Johannes 8
Die Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, wird zu Christus gebracht
Als Jesus im Tempel lehrte, brachten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau zu ihm, die Ehebruch begangen hatte. Sie fragten ihn, ob sie gemäß dem Gesetz des Mose gesteinigt werden solle (siehe Levitikus 20:10). Anhand der Antwort, die Jesus ihnen und der Frau gab, erhältst du einen guten Eindruck von Jesu Charakter und du kannst die Macht seiner Barmherzigkeit spüren.
Vorschläge für Lernaktivitäten
Eigenschaften Jesu Christi
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Wann war schon einmal jemand nett zu dir, obwohl du den Eindruck hattest, es nicht verdient zu haben?
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Wie hat sich das auf dich ausgewirkt?
Jesus zeigte tief empfundene Güte gegenüber der Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Das berührte sie zutiefst.Lies Johannes 8:1-5 und achte darauf, warum diese Situation solch ein schwieriges Dilemma darstellte.
Als die Schriftgelehrten und die Pharisäer die Frau zu Jesus brachten und fragten, ob sie gesteinigt werden solle, brachten sie ihn absichtlich in eine schwierige Situation (siehe Johannes 8:6). Wenn Jesus gesagt hätte, die Frau solle nicht gesteinigt werden, hätte man ihm vorgeworfen, er würde das Gesetz des Mose nicht befolgen (siehe Exodus 20:14). Hätte er die Steinigung hingegen befürwortet, hätte er entgegen der Meinung des Volkes gehandelt und gegen römisches Recht verstoßen. Er hätte der Frau auch keine Barmherzigkeit entgegengebracht, was Jesus während seines Wirkens doch immer wieder tat (siehe New Testament Student Manual ChurchofJesusChrist.org).
Wenn du dich damit befasst, wie der Erretter in dieser schwierigen Situation reagiert hat, kannst du einige Eigenschaften herausarbeiten, die dir den Charakter des Erretters besser veranschaulichen. Auf die Eigenschaften des Erretters zu achten, ist eine Fertigkeit für das Schriftstudium, die du stets nutzen kannst, wenn du dich mit dem Neuen Testament befasst. Wenn du diese Eigenschaften verstehst, kann das deinen Wunsch stärken, Christus näherzukommen.
Lies Johannes 8:6-11 und achte auf Eigenschaften Jesu Christi, die wir aus seinem Umgang mit den Anklägern und mit der Frau erschließen können.
Du könntest das Video „Geh und sündige nicht mehr“ (3:21) anschauen, das auf ChurchofJesusChrist.org verfügbar ist. Denk doch einmal über folgende Fragen nach, während du das Video anschaust:
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Welche Eigenschaften des Erretters wurden im Umgang mit den Männern, die die Frau anklagten, deutlich?
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Welche Eigenschaften des Erretters wurden dadurch deutlich, wie er die Frau behandelte?
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Welche Formulierungen in der Schriftstelle verdeutlichen diese Eigenschaften?
Du kannst in Johannes 8:6-11 Formulierungen markieren, aus denen diese Eigenschaften deutlich werden. Beachte, dass der Erretter dieser Frau zu diesem Zeitpunkt keine Vergebung ihrer Sünden schenkte, sondern sie aufforderte: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ ( Johannes 8:11 .)
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Welche dieser Eigenschaften würdest du gerne weiter entwickeln? Warum?
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Wie kannst du zulassen, dass der Erretter dir hilft, diese Eigenschaften in deinem Leben zu stärken?
Die Barmherzigkeit des Erretters ist uns ein Ansporn, uns zu ändern
Eine der göttlichen Eigenschaften Jesu Christi ist Barmherzigkeit. „Barmherzigkeit bedeutet, dass ein Mensch mit mehr Mitgefühl behandelt wird, als er verdient hat.“ (Evangeliumsthemen, „Barmherzigkeit“, ChurchofJesusChrist.org.)
Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat folgende Einblicke in die mitfühlende Barmherzigkeit des Erretters gegeben und dazu, welche Auswirkungen dies auf die Frau hatte:
Gewiss hat der Erretter Ehebruch nicht geduldet. Und doch hat er die Frau nicht verurteilt. Er forderte sie auf, ihr Leben umzugestalten. Sie wollte sich ändern – dank seines Mitgefühls und seiner Gnade. In der Joseph-Smith-Übersetzung der Bibel wird bestätigt, dass sie ihm daraufhin nachfolgte: „Und die Frau verherrlichte Gott von der Zeit an und glaubte an seinen Namen.“ [Joseph-Smith-Übersetzung von Johannes 8:11.]
(Dale G. Renlund, „Unser guter Hirt“, Liahona, Mai 2017, Seite 30)
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Wie wirkte sich die Barmherzigkeit des Erretters auf die Frau aus?
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Warum kann seine Barmherzigkeit wohl eine derartige Wirkung haben?
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Inwiefern beeinflusst die Erkenntnis, dass der Vater im Himmel und Jesus Christus gern barmherzig sind, was du für sie empfindest?
Auch wenn der Erretter Sünde nicht billigt, ist er bereit, zu vergeben. Er möchte dich anspornen, umzukehren und dich weiter zu verbessern.
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Was hast du heute über den Erretter erfahren, was dich veranlasst, umzukehren und weiterhin zu versuchen, wie er zu werden?
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Was sollst du dem Erretter zufolge wohl tun oder ändern, damit du mehr wie er wirst?
Kommentar und Hintergrundinformationen
Welche Segnungen verdanken wir der Barmherzigkeit des Erretters?
Elder Lynn G. Robbins von den Siebzigern hat darüber gesprochen, dass der Erretter möchte, dass wir, wenn wir Fehler machen, weiterhin versuchen, uns zu verbessern:
Wir sind schon dankbar, wenn wir nach einem Fehler – wenn also unser Intellekt versagt hat – eine zweite Chance erhalten, aber wir alle sind doch voller Staunen über die Gnade des Erretters, der uns zweite Chancen gibt, Sünden zu überwinden – wenn also unser Herz versagt hat.
Niemand ist mehr auf unserer Seite als der Erretter. … Wie er zu werden, erfordert unzählige zweite Chancen in unserem täglichen Kampf mit dem natürlichen Menschen: Wir müssen unsere Leidenschaften zügeln, Geduld und Vergebungsbereitschaft entwickeln, Trägheit überwinden und Unterlassungssünden vermeiden, um nur ein paar Beispiele zu nennen. …
Ich bin auf ewig dankbar für die liebevolle Güte, die Geduld und den Langmut himmlischer Eltern und des Erretters, die uns auf unserer Reise zurück in ihre Gegenwart unzählige zweite Chancen gewähren.
(Lynn G. Robbins, „Bis zu siebzigmal siebenmal“, Liahona, Mai 2018, Seite 22f.)
Wie kann ich barmherziger werden, so wie der Erretter?
Präsident Dieter F. Uchtdorf, damals in der Ersten Präsidentschaft, hat gesagt:
In einer Welt, wo Anschuldigungen und Unfreundlichkeit vorherrschen, ist es leicht, Steine zu sammeln und zu werfen. Aber denken wir doch an die Worte unseres Meisters und Vorbilds, ehe wir so handeln: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein.“ [Johannes 8:7.]
Brüder und Schwestern, legen wir doch unsere Steine wieder hin.
Seien wir freundlich.
Vergeben wir.
Sprechen wir friedlich miteinander.
Lassen wir zu, dass die Liebe Gottes unser Herz erfüllt.
Tun wir allen Menschen Gutes [siehe Galater 6:10].
(Dieter F. Uchtdorf, „Die Barmherzigen finden Erbarmen“, Liahona, Mai 2012, Seite 76)
Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:
Wer wie Christus sein will, liebt Güte. Menschen, die Güte lieben, verurteilen andere nicht; sie zeigen Mitgefühl, insbesondere denjenigen, denen es weniger gut geht. Sie sind gutherzig, freundlich und ehrenhaft. Sie behandeln jeden mit liebevollem Verständnis, ungeachtet der Hautfarbe, Religion, sexuellen Orientierung, des Geschlechts, des gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Standes und ungeachtet aller Unterschiede zwischen Stämmen, Sippen und Nationen. Dies alles verblasst durch christliche Liebe.
(Dale G. Renlund, „Recht tun, Güte lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit Gott“, Liahona, November 2020, Seite 111)
Wie hat der Erretter Barmherzigkeit gezeigt, ohne unrechtschaffenes Verhalten zu billigen?
Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft hat gesagt:
Der Herr hat die Sünde der Frau mitnichten gerechtfertigt. Er hat ihr lediglich gesagt, dass er sie nicht verurteilt – dass er zum damaligen Zeitpunkt also nicht seinen endgültigen Urteilsspruch über sie fällt. … Er gewährte der Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war, Zeit, damit sie umkehren konnte – Zeit, die ihr diejenigen verwehrt hätten, die sie steinigen wollten.
(Dallin H. Oaks, „,Judge Not‘ and Judging“, Ensign, August 1999, Seite 8)