Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 10: Die heiligen Schriften – das lohnendste Studium von allen


Kapitel 10

Die heiligen Schriften – das lohnendste Studium von allen

Möge jeder von uns durch regelmäßiges Studium der heiligen Schriften dem Vater im Himmel und seinem geliebten Sohn näherkommen.

Aus dem Leben von Howard W. Hunter

Präsident Howard W. Hunter lagen die heiligen Schriften sehr am Herzen und er befasste sich eingehend mit ihnen. Dies spiegelte sich auch in seinen Lehren wider, denn sie enthielten viele Geschichten und Auszüge aus den Standardwerken. Wenn er einen Evangeliumsgrundsatz lehrte – besonders bei der Generalkonferenz –, wählte er sich oft mindestens eine aufschlussreiche Geschichte aus den heiligen Schriften aus und leitete Anwendungsmöglichkeiten daraus ab.

Als er beispielsweise darüber sprach, wie man sich Gott gegenüber verpflichtet, erzählte er die Geschichten von Josua, Schadrach, Meschach und Abed-Nego und von anderen aus dem Alten Testament, die sich auf ähnliche Weise verpflichtet hatten (siehe Kapitel 19). Als er über das Dienen sprach, verwendete er Beispiele aus dem Buch Mormon, um zu veranschaulichen, dass Menschen, denen weniger Beachtung geschenkt wird, „nicht weniger nützlich“ sind als diejenigen, deren Dienst leichter zu erkennen ist (siehe Kapitel 23). Als er darüber sprach, wie man in unruhigen Zeiten inneren Frieden haben kann, verwendete er erneut längere Passagen aus den heiligen Schriften, darunter auch die Geschichte, in der Petrus auf dem Wasser geht (siehe Kapitel 2). Als er über das Abendmahl sprach, stellte er einen Zusammenhang zu den Kindern Israel und dem Paschafest her, indem er ihre Geschichte erzählte (siehe Kapitel 15).

Präsident Hunter wusste, wie wichtig die heiligen Schriften sind, wenn jemand ein Zeugnis von Jesus Christus erlangen will. Deshalb lehrte er oftmals aus den Berichten in den heiligen Schriften, in denen es um das geistliche Wirken des Erretters, seine Kreuzigung und Auferstehung geht. Er sagte:

„Ich bin dankbar für den Fundus an heiligen Schriften, aus denen wir durch eifriges Studium mehr Erkenntnis über Jesus Christus erlangen können. Ich bin dankbar, dass der Herr zusätzlich zum Alten und Neuen Testament durch Propheten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage weitere heilige Schriften als zusätzliche Zeugen für Christus offenbart hat – das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle. Sie alle sind das Wort Gottes, das weiß ich. Sie bezeugen, dass Jesus der Messias ist, der Sohn des lebendigen Gottes.“1

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Wir hoffen, dass Sie täglich allein und als Familie in den heiligen Schriften lesen und sie studieren.

Lehren von Howard W. Hunter

1

Das Schriftstudium ist das lohnendste Studium, dem wir uns widmen können

Im Zentrum aller Wahrheit steht das Zeugnis, dass Jesus von Nazaret der Messias ist, der große Jehova, der Erretter der Welt und der einziggezeugte Sohn des lebendigen Gottes. Dies ist die Botschaft der heiligen Schriften. Durch jedes dieser heiligen Bücher zieht sich der Aufruf, an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn Jesus Christus zu glauben; und vom ersten bis zum letzten Buch dieser heiligen Schriften enthalten sie alle den Aufruf, den Willen Gottes zu tun und seine Gebote zu halten.2

Wenn wir den Rat unserer Führer befolgen und in den heiligen Schriften lesen und sie studieren, werden wir Nutzen davon haben und auf vielerlei Weise dafür gesegnet. Dies ist das lohnendste Studium, dem wir uns widmen können. …

In den heiligen Schriften ist auch niedergelegt, wie Gott sich den Menschen offenbart hat und wie er durch Offenbarungen zu ihnen spricht. Womit könnte man seine Zeit nützlicher verbringen als damit, aus der Sammlung der heiligen Schriften die Literatur zu lesen, die uns lehrt, Gott zu erkennen und unsere Beziehung zu ihm zu begreifen? Wer viel zu tun hat, für den ist Zeit immer kostbar. Sie verliert an Wert, wenn man Stunden dafür vergeudet, etwas zu lesen oder sich etwas anzuschauen, was wertlos und nichtig ist.3

Wir hoffen, dass Sie täglich allein und als Familie in den heiligen Schriften lesen und sie studieren. Wir sollten dieses Gebot des Herrn nicht auf die leichte Schulter nehmen: „Erforscht die Schriften, … gerade sie legen Zeugnis über mich ab.“ (Johannes 5:39.) Wir laden den Geist in unser Zuhause und unser Leben ein, wenn wir das offenbarte Wort lesen.4

In unserer Kirche soll jede Frau und jeder Mann die heiligen Schriften gründlich kennen, Querverweise anbringen und Schriftstellen markieren, einen Unterricht oder eine Ansprache anhand des Stichwortverzeichnisses zusammenstellen können und sich im Kartenteil, im Schriftenführer und den anderen Hilfsmitteln, die in diesen wunderbaren Büchern enthalten sind, auskennen. Es gibt darin so vieles, was wir nicht auf Anhieb beherrschen können. Das Feld der heiligen Schriften ist bereits „weiß, zur Ernte bereit“ [LuB 4:4]. …

Weder in dieser Evangeliumszeit noch in einer vorherigen Evangeliumszeit waren die heiligen Schriften ‒ das beständige und erleuchtende Wort Gottes ‒ so einfach zugänglich und so hilfreich strukturiert, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, die darin forschen, sie nutzen können. Das geschriebene Wort Gottes wird dem Laien jetzt in so gut lesbarer Form und so einfach zugänglich gemacht wie noch niemals zuvor in der Weltgeschichte. Wir werden zweifellos zur Rechenschaft gezogen, wenn wir die heiligen Schriften nicht lesen.5

2

Wenn wir die heiligen Schriften studieren, fällt es uns leichter, den Willen Gottes in Erfahrung zu bringen und ihm zu gehorchen

Damit wir dem Gesetz des Evangeliums und den Lehren Jesu Christi gehorchen können, müssen wir das Gesetz zunächst verstehen und den Willen des Herrn herausfinden. Am besten schaffen wir das, indem wir in den heiligen Schriften und den Worten der Propheten forschen und sie studieren. Auf diese Weise machen wir uns mit dem vertraut, was Gott dem Menschen offenbart hat.

In einem Glaubensartikel heißt es: „Wir glauben alles, was Gott offenbart hat, und alles, was er jetzt offenbart; und wir glauben, dass er noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird, was das Reich Gottes betrifft.“ (9. Glaubensartikel.)

Gottes Wille wurde in den heiligen Schriften offenbart. Aus diesem Grund wurde uns auch geboten, darin zu lesen, um die Wahrheit zu finden. Der Herr hat Oliver Cowdery auch erklärt, wie man diese Wahrheiten herausfindet. Er sagte: „Und … nun gebe ich dir das Gebot, dich auf das zu verlassen, was geschrieben ist; denn darin ist alles niedergeschrieben, was die Grundlage meiner Kirche, meines Evangeliums und meines Felsens betrifft.“ (LuB 18:3,4.)

Paulus schrieb seinem guten Freund Timotheus einen Brief, in dem er ihn dazu ermahnt, in den heiligen Schriften zu lesen. Es heißt darin: „Denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Jesus Christus gerettet wirst.“ Dann fügte er hinzu: „Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“ (2 Timotheus 3:15,16.) …

Die Führer der Kirche haben sehr betont, wie wichtig es ist, die heiligen Schriften und die Worte der Propheten – aus alter und aus neuer Zeit – zu lesen. Väter und Mütter sind angehalten, die heiligen Schriften zu lesen, damit sie ihre Kinder richtig unterweisen können. Unsere Kinder lesen in den heiligen Schriften, weil ihre Eltern ihnen darin ein Vorbild waren. Wir lesen beim Familienabend in den heiligen Schriften, und einige Familien lesen zu früher Morgenstunde gemeinsam darin. … Auf diese Weise lernen wir, den Willen des Herrn zu verstehen, damit wir gehorsam sein können.6

Bedenken Sie die in den heiligen Schriften vorgegebene Reihenfolge. Zunächst schenkt man dem Wort Gottes Beachtung und erst dann tritt die Verheißung in Kraft, dass wir in seine Gegenwart eingehen können:

„Und nun gebe ich euch das Gebot, … den Worten des ewigen Lebens eifrig Beachtung zu schenken.

Denn ihr sollt von jedem Wort leben, das aus dem Mund Gottes hervorkommt.

Denn das Wort des Herrn ist Wahrheit, und was auch immer Wahrheit ist, das ist Licht, und was auch immer Licht ist, das ist Geist, ja, der Geist Jesu Christi. …

Und jeder, der auf die Stimme des Geistes hört, kommt hin zu Gott, nämlich dem Vater.“ (LuB 84:43-45,47.)

Dies ist eine wunderbare Reise, die beim Wort Gottes ihren Ausgang nimmt und in der Erhöhung vollendet wird. „Denn siehe, die Worte von Christus werden euch alles sagen, was ihr tun sollt.“ (2 Nephi 32:3.)7

Ich lege Ihnen die Offenbarungen Gottes als den Maßstab ans Herz, an dem wir unser Leben ausrichten und an dem wir jede Entscheidung und jede Tat messen müssen. Wenn Sie also Sorgen haben und vor Herausforderungen stehen, dann stellen Sie sich ihnen, indem Sie sich den heiligen Schriften und den Propheten zuwenden.8

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Das Schriftstudium ist das lohnendste Studium, dem wir uns widmen können.

3

Um die heiligen Schriften zu verstehen, muss man konzentriert, beständig und gebeterfüllt darin studieren

Wir möchten jeden von Ihnen auffordern, gründlich darüber nachzudenken, wie viel Zeit Sie derzeit damit verbringen, gebeterfüllt über die heiligen Schriften nachzusinnen.

Als einer der Diener des Herrn fordere ich Sie auf:

1. Lesen Sie für sich als Mitglied der Kirche täglich in den heiligen Schriften, denken Sie darüber nach und beten Sie darüber.

2. Lesen Sie regelmäßig als Familie in den heiligen Schriften. Wir loben diejenigen von Ihnen, die dies bereits tun, und fordern diejenigen unter Ihnen, die damit noch nicht angefangen haben, auf, sofort damit zu beginnen. …

Möge jeder von uns mit der festen Entschlossenheit voranschreiten, gebeterfüllter zu sein, sich noch mehr darum zu bemühen, vom Geist geführt zu werden, und sich unserem Vater im Himmel und seinem geliebten Sohn durch regelmäßiges Studium der heiligen Schriften zu nahen.9

Die Lesegewohnheiten sind sehr unterschiedlich. Es gibt schnelle und langsame Leser. Einige lesen nacheinander bloß kurze Abschnitte, und andere lesen ein Buch an einem Stück durch. Wer sich in die heiligen Schriften vertieft, stellt jedoch fest, dass es nicht ausreicht, sie nur zu überfliegen oder lediglich den Text zu lesen, wenn man sie verstehen will – man muss sie konzentriert studieren. Sicher ist, dass jemand, der sich täglich Zeit für das Schriftstudium nimmt, größeren Nutzen daraus zieht als jemand, der an einem Tag viel Zeit dafür aufwendet und dann mehrere Tage verstreichen lässt, bis er daran anknüpft. Wir sollten uns nicht nur jeden Tag eingehend mit den heiligen Schriften befassen, sondern eine Zeit festlegen, in der wir uns ungestört konzentrieren können.

Nichts eröffnet uns so sehr das Verständnis für die heiligen Schriften wie das Beten. Durch das Gebet können wir unseren Sinn darauf ausrichten, die Antworten zu erhalten, nach denen wir suchen. Der Herr hat gesagt: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Lukas 11:9.) Christus sichert uns hier zu, dass der Heilige Geist unser Verständnis lenken wird, wenn wir die Antwort wirklich gern haben wollen – und wenn wir bitten, suchen und anklopfen.

Viele Menschen stellen fest, dass die beste Zeit zum Studieren die frühen Morgenstunden sind, wenn der Geist nach der Nachtruhe frei von den vielen Sorgen ist, die das Denken behindern. Andere ziehen es vor, in den ruhigen Stunden nach der Arbeit zu lesen, wenn die Sorgen des Tages hinter ihnen liegen und sie sich davon gelöst haben. So beendet man den Tag mit dem Frieden und der Ruhe, die daraus resultieren, dass man sich in die heiligen Schriften vertieft.

Wichtiger als die Tageszeit ist vielleicht, dass man einen regelmäßigen Zeitpunkt für das Studium festlegt. Ideal wäre es, wenn man jeden Tag eine Stunde Zeit hätte. Wenn einem so viel Zeit aber nicht zur Verfügung steht, kann schon eine halbe Stunde am Tag Beachtliches bewirken, wenn man regelmäßig liest. Eine Viertelstunde ist zwar nur kurz, aber es ist erstaunlich, wie viel Klarheit und Erkenntnis man bei einer so wichtigen Beschäftigung in dieser Zeit erlangen kann. Besonders wichtig ist es, dass wir nicht zulassen, dass uns jemals etwas von unserem Studium abhält.

Einige studieren lieber alleine, aber man kann auch zusammen mit anderen ein ergiebiges Schriftstudium haben. Familien empfangen große Segnungen, wenn kluge Eltern ihre Kinder um sich scharen, gemeinsam mit ihnen in den heiligen Schriften lesen und dann offen so über die schönen Geschichten und Gedanken daraus sprechen, wie es dem Verständnis aller entspricht. Jugendliche und kleine Kinder verstehen und schätzen die grundlegende Literatur der Religion oft in einem erstaunlichen Maß.

Wir sollten nicht willkürlich lesen, sondern einen systematischen Leseplan aufstellen. Manche lesen jeden Tag oder jede Woche eine geplante Anzahl von Kapiteln oder Seiten. Dies mag gerechtfertigt sein und Spaß machen, wenn man zum Vergnügen liest, aber ein sinnvolles Studium kann man so nicht betreiben. Besser ist es, festzulegen, wie viel Zeit man täglich für das Schriftstudium aufwendet, und nicht, wie viele Kapitel man liest. Manchmal stellt sich nämlich heraus, dass wir die ganze Zeit für einen einzigen Vers brauchen.10

4

Betrachtet man in den heiligen Schriften den kurzen Bericht über Jaïrus, erhält man dadurch ein tiefes Verständnis und erkennt die darin enthaltene Bedeutung

Das Leben, die Handlungen und die Lehren Jesu können schnell gelesen werden. Die Geschichten sind in den meisten Fällen recht simpel und werden auch einfach erzählt. Der Herr verwendete in seinen Lehren zwar nur wenige Worte, aber jedes von ihnen ist in seiner Bedeutung so prägnant, dass sie dem Leser zusammen ein klares Bild vermitteln. Manchmal verbringt man vielleicht viele Stunden damit, über tiefsinnige Gedanken nachzusinnen, die mit ein paar einfachen Worten ausgedrückt wurden.

Im Leben des Erretters gab es eine Situation, die von Matthäus, Markus und auch Lukas erwähnt wird. In zwei kurzen Versen und mit fünf Wörtern des folgenden Verses erzählt Markus einen bedeutsamen Teil der Geschichte. …

„[Es] kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen

und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.

Da ging Jesus mit ihm.“ (Markus 5:22-24.)

Man benötigt in etwa 30 Sekunden, um diesen Teil der Geschichte zu lesen. Er ist kurz und unkompliziert. Das Bild, das man dadurch vor Augen hat, ist eindeutig, und selbst ein Kind könnte ihn problemlos wiederholen. Doch wenn wir darüber nachdenken und uns eindringlicher damit befassen, erhalten wir ein tiefes Verständnis und erkennen die darin enthaltene Bedeutung. …

Jesus und all diejenigen, die ihn begleiteten, hatten gerade den See Gennesaret erneut überquert. Eine Menschenmenge, die auf ihn gewartet hatte, traf ihn am Ufer nahe Kafarnaum. „[Es] kam ein Synagogenvorsteher … zu ihm.“ Damals präsidierte unter der Leitung eines Oberhaupts oder Herrschers ein Kollegium von Ältesten über die größeren Synagogen. Bei diesem Oberhaupt handelte es sich um einen Mann mit Rang und Namen, auf den die Juden mit großem Respekt blickten.

Matthäus nennt den Namen des führenden Ältesten nicht, Markus hingegen schon, indem er seinem Titel die Worte „namens Jaïrus“ hinzufügt. Nirgendwo sonst erscheint in den heiligen Schriften dieser Mann oder sein Name, außer an dieser Stelle. Und trotzdem bleibt die Erinnerung an ihn erhalten, und zwar wegen des kurzen Kontakts zu Jesus. Viele, viele Leben, die ansonsten im Dunkel verloren gegangen wären, sind durch die Hand des Meisters, der die Betreffenden dazu bewogen hat, ihr Denken und Handeln beträchtlich zu ändern und ein neues und besseres Leben zu führen, unvergesslich geworden.

„Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen.“

Es war ein ungewöhnlicher Zug für einen Mann mit Rang und Namen, einen Synagogenvorsteher, vor Jesus auf die Knie zu gehen – vor jemandem, den man für einen umherziehenden Lehrer mit der Gabe der Heilung hielt. Viele andere Gelehrte und Personen mit hohem Ansehen sahen Jesus, aber sie ignorierten ihn. Ihr Sinn war verschlossen. Heute ist es nicht anders. Viele nehmen ihn nicht an, weil Hindernisse sie davon abhalten.

„Und [Jaïrus] flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben.“ Dies geschieht häufig, wenn jemand zu Christus kommt. Er tut dies nicht unbedingt für sich selbst, sondern bittet verzweifelt für jemanden, der ihm am Herzen liegt. Wenn wir uns vorstellen, wie Jaïrus, der ja eine hohe Position bekleidete, in der Synagoge vor dem Erretter kniet und mit zitternder Stimme von seiner Tochter spricht, weckt dies in unserer Seele Mitgefühl.

Dann bringt er zum Ausdruck, wie groß sein Glaube ist: „Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.“ Diese Worte zeigen uns nicht nur den Glauben eines von Trauer zerrissenen Vaters, sondern erinnern uns auch daran, dass alles, was von Jesus die Hände aufgelegt bekommt, lebt. Wenn Jesus einer Ehe die Hände auflegt, dann lebt sie. Wenn zugelassen wird, dass er seine Hände auf die Familie legt, dann lebt sie.

Es folgen die Worte: „Da ging Jesus mit ihm.“ Wir können davon ausgehen, dass dieses Ereignis nicht zum Tagesplan gehörte. Er hatte gerade erst wieder den See überquert, wo die Menschenmenge am Ufer darauf wartete, von ihm belehrt zu werden. … Er wurde von einem flehenden Vater unterbrochen. Er hätte die Bitte auch ignorieren können, denn schließlich warteten viele andere bereits auf ihn. Er hätte Jaïrus auch sagen können, dass er morgen zu ihm kommen und sich seine Tochter ansehen werde, aber „Jesus [ging] mit ihm“. Würden wir jemals zu beschäftigt sein und die Bedürfnisse unseres Nächsten ignorieren, wenn wir in die Fußstapfen des Meisters treten?

Man muss nicht unbedingt lesen, wie die Geschichte weitergeht. Als sie ins Haus des Synagogenvorstehers kamen, nahm Jesus das kleine Mädchen bei der Hand und weckte sie von den Toten auf. In ähnlicher Weise wird der Erlöser jeden, der zulässt, dass er ihn bei der Hand nimmt, aufrichten und zu einem besseren Leben erheben.11

5

Das Buch Mormon und das Buch Lehre und Bündnisse bringen uns Christus näher

Das Buch Mormon

Eine der wichtigsten Quellen, die der Herr uns an die Hand gegeben hat, um uns dabei zu helfen, dieses göttliche Werk zu vollbringen, ist das Buch Mormon, das den Untertitel „Ein weiterer Zeuge für Jesus Christus“ trägt. [Präsident Ezra Taft Benson] hat uns ganz direkt davor gewarnt, das Lesen in diesem Band heiliger Schrift zu vernachlässigen und nicht mehr an seinen Grundsätzen festzuhalten. „Sein großer Auftrag ist es“, so seine Worte, „Menschen zu Christus [und damit auch zum Vater] zu führen; alles andere ist nebensächlich“ (Ensign, Mai 1986, Seite 105). Brüder und Schwestern, wir hoffen, dass Sie Ihren Geist nähren, indem Sie regelmäßig im Buch Mormon und in den anderen heiligen Schriften lesen und sie in Ihrem geistlichen Wirken verwenden.12

Das Buch Mormon ist das Wort Gottes. Wir fordern Sie auf, diesen wunderbaren Bericht zu lesen. Es ist das bemerkenswerteste Buch, das es heute gibt. Lesen Sie es sorgfältig und gebeterfüllt, und wenn Sie das tun, wird Gott Ihnen ein Zeugnis von der Wahrheit dieses Buches gewähren, so wie Moroni es verheißen hat (siehe Moroni 10:4).13

Wenn wir im Buch Mormon lesen, es durcharbeiten und uns gebeterfüllt um eine Bestätigung seines Inhalts bemühen, erhalten wir ein Zeugnis davon, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war und dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auf der Erde wiederhergestellt worden ist.14

Wenn wir im [Buch Mormon] lesen, wird sich dies entscheidend auf unser Leben auswirken. Sie werden dadurch ein besseres Verständnis davon erhalten, wie Gott mit den Menschen umgeht, und Sie werden den größeren Wunsch verspüren, im Einklang mit seinen Evangeliumslehren zu leben. Darüber hinaus werden Sie dadurch ein mächtiges Zeugnis von Jesus erhalten.15

Das Buch Lehre und Bündnisse

Das Buch Lehre und Bündnisse ist ein einmaliges Buch. Auf dem gesamten Angesicht der Erde ist dies das einzige Buch, dessen Vorwort vom Schöpfer verfasst wurde. Außerdem umfasst diese heilige Schrift mehr direkte Zitate vom Herrn als irgendeine andere existierende heilige Schrift.

Es handelt sich hierbei nicht um die Übersetzung eines alten Berichts, sondern es ist neuzeitlichen Ursprungs. Es ist ein Buch mit Offenbarungen für unsere Zeit. Es ist eine einmalige und von Gott inspirierte Sammlung von Offenbarungen, die durch Propheten Gottes in unserer Zeit ergangen sind, und zwar als Antwort auf Fragen, Anliegen und Herausforderungen, die sowohl Gottes Propheten als auch andere hatten. Gott gibt darin mithilfe von echten Personen Antworten auf Probleme des wirklichen Lebens. …

War Ihnen schon bewusst, dass Sie durch das Lesen im Buch Lehre und Bündnisse die Stimme des Herrn im geschriebenen Wort hören können? [Siehe LuB 84:33-36.] … Diese Stimme der Erleuchtung ergeht an unseren Verstand für gewöhnlich in Form von Gedanken und an unser Herz in Form von Gefühlen (siehe LuB 8:1-3). Die Verheißung dieses Zeugnisses gilt … für jeden würdigen Mann, jede würdige Frau und jedes würdige Kind, die sich gebeterfüllt um ein solches Zeugnis bemühen. Sollte sich nicht jeder von uns fest vornehmen, diese heiligen Offenbarungen zu lesen, darüber nachzudenken und darüber zu beten?16

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Welche Erfahrungen haben Ihnen geholfen, zu erkennen, dass das Schriftstudium „das lohnendste Studium“ ist? (Siehe Abschnitt 1.) Wie können wir uns noch fester vornehmen, Frauen und Männer zu sein, die die heiligen Schriften gründlich kennen?

  • Wie hilft uns das Studium der heiligen Schriften, gehorsamer zu sein? (Siehe Abschnitt 2.) Haben Sie schon einmal erlebt, wie die Worte von Christus Ihnen alles gesagt haben, was Sie tun sollen? (Siehe 2 Nephi 32:3.)

  • Welche Aspekte von Präsident Hunters Rat dazu, wie wir die heiligen Schriften studieren sollen, könnten Ihnen helfen? (Siehe Abschnitt 3.) Wie sind Sie dafür gesegnet worden, dass Sie beständig und gebeterfüllt in den heiligen Schriften gelesen haben?

  • Welche Erkenntnisse können wir aus Präsident Hunters Schilderung, wie die Tochter des Jaïrus vom Erretter geheilt wurde, ableiten? (Siehe Abschnitt 4.) Wie kann es das Schriftstudium bereichern, wenn man einfach nur über einige wenige Verse wie diese nachdenkt?

  • Wie haben Ihnen das Buch Mormon und das Buch Lehre und Bündnisse geholfen, dem Erretter näherzukommen? (Siehe Abschnitt 5.) Wie haben diese Bücher Sie noch beeinflusst? Vielleicht möchten Sie ja Angehörigen oder anderen Zeugnis von diesen heiligen Schriften geben.

Einschlägige Schriftstellen

Josua 1:8; Sprichwörter 30:5; 1 Nephi 15:23,24; 2 Nephi 3:12; Alma 31:5; 37:44; Helaman 3:29,30; LuB 98:11

Studienhilfe

„Die Begriffe lesen, studieren und nachsinnen sind … nicht gleichbedeutend. Wir lesen etwas, und uns kommt vielleicht ein Gedanke. Wir studieren und entdecken vielleicht Muster und Zusammenhänge in den Schriften. Wenn wir jedoch nachsinnen, machen wir uns für Offenbarung durch den Geist bereit. Für mich bedeutet das, dass ich, nachdem ich aufmerksam in den heiligen Schriften gelesen und sie studiert habe, in mich gehe und bete.“ (Henry B. Eyring, „Dienen Sie mit dem Geist“, Liahona, November 2010, Seite 60.)

Anmerkungen

  1. „Reading the Scriptures“, Ensign, November 1979, Seite 65

  2. The Teachings of Howard W. Hunter, Hg. Clyde J. Williams, 1997, Seite 50

  3. „Reading the Scriptures“, Seite 64

  4. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 53f.

  5. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 51

  6. „Obedience“, Ansprache anlässlich der Gebietskonferenz auf Hawaii am 18. Juni 1978, Seite 3ff., Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City; der letzte Absatz befindet sich auch in: The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 52

  7. „Eternal Investments“, Ansprache vor Religionslehrern des Bildungswesens der Kirche am 10. Februar 1989, Seite 3; si.lds.org

  8. „Fear Not, Little Flock“, Ansprache am 14. März 1989 an der Brigham-Young-Universität, Seite 2; speeches.byu.edu

  9. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 51f.

  10. „Reading the Scriptures“, Seite 64

  11. „Reading the Scriptures“, Seite 64f.

  12. „The Mission of the Church“, Ansprache beim Seminar für Regionalrepräsentanten am 30. März 1990, Seite 2

  13. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 54

  14. „The Pillars of Our Faith“, Ensign, September 1994, Seite 54

  15. „Evidences of the Resurrection“, Ensign, Mai 1983, Seite 16

  16. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 55f.