2023
Glaubst du daran?
Dezember 2023


„Glaubst du daran?“, Für eine starke Jugend, Dezember 2023

Glaubst du daran?“

An jenem Herbsttag in den Bergen erfuhr ich, dass das Priestertum Wunder bewirken kann.

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Ein Jugendlicher auf einer Trage

Fotos von Leslie Nilsson, Michael R. Morris, Luis Oviedo und Hector Reyes

Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich, bevor sich mein Quad überschlug, vor Entsetzen keinen einzigen Ton herausbrachte. Ich schloss die Augen und spürte, wie mein Körper über den Boden geschleift wurde. Als das Quad dann auf mir landete, verlor ich das Bewusstsein. Irgendwie gelang es meinem Freund Kurt, obwohl der ebenfalls verletzt war, es anzuheben und wegzuschieben.

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Ein Jugendlicher auf der Tragbahre, umgeben von Einsatzkräften

Als ich aufwachte, schmeckte ich Blut und Schmutz im Mund. Mir war schwindelig, und ich lag neben einem Graben. Zuerst hatte ich keine Schmerzen, aber langsam tat mir jeder Atemzug weh. Nachdem Kurt mir den Helm abgenommen hatte, fing auch mein linker Arm an wehzutun, weil er ganz verdreht war. Ich hatte eine fette Beule am Kopf, und als ich mein linkes Bein anschaute, sah ich einen riesigen Schnitt. Das Bein blutete und war bald doppelt so dick angeschwollen wie sonst.

Da bekam ich Angst – nicht vor dem Sterben, sondern bei dem Gedanken, ich könne vielleicht nie wieder Fußball spielen.

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Ein Jugendlicher spielt Fußball

Meine Eltern sind beide aus Argentinien. Jeder in meiner Familie kennt sich mit Fußball aus. Als Kind spielte ich es gern mit meinem Vater und schaute mir mit ihm Spiele an. Als Argentinien 2022 die Weltmeisterschaft gewann, war das der tollste Tag meines Lebens!

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Geschwister fiebern bei der Fußball-WM mit Argentinien mit

Durch Fußball habe ich gelernt: Wenn ich mein Bestes gebe, kann ich Dinge tun, die ich sonst nicht für möglich gehalten hätte. Das gilt auch für die Schule, zum Beispiel bei Klassenarbeiten. Eine Klassenarbeit kann schwierig sein, aber wenn ich lerne und fleißig bin, weiß ich, dass alles gut wird.

Ich habe auch gelernt, dass es mich noch mehr frustriert, wenn ich schlecht spiele, als wenn meine Mannschaft verliert. Selbst wenn wir verlieren, bin ich immer noch zufrieden, wenn ich gut gespielt habe.

Eine Glaubensprüfung

Gleich nach dem Unfall tauchte meine Schwester Nicole mit ihrer Freundin auf einem weiteren Quad bei uns auf, und zwei Jungen, die den Unfall gesehen hatten, kamen mit ihren Quads ebenfalls schnell hinzu.

„Mein Vater ist Krankenpfleger!“, rief ein Junge. Während er seinen Vater anrief und um Hilfe bat, fuhren Nicole und ihre Freundin schnell zum Lager zurück und holten meinen Vater.

An diesem Morgen hatte der Krankenpfleger Mike Staheli eigentlich vorgehabt, von seinem Wochenendzeltlager mit ein paar Freunden schon nach Hause zu fahren. Sie hatten jedoch das Gefühl gehabt, sie sollten noch einen Tag länger bleiben. Ich bin froh, dass sie das auch gemacht haben!

Während Mike Erste Hilfe leistete und meine Vitalwerte kontrollierte, verständigte ein anderer den Krankenwagen. Mike befürchtete, dass ich mir den Arm und den Oberschenkel gebrochen und mehrere Rippen angeknackst hatte und dass ich innere Blutungen hatte.

Mike meinte, der Krankenwagen aus einem nahegelegenen Ort werde wahrscheinlich zuerst eintreffen, aber mein Zustand sei so kritisch, dass ich am besten ins Primary-Kinderkrankenhaus nach Salt Lake City geflogen werden solle. Deshalb wurde auch der Rettungshubschrauber verständigt.

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Rettungshubschrauber

Als mein Vater und sein Freund Hector mich sahen, wussten sie gleich, dass ich einen Priestertumssegen brauchte. Mein Vater fragte mich: „Glaubst du an die Macht des Priestertums? Glaubst du daran, dass der Herr dir helfen und dich gesund machen kann?“

„Ich glaube fest daran, Papá“, antwortete ich. Doch gleichzeitig fragte ich mich: „Und was ist, wenn ich nicht genügend Glauben habe?“

Mein Vater salbte mich, und Hector gab mir einen Segen. Sobald der Segen begann, wurde meine Atmung langsamer, ich beruhigte mich und spürte Wärme, obwohl es draußen kalt war. Da wusste ich, dass ich wirklich genügend Glauben hatte und dass auf jeden Fall alles gut ausgehen würde.

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Ein Junge und sein Vater

Kaum war der Krankenwagen da, schnitten mir die Sanitäter mein Lieblingsfußballhemd auf und überprüften meine Vitalwerte. Diese hatten sich stabilisiert. Ein paar Minuten später landete auch der Hubschrauber.

Nachdem der Hubschrauber dann beim Krankenhaus eingetroffen war, wurde ich schnellstens hineingebracht. Krankenschwestern und Ärzte untersuchten mich und führten viele Tests durch, so auch ein MRT. Mein Vater und ich erwarteten das Schlimmste, das medizinische Personal ebenfalls.

Aber man fand rein gar nichts! Keine Knochenbrüche, keine inneren Blutungen, kein Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Das Bein tat mir allerdings immer noch sehr weh.

„Das ist ein Wunder!“, sagte eine Krankenschwester zu mir. Später sagte ein Arzt: „Alan, es sieht so aus, als ob du heute Abend schon entlassen werden kannst.“

Ich dachte nur: „Echt jetzt?“

Da ich immer noch nicht richtig gehen konnte, blieb ich jedoch diese eine Nacht im Krankenhaus. Am nächsten Morgen wurde ich mit nur einem Verband am linken Handgelenk entlassen. Ein paar Wochen später spielte ich wieder Fußball.

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Ein Jugendlicher spielt Fußball
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Ein Jugendlicher spielt Fußball

Priestertum, Glaube und Familie

Ich frage mich, was wohl geschehen wäre, wenn mein Vater und Hector nicht das Priestertum getragen hätten. Es hätte mich viel schlimmer treffen können. An diesem Tag wurde mir bewusst, wie wichtig das Priestertum ist. Ich habe gelernt, dass der Glaube an Jesus Christus und die Macht des Priestertums Wunder bewirken können.

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Ein Jugendlicher

Ich habe auch gelernt, dass Priestertumsträger gute Vorbilder sein müssen. Wenn wir das Priestertum tragen, uns aber dafür entscheiden, etwas Falsches zu tun, zeigen wir, dass wir Gottes Macht weder achten noch in Ehren halten. Aber wenn wir ein gutes Beispiel geben, beweisen wir, dass wir das Priestertum ehren und davon ausgehen, dass der Herr durch uns Wunder bewirken kann.

Ich bin für meine Familie und für die Kirche sehr dankbar. Ich denke immer an die Opfer, die meine Eltern für meine Geschwister und mich bringen. Sie denken stets zuerst an uns. Mein Vater hat sich vor kurzem beim Fußballspielen am Knie verletzt und kann nicht arbeiten. Viele Menschen, vor allem Mitglieder der Kirche, haben uns mit Lebensmitteln und anderem versorgt, was wir benötigen. Damit mein Glaube stark bleibt, bete ich jeden Morgen, gehe zum Seminar und lese jeden Abend mit meiner Familie in den heiligen Schriften. Das hilft mir wirklich sehr.

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Eine Familie geht spazieren

Alan einige Monate nach seinem Unfall bei einem Spaziergang mit seiner Familie

Seit meinem Unfall denke ich oft darüber nach, wie sehr Gott mich doch segnet. Wenn ich jetzt ein Problem habe, komme ich immer zuerst direkt zu ihm. Ich glaube, wenn er mich so sehr liebt, dass er mich gesegnet und mir bei dem Unfall geholfen hat, kann er mir durch alles hindurchhelfen.

Der Verfasser lebt in Utah.

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