Junge Erwachsene
Bündnisse können Beziehungen verändern
Die Verfasserin lebt in Utah.
Bündnisse können uns Kraft geben, uns selbst zu lieben, anderen zu dienen und zu unserem Vater im Himmel und dem Erretter zurückzukehren.
Als Kind war ich stolz darauf, ein so gewichtiges Wort wie Bündnis erklären zu können. Wann immer das Thema in der Kirche aufkam, platzte ich stolz heraus: „Ein Bündnis ist ein Versprechen zwischen mir und Gott!“
Als ich aufwuchs, schloss ich Bündnisse durch die Taufe und im Tempel, aber meine Definition blieb weitgehend unverändert. Ich sah Bündnisse als eine Reihe von Regeln. Wenn ich diese befolgte, würde sich Gott an seinen Teil der Abmachung halten und mir jene Segnungen schenken, die er verheißen hatte.
Mir schienen Bündnisse etwas zu sein, was man auf einer Liste von Lebensaufgaben abhaken kann. Bei anderen Evangeliumsbräuchen wie Beten und Fasten ging es offensichtlich darum, eine Beziehung zum Vater im Himmel zu entwickeln, aber bei Bündnissen schien es um seine Regeln zu gehen.
Es stellte sich heraus, dass meine Definition aus der Kindheit wohl ein guter Anfang war, dass sie aber noch vervollständigt werden musste, wenn sich mein Leben durch Bündnisse so wandeln sollte, wie Gott es wollte.
Die fehlenden Puzzleteile
Ein hilfreicher Ausgangspunkt für meine sich weiterentwickelnde Definition von Bündnissen waren Worte von Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel:
„Durch Bündnisse mit Gott sind wir mit ihm und miteinander verbunden. Diese Zugehörigkeit durch Bündnisse ist ein Wunder.
[Sie] bedeutet, … uns selbst, unsere Mitmenschen oder Gott keinesfalls aufzugeben.“1
Seit ich dieses Zitat entdeckt habe, ist mir klar, dass Bündnisse Einfluss auf unseren Alltag haben. Wenn wir wirklich nach den Bündnissen leben, die wir geschlossen haben, geben wir weder uns selbst noch unsere Mitmenschen noch Gott auf. Unsere Bündnisse helfen uns, die wahre Natur unserer Beziehungen zu verstehen, und sie geben uns die Kraft, sie weiterzuentwickeln.
Bei Bündnissen geht es um mehr als das Befolgen eines Regelwerks – es geht darum, dass Beziehungen gestärkt werden!2
Schauen wir uns drei wichtige Beziehungen in unserem Leben an und überlegen wir uns, wie sie sich durch Bündnisse wandeln können: die Beziehung zu uns selbst, die zu unseren Mitmenschen und die zum Vater im Himmel und zum Erretter.
Unsere ewige Identität erkennen
Jeder Mensch sehnt sich danach, zu wissen, wer er ist. In der Highschool war das Tanzen ein wichtiger Bestandteil meiner Identität. Ich hatte ständig Tanzunterricht und Auftritte. „Tänzerin“ zu sein war demnach ein zentraler Teil dessen, was mich ausmachte.
Nach der Highschool führte mich mein Lebensweg jedoch weg vom Tanzen. Doch ohne Tanzen fehlte mir der tägliche Antrieb, und ich sehnte mich danach, mich wieder als Teil einer Gruppe zu fühlen. Ich kämpfte wochenlang mit Niedergeschlagenheit, während ich herauszufinden versuchte, wer ich bin und wohin ich gehöre. Diese schwierige Phase hat mich gelehrt, dass so manche Teile unserer Identität auf eine bestimmte Zeit beschränkt sind, andere wiederum das Leben für immer bereichern können.
Elder Gong hat gesagt:
„Mit unendlicher Liebe fordert [Gott] uns auf, Glauben zu entwickeln und uns durch Bündnisse an ihn zu binden. …
Der uralte Widerspruch gilt noch immer: Wenn wir infolge der Zugehörigkeit durch Bündnisse unser weltliches Ich verlieren, finden und werden wir unser bestes ewiges Ich – frei, lebendig, echt.“3
Mitglied einer Tanzgruppe zu sein war für mich wichtig und lehrreich, aber mich zu sehr auf mein Etikett als Tänzerin zu konzentrieren, lenkte mich von meiner ewigen Identität ab.
Was mir half, mich wieder auf meine ewige Identität zu besinnen, war, mich an meine Taufbündnisse zu erinnern. Ich entschied mich, meine Identität in erster Linie als Jüngerin Jesu Christi zu gestalten – und so fand ich die Zugehörigkeit, nach der ich mich sehnte.
Ich erkannte auch, dass wir uns besser auf Christus konzentrieren können, wenn wir heilige Bündnisse mit Gott schließen und halten. Auf diese Weise können wir in allen Lebensbereichen erfolgreich sein. Ich glaube, dass Christus meine Liebe zum Tanz erfreut und er mir geholfen hat, darin erfolgreich zu sein. Doch ich musste lernen, den Tanz nicht zur Grundlage meiner Identität zu machen.
Die irdische Reise sieht für jeden anders aus. Doch wenn wir Bündnisse halten und auf dem Weg der Bündnisse verbleiben, können wir alle die Kraft erlangen, das Beste aus uns zu machen.4
Die Liebe zu unseren Mitmenschen vertiefen
Liebevolle Beziehungen gehören zum Erfüllendsten, was das Leben zu bieten hat. Sie können jedoch schwer aufzubauen und zu bewahren sein. Durch unsere Bündnisse lernen wir besser verstehen, wie wir den Menschen um uns herum Liebe entgegenbringen sollen. Elder Gong hat gesagt: „Da uns durch unsere Bündnisse mit Gott unser wahres, göttliches Ich offenbart wird, lernen wir, unsere Brüder und Schwestern so zu sehen und zu lieben, wie Gott es tut.“5
Bündnisse können unsere Sichtweise auf irdische Beziehungen verändern. Nachdem zum Beispiel eine Freundin von mir, die schon über Vierzig war, getauft worden war, sagte sie, dass sie jetzt ihre Rolle als Mutter anders auffasse. Das Wissen, dass der Vater im Himmel sie von nun an durch die Gabe des Heiligen Geistes leite, gab ihr die Zuversicht, ihren Kindern bei der Lösung ihrer individuellen Probleme beistehen zu können.
Bündnisse zu halten kann sich auf unsere Beziehungen auf Erden in vielerlei Hinsicht segensreich auswirken:
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Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass Bündnisse ewig sind, können wir in schwierigen Beziehungen mehr Hoffnung, Kraft und Geduld aufbringen.
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Wenn wir besser darin werden, ein Versprechen zu halten, können wir einander mehr vertrauen.6
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„Mit den Trauernden zu trauern“ (Mosia 18:9) kann uns helfen, Gefühle von Nähe und Liebe zu entwickeln.
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Wenn wir erkennen, dass wir alle Kinder des Vaters im Himmel sind, können wir sogar völlig Fremden gegenüber von Liebe erfüllt sein (siehe Lehre und Bündnisse 18:10,11).
Dies sind nur ein paar Beispiele. Ich bin jedenfalls dankbar dafür, dass der Vater im Himmel uns, wenn wir unsere Bündnisse halten, die Kraft geben kann, Eigenschaften und Sichtweisen zu entwickeln, die für eine gute Beziehung nötig sind.
Die Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus stärken
Es stimmt zwar, dass immer die gleichen Worte verwendet werden, wenn jemand ein bestimmtes Bündnis wie etwa die Taufe oder das Endowment schließt. Aber als ich diese Bündnisse einging, wurden zwei Worte ausgesprochen, die sie einzigartig machten: Emily Abel. Durch sie wurde aus allgemeingültigen Bündnissen meine persönliche Bitte an Christus, an meinem Leben teilzuhaben. Aufgrund dieser Bündnisse bin ich nun durch die Macht des Priestertums an Christus gebunden, der als „Hirt uns heim zum Vater bringt“7, und er ist nun an mich gebunden. Das trifft auf jeden zu, der Bündnisse schließt.
Dr. Ellie L. Young, außerordentliche Professorin für klinische Psychologie und Sonderpädagogik an der Brigham-Young-Universität, hat gesagt: „An Christus gebunden zu sein bedeutet, ihn zu kennen. Wir spüren seine tröstende Liebe. Wir spüren, wie er uns an der Hand führt.“8
Bei unseren Bündnissen geht es zumindest zum Teil darum, unseren Vater im Himmel und unseren Erretter lieben und ihre Stimme erkennen zu lernen (siehe Alma 5:60). Wir müssen unsere Bündnisse als Teil einer persönlichen Beziehung zu ihnen betrachten, die sich weiterentwickelt. Das ist auch wichtig, um zum Weg der Bündnisse zurückzufinden, falls wir mal abirren. Wenn wir auf diesem Weg mal falsch abbiegen, sind die Bündnisse wie ein Mahnmal, das uns zur Umkehr ruft. Der Vater im Himmel und Jesus Christus sind immer vergebungsbereit, wenn wir ihnen von ganzem Herzen näherkommen wollen.
Mir ist klar geworden: Meine Bündnisse ehre ich dadurch, dass ich eine innige Beziehung zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus entwickle. Selbst wenn wir eine schwere Sünde begehen, verlieren unsere Bündnisse, sofern wir umkehren, doch nicht für immer ihre Gültigkeit. Unser Vater im Himmel und unser Erretter ermuntern uns, die Ausbesserungsarbeiten anzugehen. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Es ist gar nicht möglich, dass ein Mensch so tief sinkt, dass die Lichtstrahlen des unbegrenzten Sühnopfers Christi ihn nicht zu erreichen vermögen.“9
Angesichts einer Welt, in der wir starkem Konkurrenzdenken ausgesetzt sind, bin ich dankbar für die Bündnisse, die mir meinen grenzenlosen Wert in Erinnerung rufen. Angesichts einer Welt voller komplexer Beziehungen bin ich dankbar, dass mir die Bündnisse im Umgang mit meinen Mitmenschen Orientierung geben. Angesichts einer Welt voller Schwierigkeiten bin ich dankbar für meinen Vater im Himmel und meinen Erretter, die mir helfen, wieder sicher nach Hause zu finden.