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Kapitel 22: Das Evangelium lehren


Kapitel 22

Das Evangelium lehren

Sinn und Zweck des Unterrichts ist es, dass wir ein Werkzeug in den Händen des Herrn sein und anderen einen Herzenswandel ermöglichen mögen.

Aus dem Leben von Howard W. Hunter

Bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1972 war Elder Howard W. Hunter, damals Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, einer der letzten Sprecher in einer der Versammlungen. Er hatte eine Ansprache vorbereitet, aber es war nicht mehr genug Zeit in der Versammlung übrig, um sie vorzutragen. „Ich möchte auf die Zeit achten“, sagte Elder Hunter, „deshalb falte ich meine vorbereiteten Notizen zusammen und stecke sie mir in die Jackentasche. Lassen Sie mich aber noch kurz eine Geschichte erzählen, die auf mich als kleiner Junge einen großen Eindruck gemacht hat. Diese Begebenheit kam mir in den Sinn, als erwähnt wurde, dass heute Nachmittag eine große Gruppe unter uns ist, die sich voller Freude dem Unterricht der Jugendlichen widmet.

Es war am frühen Morgen eines Sommertages. Ich stand nahe am Fenster. Die Gardine verbarg mich vor zwei kleinen Lebewesen draußen auf dem Rasen. Eines war ein ausgewachsener Vogel, das andere ein kleiner Vogel, der offensichtlich gerade flügge wurde. Ich sah, wie der große Vogel auf dem Rasen umherhüpfte, die Füße spreizte und dann auf einmal den Kopf senkte. Er zog einen fetten Wurm zwischen dem Gras hervor und hüpfte anschließend zurück. Der junge Vogel riss seinen Schnabel weit auf, aber der große Vogel verschlang den Wurm selber.

Dann beobachtete ich, wie der große Vogel auf einen Baum flog. Er pickte eine Weile an der Baumrinde und kam dann mit einem dicken Käfer im Schnabel zurück. Und wieder öffnete der kleine Vogel begierig seinen Schnabel, aber der große Vogel verschlang den Käfer. Da gab es lautstarken Protest.

Wieder flog der große Vogel fort, und ich sah ihn nicht wieder. Doch ich beobachtete den kleinen Vogel weiter. Nach einer Weile begann er auf dem Rasen umherzuhüpfen, spreizte die Füße und senkte auf einmal den Kopf. Er zog einen fetten Wurm aus dem Rasen.

Gott segne die guten Menschen, die unsere Kinder und unsere Jugendlichen unterweisen.“

Elder Hunters kurze Botschaft wurde später unter dem Titel „Ein Lehrer“ veröffentlicht.1

Howard W. Hunter betonte häufig, wie wichtig guter Unterricht in der Kirche sei. Er sprach über Grundsätzliches – unter anderem darüber, wie wichtig es ist, durch eigenes Beispiel zu lehren, was durch die Geschichte mit den Vögeln veranschaulicht wurde –, damit Lehrer erfolgreicher darin sind, ihren Schülern Gutes zu vermitteln. Er sprach zu den Lehrern oft über Kinder und Jugendliche und veranschaulichte ihnen ihre heilige Aufgabe hinsichtlich der heranwachsenden Generation. Bei einer solchen Gelegenheit sagte er:

„Ich sehe vor mir einige der erwählten Geister der Erde. … Ich versuche, mir jeden von [Ihnen Lehrern] bei Ihrer unterschiedlicher Arbeit vorzustellen. Ich frage mich, welche Frucht Ihre Arbeit hervorbringen wird. Wird Teil der Frucht verdorben sein, weil Sie den Boden, der Ihnen anvertraut wurde, nicht beackert und gepflegt haben? Oder wird der ganze Boden so bearbeitet sein, dass er die größtmögliche Ernte an guter Frucht einbringt?

In Ihren Gemeinden und Pfählen … gibt es viele Kinder unseres Vaters im Himmel. Wie Sie sind auch sie in seinen Augen kostbar. Aber, anders als Sie, sind viele von ihnen unerfahren, viele sind neu im Evangelium. Sie haben eine wahrlich große Verantwortung ihnen gegenüber. Sie sind noch geschmeidig, einfach zu biegen, einfach zu formen und einfach zu führen, wenn Sie nur ihr Vertrauen und ihr Herz gewinnen können. Sie sind ihr ‚Hirte‘. Sie müssen sie auf ‚grüne Auen‘ führen.

Was für eine Herausforderung, was für eine freudige Aufgabe, was für eine heilige Verantwortung Sie doch haben! … Wie achtsam, wie rücksichtsvoll, wie freundlich, wie sanft, wie rein im Herzen, wie erfüllt von dieser selbstlosen Liebe des Herrn, wie demütig und wie gebeterfüllt Sie sein müssen, wenn Sie sich abermals an die Arbeit machen und die Lämmer weiden, wie es der Herr von Ihnen erwartet!“2

Familie lernt zusammen

Durch den Unterricht in der Kirche wird die Erziehung der Eltern unterstützt.

Lehren von Howard W. Hunter

1

Helfen Sie anderen, Vertrauen in die heiligen Schriften zu entwickeln

Ich lege Ihnen sehr ans Herz, in Ihrem Unterricht die heiligen Schriften zu verwenden und alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um den Schülern dabei zu helfen, sie zu nutzen und mit ihnen vertraut zu werden. Ich wünsche mir, dass unsere jungen Leute auf die heiligen Schriften vertrauen. Und Sie denken bei der Interpretation dieser Aussage bitte in zwei Richtungen.

Vor allem möchten wir, dass die Schüler Vertrauen in die Kraft und Wahrheit der heiligen Schriften legen, darauf vertrauen, dass der Vater im Himmel wirklich durch die Schriften zu ihnen spricht, und darauf vertrauen, dass sie in den heiligen Schriften die Antwort auf ihre Probleme und Gebete finden. Ich hoffe, dass Sie Ihren Schülern ein solches Vertrauen vermitteln. Dies können Sie erreichen, indem Sie ihnen jeden Tag und zu jeder Stunde zeigen, dass Sie in ebendieser Weise auf die heiligen Schriften vertrauen. Zeigen Sie ihnen, dass Sie darauf vertrauen, dass die heiligen Schriften die Lösung für viele – ja, sogar für die meisten – Probleme des Lebens enthalten. Lehren Sie im Unterricht also anhand der heiligen Schriften.

[Auch] ist mit dem Ausdruck, dass man auf die heiligen Schriften vertraut, gemeint, dass wir unsere Schüler mit den Standardwerken so vertraut machen sollen, dass sie sich mühelos darin zurechtfinden und die wesentlichen Schriftstellen, Predigten und Texte darin kennen. Hoffentlich verlässt keiner Ihrer Schüler den Unterricht voller Angst oder Verlegenheit oder Scham, weil er die heiligen Schriften nicht gut genug kennt, um eine bestimmte Schriftstelle aufzuschlagen, wenn er Hilfe braucht. Verschaffen Sie diesen jungen Leuten genug Erfahrung mit der Bibel, dem Buch Mormon, dem Buch Lehre und Bündnisse und der Köstlichen Perle, damit sie beide Arten von Vertrauen haben, die ich gerade erwähnt habe.

Oft habe ich gedacht, dass unsere jungen Leute in der Kirche nicht viel anders wären als die jungen Leute außerhalb der Kirche, wenn sie sich nicht gut in den Standardwerken auskennen. Jeder hier kennt die Verse, die der Prophet Joseph aus dem Gefängnis zu Liberty schrieb. Unter anderem heißt es da: ‚Denn es gibt unter allen Glaubensgemeinschaften, Parteien und Konfessionen noch immer viele auf Erden, die von der verschlagenen Hinterlist der Menschen, die auf der Lauer liegen, um zu täuschen, verblendet sind und denen die Wahrheit nur deshalb vorenthalten ist, weil sie nicht wissen, wo sie zu finden ist.‘ (LuB 123:12.)

Als [Lehrer] in der Kirche kommt uns eine große Verantwortung zu, dass unsere Mitglieder, unsere jungen Leute nicht in die Gruppe derer fallen, die verblendet sind, die zwar gute, edle und würdige junge Männer und Frauen sind, denen aber die Wahrheit aus den heiligen Schriften vorenthalten ist, weil sie nicht wissen, wo diese Wahrheiten zu finden sind, und weil sie kein Vertrauen haben, die Standardwerke [zu nutzen].3

2

Mit dem Geist lehren

Bereiten Sie sich so vor und leben Sie so, dass Sie den Geist des Herrn bei sich haben, wenn Sie unterrichten. In unserer Welt gibt es so viel, was das Empfinden für den Geist zerstört, und so viel, was den Geist von uns fernhalten möchte. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende für diese jungen Menschen tun, die von der Weltlichkeit, die sie umschließt, angegriffen und bombardiert werden. Wir müssen alles nur Erdenkliche tun, damit sie die angenehme, beruhigende Gegenwart des Geistes des Herrn verspüren. …

In einer der grundlegendsten Offenbarungen dieser Evangeliumszeit hat der Herr gesagt: „Und der Geist wird euch durch das Gebet des Glaubens gegeben; und wenn ihr den Geist nicht empfangt, sollt ihr nicht lehren.“ (LuB 42:14.)

Meiner Meinung nach bedeutet dieser Vers nicht nur, dass wir ohne den Geist nicht lehren sollen, sondern auch, dass wir ohne ihn nicht lehren können. Geistiges kann man ohne den Geist des Herrn, der belehrt und bestätigt, einfach nicht lernen. Auch Joseph Smith scheint damit übereinzustimmen: „Jeder soll das Evangelium mit der Macht und dem Einfluss des Heiligen Geistes lehren; niemand kann das Evangelium ohne den Heiligen Geist lehren.“ [Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 369.] …

Ich bin besorgt, wenn starke Gefühle oder Tränenströme offenbar mit der Gegenwart des Geistes gleichgesetzt werden. Gewiss kann der Geist der Herrn zu starken Gefühlsäußerungen führen, darunter auch dazu, dass man zu weinen beginnt, doch Tränen allein dürfen nicht mit der Gegenwart des Geistes verwechselt werden.

Ich habe über die Jahre hinweg viele meiner Brüder beobachtet, und wir haben zusammen manch seltene geistige Kundgebung erhalten, über die man nicht spricht. Jedes Erlebnis war anders – auf seine Weise einzigartig, und in solch einem heiligen Augenblick weint man vielleicht auch. Das ist zwar häufig der Fall, doch es gibt auch Erlebnisse, bei denen es völlig still ist. Bei anderer Gelegenheit herrscht vielleicht Freude vor. Auf jeden Fall werden sie immer von einer großen Kundgebung der Wahrheit begleitet, einer Offenbarung im Herzen.

Lehren Sie Ihre Schüler die Wahrheit des Evangeliums auf machtvolle Weise; dadurch ermöglichen Sie ihnen geistige Erlebnisse. Es soll aber ganz natürlich geschehen, vielleicht auch mit Tränen, vielleicht aber auch ohne. Wenn das, was Sie sagen, die Wahrheit ist, und Sie es mit aufrechter und ehrlicher Überzeugung tun, werden diese Schüler den Geist der Wahrheit verspüren. Dann werden sie erkennen, dass sie in ihrem Herzen Inspiration und Offenbarung erhalten haben. Auf diese Art und Weise stärken wir den Glauben. Auf diese Art und Weise stärken wir das Zeugnis – durch die Macht des Gotteswortes, wenn es in seiner Reinheit und mit Überzeugung gelehrt wird.

Hören Sie auf die Wahrheit, achten Sie auf die Lehre und lassen Sie den Geist sich äußern, wie er mag, in all seinen Facetten und Formen. Bleiben Sie bei den unwandelbaren Grundsätzen; lehren Sie mit einem reinen Herzen. Dann wird der Geist Herz und Sinn berühren – bei Ihnen und bei Ihren Schülern.4

3

Fordern Sie die Schüler auf, Gottvater und Jesus Christus persönlich kennenzulernen

Sie sind sich sicher der möglichen Gefahr bewusst, … dass Ihre Schüler eher Ihnen als dem Evangelium zugeneigt sind. … Deshalb müssen Sie Ihre Schüler auffordern, sich selbst in die heiligen Schriften zu vertiefen, und ihnen nicht nur Ihre Erklärung und Sichtweise zu vermitteln. Deshalb müssen Sie Ihre Schüler auffordern, den Geist des Herrn selber zu verspüren, und ihnen nicht nur von Ihrer eigenen Erfahrung damit erzählen. Deshalb müssen Sie Ihre Schüler letztendlich dazu auffordern, sich direkt an Jesus zu wenden, und nicht nur an jemanden, der seine Lehren vermittelt, ganz gleich, wie gut er das macht. Sie werden nicht immer für Ihre Schüler da sein können.

Unsere große Aufgabe ist es, diesen Schülern gründlich das zu vermitteln, was sie durchs Leben begleiten kann, sie zu ihm zu weisen, der sie liebt und sie dort führen kann, wo keiner von uns je sein wird. Stellen Sie sicher, dass die Schüler den heiligen Schriften, dem Herrn und den Lehren der wiederhergestellten Kirche gegenüber treu sind. Weisen Sie sie zu Gottvater und seinem einziggezeugten Sohn Jesus Christus und zu den Führern der wahren Kirche. … Rüsten Sie sie mit den Gaben aus, die sie benötigen, wenn sie alleine dastehen. Wenn Sie das tun, wird die gesamte Kirche für Generationen gesegnet sein.5

PV-Klasse

Denken Sie, so gut es geht, an jeden einzelnen Schüler, damit er spürt, dass er Ihnen als Lehrer persönlich am Herzen liegt.

4

Bemühen Sie sich, den Einzelnen zu erreichen

Ich hatte immer das Gefühl, dass der Herr sich auf persönliche Weise um jeden kümmert. In der Kirche geschieht vieles in Gruppen. Wir brauchen Organisationen in einer bestimmten Größe, damit die Kirche gut geführt werden kann. Aber viele der wichtigen Angelegenheiten – die wichtigsten – geschehen ganz individuell. Jedes Baby bekommt seinen eigenen Segen, auch wenn es sich um Zwillinge oder Drillinge handelt. Jedes Kind wird für sich getauft und konfirmiert. Wir nehmen das Abendmahl, werden zum Priestertum ordiniert oder erhalten die heiligen Handlungen des Tempels immer als einzelne Person – als jemand, der seine Beziehung mit unserem Vater im Himmel entwickelt. Viele mögen währenddessen in unserer Nähe sein, so wie man mit anderen in einem Klassenraum ist, aber dem Himmel ist jeder Einzelne wichtig, jeder als einzelner Mensch.

Als Christus den Nephiten erschien, sagte er:

„Erhebt euch, und kommt her zu mir, dass ihr eure Hände in meine Seiten legen und auch, dass ihr die Nägelmale in meinen Händen und meinen Füßen fühlen könnt. …

Und es begab sich: Die Menge ging hin und legte ihre Hände in seine Seite und fühlte die Nägelmale in seinen Händen und in seinen Füßen; und dies taten sie und gingen einer nach dem anderen hin, bis sie alle hingegangen waren und mit eigenen Augen sahen und mit eigenen Händen fühlten und mit Gewissheit wussten und Zeugnis gaben, dass er es war, von dem die Propheten geschrieben hatten, er werde kommen.“ (3 Nephi 11:14,15; Hervorhebung hinzugefügt.)

Das hat lange gedauert, aber es war wichtig, dass jeder für sich diese Erfahrung machen konnte, dass jedes Auge sehen und jede Hand fühlen konnte und somit jeder eine persönliche Bestätigung hatte. Auf dieselbe Art und Weise ging Jesus später mit den kleinen Kindern um. „Er nahm ihre kleinen Kinder, eines nach dem anderen, und segnete sie und betete für sie zum Vater.“ (3 Nephi 17:21; Hervorhebung hinzugefügt.)

Es wird Ihnen schwerfallen, einigen Ihrer Schüler all Ihre Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, so wie sie es wollen und brauchen, aber denken Sie, so gut es geht, an jeden, damit er spürt, dass er Ihnen als Lehrer persönlich am Herzen liegt. Beten Sie, um zu wissen, welcher Schüler welche Art der Unterstützung benötigt, und bleiben Sie aufmerksam genug, um die Eingebungen, wenn sie kommen, zu erkennen. … Denken Sie daran, dass der beste Unterricht individuell erfolgt und oftmals nicht im Klassenraum stattfindet. …

Bei Ihrem Bemühen, jeden zu erreichen, werden Sie mit Sicherheit bemerken, dass es dem einen nicht so gut geht wie einem anderen, und dass einige es überhaupt nicht zum Unterricht schaffen. Kümmern Sie sich gerade um diese Schüler; gehen Sie die zweite Meile, um das verlorene Schaf wieder zurück zur Herde zu bringen. „Denkt daran, die Seelen haben großen Wert in den Augen Gottes.“ (LuB 18:10.) Ein unermesslicher Preis wurde von unserem Erretter für jeden von uns gezahlt. Nun obliegt es einem jeden von uns, alles dafür zu tun, um ihm bei seinem Werk zu helfen. Es obliegt uns, sicherzustellen, dass die Gabe des Sühnopfers jedem jungen Mann und jeder jungen Frau, für die wir Verantwortung tragen, zugänglich ist. Für Sie bedeutet das, sie voll und ganz in Ihren Klassen zu halten.

Kümmern Sie sich besonders um diejenigen, die zu kämpfen haben, und machen Sie sich nach Bedarf auch auf, um das verlorene Schaf zu finden. Eine selbstverfasste Postkarte, ein Anruf oder, wenn möglich, ein Besuch bewirken bisweilen Wunder. Wenn man sich persönlich um einen jungen Menschen kümmert, der gerade erst vom Weg abkommt, spart man sich später viele Jahre, in denen man sich bemüht, ihn wieder zurückzuholen. Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende dafür, den Starken zu festigen und die vom Weg Abgekommenen in ihrem jetzigen Alter erneut zu verankern.6

5

Lehren Sie durch Ihr Beispiel

Wir müssen [als Lehrer] unbedingt das richtige Vorbild sein. Wir müssen fleißig und umsichtig sein, den Sabbat heilighalten, die Führungsbeamten von Gemeinde, Pfahl und Kirche anerkennen. Uns darf nichts Unziemliches über die Lippen kommen, was einem Kind das Recht geben könnte, Unrecht zu tun. Wenn wir irgendetwas Falsches sagen oder tun, dann geben wir den Kindern einen Freibrief, es uns gleichzutun.

Ein Vorbild trägt in sich einen mächtigeren Einfluss als eine Aufforderung. Wer andere dazu bringen möchte, das Richtige zu tun, muss es erst einmal selbst tun. Wahr ist: Wer sich an gute Grundsätze hält, weil sie gut sind, und sich nicht dazu hinreißen lässt, sich vom falschen Verhalten anderer beeinflussen zu lassen, der wird umso mehr belohnt als jemand, der nur redet, sich aber nicht daran hält. … Kinder neigen dazu, das Verhalten derer zu imitieren, denen sie vertrauen. Je größer ihr Vertrauen, desto eher lassen sie sich zum Guten oder Bösen beeinflussen. Jeder gute Heilige achtet auf echte Güte, wo auch immer sie zu finden ist, und bemüht sich, jedes gute Beispiel nachzuahmen.7

Einen großartigen Lehrer macht nicht nur aus, dass er die Gebote des Herrn befolgt und für sie eintritt, sondern auch, dass er durch das Gebet den Geist des Lehrens empfängt. Wenn wir den Geist empfangen und die Gebote des Herrn befolgen, vor dem Herrn in Gehorsam wandeln, dann wandelt sich das Leben derjenigen, die wir erreichen. Sie werden den Wunsch haben, rechtschaffen zu leben.8

Jeder Lehrer benötigt ein persönliches Zeugnis davon, dass Gott lebt, von der göttlichen Mission Jesu Christi und davon, dass der Vater und der Sohn Joseph Smith wirklich erschienen sind. Er benötigt nicht nur Erkenntnis und ein Zeugnis, sondern muss seine Überzeugung auch eifrig ohne Umschweife denjenigen vermitteln, die kommen, um zu lernen.9

Unterricht mit Erwachsenen in der Kirche

Erfolgreicher Evangeliumsunterricht bewirkt eine Veränderung der Seele des Menschen.

6

Seien Sie ein Werkzeug in Gottes Händen, indem Sie es den Schülern ermöglichen, einen Herzenswandel zu erleben, der einem Wunder gleichkommt

Ein großes Wunder geschieht, wenn ein Lehrer seine Aufgaben wie vom Herrn gewünscht erfüllt. Das Wunder in der Kirche besteht heutzutage nicht aus eindrucksvollen Heilungen, dass Lahme gehen, Blinde sehen und Taube hören oder dass die Kranken gesund gemacht werden. Das große Wunder in der Kirche, dem Reich Gottes in unserer Zeit, besteht darin, dass sich die Seele des Menschen wandelt. Das ist es, was wir sehen, wenn wir die Pfähle und Missionen der Kirche bereisen – die Veränderung der Seele des Menschen, weil es jemanden gab, der wahre Grundsätze gelehrt hat.

Es ist so, wie Alma zu seiner Zeit verkündete, als er die Menschen belehrte: „Und nun siehe, ich frage euch, meine Brüder [und Schwestern] in der Kirche: Seid ihr geistig aus Gott geboren? Habt ihr sein Abbild in euren Gesichtsausdruck aufgenommen? Habt ihr diese mächtige Wandlung in eurem Herzen erlebt?“ (Alma 5:14.) Das ist der Sinn und Zweck des Unterrichtens. Das ist der Grund, warum wir uns so anstrengen, uns um den Geist bemühen und unseren Sinn mit Gutem anfüllen, wie der Herr geboten hat, damit wir ein Werkzeug in den Händen des Herrn sein und anderen einen Herzenswandel ermöglichen mögen. Unser Ziel ist es, im Herzen der Kinder den Wunsch zu pflanzen, gut zu sein, rechtschaffen zu sein, die Gebote des Herrn zu halten, in Demut vor ihm zu wandeln. Wenn wir in der Hand des Herrn ein Werkzeug sein können, um diese mächtige Herzenswandlung in den Kindern zu bewerkstelligen, dann haben wir das große Wunder vollbracht, zu dem ein Lehrer bestimmt ist. Und das es ist wahrhaftig ein Wunder! Wir wissen nicht, wie der Herr dem Menschen das Herz wandelt, aber er tut es. …

Ich gebe Ihnen mein Zeugnis von der erneuernden Macht des Geistes im Leben der Mitglieder der Kirche. Ich flehe Sie an …, unablässig in Rechtschaffenheit und Heiligkeit vor dem Herrn daran zu arbeiten, die Ihnen übertragene Aufgabe zu erfüllen.“10

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

Hinweis: Besprechen Sie einige der folgenden Punkte aus der Sicht von Eltern, die ihre Kinder unterweisen.

  • Präsident Hunter fordert die Lehrer auf, Schülern zu helfen, Vertrauen in die heiligen Schriften zu gewinnen (Abschnitt 1). Wann haben Ihnen die heiligen Schriften geholfen? Haben Sie schon einmal in den heiligen Schriften Antworten auf Ihre Fragen gefunden? Wie können wir anderen (auch unserer Familie) helfen, die heiligen Schriften lieben zu lernen und ihre Macht in Anspruch zu nehmen?

  • Was können wir aus Abschnitt 2 darüber lernen, wie man mit dem Geist lehrt? Welche Erfahrung haben Sie schon damit gemacht, mit dem Geist zu lehren oder zu lernen? Nennen Sie einige Beispiele dafür, was man tun kann, um mit dem Geist zu lehren?

  • Wie kann ein Lehrer dafür sorgen, dass die Schüler den heiligen Schriften und dem Evangelium treu sind und nicht ihm? (Siehe Abschnitt 3.) Wie kann ein Lehrer seine Schüler zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus weisen? Wie verankert ein Lehrer seine Schüler derart im Evangelium, dass sie auch dann stark bleiben, wenn sie alleine dastehen?

  • Denken Sie darüber nach, was Präsident Hunter über die Bedeutung von jedem Einzelnen gesagt hat (siehe Abschnitt 4). Wie können Sie Ihren Schülern helfen, ein Zeugnis davon zu entwickeln, dass Gott sie persönlich kennt und liebt? Was können Sie als Lehrer tun, um diejenigen, die sie unterrichten, individuell zu erreichen?

  • Präsident Hunter bekräftigt, wie wichtig es ist, ein Vorbild zu sein (siehe Abschnitt 5). Warum ist unser Beispiel mächtiger als unsere Worte? Welchen Einfluss hatte ein Lehrer auf Sie, der Ihnen ein gutes Vorbild war? Wie lernen Kinder durch das Beispiel ihrer Eltern?

  • Wann haben Sie – als Lehrer oder als Lernender – das große Wunder erfahren, von dem Präsident Hunter in Abschnitt 6 spricht? Denken Sie an einige Lehrer, die Sie zum Guten beeinflusst haben. Weshalb waren sie erfolgreich? Wie können wir das Evangelium zu Hause, in der Klasse oder anderweitig noch machtvoller lehren?

Einschlägige Schriftstellen

Johannes 21:15-17; 1 Korinther 12:28; 2 Timotheus 3:14-17; 2 Nephi 33:1; Alma 17:2,3; 31:5; LuB 11:21,22; 50:17-22; 88:77-80

Unterrichtshilfe

Schreiben Sie einige der Fragen vom Ende des Kapitels oder andere Fragen, die sich auf das Kapitel beziehen, auf unterschiedliche Zettel. Bitten Sie die Teilnehmer, sich eine Frage auszusuchen und das Kapitel nach Hinweisen zu durchsuchen, die bei der Beantwortung der Frage helfen. Fragen Sie sie anschließend, was sie herausgefunden haben.

Anmerkungen

  1. „A Teacher“, Ensign, Juli 1972, Seite 85

  2. The Teachings of Howard W. Hunter, Hg. Clyde J. Williams, 1997, Seite 210f.

  3. „Eternal Investments“, Ansprache vor Religionslehrern des Bildungswesens der Kirche, 10. Februar 1989, Seite 2; si.lds.org

  4. „Eternal Investments“, Seite 3f.

  5. „Eternal Investments“, Seite 2f.

  6. „Eternal Investments“, Seite 4f.

  7. „Formula for a Great Teacher“, Ansprache bei einer PV-Konferenz, April 1965, Seite 3f., Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City

  8. „Formula for a Great Teacher“, Seite 1

  9. The Teachings of Howard W. Hunter, Seite 188

  10. „Formula for a Great Teacher“, Seite 4ff.