Die Kraft des Wortes
Den Worten der Propheten aus alter und heutiger Zeit wohnt gerade deshalb so viel Kraft inne, weil ihre Worte die Worte des Herrn sind
Im Buch Mormon lesen wir in einem Vers, den viele sehr schätzen, von einem wichtigen Entschluss des Propheten Alma. Bevor wir die uns vertrauten Worte lesen, möchte ich Ihnen gern die schwierigen Umstände in Erinnerung rufen, unter denen Alma diesen Entschluss fasste.
Eine Gruppe, die sich selbst Zoramiten nannte, hatte sich von den Nephiten abgespalten1 und im Grenzgebiet der Lamaniten gesammelt.2 Wenige Jahre zuvor hatten die Nephiten die Lamaniten in einer beispiellosen Schlacht geschlagen, in der Zehntausende getötet wurden,3 und „nun fürchteten die Nephiten sehr, die Zoramiten könnten mit den Lamaniten eine Verbindung eingehen, und dies könnte dann die Ursache für großen Verlust auf Seiten der Nephiten sein.“4 Abgesehen davon, dass ein Krieg drohte, hatte Alma auch erfahren, dass die Zoramiten, denen ja „das Wort Gottes gepredigt worden“5 war, sich jetzt dem Götzendienst zuwandten und „die Wege des Herrn verkehrten“6. All dies bedrückte Alma sehr und war „die Ursache großen Kummers“7.
In dieser vielschichtigen, schwierigen Situation überlegte Alma, was zu tun sei. Im Hinblick auf seinen Entschluss lesen wir Worte, die bewahrt wurden, damit wir, die wir uns ja in den vielschichtigen, schwierigen Umständen unserer Zeit8 zurechtfinden müssen, Erleuchtung und Anleitung erhalten.
„Und nun, da das Predigen des Wortes sehr dazu führte, dass das Volk das tat, was gerecht war – ja, es hatte eine mächtigere Wirkung auf den Sinn des Volkes gehabt als das Schwert oder sonst etwas, was ihm zugestoßen war –, darum dachte Alma, es sei ratsam, dass sie die Kraft des Gotteswortes erprobten.“9
Unter den vielen Lösungen, die möglich gewesen wären, brachte Almas Glaube sie dazu, sich auf die Wirkmacht des Wortes zu verlassen. Es ist kein Zufall, dass eine der machtvollsten Predigten, die wir in den heiligen Schriften finden, unmittelbar nach Almas Entschluss gehalten wurde. Im Buch Alma, Kapitel 32 und 33, lesen wir seine meisterhafte Rede über Glauben an den Herrn Jesus Christus, und in Kapitel 34 finden wir Amuleks wegweisende Lehren zum Sühnopfer Jesu Christi.
Beispiele zur Kraft des Wortes
Tatsächlich finden wir in den gesamten heiligen Schriften Beispiele für wunderbare Segnungen, die auf diejenigen herabkommen, die sich dazu entschließen, die Kraft des Gotteswortes in ihrem Leben zu erproben.10 Lassen Sie uns gemeinsam drei Beispiele betrachten, und zwar aus dem Buch Mormon, einem Buch, das Präsident Russell M. Nelson als unseren „Überlebensratgeber für die Letzten Tage“11 bezeichnet hat.
1.) Alma erinnerte sein Volk daran, inwiefern der Herr ihre Väter befreit hatte. Er sagte: „Siehe, er veränderte ihnen das Herz; ja, er erweckte sie aus einem tiefen Schlaf, und sie sind für Gott erwacht. Siehe, sie waren inmitten von Finsternis; doch wurde ihnen die Seele durch das Licht des immerwährenden Wortes erleuchtet.“12 Vielleicht kommt es Ihnen so vor, als wären Sie inmitten von Finsternis. Sehnt sich Ihre Seele nach Erleuchtung? Wenn dem so ist, dann erproben Sie die Kraft des Gotteswortes.
2.) Ammon, der über die Bekehrung der Lamaniten zum Herrn nachdachte, die er als Missionar miterlebt hatte, sprach: „Siehe, wie viel Tausende unserer Brüder hat er aus der Pein der Hölle gelöst, und sie sind dazu gebracht worden, erlösende Liebe zu singen, und dies wegen der Macht seines Wortes, die in uns ist.“13 Brüder und Schwestern, es gibt unter uns so viele, die sich danach sehnen, dass ein geliebter Mensch dazu gebracht wird, erlösende Liebe zu singen. Lassen Sie uns bei all unseren Bemühungen daran denken, die Kraft des Gotteswortes zu erproben, die in uns ist.
3.) Im Buch Helaman lesen wir: „Ja, wir sehen, dass ein jeder, der es will, das Wort Gottes ergreifen kann, welches lebendig und machtvoll ist und welches all die Schlauheit und die Schlingen und die Tücken des Teufels zerteilen und den Christenmenschen auf einer engen und schmalen Bahn über jenen immerwährenden Abgrund des Elends hinwegführen wird … und bringt seine Seele … zur rechten Hand Gottes ins Himmelreich.“14 Setzen Sie alles daran, all die Schlauheit und die Schlingen und die Tücken des Teufels, mit denen die Philosophien unserer Zeit nur so gespickt sind, durchzuschneiden? Möchten Sie die Wolken der Verwirrung, die durch eine Flut an Informationen hervorgerufen werden, gern vertreiben, um sich gezielter auf den Weg der Bündnisse besinnen zu können? Bitte erproben Sie die Kraft des Gotteswortes.
Ich, der ich selbst dank der Macht des Wortes verändert wurde, bezeuge persönlich, dass es wahr ist, was unser geschätzter Prophet, Präsident Russell M. Nelson, so schön zum Ausdruck gebracht hat: „Für mich zeigt sich die Macht des Buches Mormon am augenscheinlichsten in der mächtigen Wandlung, die jene erleben, die es ‚mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz … und Glauben an Christus‘ lesen. Viele Bekehrte geben viel von dem auf, was ihnen einst teuer war, um die Grundsätze in diesem Buch zu befolgen. … Es wird Ihr wirksamstes Werkzeug sein, um Seelen zu Jesus, dem Messias, zu bringen.“15
Die Quelle der Kraft
Aus den genannten und anderen Beispielen erkennen wir, dass sich die Kraft des Gotteswortes im Leben seiner Kinder zeigt. Vielleicht fragen wir uns: Was ist denn die Quelle dieser Kraft oder Macht?
Wenn wir über diese Frage nachdenken, müssen wir uns vor Augen halten, dass der Begriff „das Wort“ so, wie er in den heiligen Schriften verwendet wird, über mindestens zwei Bedeutungen verfügt. Elder David A. Bednar hat vor nicht allzu langer Zeit erklärt: „Einer der Namen für Jesus Christus [ist] ‚Das Wort.‘“ Und weiter: „Die Lehren des Erretters, wie sie in den heiligen Schriften niedergeschrieben sind, [sind auch] ‚das Wort.‘“16
Der Prophet Nephi hat die Beziehung zwischen diesen zwei Bedeutungen gut veranschaulicht, als er schrieb: „Hört auf diese Worte und glaubt an Christus; und wenn ihr nicht diesen Worten glaubt, so glaubt an Christus. Und wenn ihr an Christus glaubt, so werdet ihr an diese Worte glauben, denn es sind die Worte von Christus, und er hat sie mir gegeben.“17 Dem entnehmen wir, dass den Worten der Propheten aus alter und heutiger Zeit gerade deshalb so viel Kraft innewohnt, weil ihre Worte die Worte des Herrn sind.18 Meine lieben Freunde, diese ewige Wahrheit anzunehmen, ist für unser geistiges Überleben in den Letzten Tagen unerlässlich,19 wenn nämlich, wie vorhergesagt, Hunger im Land herrscht, „nicht Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des Herrn zu hören“20.
Schlussendlich ist die Kraft des Gotteswortes der Herr Jesus Christus selbst.21 Wenn wir dies noch besser begreifen, können wir eine Verbindung von ewiger Bedeutung zwischen der Aufgabe seiner Propheten und dem Erlöser selbst ziehen. Unsere Liebe zu ihm, unser Wunsch, ihm näherzukommen und in seiner Liebe zu bleiben,22 motiviert uns dann dazu, die Kraft des Wortes in unserem Leben zu erproben – sowohl die Kraft, die von ihm als unserem persönlichen Erretter und Erlöser ausgeht,23 als auch die Kraft, die von ihm durch die Worte der erwählten Gefäße des Herrn24 ausgeht. Wir erkennen dann: So hilfreich andere Quellen sein mögen, wenn wir uns mit dem Erretter und den Worten seiner Propheten beschäftigen, so dürfen sie beides doch nie ersetzen. Wir müssen oft und viel25 direkt aus der Quelle trinken.26
Ich möchte meine Liebe zu jedem Einzelnen von Ihnen zum Ausdruck bringen, liebe Brüder und Schwestern. In dieser Liebe bitte ich Sie eindringlich, die Kraft des Gotteswortes zu erfahren, insbesondere durch das Buch Mormon, und zwar an jedem Tag Ihres Lebens. Wenn Sie dies tun, werden Sie diese prophetische Verheißung Präsident Russell M. Nelsons erleben: „Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie sich jeden Tag gebeterfüllt mit dem Buch Mormon befassen, werden Sie bessere Entscheidungen treffen – und das jeden Tag. Ich verheiße: Wenn Sie über das, was Sie lesen, nachdenken, werden sich die Schleusen des Himmels öffnen und Sie werden Antworten auf Ihre Fragen und Führung für Ihr Leben erhalten. Ich verheiße: Wenn Sie sich täglich ins Buch Mormon vertiefen, können Sie gegen die Übel unserer Zeit gefeit sein.“27
Ich bezeuge, dass der Vater im Himmel uns das Wort gegeben hat, weil er uns vollkommen liebt und möchte, dass jeder von uns nach Hause zurückkehrt, um für immer bei ihm zu leben. Ich lege Zeugnis ab für „das Wort[, das] Fleisch geworden [ist]“28, ja, für Jesus, den Messias, und seine Macht, uns zu erretten und zu erlösen. Ich weiß, dass seine Kraft durch die Worte seiner Propheten aus alter und heutiger Zeit strömt.
Ich bete von Herzen, dass wir die Weisheit und Sanftmut besitzen, uns am Wort Gottes festzuhalten29 und auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben, der zu Erhöhung und ewigem Leben führt.30 Mögen wir immer wieder die mächtige Wandlung erleben, die jeder von uns durch die Kraft des Wortes erhalten kann.31 Im Namen Jesu Christi. Amen.