Kapitel 23
„Nicht weniger nützlich“
Die meisten von uns sind stille und relativ unbekannte Leute, die ihre Arbeit ohne viel Aufhebens erledigen. Denjenigen unter Ihnen, die das vielleicht wenig beeindruckend finden, sage ich: Sie sind „nicht weniger nützlich“ als jene Ihrer Kollegen, die im Rampenlicht stehen.
Aus dem Leben von Howard W. Hunter
Präsident Howard W. Hunter war nicht nur als engagierte Führungsperson und als von allen Seiten geschätzter Prophet bekannt, sondern auch für die zurückhaltende Art, mit der er seinen Aufgaben nachging. Er wusste, dass das Dienen an sich wichtig war, und nicht, ob er dafür in irgendeiner Form Anerkennung bekam. Elder Neal A. Maxwell vom Kollegium der Zwölf Apostel sagte einmal über ihn: „Präsident Howard W. Hunter ist sehr sanftmütig. … Dieser demütige Mann putzte mir einmal während eines gemeinsamen Auftrags in Ägypten, als ich nach einem anstrengenden, staubigen Tag wieder aus dem Schlaf erwachte, still die Schuhe und hoffte, er würde damit fertig werden, bevor ich es bemerkte.“1
Präsident Thomas S. Monson fiel Präsident Hunters bescheidene Art, anderen Gutes zu tun, zum ersten Mal 1956 bei der Weihung des Los-Angeles-Tempels in Kalifornien auf, mehrere Jahre bevor sie als Apostel berufen wurden. Er erzählte:
„Ich lernte Präsident Hunter kennen, als er Präsident des Pfahles Pasadena in Kalifornien war und bei der Weihung des Los-Angeles-Tempels (in Kalifornien) die Organisation vor Ort koordinierte. Ich durfte die Eintrittskarten dafür drucken. Seine Aufgabe hingegen war schier überwältigend. Ich musste mich nur um den Teil kümmern, bei dem es um die Eintrittskarten ging. Sie waren in unterschiedlichen Farben markiert, aufwendig gekennzeichnet und auf so ordentliche Art und Weise abgezählt, wie ich es niemals zuvor gesehen hatte. Großzügig erwähnte er andere und achtete darauf, dass sein Name nicht übermäßig herausgestellt wurde, auch wenn er die treibende Kraft hinter diesem großen Unterfangen war.“2
Elder James E. Faust vom Kollegium der Zwölf stellte fest: „Es ging ihm nicht um sein Ego. Mit all seiner Weisheit konnte er einfach bei den Brüdern sitzen und er musste nicht viel sagen. Er war absolut im Reinen mit sich selbst.“3
Präsident Hunter wusste, dass in Gottes Augen jede gute Tat zählte, auch wenn keiner darüber sprach und wie unscheinbar sie auch war. Einige Wochen vor Präsident Hunters Tod fragte ein Freund ihn: „Lieber Präsident, was ist die herausragendere Stellung oder Berufung – ein guter und vertrauenswürdiger Freund zu sein oder ein Prophet Gottes?“ Nachdem er die Frage gehört hatte, „dachte der Präsident gefühlte Minuten lang still nach; dann ergriff er langsam die Hand seines Freundes und wandte sich ihm direkt zu. Mit einer Träne, die ihm die zarte Wange hinunterlief, antwortete er: ‚Es sind beides heilige, verantwortungsvolle Berufungen‘“.4
Lehren von Howard W. Hunter
1
Diejenigen, die im Stillen und unbeachtet Gutes tun, sind „nicht weniger nützlich“ als jene, die im Rampenlicht stehen
Über den jungen und tapferen Hauptmann Moroni wurde gesagt: „Wenn alle Menschen so gewesen wären und jetzt wären und immer so sein würden wie Moroni, siehe, dann wären selbst die Mächte der Hölle für immer erschüttert; ja, der Teufel hätte niemals Macht über das Herz der Menschenkinder.“ (Alma 48:17.)
Was für ein Lob für einen berühmten und mächtigen Mann! Ich kann mir kein besseres Lob vorstellen. Zwei Verse danach finden wir eine Aussage über Helaman und seine Brüder, die, verglichen mit Moroni, eine weniger prominente Rolle spielten: „Nun siehe, Helaman und seine Brüder waren für das Volk nicht weniger nützlich als Moroni.“ (Alma 48:19.)
Mit anderen Worten, auch wenn Helaman nicht so sehr hervorstach oder berühmt war wie Moroni, war er doch ebenso hilfreich oder so wertvoll wie Moroni.
Offenbar können wir viel lernen, wenn wir das Leben von Hauptmann Moroni unter die Lupe nehmen. Er ist ein Vorbild an Glauben und Dienst am Nächsten, an Einsatz und Verpflichtung und an vielen anderen göttlichen Eigenschaften. Aber statt das Augenmerk auf diesen großartigen Mann zu lenken, möchte ich diejenigen betrachten, die nicht so viel Beachtung finden, die nicht den Ruhm der Welt ernten, die aber doch „nicht weniger nützlich“ sind, wie es in den heiligen Schriften heißt.
Nicht jeder von uns wird wie Moroni sein und jeden Tag von früh bis spät die Anerkennung seiner Kollegen erhalten. Die meisten von uns werden ruhige, relativ unbekannte Leute sein, die kommen und gehen und ihre Arbeit ohne viel Aufhebens erledigen. Denjenigen unter Ihnen, die [diesen Gedanken] vielleicht vereinsamend oder beängstigend oder wenig beeindruckend finden, sage ich: Sie sind „nicht weniger nützlich“ als jene Ihrer Kollegen, die im Rampenlicht stehen. Auch Sie gehören zu Gottes Heerschar.
Beachten Sie zum Beispiel, welchen wichtigen Dienst eine Mutter oder ein Vater im Stillen in einer würdigen Familie der Kirche leistet. Denken Sie an die Lehrer der Evangeliumslehreklassen, die Gesangsleiterinnen in der Primarvereinigung, an die Scoutführer und an die Besuchslehrerinnen der FHV, die dienen und Millionen zum Segen gereichen, deren Namen aber nie öffentlich gelobt oder in den Medien ihres Landes hervorgehoben werden.
Zehntausende sorgen unbemerkt dafür, dass wir so viele Möglichkeiten haben und zufrieden sein können. Wie die heiligen Schriften darlegen, sind sie „nicht weniger nützlich“ als diejenigen, über die auf den Titelseiten der Zeitungen berichtet wird.
Das Rampenlicht der Geschichte und die aktuelle Aufmerksamkeit sind oft nur auf den einen gerichtet statt auf die vielen. Immer wieder sind es Einzelne, die aus ihrer Gruppe abgesondert und als Helden emporgehoben werden. Dies mag eine Art der Aufmerksamkeit sein, um das herauszustellen, was die Menschen bewundern oder für lohnenswert halten. Aber manchmal ist die Aufmerksamkeit unverdient, bisweilen werden vielleicht sogar falsche Werte bejubelt.
Wir müssen uns unsere Helden und Vorbilder weise aussuchen, dürfen darüber aber nicht die unzähligen Freunde und anderen Leute vergessen, die nicht so berühmt sind, die trotz allem „nicht weniger nützlich“ sind als die Moronis in unserem Leben.5
2
In den heiligen Schriften ist von vielen die Rede, die im Schatten anderer Wichtiges vollbracht haben
Schauen wir uns einige dieser interessanten Personen aus den heiligen Schriften an, die nicht im Mittelpunkt standen, die aber, durch das weite Objektiv der Geschichte betrachtet, wahres Heldentum bewiesen haben.
Viele, die von dem großen Propheten Nephi lesen, übersehen beinahe völlig, dass es noch einen weiteren tapferen Sohn Lehis namens Sam gab. Nephi gehört zu den berühmtesten Persönlichkeiten im gesamten Buch Mormon. Und Sam? Sam wird darin insgesamt nur zehnmal erwähnt. Als Lehi seine Nachkommenschaft ermahnte und segnete, sagte er zu Sam:
„Gesegnet bist du und deine Nachkommen; denn du wirst das Land ererben gleich deinem Bruder Nephi. Und deine Nachkommen werden zu seinen Nachkommen gezählt werden; und du wirst so sein wie dein Bruder und deine Nachkommen wie seine Nachkommen; und du wirst in all deinen Tagen gesegnet sein.“ (2 Nephi 4:11.)
Sams Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, seinen berühmteren jüngeren Bruder zu unterstützen und für ihn da zu sein. Letztendlich erhielt aber auch er die gleichen Verheißungen wie Nephi und seine Nachkommenschaft. Nichts, was Nephi verheißen wurde, wurde dem treuen Sam vorenthalten. Und doch wissen wir nur wenig über Sams Dienst und seine Leistung. Zu Lebzeiten war er fast gänzlich unbekannt, aber ganz klar ist er in den Annalen der Ewigkeit ein triumphierender Führer und Sieger.
Viele tragen ihr Scherflein bei, ohne dass Loblieder darauf angestimmt werden. Unter großem persönlichem Verzicht begab sich Ischmael mit Nephis Familie auf die Reise, wobei sie „viel Bedrängnis …, Hunger, Durst und Erschöpfung“ erlitten (1 Nephi 16:35). Dann, inmitten all dieser Bedrängnisse, ging er in der Wildnis zugrunde. Kaum einer von uns kann auch nur ansatzweise nachvollziehen, wie groß das Opfer eines solchen Mannes in diesen schwierigen Zeiten und unter diesen schwierigen Umständen war. Wenn wir ein wenig aufmerksamer und verständnisvoller wären, würden wir auch darum trauern, wie seine Töchter es in der Wildnis taten, was dieser Mann gegeben – und aufgegeben! – hat, damit wir heute das Buch Mormon haben können.
Namen und Erinnerungen an solche Männer und Frauen, die „nicht weniger nützlich“ waren, gibt es im Buch Mormon viele. Ob es nun um Mutter Saria geht oder um die Magd Abisch, die Dienerin der lamanitischen Königin war – jede leistete einen Beitrag, der nicht in den Augen der Menschen, sondern in den Augen Gottes gewürdigt wurde.
In nur zwölf Versen wird das Leben Mosias abgehandelt, der König über das Land Zarahemla war und Vater des berühmten Königs Benjamin. Und doch war sein Dienst am Volk unerlässlich. Er führte das Volk „durch viele Predigten und Prophezeiungen“ und „[ermahnte] sie … beständig durch das Wort Gottes“ (Omni 1:13). Limhi, Amulek und Pahoran – Letzterer war so großherzig, dass er andere nicht verurteilte, als er ungerechterweise beschuldigt wurde – sind weitere Beispiele für selbstlosen Dienst am Nächsten im Schatten anderer.
Der Soldat Teankum, der sein eigenes Leben opferte, oder der oberste Richter Lachoneus, der dem Volk Umkehr predigte, als es von den Gadiantonräubern heimgesucht wurde, oder die so gut wie überhaupt nicht erwähnten Missionare Omner und Himni waren allesamt „nicht weniger nützlich“ als ihre Weggefährten, und dennoch fanden sie nur wenig Beachtung in den heiligen Schriften.
Wir wissen kaum etwas über Schiblon, den glaubenstreuen Sohn Almas, dessen Geschichte eingezwängt ist zwischen Helaman, dem künftigen Anführer, und dem Übertreter Korianton – wichtig aber ist, dass er bezeichnet wurde als „gerechter Mann, [der] untadelig vor Gott [wandelte]“ (Alma 63:2). Der große Prophet Nephi, von dem im Buch Helaman berichtet wird, hatte einen Bruder namens Lehi, der anscheinend nur flüchtig erwähnt wird, über den aber gesagt wird: Er „stand Nephi in allem, was Rechtschaffenheit betrifft, nicht das kleinste Teil nach“ [Helaman 11:19; siehe auch Vers 18].6
3
Auch wenn wir nicht weithin bekannt sind, so können wir im Reich Gottes dennoch einen großen Dienst leisten
Natürlich gibt es auch aus unserer Evangeliumszeit Beispiele von Menschen, die nützlich waren. Oliver Granger zum Beispiel war einer der stillen, hilfreichen Menschen in diesen Letzten Tagen, die der Herr im Abschnitt 117 des Buches Lehre und Bündnisse erwähnt. Vielen ist Olivers Name unbekannt, deshalb werde ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen diesen getreuen Anhänger aus den Anfangstagen der Kirche näher vorzustellen.
Oliver Granger war elf Jahre älter als Joseph Smith und kam wie der Prophet aus dem Bundesstaat New York. Da er im Alter von 33 Jahren extremer Kälte ausgesetzt gewesen war, hatte Oliver einen großen Teil seiner Sehkraft verloren. Ungeachtet seiner eingeschränkten Sehkraft erfüllte er drei Vollzeitmissionen. Er diente im Kirtland-Tempel und im Hoherat von Kirtland.
Als die meisten Heiligen aus Kirtland in Ohio vertrieben wurden, hatte die Kirche einige Schulden noch nicht beglichen. Oliver wurde beauftragt, nach Kirtland zurückzukehren und im Namen von Joseph Smith und der Ersten Präsidentschaft die Angelegenheiten der Kirche zu regeln. Diese Aufgabe wird im Buch Lehre und Bündnisse beschrieben: „Darum soll er ernstlich für die Erlösung der Ersten Präsidentschaft meiner Kirche kämpfen, spricht der Herr.“ (LuB 117:13.)
Diese Aufgabe erfüllte er dermaßen zur Zufriedenheit der beteiligten Gläubiger, dass einer von ihnen schrieb: „Oliver Granger hat die unerledigten Geschäfte derjenigen, die in den Westen gezogen sind, wahrlich lobenswert abgewickelt, indem er ihre Versprechen eingelöst hat und sie somit weiterhin unbescholten sind. Darum gebührt ihm meine Hochachtung und ich werde ihn stets in vorzüglicher Erinnerung behalten.“ (Horace Kingsbury, zitiert in: Joseph Smith, History of the Church, 3:174.)
Während Olivers Zeit in Kirtland machten sich einige, darunter auch unzufriedene Mitglieder der Kirche, daran, die Erste Präsidentschaft in Verruf zu bringen und ihre Lauterkeit anzuzweifeln, indem sie falsche Anschuldigungen über sie in Umlauf brachten. Oliver Granger hat im wahrsten Sinne des Wortes die Erste Präsidentschaft durch seinen treuen Dienst erlöst. … Der Herr sagte über Oliver Granger: „Sein Name wird von Generation zu Generation in heiligem Andenken gehalten werden für immer und immer.“ (LuB 117:12.) „Ich werde meinen Knecht Oliver erheben und seinen Namen auf der Erde und unter meinem Volk groß machen, nämlich wegen der Lauterkeit seines Herzens.“ (History of the Church, 3:350.)
Als er 1841 starb, waren nur noch wenige Heilige und noch weniger Freunde der Heiligen in Kirtland und Umgebung zurückgeblieben. Und doch kam zu Oliver Grangers Beerdigung eine große Schar an Trauergästen aus den angrenzenden Ortschaften.
Obwohl Oliver Granger heutzutage nicht so bekannt ist wie andere Führungspersonen aus den Anfangstagen der Kirche, so war er durch seinen Dienst im Reich Gottes dennoch ein großer und bedeutender Mann. Und selbst wenn ihn außer dem Herrn niemand in Erinnerung behalten hätte, wäre es Segen genug für ihn – oder für jeden von uns.7
4
Nephi ist ein Beispiel dafür, sich an Gott als Quelle der Kraft und des Segens zu erinnern
Ich denke, wir müssen uns bewusst sein, dass sich diejenigen, die sich danach sehnen, ständig im Rampenlicht zu stehen, in geistiger Gefahr befinden können. Mit der Zeit gewöhnen sie sich an ihren Bekanntheitsgrad und vergessen darüber die Bedeutung des Dienstes, den sie leisten.
Wir dürfen es uns nicht gestatten, uns auf das flüchtige Licht der Beliebtheit zu konzentrieren oder ihren anziehenden Schein an die Stelle von wahrhaftiger, aber oft anonymer Arbeit zu setzen, die uns die Zuneigung Gottes bringt – auch wenn wir es damit nicht in die Abendnachrichten schaffen. Tatsächlich können Applaus und Aufmerksamkeit geistig gesehen zu einer Achillesferse werden, selbst für die besten unter uns.
Wenn Sie einmal im Rampenlicht stehen sollten, dann tun Sie gut daran, dem Beispiel derjenigen in den heiligen Schriften zu folgen, die Ruhm erlangt haben. Nephi ist eines dieser großartigen Vorbilder. Nach allem, was er erreicht hatte, als er mit seiner Familie durch die Wildnis zog, ging es ihm immer um das, was am wichtigsten war. Er sagte:
„Und wenn ich mich freuen möchte, stöhnt mein Herz meiner Sünden wegen; doch ich weiß, in wen ich mein Vertrauen gesetzt habe.
Mein Gott ist mein Beistand gewesen; er hat mich durch meine Bedrängnisse in der Wildnis geführt; und er hat mich auf den Wassern der großen Tiefe bewahrt.
Er hat mich mit seiner Liebe erfüllt, selbst bis es mir mein Fleisch verzehrt.
Er hat meine Feinde zuschanden gemacht und bewirkt, dass sie vor mir beben.“ (2 Nephi 4:19-22.)
Das Rampenlicht hat Nephi niemals dermaßen geblendet, dass er die Quelle seiner Kraft und seiner Segnungen nicht mehr sehen konnte.8
5
Wenn wir verstehen, warum wir dienen, sorgen wir uns nicht mehr darum, wo wir dienen
In Zeiten, in denen das Sehen und Gesehenwerden großgeschrieben wird, tut es uns vielleicht gut, wenn wir uns die Frage stellen: Warum dienen wir? Wenn wir verstehen, warum, sorgen wir uns nicht mehr darum, wo wo wir dienen.
Präsident J. Reuben Clark Jr. hat diesen wichtigen Grundsatz in seinem eigenen Leben aufgezeigt. Nach dem Tod von Präsident George Albert Smith wurde bei der Frühjahrsgeneralkonferenz 1951 Präsident David O. McKay als Präsident der Kirche bestätigt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Präsident Clark Erster Ratgeber von Präsident Heber J. Grant und danach auch von Präsident George Albert Smith gewesen. Präsident McKay war bei beiden der Zweite Ratgeber gewesen.
Während des geschäftlichen Teils bei der letzten Konferenzversammlung wurde Bruder Stephen L Richards in die Erste Präsidentschaft berufen und als Erster Ratgeber bestätigt. Präsident Reuben J. Clark Jr. wurde danach als Zweiter Ratgeber bestätigt. Nach der Beamtenbestätigung erklärte Präsident McKay, warum er seine Ratgeber in dieser Reihenfolge berufen hatte. Er sagte:
„Ich hatte das Gefühl, dass ich mich bei der Auswahl an einen Grundsatz halten sollte, und zwar das Dienstalter im Rat [der Zwölf]. Diese beiden Männer sitzen schon seit langem in dieser Reihenfolge in diesem Führungsgremium der Kirche, und ich hatte das Gefühl, dass es ratsam sei, diese gleiche Rangfolge nach Dienstalter auch im neuen Kollegium der Ersten Präsidentschaft beizubehalten.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1951.)
Präsident Clark wurde daraufhin gebeten, nach Präsident McKay zu sprechen. Er sprach zwar nur kurz, vermittelte aber eine sehr lehrreiche Lektion: „Im Dienst für den Herrn zählt nicht, wo man dient, sondern, wie man dient. In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage übernimmt jeder die Stellung, zu der er ordnungsgemäß berufen wird – ohne sie sich anmaßen zu wollen, aber auch, ohne sie abzulehnen. Ich gelobe, mit Präsident McKay und Präsident Richards völlig loyal zusammenzuarbeiten und die Aufgaben, die mir übertragen werden, nach besten Kräften zu erfüllen, so gut ich das kann, so unzulänglich ich auch sein mag.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1951.)
Die Lektion, die Präsident Clark damit vermittelte, kommt auf andere Weise in diesem oft rezitierten Gedicht von Meade McGuire zum Ausdruck:
„Vater, wo soll heut meine Arbeit sein?“
Ich sprach’s voll Liebe, inniglich.
Er zeigte hin auf ein ganz kleines Stück:
„Arbeite hier, pfleg das für mich.“
Da sagt ich schnell: „Oh, nein, doch nicht hier!
Das sieht doch niemand,
auch wenn ich es noch so gut und gründlich tu.
Nein, dieses Stück ist nichts für mich.“
Er sprach zu mir, doch gar nicht streng;
sein Wort war mild und väterlich:
„Ach, Kleiner, frage doch dein Herz:
Tust duʼs für sie oder für mich?
Auch Nazaret war winzig klein,
und Galiläa nur ein Strich.“
[Siehe Best-Loved Poems of the LDS People, Hg. Jack M. Lyon und andere, 1996, Seite 152.]
König Benjamin verkündete: „Siehe, ich sage euch, dass ich, weil ich zu euch gesagt habe, dass ich meine Tage in eurem Dienst verbracht habe, nicht damit zu prahlen wünsche; denn ich habe nur im Dienste Gottes gestanden. Und siehe, ich sage euch dies, damit ihr Weisheit lernt, damit ihr lernt, dass, wenn ihr im Dienste eurer Mitmenschen seid, ihr nur im Dienste eures Gottes seid.“ (Mosia 2:16,17.)9
6
Uns obliegt es, treu und in aller Stille zu dienen. Dabei müssen wir darauf achten, dass uns das Lob anderer nicht zu Kopfe steigt
Am glücklichsten und erfolgreichsten ist der, dessen Interessen damit verknüpft sind, anderen zu helfen und sie auf den rechten Weg zu leiten.
Das Hinweisschild vor einem Bahnübergang, das uns mahnt anzuhalten, zu schauen und zu hören, sollte uns die Richtung weisen. Halten wir in all unserer Geschäftigkeit inne. Achten wir auf die freundlichen, aufmerksamen und zuvorkommenden Dinge, die wir tun können, und auf all die kleinen Dinge, die andere brauchen. Hören wir anderen zu und finden wir heraus, was sie sich erhoffen und was sie bekümmert, damit wir ein bisschen zu ihrem Erfolg und ihrem Glücklichsein beitragen können.10
Präsident Ezra Taft Benson hat gesagt: „Christlicher Dienst erhebt. … Der Herr hat verheißen: Wer sein Leben im Dienst an anderen verliert, wird es gewinnen. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, wir müssen ‚unser Leben … aufbrauchen und abnutzen‘, um die Absichten des Herrn zustande zu bringen (LuB 123:13).“ (Ensign, November 1989, Seite 5f.)
Wenn Sie der Meinung sind, dass vieles von dem, was Sie tun, nicht dazu beiträgt, Sie hochberühmt zu machen, dann fassen Sie Mut! Kaum einer der besten Menschen, die je gelebt haben, war je hochberühmt. Tun Sie Gutes und wachsen Sie – treu und in aller Stille. Hüten Sie sich vor dem Lob der Menschen. Jesus hat in der Bergpredigt gesagt:
„Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.
Dein Almosen soll verborgen bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Matthäus 6:1-4.)
Möge unser Vater im Himmel es Ihnen stets vergelten.11
Anregungen für Studium und Unterricht
Fragen
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Was möchte uns Präsident Hunter zu verstehen geben, wenn er sagt, dass Helaman und seine Brüder „nicht weniger nützlich“ waren als Moroni? (Siehe Abschnitt 1.) Inwiefern kann Ihnen dieser Ratschlag helfen?
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Was können wir aus den Beispielen aus den heiligen Schriften in Abschnitt 2 lernen? Inwiefern können diese Beispiele, wenn wir anderen dienen, unsere Gefühle beeinflussen? Inwiefern wurden Sie gesegnet, indem andere Ihnen auf stille, unspektakuläre Weise gedient haben?
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Was können wir aus der Geschichte lernen, die Präsident Hunter über Oliver Granger erzählt? (Siehe Abschnitt 3.) Warum sollten wir uns keine Gedanken um Anerkennung machen, wenn wir anderen Gutes tun?
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Inwiefern kann Rampenlicht oder Berühmtheit schädlich sein? (Siehe Abschnitt 4.) Was lernen wir aus Nephis Beispiel darüber, wie es einem immer um das gehen kann, was am wichtigsten ist?
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Was beeindruckt Sie am Beispiel von Präsident J. Reuben Clark Jr. aus Abschnitt 5? Was beeindruckt Sie an seiner Einstellung und seinen Äußerungen? Was würden Sie auf die Frage „Warum diene ich?“ antworten? Wie können wir die Einstellung entwickeln, unser Bestes zu geben, wo immer wir auch dienen?
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In Abschnitt 6 spricht Präsident Hunter die Verheißung des Herrn an, dass derjenige, der sein Leben um des Herrn Willen verliert, es gewinnen wird (siehe Matthäus 6:39; 16:25). Was bedeutet das? Haben Sie feststellen können, dass dies zutrifft? Wie? Welche Freude haben Sie schon durch den Dienst am Nächsten erlebt?
Einschlägige Schriftstellen
Matthäus 6:2-7,24; 20:25-28; Jakobus 1:27; LuB 76:5-7; 121:34-37
Studienhilfe
„Sprechen Sie mit anderen über das, was Sie gelernt haben. Sie denken dadurch klarer und merken es sich leichter.“ (Lehren, die größte Berufung, Seite 17.)