Kapitel 3
Widrigkeiten – ein Teil von Gottes Plan für unseren ewigen Fortschritt
Wenn wir durch [die Schwierigkeiten des irdischen Lebens] demütiger und geläutert werden und daraus etwas lernen und gesegnet werden, können sie machtvolle Werkzeuge in der Hand Gottes sein, um bessere Menschen aus uns zu machen.
Aus dem Leben von Howard W. Hunter
Bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1980 erzählte Elder Howard W. Hunter, der damals dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte, wie er sich einmal einer großen Menschenmenge angeschlossen hatte, um die Bootsrennen in Samoa anzuschauen. „Die Menge war unruhig“, erklärte er, „und die meisten Augen waren auf das Meer gerichtet und versuchten, die [Boote] auszumachen. Als die Boote in der Ferne sichtbar wurden, fing die Menge plötzlich an zu schreien. In jedem Boot saß eine Mannschaft von 50 starken Ruderern, die die Ruder mit einem Rhythmus eintauchten und einzogen, der die Boote durch die Wellen und das schäumende Wasser zog. Es war ein herrlicher Anblick.
Bald konnten alle die Boote und die Männer sehen, die sich eilig dem Ziel näherten. Diese kräftigen Männer zogen zwar mit aller Macht, aber das Gewicht der Boote mit je 50 Männern musste gegen eine machtvolle Gegenkraft ankämpfen – den Widerstand des Wassers.
Das Jubeln der Menge erreichte seinen Höhepunkt, als das erste Boot die Ziellinie überquerte.“
Nach dem Wettlauf ging Elder Hunter zu der Stelle, an der die Boote angelegt hatten, und sprach mit einem der Ruderer, der erklärte, dass der Bug des Bootes „so gebaut ist, dass er das Wasser durchschneidet und teilt, um den Widerstand zu überwinden, der die Geschwindigkeit des Bootes drosselt. Weiter erwähnte er, dass durch das Ziehen der Ruder gegen den Widerstand des Wassers die Kraft zustande kommt, mit der das Boot vorankommt. Der Widerstand des Wassers ist hier also sowohl eine beschleunigende als auch eine bremsende Kraft.“1
Elder Hunter verwendete das Bootsrennen in Samoa als Einleitung in einer Ansprache über den Zweck von Widrigkeiten. Während seines Dienstes als Apostel sprach er oft über Widrigkeiten, gab Ratschläge, Hoffnung und Mut. Er hatte schon lebensgefährliche Krankheiten und andere Prüfungen durchgemacht und sprach aus persönlicher Erfahrung. Er bezeugte mit fester Gewissheit, dass „Jesus Christus [in schwierigen Zeiten] die Macht hat, unsere Bürde und Last leichter zu machen.“2
Lehren von Howard W. Hunter
1
Widrigkeiten sind ein Teil von Gottes Plan für unseren ewigen Fortschritt
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Leben – jedes Leben – voller Höhen und Tiefen ist. Wir sehen viel Freud und Leid in der Welt, viele Planänderungen, viele neue Richtungen und viele Segnungen, die nicht immer wie Segnungen aussehen oder als solche empfunden werden, und vieles davon demütigt uns und hilft uns, mehr Geduld und Glauben aufzubringen. Wir haben von Zeit zu Zeit alle schon solche Erfahrungen gemacht, und ich nehme an, das wird immer so bleiben. …
Präsident Spencer W. Kimball, der bestens mit Leid, Enttäuschungen und Umständen vertraut war, die er nicht beeinflussen konnte, schrieb einmal:
„Wir Menschen würden nur zu gern den körperlichen und geistigen Schmerz aus unserem Leben vertreiben und ständig sorgenfrei und behaglich leben; wenn wir aber der Sorge und dem Leid die Tür verschlössen, würden wir auch unsere besten Freunde und Wohltäter ausschließen. Das Leid macht aus den Menschen in dem Maß Heilige, wie sie Geduld, Langmut und Selbstbeherrschung lernen.“ (Faith Precedes the Miracle, Seite 98.)
In dieser Aussage spricht Präsident Kimball darüber, dass sich Türen zu gewissen Erfahrungen im Leben schließen. … In unserem Leben kommt es regelmäßig vor, dass sich Türen schließen, und manchmal führt dies zu echtem Leid und Kummer. Ich glaube aber, dass, wenn eine solche Tür sich schließt, eine andere (und vielleicht mehr als eine) aufgeht, die Hoffnung und Segnungen in anderen Bereichen unseres Lebens bringt, die wir sonst vielleicht nicht entdeckt hätten. …
Vor ein paar Jahren hat [Präsident Marion G. Romney] gesagt, dass alle Männer und Frauen, auch die treuesten, Widrigkeiten und Bedrängnisse erleben würden, denn, wie Joseph Smith sagte, „der Mensch muss leiden, damit er zum Berg Zion hinaufziehen und über die Himmel erhöht werden kann“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 253).
Dann fuhr Präsident Romney fort:
„Das bedeutet nicht, dass wir uns nach Leid sehnen. Wir vermeiden es, so gut wir können. Wir wissen jetzt jedoch, und wir alle wussten es, als wir uns entschieden, auf die Welt zu kommen, dass wir hier in der Feuerprobe der Widrigkeiten und Bedrängnisse geprüft werden würden. …
Auch der Heiland selbst war nicht von dem Plan des Vaters ausgenommen, der es vorsah, dass seine Kinder geprüft [und geläutert] werden. Das Leid, das er auf sich nahm und ertrug, entsprach dem gesamten Leid aller Männer [und Frauen überall. Er zitterte, blutete und hoffte, der Kelch würde an ihm vorübergehen, aber er sagte:] ‚Ich trank davon und vollendete meine Vorbereitungen für die Menschenkinder.‘ (LuB 19:18,19.)“ (Herbst-Generalkonferenz 1969.)
Wir alle müssen unsere „Vorbereitungen für die Menschenkinder“ vollenden (LuB 19:19). Die Vorbereitungen Christi waren ganz anders als unsere eigenen, aber alle von uns haben Vorbereitungen zu treffen und Türen zu öffnen. Solche wichtigen Vorbereitungen zu treffen bringt oft Leid und unerwartete Änderungen auf unserem Lebensweg mit sich. Außerdem müssen wir uns fügen, „so wie ein Kind sich seinem Vater fügt“ (Mosia 3:19). Wenn wir göttliche Vorbereitungen vollenden und himmlische Türen öffnen, kann uns dies – und wird es uns zweifellos – bis zu den letzten Stunden unseres irdischen Lebens führen.3
Wir sind auf die Welt gekommen, um Widerständen zu begegnen. Dies gehörte zum Plan für unseren ewigen Fortschritt. Ohne Versuchung, Krankheit, Schmerz und Kummer könnte es keine Güte, Tugend, Dankbarkeit für das Wohlbefinden und keine Freude geben. … Wir müssen daran denken, dass die gleichen Widerstandskräfte, die unseren Fortschritt behindern, uns auch Gelegenheiten bieten, diesen Widerstand zu überwinden.4
2
Unsere irdischen Bedrängnisse dienen unserem Wachstum und unserer Erfahrung
„Wenn wir durch [die Schwierigkeiten des irdischen Lebens] demütiger und geläutert werden und daraus etwas lernen und gesegnet werden, können sie machtvolle Werkzeuge in der Hand Gottes sein, um bessere Menschen aus uns zu machen – wir werden dankbarer, liebevoller und denken mehr an andere, die gerade Schwierigkeiten durchmachen.
Ja, wir alle haben schwierige Zeiten, sowohl individuell als auch gemeinsam, aber diese Probleme und Prophezeiungen sind selbst in den schwierigsten Zeiten – früher wie heute – nur dazu da, den Rechtschaffenen ein Segen zu sein und diejenigen, die weniger rechtschaffen sind, zur Umkehr zu bewegen. Gott liebt uns, und aus den heiligen Schriften wissen wir, dass „er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Johannes 3:16).5
Der große Patriarch Lehi aus dem Buch Mormon sprach seinem Sohn Jakob, der in einer Zeit der Mühsal und Gegensätze geboren worden war, Mut zu. Jakobs Leben war nicht so, wie er es vielleicht erwartet hatte, und es war nicht so ideal, wie er es vielleicht erhofft hatte. Er ertrug Bedrängnisse und Rückschläge, aber Lehi verhieß ihm, dass ihm diese zum Gewinn geweiht werden würden (siehe 2 Nephi 2:2).
Dann fügte Lehi diese Worte hinzu, die wir häufig so gern zitieren:
„Denn es muss notwendigerweise so sein, dass es in allen Dingen einen Gegensatz gibt. Wenn nicht, … könnte Rechtschaffenheit nicht zustande gebracht werden, auch nicht Schlechtigkeit, weder Heiligkeit noch Elend, weder Gutes noch Böses.“ (2 Nephi 2:11.)
Diese Erklärung für so manches Leid und Enttäuschung, die wir im Leben durchmachen, hat mir im Laufe der Jahre viel Trost geschenkt. Was mich noch mehr tröstet, ist, dass selbst die Größten unter allen Männern und Frauen, darunter auch der Sohn Gottes, solche Bedrängnis erlebt haben, um den Gegensatz zwischen Rechtschaffenheit und Schlechtigkeit, Heiligkeit und Elend, Gut und Böse besser zu verstehen. Der Prophet Joseph Smith lernte aus der Gefangenschaft in dem dunklen, feuchten Gefängnis in Liberty, dass, wenn von uns gefordert wird, Drangsal durchzumachen, dies unserem Wachstum dient, uns Erfahrung bringt und uns letztendlich zum Guten dienen wird (siehe LuB 122:5-8).
Wenn eine Tür sich schließt, geht eine andere auf, selbst für einen Propheten im Gefängnis. Wir sind nicht immer weise oder erfahren genug, um all die möglichen Gelegenheiten und Einschränkungen richtig einzuschätzen. Die Wohnung, die Gott für jedes seiner geliebten Kinder vorbereitet, hat vielleicht nur einige Flure und Geländer, besondere Teppiche und Vorhänge, an denen wir unterwegs vorbeigehen müssen, bevor sie uns gehören. …
Zu verschiedenen Zeiten in unserem Leben, und wahrscheinlich immer wieder, müssen wir anerkennen, dass Gott weiß, was wir nicht wissen, und sieht, was wir nicht sehen. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.“ (Jesaja 55:8.)
Falls Ihnen Kinder, die vom Weg abweichen, Schwierigkeiten bereiten, falls Sie finanzielle Rückschläge erleiden und seelische Last Ihre Familie und Ihr Glück bedroht, falls Sie sich damit abfinden müssen, Leben oder Gesundheit zu verlieren, dann Frieden Ihrer Seele. Wir werden vor keine Versuchung gestellt, die uns überfordern würde (siehe 1 Korinther 10:13; Alma 13:28; 34:39). Unsere Umwege und Enttäuschungen sind der gerade und schmale Pfad zu ihm.6
3
Wir haben allen Grund, selbst in schwierigen Zeiten optimistisch zu sein und Vertrauen zu haben
Zum Erdenleben haben schon immer manche Schwierigkeiten gehört, und das wird auch so bleiben. Doch angesichts unserer Erkenntnisse und wenn wir so leben, wie wir es sollen, gibt es wahrlich keinen Raum und keine Entschuldigung für Pessimismus und Verzweiflung.
Ich habe zwei Weltkriege miterlebt, dazu den Koreakrieg und den Vietnamkrieg und [mehr]. Ich habe die Weltwirtschaftskrise überstanden und habe es geschafft, Jura zu studieren, während ich gleichzeitig eine Familie gründete. Ich habe miterlebt, wie die Aktienmärkte und die Weltwirtschaft aus den Fugen gerieten, außerdem, wie ein paar Despoten und Tyrannen den Verstand verloren – all das hat weltweit für eine ganze Menge Unruhe gesorgt.
Ich hoffe also, dass Sie nicht glauben, dass alle Schwierigkeiten der Welt in Ihr Jahrzehnt gezwängt worden sind oder dass die Dinge noch nie schlechter waren, als sie es jetzt für Sie persönlich sind, oder dass sie nie besser werden. Ich versichere Ihnen, dass alles schon einmal schlimmer war und dass es immer wieder bergauf geht. Das tut es immer – ganz besonders dann, wenn wir das Evangelium Jesu Christi leben, es lieben und zulassen, dass es in unserem Leben Früchte trägt. …
Ungeachtet dessen, was so mancher behauptet, haben Sie allen Grund, in dieser Welt glücklich und optimistisch zu sein und Vertrauen zu haben. Von Anbeginn an hat jede Generation Prüfungen und Probleme gehabt, die es zu lösen gilt.7
4
Wenn wir zum Erlöser kommen, macht er unsere Bürden und unsere Lasten leicht
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11:28-30.) …
Dieses wunderbare Hilfsangebot des Sohnes Gottes selbst war nicht auf die Galiläer seiner Zeit beschränkt. Dieser Aufruf, sein leichtes Joch auf sich zu nehmen und seine leichte Last anzunehmen, galt nicht nur vergangenen Generationen. Er war und ist ein allgemeiner Appell an alle Menschen, alle Städte und Völker, an alle Männer, Frauen und Kinder überall.
In unserer großen Zeit der Not dürfen wir diese unfehlbare Lösung für die Sorgen und Beunruhigungen der Welt nicht außer Acht lassen. Hier ist die Verheißung persönlichen Friedens und Schutzes. Hier ist die Macht, Sünden in allen Zeitaltern zu vergeben. Auch wir müssen daran glauben, dass Jesus Christus die Macht hat, unsere Bürde und Last leichter zu machen. Auch wir müssen zu ihm kommen und uns bei ihm von unserer Arbeit ausruhen.
Natürlich sind mit solchen Verheißungen auch Pflichten verbunden. „Nehmt mein Joch auf euch“, fleht er. In biblischen Zeiten war das Joch eine Vorrichtung, die dem Ackermann auf dem Feld eine große Hilfe war. Das Joch machte es möglich, die Kraft von zwei Tieren zusammenzuführen; auf diese Weise wurde die schwere Last des Pfluges oder des Wagens verteilt und verringert. Eine Last, die zu schwer oder vielleicht unmöglich zu ziehen war, konnte so gleichmäßig und leichter von zweien gezogen werden, die an einem gemeinsamen Joch hingen. Sein Joch erfordert intensive und ernsthafte Anstrengung, aber für den, der wirklich bekehrt ist, hört das Joch auf zu drücken und wird die Last leicht.
Warum wollt ihr euch die Last des Lebens allein aufbürden, fragt Christus, oder sie mit vergänglichen Mitteln tragen, die bald nachgeben werden? Dem, der schwere Lasten zu tragen hat, gibt das Joch Christi – nämlich die Macht und der Friede, die man verspürt, wenn man Seite an Seite mit Gott steht – die Stütze, das Gleichgewicht und die Kraft, seinen Herausforderungen zu begegnen und in seinen Aufgaben in den schwierigen Situationen des Erdenlebens auszuharren.
Natürlich sind die Lasten von Mensch zu Mensch verschieden, aber keiner von uns bleibt davon verschont. … Natürlich werden einige Sorgen von den Sünden einer Welt verursacht, die nicht den Rat [unseres] Vaters im Himmel befolgt. Was auch immer der Grund ist, keiner von uns scheint völlig frei von den Herausforderungen des Lebens zu sein. Christus hat zu allen und jedem im Prinzip gesagt: Weil wir sowieso alle irgendeine Last tragen und irgendein Joch auf uns nehmen müssen, dann nehmt doch am besten meines! Ich verspreche euch: Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht. (Siehe Matthäus 11:28-30.)8
5
Die Heiligen der Letzten Tage brauchen die Bedrängnisse der Letzten Tage nicht zu fürchten
Aus den heiligen Schriften geht … hervor, dass es Zeiten geben wird, in denen es überall in der Welt Schwierigkeiten gibt. Wir wissen, dass es in unserer Evangeliumszeit leider große Schlechtigkeit geben wird, was unausweichlich Schwierigkeiten, Leid und Strafe mit sich bringt. Gott wird dieser Schlechtigkeit zu der von ihm bestimmten Zeit ein Ende bereiten, aber wir haben die Aufgabe, unser Leben bewusst und voll Glauben zu führen, ohne uns den Kopf über das Elend oder das Ende der Welt zu zerbrechen. Wir haben die Aufgabe, unser Leben nach dem Evangelium auszurichten und unser Licht leuchten zu lassen wie eine Stadt, die auf einem Berg steht und die Schönheit des Evangeliums Jesu Christi sowie die Freude und das Glück widerspiegelt, die in jedem Zeitalter jedes Volk erlangt, das die Gebote hält.
In dieser letzten Evangeliumszeit wird es viel Drangsal geben (siehe Matthäus 24:21). Wir wissen, dass es Kriege und Kriegsgerüchte geben wird (siehe LuB 45:26) und dass die ganze Erde in Aufruhr sein wird (siehe LuB 45:26). Alle Evangeliumszeiten haben ihre schweren Zeiten gehabt, aber in unserer Zeit wird es wahrlich schwer sein (siehe 2 Timotheus 3:1). Bösen Menschen wird es wohlergehen (siehe 2 Timotheus 3:13), aber so ist es ja schon oft gewesen. Es wird Katastrophen geben und die Schlechtigkeit wird überhandnehmen (siehe LuB 45:27).
Die logische Folge solcher Prophezeiungen ist Angst, und diese Angst ist nicht auf die jüngere Generation beschränkt. Diese Angst teilt jeder, der nicht die gleiche Erkenntnis hat wie wir, wie alt er auch sei.
Mir geht es aber vor allem darum, dass ein glaubenstreuer Heiliger der Letzten Tage sich von diesen Gefühlen nicht beeinflussen lassen darf, denn sie gehen nicht von Gott aus. Zum alten Israel sagte der große Jehova:
„Empfangt Macht und Stärke: Fürchtet euch nicht, und weicht nicht erschreckt zurück, wenn sie angreifen; denn der Herr, dein Gott, zieht mit dir. Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich nicht. …
Der Herr selbst zieht vor dir her. Er ist mit dir. Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich nicht. Du sollst dich nicht fürchten und keine Angst haben.“ (Deuteronomium 31:6,8.)
Und zu Ihnen, unserer wunderbaren Generation des neuzeitlichen Israel, hat der Herr gesagt:
„Darum fürchtet euch nicht, kleine Herde; tut Gutes; lasst Erde und Hölle sich gegen euch verbinden, denn wenn ihr auf meinem Felsen gebaut seid, können sie euch nicht überwältigen. …
Blickt in jedem Gedanken auf mich; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht.“ (LuB 6:34,36.)
Dieser Rat zieht sich durch alle unseren neuzeitlichen heiligen Schriften. Hören Sie sich diese wunderbare Zusicherung an: „Fürchtet euch nicht, kleine Kinder, denn ihr seid mein, und ich habe die Welt überwunden, und ihr seid von denen, die mein Vater mir gegeben hat.“ (LuB 50:41.) „Wahrlich, ich sage euch, meine Freunde: Fürchtet euch nicht, euer Herz sei getrost; ja, freut euch immerdar, und gebt in allem Dank.“ (LuB 98:1.)
In Anbetracht dieses wunderbaren Ratschlags sollten wir uns ein wenig mehr freuen, etwas weniger verzweifelt sein, sowie für das, was wir haben, und für die großen Segnungen, die Gott uns gibt, dankbar sein. Wir sollten etwas weniger über das sprechen, was wir nicht haben, und auch weniger über die Ängste, die schwierige Zeiten in dieser wie in jeder anderen Generation mit sich bringen.
Eine Zeit großer Hoffnung und Begeisterung
Für die Heiligen der Letzten Tage ist dies eine Zeit großer Hoffnung und Begeisterung. Es ist eine der besten Epochen der Wiederherstellung, und da dies die größte aller Evangeliumszeiten ist, ist es eine der besten Epochen aller Evangeliumszeiten. Wir müssen Glauben und Hoffnung haben – zwei der großen fundamentalen Tugenden eines Jüngers Christi. Wir müssen weiterhin Gott vertrauen, zumal das der erste Grundsatz in unserem Glaubenskodex ist. Wir müssen daran glauben, dass Gott alle Macht hat, dass er uns liebt und dass sein Werk nicht aufgehalten oder behindert wird – sei es in unserem eigenen Leben oder in der Welt allgemein. …
Ich verheiße Ihnen im Namen des Herrn, dessen Diener ich bin, dass Gott sein Volk stets beschützen und für es sorgen wird. Genau wie jede Generation und jedes Volk seine Schwierigkeiten hatte, werden auch wir unsere Schwierigkeiten haben. Aber dank dem Evangelium Jesu Christi haben wir jede Hoffnung, Verheißung und Zuversicht. Der Herr hat Macht über seine Heiligen, und er wird stets Orte bereiten, wo sein Volk Frieden, Zuflucht und Sicherheit findet. Wenn wir an Gott glauben, können wir auf eine bessere Welt hoffen – für uns persönlich und für die ganze Menschheit. Der Prophet Ether, der mit Problemen vertraut war, lehrte vor langer Zeit: „Darum, wer an Gott glaubt, der darf mit Gewissheit auf eine bessere Welt hoffen, ja, nämlich einen Platz zur rechten Hand Gottes, und diese Hoffnung kommt aus Glauben und wird für die Menschenseelen zum Anker, der sie sicher und standhaft machen würde, immer reich an guten Werken, und sie bewegen würde, Gott zu verherrlichen.“ (Ether 12:4.)
Den Jüngern Christi in jeder Generation wird ans Herz gelegt und sogar geboten, von einem vollkommenen Glanz der Hoffnung erfüllt zu sein (siehe 2 Nephi 31:20).
Wir müssen uns bemühen, Furcht zu vertreiben
Wenn unser Glaube und unsere Hoffnung in Christus und in seinen Lehren, Geboten und Verheißungen verankert sind, dann können wir auf etwas wahrhaftig Erstaunliches und Wundersames zählen, was das Rote Meer teilen und das neuzeitliche Israel zu einem Ort führen kann, „wo nichts uns stört, nichts uns den Frieden nimmt“ (Gesangbuch, 1996, Nr. 19). Die Angst, die Menschen in schwierigen Tagen befallen kann, ist eine der gefährlichsten Waffen im Arsenal des Satans, mit der er die Menschen unglücklich machen will. Wer Angst hat, verliert Kraft, die er für den Lebenskampf – den Kampf gegen das Böse – braucht. Deswegen versucht der Satan stets, im Herzen der Menschen Angst zu säen. Zu allen Zeiten haben sich die Menschen mit Angst auseinandersetzen müssen.
Als Kinder Gottes und Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs müssen wir bestrebt sein, die Angst aus der Mitte der Menschen zu verbannen. Ein verstörtes, ängstliches Volk kann seine Aufgaben nicht gut erfüllen, und es kann keinesfalls das Werk Gottes verrichten. Die Heiligen der Letzten Tage haben einen gottgegebenen Auftrag zu erfüllen, der ganz einfach nicht durch Angst und Sorge beeinträchtigt werden darf.
Ein Apostel des Herrn in früheren Tagen sagte: „Joseph Smith hat uns den Schlüssel gegeben, wie wir Furcht besiegen können. ‚Wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten.‘ (LuB 38:30.) Diese göttliche Botschaft sollte heute in jedem Pfahl und in jeder Gemeinde wiederholt werden.“ (Elder John A. Widtsoe, Frühjahrs-Generalkonferenz 1942.)
Sind wir bereit, uns den Geboten Gottes zu fügen? Sind wir bereit, unserer Triebe Herr zu werden? Sind wir bereit, gerechte Gesetze zu befolgen? Wenn wir diese Fragen ehrlich bejahen können, können wir die Angst aus unserem Leben vertreiben. Der Grad der Angst in unserem Herzen kann bestimmt an unserer Bereitschaft gemessen werden, rechtschaffen zu leben – so zu leben, wie es jedem Heiligen der Letzten Tage in jedem Zeitalter gebührt.
Der Vorzug, die Ehre und die Verantwortung, die damit einhergehen, in den Letzten Tagen zu leben
Ich möchte mit einer der großartigsten Aussagen schließen, die ich je vom Propheten Joseph Smith, der immense Schwierigkeiten zu bestehen hatte und für seinen Sieg letztlich den höchsten Preis gezahlt hat, gelesen habe. Doch er blieb siegreich; außerdem war er ein glücklicher, belastbarer und optimistischer Mensch. Diejenigen, die ihn kannten, spürten seine Kraft und seinen Mut selbst in den dunkelsten Stunden. Er ließ sich nicht die Laune verhageln und ließ nie lang den Kopf hängen.
Über unsere Zeit – Ihre wie meine – hat er gesagt, sie sei der Moment, „von dem Propheten, Priester und Könige [in allen vergangenen Zeitaltern] mit besonderer Freude gesprochen haben. [All diese Zeugen Gottes in alter Zeit] haben mit freudiger Erwartung nach dem Tag Ausschau gehalten, nämlich der Zeit, in der wir leben; angefeuert von himmlischer Vorfreude, haben sie unseren Tag besungen und beschrieben und davon prophezeit. … Wir sind das begnadete Volk, das Gott sich erwählt hat, um die Herrlichkeit der Letzten Tage zuwege zu bringen.“ [Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 570.]
Welch Vorzug! Welch Ehre! Welch Verantwortung! Und welch Freude! Wir haben allen Grund, uns in Zeit und Ewigkeit darüber zu freuen und für unsere Lebensqualität und die Verheißungen, die uns gemacht wurden, dankbar zu sein.9
Anregungen für Studium und Unterricht
Fragen
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Wie kann uns das Wissen, dass Widrigkeiten ein Teil von Gottes Plan für unseren ewigen Fortschritt sind, helfen? (Siehe Abschnitt 1.) Warum sind Widrigkeiten wohl ein wichtiger Teil des Erdenlebens?
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Lesen Sie Präsident Hunters Worte in Abschnitt 2 darüber, welchem Zweck Widrigkeiten dienen. Inwiefern haben Sie schon erlebt, dass wir von Widrigkeiten profitieren können? Wie können wir lernen, Widrigkeiten aus der ewigen Perspektive des Herrn zu betrachten?
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Warum haben wir Präsident Hunter zufolge allen Grund, selbst in schwierigen Zeiten glücklich und optimistisch zu sein? (Siehe Abschnitt 3.) Wie können wir in solchen Zeiten mehr Optimismus entwickeln? Welche Segnungen bleiben uns selbst in unseren schwierigsten Zeiten erhalten?
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Wie nehmen wir die Einladung des Heilandes an, ihn unsere Last tragen und unsere Bürden leicht machen zu lassen? (Siehe Abschnitt 4.) Was bedeutet es, sein Joch auf uns zu nehmen? Wie hat der Erretter Ihnen in schweren Zeiten geholfen?
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Präsident Hunter hat deutlich gemacht, dass Angstgefühle wegen der Bedrängnisse in den Letzten Tagen nicht von Gott kommen (siehe Abschnitt 5). Inwiefern ist es schädlich, wenn unser Leben von Angst geprägt ist? Wie können wir voller Hoffnung und Glauben leben anstatt voller Angst?
Einschlägige Schriftstellen
Johannes 14:27; 16:33; Hebräer 4:14-16; 5:8,9; 1 Nephi 1:20; Alma 36:3; LuB 58:2-4; 101:4,5; 121:7,8; 122:7-9
Studienhilfe
„Viele stellen fest, dass die beste Zeit zum Studieren die frühen Morgenstunden … nach der Nachtruhe sind. … Andere beschäftigen sich lieber in den ruhigen Abendstunden mit den heiligen Schriften, nach getaner Arbeit, wenn die Sorgen des Tages hinter einem liegen. … Wichtiger als die Tageszeit ist vielleicht, dass man einen regelmäßigen Zeitpunkt für das Studium festlegt.“ (Howard W. Hunter, „Reading the Scriptures“, Ensign, November 1979, Seite 64.)