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Kapitel 17: Die Familie bewahren und schützen


Kapitel 17

Die Familie bewahren und schützen

Manchmal mag das Familienleben mit seinen Routineaufgaben banal erscheinen, doch seinem Erfolg muss unser ganzes Streben im Leben gelten.

Aus dem Leben von Howard W. Hunter

Howard W. Hunter wuchs in einer liebevollen Familie auf, die hart arbeitete. Seine Eltern brachten ihm bei, dass eine glückliche Familie oft Opfer erforderte. Kurz bevor er heiratete, brachte er ein Opfer, das er für das Wohl seiner künftigen Familie als notwendig erachtete.

Howard hatte schon in jungen Jahren eine Liebe für Musik entwickelt. Nachdem er Klavier und Geige erlernt hatte, brachte er sich selbst noch viele weitere Instrumente bei. Als Teenager gründete er seine eigene Band, Hunterʼs Croonaders, die bei Tanzabenden und weiteren Veranstaltungen im Raum Boise in Idaho auftrat. Als er 19 war, wurden er und seine Band für eine zweimonatige Kreuzfahrt nach Asien engagiert.1

Im darauffolgenden Jahr zog er nach Südkalifornien, wo er weiterhin in verschiedenen Bands spielte. In Kalifornien lernte er auch Claire Jeffs kennen, und im Frühling 1931 hielt er um ihre Hand an. Vier Tage vor ihrer Heirat trat Howard mit seiner Band auf. Danach packte er seine Instrumente ein und beendete seine musikalische Laufbahn. Bei Tanzveranstaltungen und Partys zu spielen war „in mancher Hinsicht glamourös“, erinnerte er sich, „und ich verdiente gutes Geld“, aber er hatte das Gefühl, diese Art Lebensstil sei teilweise nicht mit dem Leben vereinbar, das er sich für seine Familie vorstellte. Jahre später sagte er: „Es entstand dadurch zwar eine gewisse Leere, weil ich etwas aufgegeben hatte, was mir Freude bereitete, aber ich habe diese Entscheidung niemals bereut.“2

Howard und Claire wurden mit drei Söhnen gesegnet, die sie Howard William (Billy), John und Richard nannten. Billy starb zu ihrem Kummer schon als Säugling. John und Richard wuchsen heran, und die Familie stand einander sehr nahe. Howard war von seiner Anwaltskanzlei und seinen Berufungen in der Kirche zwar sehr eingenommen, aber er und Claire räumten ihrer Familie Priorität ein. Lange bevor die Kirche den Montagabend zum Familienabend bestimmte, reservierten Howard und Claire diesen Abend für die Familie. Sie sprachen über das Evangelium, erzählten Geschichten, spielten Spiele und unternahmen gemeinsam etwas. Die Söhne wurden oft gebeten, die Lektion durchzuführen.

Howard und seine Söhne entwickelten gemeinsame Interessen wie Modelleisenbahnen. Sie bauten die Eisenbahnen anhand von Bausätzen und errichteten eine aufwendige Eisenbahnlinie mit Gleisen, die an Sperrholzplatten befestigt waren. Er berichtete: „Unsere Freizeit verbrachten wir unter anderem am liebsten damit, zu den Betriebshöfen der Southern Pacific Railroad … in der Nähe des Bahnhofs in Alhambra zu gehen und uns dort Ideen für unsere Rangierbahnhöfe und Ausstattung zu holen.“3

Familie Hunter wuchs, bis schließlich auch 18 Enkelkinder dazugehörten. Abgesehen von längeren Besuchen bei seinen Kindern und Enkelkindern traf sich Präsident Hunter auch oft kurz während Zwischenlandungen mit ihnen, wenn seine Aufgaben in der Kirche ihn nach Kalifornien führten. Da John seine Kinder oft zum Flughafen mitnahm, damit sie ihren Großvater während solcher kurzen Aufenthalte sehen konnten, bezeichneten sie ihn manchmal als den „Opa, der am Flughafen wohnt“4.

parents playing with children

Die Familie ist wichtiger als jedes andere Interesse im Leben.

Lehren von Howard W. Hunter

1

Die Familie ist die wichtigste Einheit in der Gesellschaft, in der Kirche und in der Ewigkeit

Die Familie ist die wichtigste Einheit in Zeit und Ewigkeit, und als solche hat sie Vorrang vor allen sonstigen Belangen des Lebens.5

Die Kirche hat die Aufgabe – und auch die Vollmacht –, die Familie als die Grundlage der Gesellschaft zu bewahren und zu schützen. Das Muster für das Familienleben, das schon von der Grundlegung der Welt an festgelegt wurde, sieht vor, dass Kinder in eine Familie geboren werden, die aus einem Vater und einer Mutter besteht, die rechtmäßig miteinander verheiratet sind, und von diesen umsorgt werden. Eltern haben eine heilige Verpflichtung und ein heiliges Recht und sollten Kinder als „eine Gabe des Herrn“ willkommen heißen (Psalm 127:3).

Eine besorgte Gesellschaft erkennt nun langsam, dass der Zerfall der Familie zu den Katastrophen in der Welt führt, die von den Propheten vorhergesagt wurden. Die Ratsgremien der Welt und ihre Überlegungen werden nur dann Erfolg haben, wenn sie die Familie so definieren, wie der Herr es offenbart hat. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.“ (Psalm 127:1.)6

Bei den Bemühungen um das Wohl des Einzelnen und der Familie dürfen wir nicht vergessen, dass die grundlegende Einheit der Kirche die Familie ist. Wenn wir uns auf die Familie konzentrieren, müssen wir jedoch daran denken, dass Familien in der Welt, in der wir leben, nicht auf die traditionelle Gruppe beschränkt sind, die aus Vater, Mutter und Kind besteht. Heute gibt es in der Kirche auch Familien, die aus [Mann und Frau] ohne Kinder, alleinstehenden Eltern mit Kindern sowie Single-Haushalten bestehen. … Über alle diese Familien muss durch das Priestertum gewacht werden. Diejenigen, die der meisten Fürsorge bedürfen, sind oft Familien, die nicht dem traditionellen Bild entsprechen. Jede Familie braucht fürsorgliche und engagierte Heimlehrer. Keine Familie darf vernachlässigt werden.7

large family group

Präsident Hunter mit seinen Söhnen, Enkelkindern und deren Familien am 2. Oktober 1994 – einen Tag, nachdem er als Präsident der Kirche bestätigt wurde.

2

Eltern übernehmen zu Hause gemeinsam die Führung und sind streng verpflichtet, ihre Kinder zu beschützen und zu lieben

Die elterlichen Pflichten sind von größter Bedeutung. Der Erfolg unserer Bemühungen hat ewige Folgen – für uns und für die Jungen und Mädchen, die wir großziehen. Alle, die Eltern werden, sind streng verpflichtet, [ihre] Kinder zu beschützen, zu lieben und ihnen zu helfen, zum Vater im Himmel zurückzukehren. Alle Eltern müssen begreifen, dass der Herr diejenigen, die diese Pflichten vernachlässigen, nicht für schuldlos erachten wird.8

Vater und Mutter tragen eine große Verantwortung in Bezug auf die Kinder, die ihrer Obhut anvertraut sind. … Im Buch Sprichwörter finden wir diese Ermahnung an Eltern:

„Erzieh den Knaben für seinen Lebensweg, dann weicht er auch im Alter nicht davon ab.“ (Sprichwörter 22:6.)

Die beste Unterweisung, die ein Kind erhalten kann, ist die, die aus dem Beispiel der Eltern herrührt. Eltern müssen ein Beispiel geben, dem junge Leute nacheifern können. Ein Zuhause, wo rechtschaffene Grundsätze gelehrt werden, wo man Liebe und Respekt füreinander hat, wo das Familienleben vom Gebet beeinflusst worden ist und wo das, was Gott betrifft, geachtet wird, verleiht große Kraft.9

Die Familie gut zu führen, … erfordert viel und gut genutzte Zeit. Die Belehrung und die Leitung der Familie darf nicht … der Gesellschaft, der Schule und nicht einmal der Kirche überlassen werden.10

Ein Mann, der das Priestertum trägt, sieht die Familie als von Gott verordnet an. Ihre wichtigste und heiligste Aufgabe besteht darin, die Familie zu führen. …

Ein Mann, der das Priestertum trägt, geht seiner Familie bei der Aktivität in der Kirche voran, damit sie das Evangelium kennt und unter dem Schutz der Bündnisse und Verordnungen steht. Wenn Sie sich der Segnungen des Herrn erfreuen wollen, müssen Sie Ihr Zuhause in Ordnung bringen. Sie bestimmen das geistige Klima zu Hause gemeinsam mit Ihrer Frau. Vor allem müssen Sie durch regelmäßiges Schriftstudium und tägliches Beten Ihr eigenes geistiges Leben in Ordnung bringen. Erlangen Sie die Bündnisse des Priestertums und des Tempels und halten Sie sie in Ehren; halten Sie auch Ihre Familie dazu an.11

Ein Mann, der das Priestertum trägt, hat Achtung vor der Mutterschaft. Den Müttern ist das heilige Recht gegeben, dass sie „Menschenseelen gebären können; denn hierin wird das Werk [des] Vaters fortgesetzt, damit er verherrlicht werde“ (LuB 132:63). …

Ohne unsere Helferin und Partnerin kann das Priestertum seiner Bestimmung nicht gerecht werden und Gottes Absicht nicht erfüllt werden. Die Mutter tut etwas, was das Priestertum nicht tun kann. Wegen dieser Gabe des Lebens muss der Priestertumsträger die Mutter seiner Kinder uneingeschränkt lieben.

[Brüder,] ehren Sie die einzigartige und gottgegebene Rolle Ihrer Frau als Mutter in Israel und ihre besondere Fähigkeit, Kinder zu gebären und zu umsorgen. Wir unterstehen dem göttlichen Gebot, uns zu mehren und die Erde zu füllen und unsere Kinder und Enkel in Licht und Wahrheit aufzuziehen (siehe Mose 2:28; LuB 93:40). Als liebevoller Partner beteiligen Sie sich an der Betreuung der Kinder. Helfen Sie ihr, den Haushalt zu führen und in Ordnung zu halten. Helfen Sie ihr, die Kinder zu unterweisen, zu schulen und zu disziplinieren.

Sagen Sie Ihrer Frau vor den Kindern häufig, wie sehr Sie sie achten und respektieren. Zum Größten, was ein Vater für seine Kinder tun kann, gehört tatsächlich, dass er ihre Mutter liebt.12

Ein Mann, der das Priestertum trägt, akzeptiert bei der Führung der Familie seine Frau als Partnerin, weiht sie in alle Fragen ein und bezieht sie in alle damit verbundenen Entscheidungen ein. In der Kirche und zu Hause ist es unbedingt erforderlich, einen präsidierenden Beamten zu haben (siehe LuB 107:21). Gott hat bestimmt, dass die Aufgabe, zu Hause zu präsidieren, auf dem Priestertumsträger ruht (siehe Mose 4:22). Es ist die Absicht des Herrn, dass die Frau eine gleichwertige Hilfe für den Mann ist, das heißt, eine Gefährtin, die in voller Partnerschaft gleichwertig und nötig ist. In Rechtschaffenheit präsidieren bedeutet, dass es zwischen Mann und Frau eine Aufgabenteilung geben muss; sie fungieren in allen Angelegenheiten der Familie in gegenseitigem Einvernehmen. Wenn ein Mann in der Führung der Familie unabhängig oder ohne Rücksicht auf die Ansichten und den Rat seiner Frau handelt, übt er ungerechte Herrschaft aus.13

Brüder, wir legen Ihnen ans Herz, daran zu denken, dass das Priestertum eine Vollmacht ist, die allein auf Rechtschaffenheit beruht. Verdienen Sie sich die Achtung und das Vertrauen Ihrer Kinder, indem Sie liebevoll mit ihnen umgehen. Ein rechtschaffener Vater schützt seine Kinder, indem er sich Zeit nimmt und bei ihren gesellschaftlichen, schulischen und geistigen Aktivitäten und Aufgaben anwesend ist. Dem Vater kommt die Aufgabe, den Kindern auf sanfte Weise Liebe und Zuneigung zu zeigen, genauso zu wie der Mutter. Sagen Sie Ihren Kindern, dass Sie sie lieb haben.14

3

Unser Zuhause muss ein Ort der Liebe, des Betens und der Unterweisung im Evangelium sein

Wir müssen ganz einfach in der Familie Liebe zeigen, rechtschaffen sein und hohe Grundsätze haben. Wir müssen uns beständig der Ehe, den Kindern und der Moral verpflichten. Wir müssen da erfolgreich sein, wo der Erfolg in der nächsten Generation am meisten zählt.

Gewiss ist das Zuhause am stärksten und am schönsten, wenn jeder auf die Gefühle anderer Rücksicht nimmt und sich bemüht, anderen zu dienen und die Grundsätze, die er in der Öffentlichkeit an den Tag legt, auch zu Hause anzuwenden. Wir müssen uns mehr anstrengen, im Kreise der Familie das Evangelium zu leben. Unser Zuhause verdient unser größtes Engagement. Ein Kind hat das Recht zu spüren, dass es zu Hause beschützt ist – dass es dort vor den Gefahren und Übeln der Außenwelt sicher ist. Dazu müssen in der Familie Einigkeit und Rechtschaffenheit herrschen. Ein Kind braucht Eltern, die eine glückliche Beziehung führen, die freudig daran arbeiten, ein ideales Familienleben zu haben, die ihre Kinder aufrichtig und selbstlos lieben und die alles daran setzen, dass es der Familie gut geht.15

Als der Familienabend als offizielles Programm der Kirche vorgestellt wurde, sagte die Erste Präsidentschaft: „Wir verheißen den Heiligen, die diesen Rat [nämlich den Familienabend abzuhalten] befolgen, große Segnungen. Die Liebe in der Familie und der Gehorsam gegenüber den Eltern werden zunehmen. Die Jugend Israels wird im Herzen stärkeren Glauben haben, und sie wird die Kraft haben, sich dem bösen Einfluss und den Versuchungen, die ihr zu schaffen machen, zu widersetzen.“ Wir bekräftigen erneut die verheißenen Segnungen für diejenigen, die treu den Familienabend halten.

Der Montagabend muss dem Familienabend vorbehalten bleiben. Die örtlichen Führer müssen dafür sorgen, dass die kirchlichen Gebäude und Einrichtungen geschlossen bleiben, dass für den Montagabend keine Gemeinde- oder Pfahlaktivitäten geplant sind und dass auch andere Störungen des Familienabends unterbleiben.

Die oberste Priorität des Familienabends muss darin liegen, dass die Familie gemeinsam das Evangelium studiert. Wir erinnern jeden daran, dass der Herr die Eltern ermahnt hat, ihre Kinder im Evangelium, im Beten und in der Sabbatheiligung zu unterweisen. Die heiligen Schriften sind die wichtigste Quelle für die Evangeliumsunterweisung.16

Beten Sie morgens und abends mit der Familie. Kindern, die ihre Eltern zum Herrn für ihr Wohlergehen beten hören, werden großartige Segnungen zuteil. Gewiss sind Kinder, die unter dem Einfluss solcher rechtschaffenen Eltern stehen, besser vor den Einflüssen des Widersachers geschützt.17

Damit Eltern und Kinder einander besser verstehen können, hat die Kirche ein Konzept eingeführt, das als „Familienrat“ bekannt ist. Dieser Rat wird von den Eltern einberufen, die dabei auch die Leitung übernehmen, und alle aus der Familie nehmen daran teil. Durch diesen Rat werden die Beziehungen in der Familie gestärkt und die Kinder fühlen sich zugehörig und spüren, dass ihre Eltern sich für ihre Probleme interessieren. Alle aus der Familie lernen dadurch gegenseitigen Respekt und legen Selbstsucht ab. Außerdem werden die Goldene Regel [siehe Matthäus 7:12] und ein reines Leben betont. Die Familie lernt, gemeinsam Gott zu verehren, zu beten sowie gütig und ehrlich zu sein. Das, was der Familie zu schaffen macht, betrifft einen in der Regel so unmittelbar, dass die wahren Dimensionen und die Bedeutung leicht unterschätzt werden. Wenn die Familie jedoch stark bleibt und in ihrem Bemühungen, Gott zu dienen und seine Gebote zu halten, vereint ist, verschwinden viele der Probleme unserer Zeit.18.

[Brüder,] nehmen Sie die Aufgabe ernst, Ihre Familie durch den regelmäßigen Familienabend und das Familiengebet, Andachten, das regelmäßige Lesen aus der Schrift und bei anderen Gelegenheiten das Evangelium zu lehren. Legen Sie besonderen Wert auf die Vorbereitung auf Mission und auf die Tempelehe. … Üben Sie als Patriarch der Familie Ihr Priestertum aus, indem Sie die entsprechenden heiligen Handlungen für Ihre Familie vollziehen und Ihrer Frau und Ihren Kindern Segen spenden. Außer Ihrer eigenen Errettung, Brüder, ist für Sie nichts so wichtig wie die Errettung Ihrer Frau und Ihrer Kinder.19

couple walking with teenage son

Wir müssen beten und unsere Kinder wissen lassen, dass wir sie lieben und uns um sie sorgen.

4

Erfolgreich sind Eltern, die ihr Kind lieben, für ihr Kind Opfer bringen, für es sorgen, es unterweisen und auf seine Bedürfnisse eingehen

Generalautoritäten genießen den Vorzug, auf der ganzen Welt Mitglieder der Kirche zu treffen und kennenzulernen, die stets ein gutes Leben geführt und ihre Kinder im Einfluss des Evangeliums großgezogen haben. Diese Heiligen haben die großartigen Segnungen und den Trost empfangen, die einem zuteilwerden, wenn man auf jahrelange erfolgreiche Bemühungen als Eltern, Großeltern und Urgroßeltern zurückblicken kann. Diese Erfahrung würde doch bestimmt jeder von uns gerne machen.

Es gibt jedoch viele Menschen in der Kirche und in der Welt, die sich schuldig und unwürdig fühlen, weil sich manche ihrer Söhne und Töchter von der Herde entfernt haben. …

Wir verstehen, dass gewissenhafte Eltern ihr Bestes tun, doch fast alle machen Fehler. Jeder, der sich in das Abenteuer Elternschaft stürzt, stellt bald fest, dass man im Laufe der Zeit viele Fehler macht. Wenn unser himmlischer Vater seine Geistkinder der Obhut junger und unerfahrener Eltern anvertraut, dann weiß er ganz sicher, dass sie Fehler machen und sich irren werden. …

Jeder von uns ist anders. Jedes Kind ist anders. So wie jeder von uns im Wettlauf des Lebens an einem anderen Punkt anfängt und andere Stärken, Schwächen und Talente hat, so ist auch jedes Kind mit seinen individuellen besonderen Eigenschaften gesegnet. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass der Herr den Erfolg einer Person genauso wie den Erfolg einer anderen beurteilen wird. Als Eltern nehmen wir oft an, dass wir, wenn unser Kind nicht in jeder Hinsicht überdurchschnittliche Leistungen erbringt, versagt haben. Wir sollten bei unseren Urteilen vorsichtig sein. …

Erfolgreich sind Eltern, die ihr Kind lieben, für ihr Kind Opfer bringen, für es sorgen, es unterweisen und auf seine Bedürfnisse eingehen. Wenn Sie all das tun und Ihr Kind dennoch widerspenstig bleibt, Ihnen Schwierigkeiten macht oder die Wege der Welt geht, bedeutet das also nicht zwangsläufig, dass Sie als Eltern versagt hätten. Manche Kinder, die auf die Welt kommen, hätten vielleicht allen Eltern und unter allen Umständen Schwierigkeiten gemacht. Andere hingegen wären womöglich für jeden Vater und für jede Mutter ein Segen gewesen und hätten ihnen Freude bereitet.

Mir geht es heute darum, dass es Eltern gibt, die sich zu streng beurteilen und vielleicht zulassen, dass diese Gefühle ihr Leben ruinieren, obwohl sie in Wirklichkeit ihr Bestes gegeben haben und im Glauben fortfahren sollten.20

Ein Vater oder eine Mutter [deren Kind vom Weg abgekommen ist], stehen damit nicht allein. Unsere Urelten kannten den Schmerz und das Leid, das damit einherging, dass einige ihrer Kinder die Lehren vom ewigen Leben verwarfen (siehe Mose 5:27). Jahrhunderte später erlebte Jakob, wie seine älteren Söhne auf seinen geliebten Josef eifersüchtig waren und ihm Böses wollten (siehe Genesis 37:1-8). Der große Prophet Alma, dessen Sohn seinen Namen trug, betete unermüdlich zum Herrn, weil sein Sohn so sehr auf Auflehnung aus war. Er war zweifellos überwältigt von Sorgen und Kummer wegen der Zwietracht und Schlechtigkeit, die sein Sohn unter den Mitgliedern der Kirche verursachte (siehe Mosia 27:14). Auch unser Vater im Himmel hat viele seiner Geistkinder an die Welt verloren und kennt die Gefühle Ihres Herzens. …

Geben Sie die Hoffnung für einen Jungen oder ein Mädchen, das auf Abwege geraten ist, nicht auf. Viele, die völlig verloren schienen, sind zurückgekehrt. Wir müssen beten und unsere Kinder, wenn möglich, wissen lassen, dass wir sie lieben und uns um sie sorgen. …

Wir müssen wissen, dass der Vater im Himmel die Liebe, Opfer und Sorgen anerkennt, auch wenn unsere Anstrengungen vergeblich waren. Wenn die Eltern oft auch niedergeschlagen sind, so müssen sie sich doch bewusst werden, dass das Kind schließlich selbst für sich verantwortlich ist, nachdem die Eltern es die richtigen Grundsätze gelehrt haben. …

Ganz gleich, welchen Kummer, welche Sorgen, welche Schmerzen und welches Leid Sie durchmachen, bemühen Sie sich, Nutzen daraus zu ziehen – vielleicht, indem Sie anderen helfen, die gleichen Probleme zu vermeiden, oder mehr Verständnis für die Gefühle anderer entwickeln, die ähnliche Schwierigkeiten haben. Gewiss werden wir einen besseren Einblick in die Liebe des himmlischen Vaters haben, wenn wir durch das Gebet letzten Endes erkennen, dass er uns versteht und möchte, dass wir nach vorn blicken. …

Wir dürfen uns vom Satan niemals einreden lassen, dass alles verloren ist. Seien wir stolz auf das, was wir gut und richtig gemacht haben; lehnen wir das ab, was falsch ist, und verbannen es aus unserem Leben; schauen wir auf den Herrn, um Vergebung, Kraft und Trost zu erlangen, und schreiten wir dann weiter voran.21

5

Unser Zuhause soll ein heiliger Ort sein, wo die Grundsätze des Evangeliums angewandt werden können und der Geist des Herrn anwesend sein kann

Wir hoffen, dass Sie sich bei Ihren Bemühungen, Ihre Kinder in Rechtschaffenheit großzuziehen, nicht entmutigen lassen. Denken Sie daran, dass der Herr geboten hat: „Aber meine Jünger werden an heiligen Stätten stehen und werden nicht wanken.“ (LuB 45:32.)

Manche nehmen an, dass damit der Tempel gemeint ist, was ja auch stimmt, aber es bezieht sich auch auf unser Zuhause. Wenn Sie eifrig daran arbeiten, Ihre Familie in Rechtschaffenheit zu führen, sie zum Schriftstudium, Familienabend und täglichem Gebet anregen und sich daran beteiligen und dafür sorgen, dass alle einander lieben und sich gegenseitig darin unterstützen, die Lehren des Evangeliums umzusetzen, erlangen Sie die vom Herrn verheißenen Segnungen und ziehen eine rechtschaffene Nachkommenschaft heran.

In einer immer schlechter werdenden Welt ist es äußerst wichtig, dass wir alle „an heiligen Stätten stehen“ und uns dazu verpflichten, den Lehren des Evangeliums Jesu Christi treu zu sein.22

Wenn Eltern Erfolg in der Familie haben möchten, müssen sie Liebe und Achtung füreinander haben. Der Ehemann, der Träger des Priestertums, muss vor seinen Kindern größten Respekt für seine Ehefrau zeigen, und die Ehefrau muss ihren Ehemann lieben und unterstützen. Dann entwickeln die Kinder Liebe zu ihren Eltern und zueinander. Dann wird das Zuhause zu einem heiligen Ort, wo die Grundsätze des Evangeliums am besten angewandt werden können und der Geist des Herrn anwesend sein kann. Ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein ist eine größere Aufgabe als in der Wirtschaft, in der Regierung oder in weltlichen Angelegenheiten eine führende oder hohe Stellung zu erlangen. Manchmal mag das Familienleben mit seinen Routineaufgaben banal erscheinen, doch seinem Erfolg muss unser ganzes Streben im Leben gelten.23

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Lesen Sie die Worte von Präsident Hunter in Abschnitt 1 und denken Sie darüber nach, wie wichtig die Familie ist. Welche Verantwortung hat die Kirche hinsichtlich der Familie? Wie können wir unsere Familie schützen und stärken?

  • Denken Sie über Präsident Hunters Worte nach, dass Eltern zu Hause gemeinsam die Führung übernehmen sollen. (Siehe Abschnitt 2.) Wie helfen diese Worte sowohl Vätern als auch Müttern? Wie können sich Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder einig werden? Überlegen Sie, wie Sie das geistige Klima in der Familie verbessern können.

  • In Abschnitt 3 gibt uns Präsident Hunter Ratschläge dazu, wie man eine starke Familie erlangt. Wie können wir größere Einigkeit und Rechtschaffenheit in der Familie entwickeln? Wie ist Ihre Familie durch den Familienabend gesegnet worden? Wie ist Ihre Familie durch das gemeinsame Schriftstudium und Gebet gesegnet worden?

  • Wie könnten Präsident Hunters Worte in Abschnitt 4 Eltern eines Kindes helfen, das in die Irre gegangen ist? Wie können Eltern, die Sorgen und Kummer haben, Nutzen daraus ziehen? Was können Eltern, Großeltern, Jugendführer und andere tun, um einem Kind zu helfen, das vom rechten Weg abgeirrt ist?

  • Lesen Sie Abschnitt 5 und denken Sie über Präsident Hunters Worte nach, dass wir unser Zuhause zu einer heiligen Stätte machen sollen. Auf welche Herausforderungen stoßen wir dabei? Wie können wir uns darum bemühen, das Zuhause zu einer heiligen Stätte zu machen?

Einschlägige Schriftstellen

Exodus 20:12; Deuteronomium 6:4-7; Psalm 127:3-5; Epheser 6:1-4; Enos 1:1-3; Mosia 4:14,15; Alma 56:45-48; 3 Nephi 18:21; LuB 68:25-28; 93:40; 121:41-46

Unterrichtshilfe

Die Unterrichtsteilnehmer sollen zu zweit überlegen, wie sie einen Abschnitt des Kapitels bei einem Familienabend vermitteln würden. Wie können wir dafür sorgen, dass diese Lehren bei Kindern und Jugendlichen etwas bewirken? Lassen Sie einige Zweiergruppen berichten, was sie sich vorgenommen haben.

Anmerkungen

  1. Siehe Eleanor Knowles, Howard W. Hunter, Seite 46ff.

  2. Aus Knowles, Howard W. Hunter, Seite 81

  3. Aus Knowles, Howard W. Hunter, Seite 109

  4. Aus Knowles, Howard W. Hunter, Seite 252; siehe auch Seite 251

  5. „Being a Righteous Husband and Father“, Ensign, November 1994, Seite 50

  6. „Exceeding Great and Precious Promises“, Ensign, November 1994, Seite 9

  7. The Teachings of Howard W. Hunter, Hg. Clyde J. Williams, Seite 144

  8. „Parents’ Concern for Children“, Ensign, November 1983, Seite 65

  9. Frühjahrs-Generalkonferenz 1960

  10. „Being a Righteous Husband and Father“, Seite 50

  11. „Being a Righteous Husband and Father“, Seite 50f.

  12. „Being a Righteous Husband and Father“, Seite 50

  13. „Being a Righteous Husband and Father“, Seite 50f.

  14. „Being a Righteous Husband and Father“, Seite 51

  15. „Standing As Witnesses of God“, Ensign, Mai 1990, Seite 61f.

  16. Schreiben der Ersten Präsidentschaft vom 30. August 1994 (Howard W. Hunter, Gordon B. Hinckley und Thomas S. Monson)

  17. Aus „‚Be More Fully Converted‘, Prophet Says“ von Mike Cannon, Church News, 24. September 1994, Seite 4; siehe auch The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 37

  18. Frühjahrs-Generalkonferenz 1960

  19. „Being a Righteous Husband and Father“, Seite 51

  20. „Parents’ Concern for Children“, Seite 63ff.

  21. „Parents’ Concern for Children“, Seite 64f.

  22. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 155

  23. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 156