1990–1999
Die Missionsarbeit auf den Philippinen
Oktober 1992


Die Missionsarbeit auf den Philippinen

„Die Mitglieder [auf den Philippinen führen] jedoch wegen ihres Glaubens, ihrer Hingabe und weil sie nach wahren Evangeliumsgrundsätzen leben, nicht nur im geistigen, sondern auch im zeitlichen Sinn ein besseres Leben.”

Ich möchte meiner ewigen Gefährtin meine Liebe und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für die Unterstützung und Liebe, die sie mir in all den Jahren der Mitgliedschaft in dieser Kirche erwiesen hat. Viele von Ihnen wissen wohl bereits, daß ich von den Philippinen stamme - Heimat von nahezu 67 Millionen Menschen, Perle des Orients, doch heute ein Land, das von Erdbeben, Wirbelstürmen, Überschwemmungen und sogar Vulkanausbrüchen verwüstet wird. Ich möchte jedoch nicht über die Katastrophen sprechen, die unserem Volk viel Not bringen und seinen Glauben auf die Probe stellen, vielmehr möchte ich über die großen geistigen Segnungen sprechen, die uns in Hülle und Fülle zuteil werden, nun da sich das Evangelium im Land ausbreitet. Das wiederhergestellte Evangelium wurde zunächst durch Heilige der Letzten Tage, die beim Militär waren und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Philippinen dienten, ins Land gebracht, doch die Missionsarbeit auf den Philippinen begann offiziell am 28. April 1961 (gemäß den Berichten der Southern Far East Mission), als Elder Gordon B. Hinckley, damals Mitglied des Rates der Zwölf Apostel, mit einer kleinen Gruppe von Mitgliedern in einem Vorort von Manila zusammenkam, um im Gebet den Segen des Herrn für die Missionsarbeit auf den Philippinen zu erflehen.

Ehe Präsident Hinckley dieses Gebet sprach, tat er in einer kurzen Ansprache folgende prophetische Äußerung: „Was wir hier beginnen, wird das Leben von Tausenden und Abertausenden auf diesen Inseln beeinflussen und sich von Generation zu Generation weiter zu ihrem Nutzen auswirken.” (Gebietskonferenz auf den Philippinen, August 1975.)

Nach seinen einleitenden Worten sprach Präsident Hinckley ein Gebet, in dem er sagte:

„Wir erflehen deinen Segen, lieber Vater, für die Missionare, die hier herkommen werden, daß dein Geist ihr Herz berühren möge, daß sie ein reines und tugendhaftes Leben führen mögen, daß ihr Beispiel in den Augen der Menschen wunderbar sein möge, daß sie, gleichsam, mit der, Gabe der Zungen’ gesegnet sein mögen, daß sie die Sprache der Menschen sprechen, daß sie einzig um deiner Ehre und Herrlichkeit willen arbeiten, daß sie ohne Furcht ausgehen, daß niemand sie aufhält und daß sie durch Belehrung und Zeugnis die Wiederherstellung deines heiligen Werkes zum Segen deiner Kinder verkünden. Vater, schenk ihnen Freude und Mut und Glauben und Zufriedenheit in ihrer Arbeit und laß sie erfolgreich sein.

Wir erflehen deinen Segen für die Menschen in diesem Land, daß sie freundlich und aufgeschlossen sind gegenüber denen, die hierher kommen, und daß viele, ja Herr, wir beten, daß es viele Tausend sein werden, die diese Botschaft annehmen und dadurch gesegnet werden. Mögest du sie mit einem empfänglichen Geist und einem einsichtigen Herzen segnen, mit dem Glauben, die Evangeliumsgrundsätze anzunehmen, und mit dem Mut, danach zu leben, und mit dem Wunsch, andere an den Segnungen teilhaben zu lassen, die sie empfangen. Wir beten darum, daß es viele Männer geben wird - glaubenstreue, gute, tugendhafte, treue Männer -, die sich der Kirche anschließen und die Segnungen des Priestertums empfangen und die führende Ämter annehmen und darin wachsen, so daß dein Werk hier zum größten Teil von einheimischen Brüdern geleitet werden kann, und zwar unter der Führung derer, die zu dieser Zeit die Schlüssel innehaben, gemäß dem Gesetz und der Ordnung deiner Kirche.” (Gordon B. Hinckley, „Commencement of Missionary Work in the Philippines.”)

Einige Tage nach dieser historischen Zusammenkunft trafen die ersten vier Vollzeitmissionare aus der Southern Far East Mission ein, die ihren Sitz in Hongkong hat. Die Kirche, die 1961 auf den Philippinen eine Handvoll Mitglieder hatte, ist dort seither in bemerkenswertem Tempo gewachsen; inzwischen kommen jeden Monat über zweitausend Mitglieder dazu. Aufgrund der engen Zusammenarbeit der Vollzeitmissionare und der Mitglieder haben wir nun dreihunderttausend Mitglieder, die sich auf achtundvierzig Pfähle, fünfundsechzig Distrikte und dreizehn Missionen verteilen. Fünf der dreizehn Missionspräsidenten und alle acht Regionalrepräsentanten sowie sämtliche Pfahl- und Distriktspräsidenten sind inzwischen einheimische Heilige der Letzten Tage. Sechzig bis siebzig Prozent der über zweitausend Vollzeitmissionare, die heute auf den Philippinen dienen, sind ebenfalls einheimische Mitglieder. Und heute erhebt sich der Manila-Tempel majestätisch über einem Tal, in dem Hunderttausende im Herzen der Metropole Manila leben.

Ganz gewiß erfüllt sich das Gebet von Präsident Hinckley, denn Tausende von jungen Männern und Frauen sowie ältere Ehepaare folgen dem Aufruf des Herrn: „Es ist mein Wille, daß du mein Evangelium von Land zu Land und von Stadt zu Stadt verkündigen sollst, ja, in den Gebieten ringsum, wo es noch nicht verkündigt worden ist.” (LuB 66:5.)

Die drei Jahre, in denen ich als Missionspräsident eng mit diesen jungen, eifrigen, aufrichtigen und tugendhaften Missionaren zusammengearbeitet habe, haben mich demütig gestimmt, und ich bin dankbar für das Gute, das sie tun. Diese jungen Botschafter des Herrn verlassen die Annehmlichkeiten ihres Zuhauses und die Gemeinschaft mit ihren Lieben und gehen in ein fernes, fremdes Land oder an einen fremden Ort, um eindrucksvoll vom Erretter Zeugnis zu geben und voll Glauben das Evangelium zu lehren, mit der festen Gewißheit, daß es wahr ist. Mein Zeugnis ist gestärkt worden, als ich gesehen habe, wie sich die Missionare in ihrem edlen Wunsch, der Welt das Evangelium zu verkünden, unter anderem bemühen, ihr Heimweh zu überwinden, sich der neuen Umgebung anzupassen, ebenso neuen Bräuchen, einer neuen Sprache, die sie erst lernen müssen, und dem Essen, das so völlig anders ist als das, was ihre Mutter zu Hause kocht.

Ich kann bezeugen, daß die Missionare täglich Opfer bringen. Frohen Mutes ertragen sie Mühsal wie kilometerlange erschöpfende Fußmärsche oder Radfahren in glühender Hitze oder den kalten Monsunregen oder das unbequeme Sitzen auf einem vollgeladenen Jeepney, der mit hoher Geschwindigkeit über holprige, staubige Straßen fährt, damit sie ihre Verabredung einhalten können.

Ja, die Herolde, die in unserer Zeit auf den Philippinen und in anderen Ländern die Wahrheit verkünden, arbeiten schwer und beten ständig darum, daß sie ein würdiges Werkzeug in der Hand des Herrn sein können, um Zeugnis zu geben und alle aufzufordern, durch Umkehr und Taufe zu Christus zu kommen, und sie zu lehren, alles zu befolgen, was der Herr geboten hat (siehe Matthäus 28:20).

Wie die Söhne Mosias haben sie „eifrig in der Schrift geforscht, um das Wort Gottes zu kennen” (Alma 17:2). Und „sie hatten sich vielem Fasten und Beten hingegeben; darum hatten sie den Geist der Prophezeiung und den Geist der Offenbarung, und wenn sie lehrten, so lehrten sie mit Kraft und Vollmacht, ja, mit Gottes Kraft und Vollmacht” (Vers 3). Und „sie litten sehr viel, sowohl am Leib als auch im Geist, sie litten Hunger, Durst und Erschöpfung und auch viel Mühsal im Geist” (Vers 5). Doch nach Beendigung einer ehrenhaften Mission können diese Missionare wie Ammon, einer der Söhne Mosias, sagen: „Meine Freude ist voll, ja, mein Herz will überfließen vor Freude, und ich freue mich an meinem Gott.” (Alma 26:11.)

Wir erleben außerdem die buchstäbliche Erfüllung des Gebetes von Präsident Hinckley und des Segens für die Menschen in unserem Land, den er an jenem schönen Morgen im April 1961 erfleht hat. Viele Tausende, denen eifrige Missionare die Evangeliumsbotschaft gebracht haben, unterstützt von den Mitgliedern, die andere bereitwillig an den Segnungen ihrer Mitgliedschaft in der Kirche teilhaben lassen, sind schon vom Geist berührt worden. Wir werden oft nach den Gründen für das unglaubliche Wachstum gefragt. Ich kann dazu nur ein paar Vermutungen anführen: Erstens waren die Philippinen viele Jahrhunderte lang in ganz Asien das einzige christliche Land, und die Leute waren deshalb auf das Evangelium vorbereitet. Und sicher war es für die Leute auf den Philippinen, die als das drittgrößte englischsprachige Land der Welt gelten, einfacher, die Evangeliumsbotschaft zu verstehen, und das ist auch der Grund dafür, daß sich die Mitglieder so schnell Führungseigenschaften aneignen können. Viel bedeutender ist jedoch das demütige Wesen der Menschen, die sich bei allem, was sie brauchen, auf den Herrn verlassen. Dadurch werden sie empfänglich für die Eingebungen des Geistes. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf den Philippinen ist das Evangelium, zu Recht, die Antwort auf die Gebete um ein besseres Leben. Da viele Heilige der Letzten Tage dem Evangelium gemäß leben, sehen die Menschen in ihrer Umgebung die Veränderungen in ihrem Leben und schöpfen ihrerseits Hoffnung. Die Mitgliederfamilien leben vielleicht nach wie vor in einer einfachen Hütte, deren Boden und Wände aus Erde oder Bambus sind, doch weil sie den Evangeliumsplan angenommen haben und die Gebote des Herrn befolgen, empfangen sie die verheißenen Segnungen. Das hat zur Folge, daß die Menschen die Veränderungen in diesen Familien sehen, die nun in hygienischeren Verhältnissen leben, gesünder sind, gebildeter, immer bereit, anderen zu helfen, dankbar für das, was sie haben, wie bescheiden es auch sein mag, und überhaupt glücklicher. Sie befolgen den Rat des Herrn: „Lerne von mir, und höre meinen Worten zu; wandle in der Sanftmut meines Geistes, dann wirst du Frieden haben in mir.” (LuB 19:23.) Meistens führen die Mitglieder jedoch wegen ihres Glaubens, ihrer Hingabe und weil sie nach den Evangeliumsgrundsätzen leben, nicht nur im geistigen, sondern auch im zeitlichen Sinn ein besseres Leben, denn hat der Herr nicht gesagt, daß „die Willigen und Gehorsamen … in diesen letzten Tagen das Gute aus dem Land Zion essen” werden? (LuB 64:34.)

Möge der Herr unser Volk weiterhin mit Freude und innerem Frieden segnen, wenn sie seine Gebote halten und inmitten ihrer Bedrängnisse den Rat unserer Führer befolgen, das erbitte ich demütig im Namen Jesu. Amen.