, etwa auch durch regelmäßiges Evangeliumsstudium und Familiengebet.

  • Nehmen Sie jeden Tag Mahlzeiten gemeinsam als Familie ein.

Ermuntern Sie Ihr Kind, bei Familienaktivitäten mitzumachen, zum Beispiel bei einem Spiele- oder Filmabend. Bestimmt ist es auch hilfreich, Selbstfürsorge vorzuleben und Ihrem Kind zu zeigen, wie es sich Zeit für sich selbst nehmen kann. Vielleicht können Sie zusammen mit Ihrem Kind oder mit der ganzen Familie Übungen oder Aktivitäten zum Thema Achtsamkeit durchführen.

Halten Sie sich vor Augen, dass Depressionen erblich bedingt sein können. Wenn Sie sich mit der Depression Ihres Kindes befassen, können eigene Probleme daher bei Ihnen selbst zu Mutlosigkeit führen. Wenn Sie bei sich Symptome einer Depression feststellen, ist es wichtig, diese Symptome in den Griff zu bekommen. Suchen Sie sich professionelle Hilfe, sobald Sie sich überfordert fühlen. Wenn Sie nicht auf sich selbst achtgeben, fällt es Ihnen schwerer, Ihr Kind bei seinen Problemen zu unterstützen.

Anmerkungen

  1. Jeffrey R. Holland, „Wie ein zerbrochenes Gefäß“, Liahona, November 2013, Seite 41

  2. Siehe Justin K. McPheters und Rebecca M. Taylor, „Is Therapy Right for Me?“ (nur online), Ensign, Februar 2020