Das Priestertum in Ehren halten
Wir legen das Priestertum nicht während der Woche ab und am Sonntag wieder an. Es ist uns rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche ein Vorzug und ein Segen.
Guten Abend, Brüder. Seit Monaten haben wir uns Sorgen darüber gemacht, ob dieses Gebäude wohl rechtzeitig zu dieser Generalkonferenz fertig werden würde. Ein Wunder ist geschehen-- ein Wunder, das möglich wurde, weil Profis und ganz gewöhnliche Männer und Frauen außergewöhnliches Engagement sowie Opferbereitschaft und Inspiration an den Tag gelegt haben, die weit über den üblichen Industriestandard hinausgingen. Ich bin meinen Ratgebern und allen anderen, die ihre Talente für dieses Projekt eingesetzt haben, sehr dankbar.
Ich bin zwar während der Bauphase unzählige Male in diesem Gebäude gewesen, aber heute Abend, wo es voller Priestertumsträger ist, staune ich doch über seine Größe und Schönheit. Diejenigen von Ihnen, die sich für Fußball interessieren, können sich sicher etwas darunter vorstellen, wenn ich sage, dass die Entfernung von meinem Standort bis zur letzten Balkonreihe etwa drei Viertel der Spielfeldlänge beträgt. Oder die Länge von drei aneinander gereihten Basketballfeldern oder von fast vier aneinander gereihten Tennisplätzen hat. Ein Golfspieler würde wahrscheinlich den Schläger wählen, mit dem er den Ball am weitesten treiben kann, um ihn auch über die letzte Balkonreihe zu schlagen. Und ein Weltklasse-Kurzstreckenläufer könnte die Entfernung in ungefähr neun Sekunden bewältigen. Oder mit einem Wort, das ich immer wieder höre: Es ist überwältigend!
Gelegentlich mache ich mir die Freude, eine Sportveranstaltung zu besuchen oder im Fernsehen anzuschauen. Hin und wieder meint meine Frau, die Zeit zwischen den einzelnen Veranstaltungen sei zu kurz. In vielen Sportarten gibt es ein bestimmtes Zeichen mit einer ganz besonderen Bedeutung. Wenn ein Spieler oder der Trainer die ausgestreckten Finger der einen Hand senkrecht unter die Innenfläche der anderen Hand hält, dann zeigt er damit eine Auszeit an. Das Spiel wird vorübergehend unterbrochen, während Trainer und Spieler die Taktik besprechen. Der Begriff „Auszeit“ wird auch hin und wieder von Eltern verwendet, die ihren Kindern deutlich machen wollen, was geschieht, wenn sie sich weiterhin den elterlichen Wünschen widersetzen. Die Auszeit gibt jemandem Gelegenheit, über sein Verhalten nachzudenken.
Meine Kollegen vom Aaronischen Priestertum, nehmen wir uns doch heute Abend eine Auszeit, um über einige Belange des Priestertums zu sprechen.
Vor einigen Wochen habe ich mich mit meiner sechzehnjährigen Enkelin unterhalten. Ich habe sie gefragt, was sie den jungen Männern, die das Aaronische Priestertum tragen, sagen würde, wenn sie zu ihnen sprechen könnte. Sie antwortete: „Opa, ich würde sie bitten, ihr Priestertum zu achten und sieben Tage in der Woche Priestertumsträger zu sein, nicht nur an einem einzigen Tag, dem Sonntag. Manche Jungen erweisen dem Priestertum keine Achtung, sie benutzen schmutzige Ausdrücke, manche beschäftigen sich mit Pornographie und einige wenige nehmen Drogen.“ Ihr, meine jungen Brüder, seid bestimmt wie ich der Meinung, dass schmutzige Ausdrücke, Pornographie und Drogen im Leben eines Priestertumsträgers nichts zu suchen haben.
Wir legen das Priestertum nicht während der Woche ab und am Sonntag wieder an. Es ist uns rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche ein Vorzug und ein Segen.
Schmutzige, grobe Ausdrücke sind inzwischen weit verbreitet und werden von vielen schon als ganz normale Ausdrucksweise angesehen. Unser Sinn für richtig und falsch ist durch die ständige Berieselung mit schmutzigen, groben Ausdrücken wohl schon abgestumpft. Sie hat in der Musik, an den Schulen, im Sport, in den Einkaufszentren und am Arbeitsplatz überhand genommen. Ein Großteil der täglichen Unterhaltung ist mit groben und manchmal unverhüllt schmutzigen Ausdrücken gespickt--oft unter dem Deckmantel des Humors.
Vor kurzem war ich in einem Kaufhaus und habe dort Schuhe anprobiert. Währenddessen schauten sich vier junge Männer Schuhe an, die sie als Missionarsschuhe bezeichneten. Offensichtlich hatten wenigstens zwei jungen Männer ihre Berufung auf Mission erhalten und waren dort, um für ihren Dienst die passenden Schuhe zu suchen. Mit Erstaunen nahm ich den Schwall grober und manchmal sogar schmutziger Ausdrücke wahr, die ihnen anscheinend ganz leicht über die Lippen gingen. Als sie merkten, dass jemand in der Nähe war, hörte ich einen von ihnen sagen: „Leute, ich glaube, wir sollten besser auf unsere Ausdrucksweise achten.“ Dabei wies er mit dem Kopf in meine Richtung.
Präsident Hinckley hat gesagt: „Die Sprache ist die Grundlage freundlicher gesellschaftlicher Beziehung. Sie kann fröhlich sein; sie kann leicht sein. Sie kann ernst sein, und sie kann lustig sein. Sie darf aber nicht rau, grob oder schmutzig sein, wenn man wirklich an Jesus Christus glaubt.“ (Der Stern, Januar 1988, 43.) Schmutzige Ausdrücke und das Priestertum passen nicht zusammen. Schmutzige Ausdrücke passen auch nicht zum Missionsdienst. Wenn wir häufig schmutzige, grobe Ausdrücke verwenden, müssen wir sie aus unserem Wortschatz streichen. Unsere Sprache ist eins der Fenster zu unserer Seele.
Reden wir während unserer Auszeit auch über das Thema Pornographie. Die Pornographie breitet sich in den letzten Jahren wie ein Buschfeuer aus. Wir werden täglich damit konfrontiert. Pornographie macht genauso süchtig wie vieles, was wir nicht einmal im Traum zu uns nehmen würden. Die Folgen der Pornographie sind verheerend. Haltet euch vor Augen, dass der Satan nicht will, dass wir im Dienst des Aaronischen Priestertums glücklich und erfolgreich sind. Täuscht euch nicht--er will uns elend sehen. Sein Ziel ist es, unser Herz gefangen zu nehmen, indem er uns zu schrecklichen Sünden verführt wie beispielsweise zur Pornographie. Haltet euch davon fern. Wir müssen uns im Griff haben und Bücher, Zeitschriften, Musikstücke, Bilder, Videos, DVDs, Filme, Internetseiten, Fernsehsendungen--einfach alles, was pornographischen oder sinnlichen Inhalt hat, meiden. Pornographie und Priestertum passen nicht zusammen. Achtet das Priestertum; sorgt dafür, dass immer Auszeit ist, was pornographische Einflüsse betrifft.
Präsident Hinckley hat uns vor Augen gehalten: „Die Geißel Droge ist mittlerweile zur Seuche geworden.... In den meisten Fällen bringt sie ... ein langsames Dahinsiechen in Elend, Schmerz und Reue. Anders als bei den Seuchen in alter Zeit, vor denen es keinen bekannten Schutz gab, kann man sich vor Drogen relativ einfach schützen, indem man sie nämlich gar nicht erst anrührt.“ (Der Stern, Januar 1990, 51.) Wir würden unser Leben doch auch nicht aufs Spiel setzen und mit einer giftigen Schlange spielen. Drogen sind genauso gefährlich wie das tödliche Gift der Schlange.
Unser Sohn kam vor kurzem nach Hause und sah seinen Sohn am Küchentisch sitzen. Er hatte die Ellbogen aufgestützt und das Kinn in die Hände gelegt. Der andere Sohn saß mit trauriger Miene im Wohnzimmer und starrte aus dem Fenster. Die Mutter war nirgendwo zu sehen. Unser Sohn fragte die Jungen, wo sie denn sei. Sie zeigten auf die Badezimmertür. Leise klopfte er an und fragte: „Schatz, bist du da drin?“ Sie erwiderte: „Ich gönne mir gerade eine Auszeit.“ Erwachsene brauchen gelegentlich eine Auszeit.
Wollen Sie, die das Melchisedekische Priestertum tragen, jetzt mit uns eine Auszeit nehmen? Im täglichen Lebenskampf kommt es nur zu leicht vor, dass wir unseren geistlichen Dienst als Vater und als Priestertumsträger aus den Augen verlieren. Wenn wir nicht Acht geben, kann es vorkommen, dass wir uns von unserem Beruf, unseren Hobbys, unseren Freizeitaktivitäten und vielleicht sogar unserem Wirken in der Kirche von unserer Aufgabe als Vater und Ehemann ablenken lassen.
Präsident Howard W. Hunter hatte während seiner Amtszeit als Präsident der Kirche nur ein einziges Mal Gelegenheit, in der Priestertumsversammlung der Generalkonferenz zu sprechen. Das war im Oktober 1994. Präsident Hunter hatte seiner Ansprache den Titel gegeben: „Ein rechtschaffener Ehemann und Vater sein.“ In dieser meisterlichen Ansprache ging er auf mehrere Maßstäbe und Erwartungen ein, die für alle gelten, die das Melchisedekische Priestertum tragen. Ich empfehle Ihnen, die gesamte Ansprache noch einmal zu lesen. Heute Abend will ich nur auf zwei Punkte eingehen. Präsident Hunter hat gesagt: „Ein Mann, der das Priestertum trägt, sieht die Familie als von Gott verordnet an. Ihre Familie zu führen ist Ihre wichtigste und heiligste Aufgabe. In Zeit und Ewigkeit ist die Familie die wichtigste Einheit und als solche hat sie Vorrang vor allen sonstigen Belangen des Lebens.“ (Der Stern, Januar 1995, 46.)
Präsident Harold B. Lee hat gesagt: „Das Wichtigste, was wir jemals im Werk des Herrn tun können, ist das, was wir in unseren eigenen vier Wänden tun.“ (Der Stern, Juli 1995, 75.) Wir müssen ehrlich die Tiefen unserer Seele erforschen und ergründen. Tun wir alles, was wir tun sollen, um unsere Familie im Evangelium zu unterweisen und sie zu führen, oder überlassen wir diese Aufgabe anderen? Unsere Familie zu führen verlangt oft auch, dass wir unsere Prioritäten neu festlegen, um die notwendige Zeit zu finden. Qualität und Quantität der Zeit sind wesentlich.
Präsident Hunter hat auch gesagt: „Ein Mann, der das Priestertum trägt, geht seiner Familie bei der Aktivität in der Kirche voran, damit sie das Evangelium kennt und unter dem Schutz der Bündnisse und Verordnungen steht.“ (Der Stern, Januar 1995, 46.) Damit wir das schaffen, müssen wir dafür sorgen, dass unser eigenes Leben in Ordnung ist. Heuchelei hat noch nie gewirkt und sie wirkt auch heute nicht. Wir müssen unsere Führungsaufgaben in Rechtschaffenheit wahrnehmen und unsere Kinder dazu anhalten, unserem Beispiel nachzueifern. Nehmen Sie Ihre Führungsaufgabe beim Familienabend wahr. Nehmen Sie sie beim Studium in den heiligen Schriften wahr. Spenden Sie öfter einen Priestertumssegen. Gehen Sie beimpersönlichen Gebet und beim Familiengebet mit gutem Beispiel voran. Präsident Monson hat gesagt: „Denken Sie daran: Ein Mann ist nie größer, als wenn er kniet.“ (Generalkonferenz, April 1964.)
Zu einer Auszeit gehört es aber auch, dass ich Sie anfeuere. Brüder, wir können Erfolg haben und das Rennen schließlich für uns entscheiden. Wir können das Priestertum ehren und achten, und zwar rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Wir können schmutzige Ausdrücke, Pornographie und Drogen aus unserem Leben verbannen, ebenso alles andere, was schädlich und unrein ist. Wir können unsere Familie durch das Priestertum führen und ihr die geistige Richtung geben--so wie sie es braucht. All das und noch viel mehr können wir tun, wenn wir uns dem Erretter nahen, das heilige Priestertum, das wir tragen, in Ehren halten und die Bündnisse, die wir geschlossen haben, treu einhalten.
Ich bezeuge, dass wir im Dienst des Herrn stehen. Er ist unser Erretter. Er ist unser Erlöser. Er hat für unsere Sünden gesühnt. Er ist unser Fürsprecher beim Vater. Er lebt. Er liebt uns bedingungslos. Wir tragen sein Priestertum. Ich liebe Präsident Hinckley, seine Ratgeber, die Zwölf Apostel und die übrigen Generalautoritäten und bezeuge, dass es gute, großartige Menschen sind, die Vollmacht haben. Ich liebe auch Sie, meine Brüder im Priestertum, und bete darum, dass wir erfolgreich sind. Im heiligen Namen Jesu Christi, amen.