2 Thessalonicher 2
Der Abfall vom Glauben
Was wäre an deinem Leben anders, wenn du nicht die Fülle des Evangeliums Jesu Christi kennen würdest? Paulus erklärte den Heiligen in Thessalonich, die Schlechtigkeit der Menschen werde schließlich in einem Abfall vom Evangelium münden (siehe 2 Thessalonicher 2:1-7). In dieser Lektion erfährst du, wie sich der Abfall vom Glauben in der Kirche zur Zeit des Neuen Testaments zugetragen hat und weshalb die Kirche des Erretters in den Letzten Tagen wiederhergestellt werden musste.
Vorschläge für Lernaktivitäten
Der Abfall vom Glauben
Stell dir vor, du bist als Missionar den ersten Tag auf Mission. Du musst jemandem den Abfall vom Glauben erklären.
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Wie würdest du dabei vorgehen?
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Wieso ist das nicht so einfach?
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Warum ist es wohl wichtig, dass man den Abfall vom Glauben versteht?
Schreib in dein Studientagebuch Fragen, die du zum Abfall vom Glauben hast, oder Fragen, die ein Freund der Kirche dazu stellen könnte. Bemüh dich beim Lesen um Hilfe vom Vater im Himmel, um auf diese Fragen Antworten zu finden.
Paulus prophezeit den Abfall der Kirche
Die Heiligen der Thessalonich hatten viele Fragen zum Zweiten Kommen Jesu Christi und dachten, es könne sich sehr bald ereignen. Paulus ging in seinem Brief auf ihre Bedenken ein und erklärte, dass erst etwas anderes eintreten müsse, bevor Christus wiederkehrt.
Lies 2 Thessalonicher 2:1-3 und achte darauf, was Paulus zufolge vor dem Zweiten Kommen Christi geschehen muss.
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Was sollte Paulus zufolge vor dem Zweiten Kommen geschehen?
Dieser „Abfall von Gott“, von dem Paulus hier schreibt, war jener Abfall vom Glauben, der sich nach dem Tod der Apostel Jesu Christi zugetragen hat. Dieser allgemeine Abfall vom Glauben unterscheidet sich vom persönlichen Abfall eines Einzelnen, wenn sich also jemand auflehnt oder sich von der Wahrheit abwendet (siehe Schriftenführer, Stichwort „Abfall vom Glauben“ , scriptures.ChurchofJesusChrist.org).
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Inwiefern beweisen die Worte des Paulus, dass Gott sich um die Heiligen in Thessalonich gekümmert hat und um sie besorgt war?
Diesen Versen können wir unter anderem diese Wahrheit entnehmen: In alter Zeit wurde prophezeit, dass vor dem Zweiten Kommen Jesu Christi ein Abfall von seiner Kirche stattfindet.
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Warum ist es wichtig, dies zu wissen und zu verstehen?
Präsident M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, aus welchem Grund es zu Zeiten des Abfalls vom Glauben kommt.
Unser himmlischer Vater liebt alle seine Kinder und möchte, dass alle die Segnungen des Evangeliums bekommen. Geistiges Licht geht nicht etwa verloren, weil Gott sich von seinen Kindern abwendet. Geistige Finsternis tritt vielmehr dann ein, wenn seine Kinder ihm gemeinschaftlich den Rücken zukehren. Sie ist eine natürliche Folge von falschen Entscheidungen, die der Einzelne, eine Gemeinschaft, ein Land oder eine ganze Zivilisation treffen.
(M. Russell Ballard, „Aus der Vergangenheit lernen“, Liahona, Mai 2009, Seite 32)
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Was spricht dich an dieser Aussage besonders an? Warum?
Da der Vater im Himmel alles weiß (siehe 2 Nephi 9:20), überraschte ihn dieser Abfall vom Glauben keineswegs. Er liebt alle seine Kinder (siehe Johannes 3:16), also hat er einen Weg bereitet, wie dieser Abfall vom Glauben durch die Wiederherstellung der Kirche und des Evangeliums Jesu Christi überwunden werden kann (siehe Apostelgeschichte 3:19-21 ; Epheser 1:10).
Dein Verständnis vom Abfall vom Glauben vertiefen
Anhand der folgenden Aufgabe lernst du besser verstehen, wie sich der Abfall vom Glauben zugetragen hat und warum die Kirche des Erretters in den Letzten Tagen wiederhergestellt werden musste.
Lies dir die folgenden Schriftstellen und die Aussage von Präsident Russell M. Nelson aufmerksam durch und beantworte dann die nachstehenden Fragen.
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1 Nephi 13:24-28 : Nephi sieht in einer Vision, was mit wichtigen Evangeliumswahrheiten in der Bibel geschehen würde.
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Amos 8:11,12 : Amos prophezeit eine bevorstehende geistige Hungersnot.
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Apostelgeschichte 20:29,30 : Paulus warnt davor, dass die Mitglieder der Kirche des Erretters in die Irre geführt werden, weg vom Evangelium.
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Präsident Russell M. Nelson hat erläutert:
Der lebendige Gott [ist] ein Gott der Liebe …! Ihm liegt daran, dass seine Kinder ihn und Jesus Christus, den er gesandt hat, kennenlernen! Und es liegt ihm daran, dass seine Kinder Unsterblichkeit und ewiges Leben erlangen!
In dieser herrlichen Absicht verkünden unsere Missionare die Wiederherstellung. Ihnen ist bewusst, dass der Herr vor etwa 2000 Jahren seine Kirche aufgerichtet hat. Nach seiner Kreuzigung und dem Tod seiner Apostel haben die Menschen an der Kirche und ihren Lehren Änderungen vorgenommen. Dann aber, nachdem Generationen in geistiger Finsternis lebten, stellten der Vater im Himmel und Jesus Christus, ganz wie es frühere Propheten vorhergesagt hatten, die Kirche samt ihren Lehren und ihrer Priestertumsvollmacht wieder her. Infolge dieser Wiederherstellung sind allen Menschen nun das Wissen um Errettung und Erhöhung und die dazu notwendigen heiligen Handlungen wieder zugänglich. Dank dieser Erhöhung ist es schließlich jedem von uns möglich, für immer mit seiner Familie in der Gegenwart Gottes und Jesu Christi zu leben!
(Russell M. Nelson, „Springen Sie auf die Welle auf“, Liahona, Mai 2013, Seite 46)
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Was erfährst du daraus über den Abfall vom Glauben?
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Was lernst du durch diese Lehren über den Vater im Himmel und Jesus Christus?
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Weshalb war die Wiederherstellung also notwendig?
Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat Fragen gestellt, die er und seine Frau vielleicht gehabt hätten, wenn sie zur Zeit des Abfalls vom Glauben gelebt hätten: „Was fehlt da? Was hätten wir gerne? Was erhoffen wir uns von Gott als Antwort auf unser geistiges Sehnen?“ („Der vollkommene Glanz der Hoffnung“, Liahona, Mai 2020, Seite 81.) Denk über ähnliche Gedanken und Gefühle nach, die du vielleicht gehabt hättest, wenn du damals gelebt hättest.
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Was wäre an deinem Leben anders, wenn du nicht die Fülle des Evangeliums Jesu Christi kennen würdest?
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Wofür bist du am dankbarsten, wenn du an die wiederhergestellte Kirche des Erretters denkst? Warum?
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Was sollst du wohl durch diese Lektion verstehen, verspüren oder tun? Welche Eindrücke hast du dazu?
Kommentar und Hintergrundinformationen
War den Christen, die vor der Wiederherstellung gelebt haben, der Abfall vom Glauben bewusst?
Der Reformator Martin Luther (1483–1546) hat gesagt:
Mein einzig Begehren ist eine Reform der Kirche, sodass sie der Heiligen Schrift entspricht. … Ich sage bloß, dass es das Christentum unter denen, die es eigentlich hätten bewahren sollen, nicht mehr gibt.
(In: E. G. Schwiebert, Luther and His Times: The Reformation from a New Perspective, 1950, Seite 509)
Roger Williams (1603–1683), ein früher christlicher Führer in Amerika, hat erklärt:
Der Abfall vom Glauben … hat soweit alles verdorben, sodass es von diesem Abfall erst ein Zurück gibt, wenn Christus neue Apostel schickt und die Kirchen neu aufrichtet.
(In: Philip Schaff, The Creeds of Christendom, 3 Bände, 1877, 1:851)
Der niederländische Philosoph Erasmus (1466–1536) hat festgestellt:
Alles ist jetzt so verflochten mit diesen Fragen [zur Lehre] und zu Erlässen, dass wir nicht einmal zu hoffen wagen, die Welt ins wahre Christentum zurückzurufen.
(The Praise of Folly, übersetzt von Clarence H. Miller, 2. Auflage, 2003, Seite 155f.)
Hat es nur einen Abfall vom Glauben gegeben?
Im Laufe der Zeit hat es viele Evangeliumszeiten gegeben, die in einem Abfall vom Glauben mündeten. In seiner Barmherzigkeit stellte der Herr dann jedes Mal sein Evangelium auf Erden wieder her, indem er Propheten berief. Mehr darüber erfährst du in dem Video „Dispensations: The Pattern of Apostasy and Restoration“ (6:52; in englischer Sprache) auf ChurchofJesusChrist.org.
Wie sehen wir gute Menschen anderer Glaubensrichtungen?
Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt:
Wir glauben, dass die meisten religiösen Führer und deren Anhänger aufrichtig und gläubig sind, Gott lieben und ihn so kennen und ihm so gut dienen, wie es ihnen möglich ist. Wir stehen in der Schuld der Männer und Frauen, die durch die Jahrhunderte hindurch bis heute das Licht des Glaubens und des Lernens lebendig erhalten haben. Wir müssen nur das geringere Licht, das es unter den Völkern gibt, die mit den Namen Gottes und Jesu Christi nicht vertraut sind, anschauen, um den großen Beitrag zu erkennen, den christliche Lehrer in allen Zeitaltern geleistet haben. Wir ehren sie als Diener Gottes.
(Dallin H. Oaks, „Apostasy and Restoration“, Ensign, Mai 1995, Seite 85)