Der Fortschritt der Kirche in Afrika
Das Wachstum der Kirche in Afrika vollzieht sich nach einem inspirierten Plan - konstant und ohne Hast.
Als wir das Haus betraten, das dem Zweig Lagos IV in Nigeria als Gemeindehaus dient, klang uns das bewegende Lied entgegen: „Vorwärts, Christi Jünger.” Die Sänger - achtzehn Missionare, zwei Missionarinnen und ein Missionarsehepaar - stimmten sich mit diesem Lied auf ihre Zonenkonferenz ein. Ihr fröhliches Lächeln und ihre strahlenden Gesichter beeindruckten uns sehr. Bis auf das Ehepaar stammten alle Missionare und Missionarinnen aus Ghana, Sierra Leone und Nigeria. Nur das Ehepaar kam aus Kanada und erfüllte bereits zum zweiten Mal eine Mission. Dann begann die Zonenkonferenz, und voller Inbrunst stimmten wir in das Eröffnungslied mit ein:
Geht hin in alle Welt und lehrt, daß Christus Gottes Sohn. Legt Zeugnis von der Wahrheit ab mit mutig klarem Ton. Mit Glauben und in Demut geht zu jedem Volk der Erd’, denn jedes Menschen Seele ist vor Gott von großem Wert. Geht hin in alle Welt und lehrt: „Gott spricht zu uns auch heut; zu Christus, dem Erretter, kommt, macht euch für ihn bereit!” In Einigkeit und Liebe geht, erfüllt vom Heiligen Geist, damit, wer seinen Frieden spürt, den Gott des Himmels preist. (Hymns, 1985, Nr. 263.)
Vor ein paar Tagen hatte ich über eine Pfahlkonferenz in Benin-Stadt in Nigeria präsidiert. Der Pfahl bestand erst seit einem Jahr und hatte seitdem mehr als 260 neue Mitglieder dazugewonnen, meistens Familien. Der Prozentsatz der Familien, die von Heimlehrern besucht werden, entspricht in etwa dem eines schon lange bestehenden Pfahles in gut entwickelten Ländern, und das, obwohl Benin-Stadt riesengroß und weit auseinandergezogen ist und die wenigsten Familien ein Telefon oder gar ein Auto besitzen. Auch die Anwesenheit in der Abendmahlsversammlung ist hoch, obwohl es häufig politische Unruhen gibt und der öffentliche Nahverkehr regelmäßig zusammenbricht. Fast die Hälfte der Mitglieder waren zur Versammlung am Sonntagmorgen gekommen; die meisten Familien hatten dafür zu Fuß eine beträchtliche Strecke zurückgelegt. Ein Chor mit geübten Stimmen sang voller Freude die Zionslieder. Überall dort, wo es im Süden der Sahara die Kirche gibt, sind ähnliche Anwesenheitszahlen zu beobachten. Die Führer der Kirche erfüllen ihre Aufgabe engagiert und kompetent. Man kann wirklich sagen, daß in Afrika ein hellerer Tag heraufdämmert.
Der erste Pfahl auf dem afrikanischen Kontinent wurde 1970 in Südafrika gegründet. Heute gibt es allein dort bereits fünf Pfähle. 1985 wurde der Johannesburg-Tempel geweiht. Vor kurzem sind fünf weitere Pfähle gegründet worden - in Nigeria und in Ghana. Dabei war gerade erst ein Jahrzehnt seit der Offenbarung bezüglich des Priestertums im Jahre 1978 vergangen. Mehr als 50 Distrikte sind in Afrika entstanden und wachsen unter ihren inspirierten Führern weiter. Die Kirche darf in 26 der 44 Länder, die zum Gebiet Afrika gehören, Missionsarbeit leisten.
Das Wachstum der Kirche in Afrika vollzieht sich nach einem inspirierten Plan konstant und ohne Hast. Insgesamt gibt es dort heute 80000 Mitglieder, zwölf Missionen, zehn Pfähle und 425 Gemeinden bzw. Zweige. 1993 haben sich über 9000 Menschen taufen lassen. Und wenn sich der Erfolg der Kirche ausschließlich an der Anzahl der Taufen messen ließe - wir könnten noch viel mehr Menschen taufen. Uns geht es aber auch darum, daß unsere afrikanischen Brüder und Schwestern „durch das gute Wort Gottes genährt” werden, damit sie auf dem rechten Weg bleiben (Moroni 6:4). Daher vollzieht sich der Fortschritt der Kirche nach Plan und in geordneten Bahnen. Uns liegt daran, Kraftzentren zu schaffen, und unser Ziel ist es, starke, gut ausgebildete Führer heranzubilden, die die Grundlage des weiteren Wachstums der Kirche bilden.
Die Missionsarbeit vollzieht sich im wesentlichen im Gebiet der bereits bestehenden Gemeindehäuser. Es werden aber auch neue Gebäude gesucht, die von zwei oder mehr Einheiten genutzt werden können. Am wichtigsten jedoch ist die Schulung der örtlichen Priestertumsführer, und diese Aufgabe ist leicht zu erfüllen, da die Mitglieder in Afrika lerneifrig sind, schnell begreifen und gerne nach den Grundsätzen des Evangeliums leben.
Fast die Hälfte der 960 Vollzeitmissionare in Afrika sind Afrikaner, und ihre Zahl nimmt stetig zu. Auch Missionarsehepaare aus den Vereinigten Staaten und Kanada spielen eine wichtige Rolle. Selbstlos verlassen sie ihr Zuhause, ihre Kinder und ihre Enkelkinder und dienen den Menschen in Afrika wie dienende Engel. Dafür sind ihnen der Dank und die Zuneigung der Afrikaner gewiß.
Sie suchen Menschen, die sich für das Evangelium interessieren, sie geben Zeugnis, sie taufen, sie aktivieren, sie machen Mut und strahlen Liebe aus, was wohl das Wichtigste ist. Sie wissen, was sie mit ihrem Ruhestand anfangen sollen, und erfüllen ihre Aufgaben voller Eifer. Außerdem können sie sowohl Mitgliedern als auch Außenstehenden Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen und humanitären Dienst leisten.
Ihnen wird in der Ewigkeit reicher Lohn zuteil werden, denn sie kümmern sich um ihre Mitmenschen, die nach der Wahrheit suchen und denen zu helfen sie berufen worden sind, sie tragen sie „auf den Armen” und „auf den Schultern” (l Nephi 22:6). Vielleicht müssen sie dafür Opfer bringen, denn es ist nicht immer leicht, ein Jünger Christi zu sein. Aber für ein Ehepaar, das die Freude erlebt hat, die eine Mission mit sich bringt, ist das Leben nie mehr so
wie vorher. Warum sonst gehen so viele Ehepaare zum zweiten oder sogar zum dritten Mal auf Mission? In Afrika und auch woanders brauchen wir dringend weitere Ehepaare. Deshalb bitte ich die Brüder und Schwestern, die sich im Ruhestand befinden oder bald in den Ruhestand gehen werden, gebeterfüllt über die reichen Segnungen nachzudenken, die der Missionsdienst mit sich bringt. Und denken Sie immer daran: „Und wenn ihr … auch nur eine einzige Seele zu mir führt - wie groß wird doch eure Freude sein mit ihr im Reich meines Vaters!” (LuB 18:15).
In den Anfangstagen der Kirche hat der Prophet Joseph Smith einmal gesagt: „Unsere Missionare gehen hinaus in die verschiedensten Länder. … Das Banner der Wahrheit ist aufgerichtet, und keine unheilige Hand kann dem Werk Einhalt gebieten. … Die Wahrheit Gottes wird voranschreiten - kühn, edel und unabhängig - bis sie jeden Kontinent durchdrungen, jeden Landstrich erreicht, sich über jede Nation ergossen hat und in jedes Ohr geklungen ist, nämlich bis die Absichten Gottes erfüllt sind und der große Jahwe sagen wird: Es ist vollbracht.” (History ofthe Church, 4:540.)
Ja, trotz aller Schwierigkeiten macht das Werk des Herrn in Afrika stetig Fortschritt. Ich bin aus tiefstem Herzen dankbar für meine Berufung als Siebziger, und ich freue mich über diese Möglichkeit zu dienen. Ich bringe den Menschen in Afrika große Zuneigung entgegen, und ich bin dankbar dafür, daß meine Frau dort bei mir sein kann und daß meine Kinder mit ihrer Familie für uns beten.
Liebe Brüder und Schwestern, ich weiß, daß mein Erlöser lebt und der Erretter der Welt ist. Ich weiß auch, daß diese Kirche die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem ganzen Erdboden ist und daß Präsident Howard W. Hunter ein Prophet Gottes ist. Davon gebe ich feierlich Zeugnis. Im Namen Jesu Christi. Amen