„Denn mein Vater hat mich gesandt“
Ein Vater ist dann erfolgreich, wenn er vortritt und seine Verpflichtung als Vater annimmt, der immer liebt, der für seine Familie tut, was er kann, der für sie betet und niemals aufgibt.
Letzte Woche war ich auf einem Flughafen, auf dem viel Betrieb war, und sah dort, inmitten vieler Leute, die sich beeilten, ihr Flugzeug zu erreichen, wie ein Vater neben seinem Sohn kniete und ihn geduldig eine Tüte Eis schlecken ließ. Der Sohn war noch zu klein, um sie selbst zu halten. Außerdem brauchte er Hilfe, weil sein Schneeanzug ihn zwar einerseits warm hielt, er aber andererseits darin die Arme kaum noch bewegen konnte. Ich dachte mir: Was für ein toller Vater!
Für uns sollte es kein anderes Wort geben, das wichtiger ist als Vater oder Mutter; und über das Wort Vater möchte ich sprechen. Es geht nicht nur darum, wie man ein guter Vater wird. Darüber ist genug geschrieben worden und es gibt dazu viele gute Ratschläge, auch auf dieser Konferenz. Ich möchte auch darüber sprechen, dass man sich selbst verpflichtet, ein guter Vater zu sein.
Die Geschichte des Evangeliums Jesu Christi von Adam und Eva bis in die Gegenwart ist eng mit den Begriffen Vater, Mutter und Familie verknüpft. Auf den einführenden Seiten des Buches Mormon ehrt und preist der große Prophet Nephi zunächst seinen Vater und berichtet dann von den Prüfungen und Segnungen jener Zeit: „Ich, Nephi, stamme von guten Eltern, und darum ist mir von allem Wissen meines Vaters etwas beigebracht worden. Ich habe im Laufe meines Lebens viele Bedrängnisse erlebt, aber doch hat mir der Herr auch immer viel Gunst erwiesen; ja, mir ist eine reiche Erkenntnis von der Güte Gottes und seinen Geheimnissen zuteil geworden. Darum mache ich einen Bericht von meinen Handlungen in meinen Tagen.“
Auf gleiche Weise anerkennt Enos zuerst, wie sein Vater ihn vorbereitet hat: „Siehe, es begab sich: Ich, Enos weiß, dass mein Vater ein gerechter Mann gewesen ist, denn er hat mich in seiner Sprache unterwiesen, ebenso über die Obsorge und Ermahnung des Herrn--und gesegnet sei der Name meines Gottes dafür.“
Als der Engel Moroni zum ersten Mal den Propheten Joseph Smith aufsuchte, forderte er ihn auf, seinem Vater davon zu erzählen, der ihm daraufhin bestätigte, dass es wahr sei und dass Joseph die Anweisungen Moronis befolgen solle. Selbst bei der Wiederherstellung des Evangeliums trennte der Herr einen Sohn nicht von seinem rechtschaffenen Vater.
Der Erretter der Welt gab uns im 3 Nephi, Kapitel 27 eine Definition vom Evangelium und sagte ganz einfach, er sei gekommen, den Plan der Erlösung zu erfüllen und sein Leben für das Wohl aller Menschen zu geben, denn sein Vater habe ihn gesandt. Die Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn war so vollkommen, dass der Erretter sie als den Hauptgrund dafür angab, warum er sterblich geworden war und für uns in Getsemani und am Kreuz gelitten hatte.
Das Evangelium ist dafür da, uns zu lehren, was wir als Väter und Mütter zu tun haben; und mir scheint, dass wir, wenn die Familie intakt ist, sehr wohl Gutes tun und als Hauptgrund dafür angeben können: „denn mein Vater hat mich gesandt“ oder hat mir den Weg gewiesen.
Ich hatte die Ehre, mehr als drei Jahrzehnte mit Missionaren der Kirche zusammen zu arbeiten, und ich weiß, dass viele von ihnen nur wegen ihres Vaters oder ihrer Mutter die ersten schwierigen Minuten, Stunden und Tage ihrer Mission überstanden haben. Ich kann mich an das Erlebnis eines guten Jungen erinnern, der wie sein Vater sein Leben auf der Ranch verbracht hatte. Als der Junge ins Missionsfeld kam, war für ihn alles fremd: viel zu viele Leute und nicht genügend freie Flächen. Er wünschte sich nichts mehr, als nach Hause zu gehen. Schließlich ließ der Missionspräsident den jungen Missionar seinen Vater anrufen. Der Vater hörte geduldig zu, als sein Sohn ihm berichtete, wie krank er vor Heimweh sei. Dann sprach der Vater auf eine Weise, die der Sohn verstand, und als ich davon hörte, musste ich schmunzeln. Er sagte fest, aber liebevoll: „Mein Sohn, du musst ganz einfach ein starker Cowboy sein.“ Der Junge wusste genau, was das bedeutet und bemüht sich jetzt, ein Missionar zu sein. Er weiß, dass sein Vater ihn nicht aufgibt.
Es gibt unzählige junge Leute, die aufgrund des guten Einflusses ihres Vaters und ihrer Mutter während der ersten Tage in der fernen Schule oder fort von Zuhause nicht aufgeben und wieder nach Hause gehen.
Ich erinnere mich, wie ich vor gut zweiunddreißig Jahren Präsident David O. McKay gegenübersaß und diese Berufung erhielt. Zunächst besprach er mit mir, was man von mir erwartete, und dann forderte er mich zum Dienen auf, indem er mich bat, diese Berufung so zu erfüllen, dass mein Vater mit mir zufrieden sein würde. Das war eine Herausforderung für ein ganzes Leben! Präsident McKay kannte meinen Vater, der zwanzig Jahre lang Pfahlpräsident gewesen war, und ich sah zu meinem Vater als einem der größten Männer auf, die ich kannte.Wie viel ich meinem Vater bedeutete und dass der Erretter wirklich lebt, das wurde mir zum ersten Mal bewusst, als ich hörte, wie meinVater beim Familiengebet für uns betete.
Es gibt natürlich einige Ausnahmen, wie Tod und andere schwerwiegende Umstände, aber was heute gebraucht wird, sind Väter, die sich dazu verpflichten, Vater zu sein, ganz egal, was das erfordert-- die die Verantwortung übernehmen und ihr gerecht werden, damit Sie denen ein Anker sind, die ihnen nachfolgen. Wenn es in Ihrem Leben kein Vorbild dafür gegeben hat, so machen Sie sich bereit und helfen Sie mit, es zu schaffen; und beschließen Sie, wenn niemand anderes da ist, dass Sie dieses Vorbild sein wollen. Wenn in Ihrer Familie nicht alles in Ordnung ist, dann machen Sie den Anfang.
Präsident Harold B. Lee hat gesagt, dass die Aussage, das Herz der Väter wieder den Söhnen und das Herz der Söhne ihren Vätern zuzuwenden, nicht nur ein Auftrag sei, die Arbeit für die Verstorbenen zu verrichten, sondern dass sie sichgenauso auf die Lebenden bezöge, darauf, wie wichtig es ist, die Familienbande in diesem Leben intakt zu halten.
Ich schließe mit den Worten des Dichters Edgar A. Guest, der über einen durchschnittlichen, alltäglichen Mann und seine Familie schrieb. Die letzten Worte seines Gedichtes lauten: „Dies Lob zeigt seinen wahren Adel: Er war ein Vater ohne Tadel.“ Ein Vater ist dann erfolgreich, wenn er vortritt und seine Verpflichtung als Vater annimmt, der immer liebt, der für seine Familie tut, was er kann, der für sie betet und niemals aufgibt.
Möge der heilige Name des himmlischen Vaters in unseren Familien mit Ehrfurcht ausgesprochen werden.
Möge mit dem Titel „Vater“ die Liebe und das Vertrauen einhergehen, die Frieden, Hoffnung und rechtschaffene Entschlossenheit mit sich bringen.
Ich möchte an dieser Stelle nach allem, was während dieser großartigen Konferenz hier an diesem Pult gesagt worden ist, auch mein eigenes Zeugnis hinzufügen, dass dieses Werk wahr ist. Es kommt mir vor, als hätte ich mit dem Propheten Joseph Smith im heiligen Wald gestanden, als der Vater und der Sohn dort erschienen sind; ich war bei den Heiligen in Kirtland, als der Tempel des Herrn angenommen und geweiht wurde; ich empfing meine Bündnisse in Nauvoo; ich kniete auf dem Friedhof in Winter Quarters, als ein geliebter Mensch beerdigt wurde; ich hob auch die Hand, um Brigham Young als Präsidenten der Kirche zu bestätigen; ich stand mit Bruder Brigham am Tag nach der Ankunft im Tal auf dem Ensign Peak, als er über eine weite Fläche blickte, die er zuvor schon durch Offenbarung gesehen hatte und daher wusste, wo der Tempel gebaut werden sollte. Ich weiß, dass dieses Werk wahr ist. Ich weiß, dass Gott lebt. Ich weiß, dass er lebt. Ich weiß, dass Gott lebt. Ich weiß: Jesus Christus ist unser Erlöser und Erretter, der Prophet Joseph Smith hat alles so gesehen, wie er es gesagt hat, Gordon B. Hinckley hat heute die Schlüssel dieses großartigen Werkes inne und dies ist das Evangelium Jesu Christi. Im Namen Jesu Christi, amen.