Persönliche Offenbarung: Die Gabe, die Prüfung und
Glaubt, und euer Glaube wird stetig erneuert, eure Erkenntnis von der Wahrheit wird größer.
Als die sterblichen Überreste unseres geliebten Präsidenten Ezra Taft Benson zur letzten Ruhestätte heim nach Idaho geleitet wurden, waren alle Brücken über der Straße voller Menschen. Entlang der Straße standen Scouts in Kluft und mit ihren Fahnen. Auch alte Menschen mit Klappstühlen und sogar mit Rollstühlen waren da. Bauern ließen ihre Gerätschaften auf dem Feld stehen, und Familien in Sonntagskleidung erwiesen ihm ihre Achtung. Tausende Menschen zeigten ihm ihre Liebe, es war ein spontaner Ausdruck der Liebe - und genau diese Liebe wird nun Präsident Howard W. Hunter entgegengebracht. Seine körperlichen Einschränkungen vergrößern tatsächlich seine Befähigung als Prophet und Seher. Möge Gott ihn für die Richtung segnen, die er jetzt schon eingeschlagen hat, und auch für die Weisung, die er uns noch geben wird.
Ich spreche zu den Jugendlichen der Kirche, die sich nun den „schweren Zeiten” gegenübersehen, die der Apostel Paulus für die Letzten Tage vorhergesagt hat.1
Um euch darauf vorzubereiten und zu schützen will ich euch so einfach wie möglich sagen, was ich über persönliche Offenbarung weiß.
Zweifache Wesen
Euer Wesen besteht aus zwei Teilen, nämlich dem zeitlichen Körper, geboren von sterblichen Eltern, und dem unsterblichen Geist darin. Ihr seid ein Sohn bzw. eine Tochter Gottes.
Körperlich könnt ihr mit den Augen sehen, mit den Ohren hören, ihr könnt berühren, fühlen und lernen. Durch den Intellekt erfahrt ihr das meiste von dem, was ihr über die Welt wißt, in der wir leben.
Doch wenn ihr nur durch den Verstand lernt, dann begreift ihr nie den Geist Gottes und seine Arbeitsweise - ganz gleich, wie viel ihr über andere Bereiche lernt.
Die Schrift lehrt: „Die alt an Jahren sind, nicht immer sind sie weise/’2 In geistiger Hinsicht könnt ihr „nicht wissen und dabei nicht wissen, daß ihr nicht wißt”; ihr könnt „immer lernen und doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen”3.
Euer Geist lernt auf andere Weise als euer Intellekt.
Denn „es ist der Geist im Menschen, des Allmächtigen Hauch, der ihn verständig macht”4’ und der Geist Christi „gibt jedem Menschen, der auf die Welt kommt, Licht”5.
Während ich euch etwas über Offenbarung lehre, verwende ich die Wörter sehen, hören und fühlen, aber ich verwende sie so, wie sie in der Schrift verwendet werden.
Die Gabe des Heiligen Geistes
Nach der Taufe, bei der Konfirmierung, empfangt ihr die Gabe des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist kann zwar alle Menschen inspirieren, doch zur Gabe gehört das Recht, ihn als „ständigen Begleiter”6 zu haben. „Und durch die Macht des Heiligen
Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.”7
Wir haben gehört: „Engel reden durch die Macht des Heiligen Geistes.”8 Wir haben sogar gehört, daß wir „mit Engelszungen [oder: in der Sprache der Engel] reden”,9 wenn wir durch die Macht des Heiligen Geistes sprechen.
Beten
Ihr habt Entscheidungsfreiheit, und Inspiration wird - vielleicht kann - euch nicht zuteil werden, wenn ihr nicht darum bittet oder jemand anderes für euch darum bittet.
Nichts in der Schrift wird so oft wiederholt wie die Aufforderung, ja, das Gebot, zu beten - also zu bitten.
Das Beten ist ein so wesentlicher Bestandteil der Offenbarung, daß ohne beten der Schleier für euch geschlossen bleiben kann. Lernt beten. Betet oft. Betet in Gedanken, im Herzen. Betet auf den Knien.
Fangt dort an, wo ihr jetzt seid
Ihr müßt da beginnen, wo ihr jetzt seid. Betet, auch wenn ihr so wild wie der Prophet Alma in seiner Jugend oder so stur wie Amulek seid, der wußte, aber nicht wissen wollte.10
Das Beten ist euer persönlicher Schlüssel zum Himmel. Das Schloß befindet sich auf eurer Seite der Tür.11
Studieren
Das ist aber noch nicht alles. Einem Mann, der meinte, daß einem Offenbarung ohne Mühe zuteil werde, sagte der Herr: „Du hast es nicht verstanden; du hast gemeint, ich würde es dir geben, obschon du dir keine Gedanken gemacht hast, außer mich zu bitten.
Aber siehe, ich sage dir: du mußt es mit dem Verstand durcharbeiten; dann mußt du mich fragen, ob es recht ist, und wenn es recht ist, dann werde ich machen, daß dein Herz in dir brennt; darum wirst du fühlen, daß es recht ist.”12
Dieses Brennen in der Brust ist keine rein körperliche Empfindung. Es ist mehr wie ein warmes, helles Leuchten in eurem Wesen.
Es ist sehr schwierig, jemandem eine Eingebung des Geistes zu beschreiben, der so etwas nicht schon selbst erlebt hat. Solche Eingebungen sind persönlich und absolut privater Natur!13
Die leise, feine Stimme
Der Heilige Geist spricht mit einer Stimme, die man mehr fühlt als hört. Es wird als „leise, feine Stimme” beschrieben14. Wir sprechen zwar davon, auf die Eingebungen des Geistes zu hören, aber sehr oft beschreibt
jemand so eine Eingebung mit den Worten: „Ich hatte das Gefühl …”
Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Man kann daraus Nutzen ziehen, daß man auf die ersten Anzeichen des Geistes der Offenbarung achtet; zum Beispiel: Wenn jemand spürt, daß reine Intelligenz in ihn einströmt, taucht vielleicht plötzlich ein Gedanke in ihm auf, und wenn er diesen beachtet, wird er ihn noch am gleichen Tag oder bald darauf verwirklicht sehen; das nämlich, was der Geist Gottes ihm vorgelegt hat, wird eintreffen. Und wenn man auf diese Weise den Geist Gottes kennen- und verstehen lernt, kann man in das Prinzip Offenbarung hineinwachsen, bis man vollkommen wird in Christus Jesus.”15
Wir fühlen die offenbarten Worte mehr, als daß wir sie hören. Nephi sagte zu seinen Brüdern: „Ihr hattet kein Gefühl mehr dafür, und so konntet ihr seine Worte nicht fühlen.”16
In der Schrift finden wir solche Beschreibungen in großer Zahl, beispielsweise: „Von unserem Sinn wurde der Schleier weggenommen, und die Augen unseres Verständnisses öffneten sich.”17 „Ich werde es dir im Verstand und im Herzen sagen.”18 „Ich habe deinen Verstand erleuchtet.”19 „Sprecht die Gedanken aus, die ich euch ins Herz gebe.”20 Es gibt Hunderte von Versen, die etwas über Offenbarung aussagen.
Präsident Marion G. Romney zitierte den Propheten Enos wie folgt: „Während ich so im Geiste rang, siehe, da erging die Stimme des Herrn abermals an meinen Sinn.”21 Dann erklärt Enos, was der Herr ihm in den Sinn gab.
„Das”, sagt Präsident Romney, „ist ein ganz normales Mittel der Offenbarung. Sie kommt einem in Worten und Sätzen in den Sinn. Mit diesem Medium der Offenbarung bin ich selbst gut vertraut.”22
Wir trachten nicht nach spektakulären Erlebnissen. Präsident Kimball sprach von den vielen Menschen, die „kein Ohr für geistige Botschaften haben, … wenn diese in normaler Gestalt auftreten. Wer etwas Spektakuläres erwartet, ist sich vielleicht des ständigen Flusses offenbarter Kommunikation nicht völlig bewußt.”23
Eingebung
Der Geist spricht mit sanfter Stimme, und er gibt euch ein, was ihr tun oder sagen sollt, oder er mahnt oder warnt euch.
Wenn ihr diese Eingebungen ignoriert oder ihnen nicht folgt, verläßt euch der Geist. Ihr habt die Wahl - ihr seid so frei.
Glaube
Der Fluß der Offenbarung hängt von eurem Glauben ab. Ihr übt Glauben aus, wenn ihr euren Verstand dazu bringt, etwas zu akzeptieren oder als wahr hinzunehmen, was ihr durch die Vernunft allein nicht beweisen könnt.24
Zuerst müßt ihr euren Glauben dadurch ausüben, daß ihr Christus und sein Sühnopfer annehmt.
Während ihr die Grundsätze des Evangeliums prüft, indem ihr glaubt, ohne zu wissen, fängt der Geist an, euch zu belehren. Nach und nach tritt Wissen an die Stelle eures Glaubens.
Ihr werdet fähig, mit geistigen Augen zu erkennen, also zu sehen.
Glaubt, und euer Glaube wird stetig erneuert, eure Erkenntnis von der Wahrheit wird größer, und euer Zeugnis vom Erlöser, von der Auferstehung und von der Wiederherstellung wird für euch wie „eine Quelle lebendigen Wassers sein, das zu immerwährendem Leben emporquillt”.25 Dann könnt ihr Führung für die alltäglichen Entscheidungen empfangen.
Wort der Weisheit
Euer Körper ist das Werkzeug eures Geistes. In den Gefühlen kommen Körper und Geist dem Einssein am nächsten. Was ihr geistig lernt, hängt in gewissem Maß davon ab, wie ihr den Körper behandelt. Darum ist das Wort der Weisheit26 so wichtig.
Die suchterregenden Stoffe, die von dieser Offenbarung verboten werden, also Tee, Kaffee, alkoholische Getränke und Tabak, stören, genau wie andere süchtigmachende Drogen auch, das feine Empfinden für geistige Kommunikation.
Mißachtet das Wort der Weisheit nicht, denn das kann euch jene großen Schätze der Erkenntnis, ja, verborgene Schätze27 kosten, die denen verheißen sind, die es halten. Und gute Gesundheit ist noch ein weiterer Segen.
Musik
Macht zuträgliche Musik aller Art zum Bestandteil eures Lebens.
Und dann lernt, was heilige Musik mit Offenbarung zu tun hat. Der Herr hat gesagt: „Meine Seele erfreut sich am Lied des Herzens; ja, das Lied der Rechtschaffenen ist ein Gebet zu mir, und es wird ihnen mit einer Segnung auf ihr Haupt beantwortet werden.”28
Weltliche Musik kann im klassischen oder modernen Sinn inspirierend sein, doch solche Musik bereitet euren Sinn nicht auf die Belehrung durch den Geist vor, wie heilige Musik es tut.
Der Apostel Paulus riet den Ephesern: „Laßt euch vom Geist erfüllen! Laßt in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!”29
Andacht
Ein musikalisches Vorspiel, das andächtig gespielt wird, ist Nahrung für den Geist. Es öffnet der Inspiration die Tür. Über diese Zeit sagt der Poet, daß man in sich gehen und das eigene Herz erforschen soll.30 Stört niemals andere während des Vorspiels, denn Andacht ist wesentlich für Offenbarung. „Laßt ab”, spricht er, „und erkennt, daß ich Gott bin.”31
Nun eine Warnung! Manche Musik wirkt in geistiger Hinsicht sehr zerstörerisch. Ihr jungen Leute wißt, was für eine Art von Musik das ist. Das Tempo, die Geräusche und der Lebensstil der Interpreten stoßen den Geist ab. Diese Musik ist viel gefährlicher, als ihr vielleicht annehmt, denn sie kann euer geistiges Empfinden ersticken.
Versuchung
Und jetzt paßt auf! Ehe ich noch ein Wort über persönliche Offenbarung spreche, muß ich euch unmißverständlich etwas sagen: „Es gibt viele Geister, die lügnerische Geister sind.”32 Es gibt falsche Offenbarungen, Eingebungen des Teufels, Versuchungen! So lange ihr lebt, wird der Widersacher auf die eine oder andere Weise versuchen, euch vom Weg abzubringen.
„Denn auf diese Weise arbeitet der Teufel, denn er bewegt keinen Menschen dazu, daß er Gutes tut, nein, auch nicht einen; auch seine Engel tun das nicht; und auch die tun das nicht, die sich ihm unterwerfen.”33
Der Prophet Joseph Smith sagt: „Nichts kann den Menschenkindern mehr schaden, als daß sie unter dem Einfluß eines falschen Geistes stehen, dabei aber meinen, sie hätten den Geist Gottes.”34
Im Buch Mormon, Moroni, siebtes Kapitel, erfahrt ihr, wie man geistige Eingebungen auf die Probe stellt. Lest es aufmerksam - immer wieder.
Durch Versuch und, manchmal, Irrtum lernt ihr, auf diese Eingebungen zu achten.
Solltet ihr jemals eine Eingebung empfangen, etwas zu tun, was euch ein ungutes Gefühl gibt, etwas, wovon ihr gefühlsmäßig wißt, daß es falsch ist und den Grundsätzen der Rechtschaffenheit widerspricht, dann geht nicht darauf ein!
Die Kirche
Der Herr tut seinen Willen kund, und zwar durch Träume, Visionen, Erscheinungen, durch Engel, durch seine eigene Stimme und durch die Stimme seiner Diener.35 „Sei es durch meine eigene Stimme”, spricht der Herr, „oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.”36
Das Haus des Herrn ist ein Haus der Ordnung. Der Prophet Joseph Smith lehrt: „Es widerspricht der Weltordnung Gottes, daß irgendein Mitglied der Kirche oder sonst jemand eine Anweisung erhält für diejenigen, die eine höhere Vollmacht innehaben als der Betreffende.”37
Ihr könnt für euch selbst Offenbarung empfangen, als Eltern für eure Familie, oder für die, für die ihr als ordnungsgemäß berufene und eingesetzte Führer oder Lehrer zuständig seid.
Wenn jemand kritisiert oder negative Gefühle hegt, zieht sich der Geist zurück. Nur wenn man umkehrt, kehrt der Geist zurück. Nach meiner Erfahrung halten sich die Wege der Inspiration immer an diese Ordnung. Wenn ihr euren Führern folgt, seid ich in Sicherheit.
Der Beistand
Glaubt nun aber nicht, daß euch Trauer, Enttäuschung, Fehlschläge oder Angst erspart bleiben. So etwas widerfährt jedem und ist für unsere Prüfung unerläßlich.
Wenn ihr in schwere Prüfungen geratet, dann erkennt ihr, warum der Heilige Geist der Beistand genannt wird.
Ihr müßt euch dem Leben stellen, und zwar so wie Nephi, nämlich vom Geist geführt und ohne im voraus zu wissen, was ihr tun sollt.38
Vielleicht habt ihr noch kein festes Zeugnis davon, daß Jesus der Messias ist. Übt euren Glauben aus, und vertraut denen, die ein solches Zeugnis haben.
Ich habe dieses feste Zeugnis. Ich habe es in meiner Jugend empfangen. In meinen frühen Phasen des Zweifels habe ich mich auf das Zeugnis eines Seminarlehrers gestützt. Zwar wußte ich nicht selbst, doch ich wußte, daß er wußte.
Der Herr sagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.”39
Ich gebe Zeugnis von der Macht dieses Geistes und danke Gott dafür, daß er euch, unseren Jugendlichen, dieses unvergleichliche Geschenk gemacht hat, damit ihr Führung habt, während ihr einem glücklichen Leben entgegengeht. Im Namen Jesu Christi. Amen.