Mein Zeugnis
Eines überragt alles, wofür ich heute Morgen dankbar bin: Das lebendige Zeugnis von Jesus Christus.
Nun kann ich einige Worte an Sie richten, meine Brüder und Schwestern. Ich bin heute Morgen von tiefer Dankbarkeit erfüllt. Ich fühle mich vom Herrn so reich gesegnet. Wenn ich in die Gesichter der vielen tausend Menschen blicke, die in dieser schönen neuen Halle versammelt sind und dann an die Hunderttausende denke, die überall auf der Welt zusammengekommen sind, um die Konferenz zu hören, empfinde ich ein überwältigendes Gefühl der Dankbarkeit für die große Einigkeit, die unter uns herrscht. Wenn ich eine kleine Weile etwas zu meiner Person sagen darf: Niemand ist wohl so reich gesegnet worden wie ich. Ich kann es nicht verstehen. Ich bin so dankbar für die Freundlichkeit und Liebe, die Sie mir auf so vielerlei Weise entgegenbringen.
Durch die Großherzigkeit anderer bin ich für die Kirche durch die ganze Welt gereist. Dank der Großzügigkeit der Medien bot sich mir die einzigartige Möglichkeit, zu aller Welt zu sprechen. Ich habe in den berühmten Hallen unseres Landes, vom Madison Square Garden in New York bis zum Astrodome in Houston, die Stimme erhoben und Zeugnis gegeben. Männer und Frauen in angesehener Stellung haben mich empfangen und mit großem Respekt von unserem Werk gesprochen.
Andrerseits habe ich in all den Jahren auch die gemeine und geringschätzige Art unserer Kritiker kennen gelernt. Der Herr hat wohl an sie gedacht, als er erklärte:
„Verflucht sind alle, die die Ferse gegen meine Gesalbten heben, spricht der Herr, und schreien, sie hätten gesündigt, wenn sie vor mir doch nicht gesündigt haben, ... sondern das getan haben, was in meinen Augen recht war und was ich ihnen geboten hatte.... Diejenigen, die übertretung schreien, tun es, weil sie selbst Knechte der Sünde und Kinder des Ungehorsams sind....
Weh ihnen! ...
Ihr Korb wird nicht voll sein,und ihre Häuser und Scheunen werden fallen, und sie selbst werden von denen verachtet werden, die ihnen geschmeichelt haben.“ (LuB 121:16,17,19,20.)
Wir überlassen ihm, der das Recht dazu hat, das Urteil über diejenigen, die sich seinem Werk entgegenstellen.
Nun zurück zu meiner Dankbarkeit. Danke, Brüder und Schwestern, für Ihre Gebete. Danke für Ihre Unterstützung in dem großen Werk, das zu vollbringen wir alle bemüht sind. Danke für IhrenGehorsam gegenüber Gottes Geboten. Er freut sich darüber und liebt Sie. Danke, dass Sie Ihre großen Aufgaben so treu erfüllen. Danke, dass Sie jeder Berufung, die an Sie ergeht, so bereitwillig folgen. Danke, dass Sie Ihre Kinder in Licht und Wahrheit aufziehen. Danke für das feste Zeugnis von Gott dem ewigen Vater und seinem geliebten Sohn, dem Herrn Jesus Christus, das Sie im Herzen tragen.
Ich bin so dankbar für die Jugend der Kirche. überall gibt es so viel Böses. überall lauert die Versuchung mit all ihren prickelnden Einflüssen. Manch einen verlieren wir leider an diese zerstörerischen Kräfte. Wir trauern um jeden Einzelnen, der verloren geht. Wir reichen ihnen die Hand, um ihnen zu helfen, um sie zu retten, aber in zu vielen Fällen wird unsere flehentliche Bitte zurückgewiesen. Sie folgen einem tragischen Kurs. Es ist der Weg, der zur Vernichtung hinab führt.
Aber so viele unserer jungen Leute, viele Hunderttausende von ihnen, sind treu. Geradlinig wie ein Pfeil und stark wie die Wellen des Meeres folgen sie dem Kurs, den sie sich selbst gesetzt haben. Es ist der Kurs der Rechtschaffenheit und Güte, der Kurs der Leistungen und Errungenschaften. Sie machen etwas aus ihrem Leben und die Welt wird durch sie viel besser.
Ich bin zutiefst dankbar für den wunderbaren Zeitabschnitt der Geschichte, in dem wir leben. Keine andere Zeit ist mit dieser vergleichbar. Von allen Menschen, die über die Erde gegangen sind, sind wir so reich gesegnet.
Doch eines überragt alles, wofür ich heute Morgen dankbar bin: Das lebendige Zeugnis von Jesus Christus, dem Sohn des allmächtigen Gottes, dem Fürst des Friedens, dem Heiligen Gottes.
Einmal hob ein Missionar in einer Missionarsversammlung in Europa die Hand und sagte: „Geben Sie uns Ihr Zeugnis und sagen Sie uns, wie Sie es erlangt haben.“
Ich möchte heute Morgen versuchen, ein paar Worte dazu zu sagen, wie mein Zeugnis entstanden ist. Dies ist natürlich etwas sehr Persönliches. Ich hoffe, Sie werden das entschuldigen.
Die früheste Erfahrung mit geistigen Gefühlen, an die ich mich erinnern kann, hatte ich, als ich noch ein sehr kleiner Junge war, etwa fünf Jahre alt. Ich hatte Ohrenschmerzen und weinte vor Schmerz. Damals gab es noch keine Wundermittel. Das ist 85 Jahre her. Meine Mutter füllte ein Säckchen mit Speisesalz und legte es zum Aufwärmen auf den Ofen. Mein Vater legte mir sanft die Hände auf und gab mir einen Segen, wobei er mit der Vollmacht des heiligen Priestertums und im Namen Jesu Christi dem Schmerz und der Krankheit Einhalt gebot. Dann nahm er mich zärtlich in die Arme und legte mir das Säckchen mitdem warmen Salz auf das Ohr. Der Schmerz ließ nach und verschwand. Mein Vater hielt mich fest umarmt und ich schlief ein. Beim Einschlafen gingen mir die Worte des Krankensegens durch den Sinn. Das ist die früheste Erinnerung, die ich daran habe, dass die Vollmacht des Priestertums im Namen des Herrn ausgeübt wurde.
Später, als Jugendlicher, schlief ich mit meinem Bruder im Winter in einem unbeheizten Zimmer. Man dachte, das sei gesund. Ehe wir uns ins warme Bett legten, knieten wir nieder, um unser Gebet zu sprechen. Das waren schlichte Danksagungen. Sie endeten im Namen Jesu. Der kennzeichnende Titel Christus wurde bei unseren Gebeten in jenen Tagen selten verwendet.
Ich erinnere mich, dass ich nach dem Amen ins Bett hüpfte, die Decke bis zum Hals zog und darüber nachdachte, was ich gerade getan hatte, als ich zu meinem himmlischen Vater im Namen seines Sohnes gesprochen hatte. Ich wusste nicht viel über das Evangelium. Aber irgendwie war da ein anhaltendes Gefühl von Frieden und Geborgenheit, wenn ich durch den Herrn Jesus Verbindung mit dem Himmel aufnahm.
Während meiner Mission aufden Britischen Inseln wuchs mein Zeugnis schnell. Jeden Morgen las ich mit meinem Mitarbeiter imJohannesevangelium, wobei wir jeden Vers besprachen. Es war eine wunderbare, erleuchtende Erfahrung. Zu Beginn dieses wunderbaren Zeugnisses wird die Göttlichkeit des Sohnes Gottes verkündet. Da heißt es:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist....
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1:1–3,14.)
Ich habe damals und auch seither viel über diese Aussage nachgedacht. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass der Vater und der Sohn getrennte Wesen sind. Dem Sohn übertrug der Vater die große Aufgabe, die Erde zu erschaffen, „und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist“.
Ich habe in dieser Welt viel Hässliches gesehen. Das meiste davon ist das Werk von Menschen. Aber ich meine, dass ich noch viel mehr Schönes gesehen habe. Ich bestaune die erhabenen Werke des Schöpfers. Wie herrlich sie doch sind. Und sie sind alle das Werk des Sohnes Gottes.
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Er, der Sohn des Vaters, kam zur Erde. Er ließ sich dazu herab, seine königlichen Gefilde zu verlassen--woer ein Fürst war, der Erstgeborene des Vaters--um die Sterblichkeit auf sich zu nehmen, um in einem Vasallenstaat, der von römischen Hauptleuten regiert wurde, am bescheidensten Ort geboren und in eine Krippe gelegt zu werden.
Wie hätte er sich noch weiter herablassen können?
Dann wurde er von Johannes im Jordan getauft, um „die Gerechtigkeit ... ganz [zu] erfüllen“ (siehe Matthäus 3:15). Seinem irdischen Wirken gingen die raffinierten Versuchungen des Widersachers voraus. Er widerstand und sagte: „Weg mit dir, Satan!“ (Siehe Matthäus 16:23.)
Er durchwanderte Galiläa, Samarien und Judäa und predigte das Evangelium der Errettung und bewirkte, dass Blinde sehen und Lahme gehen konnten und dass die Toten wieder zum Leben erweckt wurden. Und dann gab er, um den Plan des Glücklichseins für die Kinder seines Vaters zu erfüllen, sein Leben als Preis für unsere Sünden.
Dieses Zeugnis wuchs in meinem Herzen, als ich als Missionar das Neue Testament und das Buch Mormon las, das zusätzlich Zeugnis von ihm gab. Diese Erkenntnis, die auf die erhörten Gebete meiner Kindheit aufbaute, wurde zur Grundlage meines Lebens.
Seit damals ist mein Glaube sehr gewachsen. Ich bin sein Apostel geworden, dazu berufen, seinen Willen zu tun und sein Wort zu lehren. Ich bin sein Zeuge für die Welt geworden. Ich gebe Ihnen und allen, die an diesem Sonntagmorgen meine Stimme hören, erneut dieses Zeugnis des Glaubens.
Jesus ist mein Freund.Niemand sonst hat mir so viel gegeben. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Johannes 15:13.) Er hat sein Leben für mich gegeben. Er hat den Weg zum ewigen Leben frei gemacht. Nur ein Gott konnte das tun. Ich hoffe, dass ich als würdig erachtet werde, sein Freund zu sein.
Er ist mein Vorbild.Seine Lebensweise, sein absolut selbstloses Verhalten, seine Fürsorge für die Notleidenden, sein letztes Opfer--all das ist mir ein Beispiel. Ich kann dem nicht voll und ganz entsprechen, aber ich kann mich bemühen.
Er zeigte uns den rechten Weg
durch Wort und eigne Tat
zum Licht und Leben, himmelwärts,
nach Gottes ewgem Rat.
Er ist mein Lehrer. Niemand hat jemals so wunderbare Worte gesprochen wie er bei den Seligpreisungen:
„Als Jesus die vielen Menschen sah, ... begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Matthäus 5:1–10.)
Kein anderer Lehrer hat jemals einen so unvergleichlichen Rat ausgesprochen wie den, den die Scharen von Menschen auf dem Berg hörten.
Er ist mein Heiler.Ehrfürchtig bestaune ich seine Wunder. Und doch weiß ich, dass sie sich ereignet haben. Ich akzeptiere, dass sie wahr sind, weil ich weiß, dass er Herr über Leben und Tod ist. Die Wunder seines Wirkens zeugen von Mitgefühl, Liebe und Menschlichkeit, die bewundernswert sind.
Er ist mein Führer.Es ist eine Ehre für mich, zu der langen Reihe derer zu gehören, die ihn lieben und ihm im Lauf der zwei Jahrtausende, die seit seiner Geburt vergangen sind, nachgefolgt sind.
Vorwärts, Christi Jünger,
werdet niemals müd;
vor der Liebe Jesu
alles Böse flieht!
Christus, der Erlöser,
führt uns, fürchtet nicht;
wenn wir treu ihm folgen,
wandeln wir im Licht.
Er ist mein Erretter und Erlöser.Indem er unter Schmerzen und unsagbarem Leiden sein Leben gab, hat er den Arm nach unten ausgestreckt, um mich, um jeden von uns, alle Söhne und Töchter Gottes, aus dem Abgrund ewiger Finsternis, die dem Tod folgt, emporzuheben. Er hat etwas Besseres vorgesehen--eine Sphäre des Lichts und der Erkenntnis, des Wachstums und der Schönheit, wo wir auf dem Weg, der zum ewigen Leben führt, vorangehen können. Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen. Ich bin meinem Herrn unendlich dankbar.
Er ist mein Gott und mein König.Von Unendlichkeit zu Unendlichkeit wird er als König der Könige und Herr der Herren regieren und herrschen. Seine Herrschaft wird kein Ende haben. Seine Herrlichkeit wird nie vergehen.
Niemand kann seinen Platz einnehmen. Niemand wird es je tun. Unbefleckt und ohne jeden Fehler ist er das Lamm Gottes, vor dem ich mich neige und durch das ich mich an meinen Vater im Himmel wende.
Jesaja hat sein Kommen vorhergesagt:
„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ (Jesaja 9:5.)
Die mit ihm in Palästina gewandelt sind, gaben Zeugnis von seiner Göttlichkeit. Der Hauptmann, der ihn sterben sah, verkündete feierlich: „Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“ (Matthäus 27:54.)
Thomas, der seinen auferstandenen Körper sah, rief erstaunt aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20:28.)
Diejenigen auf diesem Erdteil, denen er erschien, hörten die Stimme des Vaters, der ihn vorstellte: „Seht meinen geliebten Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, in dem ich meinen Namen verherrlicht habe.“ (3 Nephi 11:7.)
Und der Prophet Joseph Smith verkündete in unserer Evangeliumszeit:
„Und nun, nach den vielen Zeugnissen, die von ihm gegeben worden sind, ist dies, als letztes von allen, das Zeugnis, das wir geben, nämlich: Er lebt!
Denn wir haben ihn gesehen, ja, zur rechten Hand Gottes; und wir haben die Stimme Zeugnis geben hören, dass er der Einziggezeugte des Vaters ist.“ (LuB 76:22,23.)
Dem füge ich mein Zeugnis hinzu, dass er „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist und dass niemand zum Vater kommt „außer durch [ihn]“ (Johannes 14:6).
Dankbar und mit unverminderter Liebe bezeuge ich dies alles in seinem heiligen Namen, ja, im Namen Jesu Christi, amen.