Eine Stimme der Freude für unsere Kinder
Wir haben den Auftrag und die Gelegenheit, unsere Kinder eifrig zu lehren und ihnen davon Zeugnis zu geben, dass das Evangelium Jesu Christi wahr ist.
Ich mag Ausrufungszeichen! Ich setze oft ein Ausrufungszeichen, wenn ich mir etwas notiere oder jemandem schreibe. Ausrufungszeichen stehen für Begeisterung und Engagement. Eine meiner Lieblingsschriftstellen ist ebenfalls mit einem Ausrufungszeichen versehen:
„Und nun, was vernehmen wir in dem Evangelium, das wir empfangen haben? Eine Stimme der Freude!“ Neunzehn weitere Ausrufungszeichen stehen noch in diesem und in den vier folgenden Versen. Unter anderem steht dort:
„Eine Stimme der Barmherzigkeit vom Himmel und eine Stimme der Wahrheit aus der Erde; … frohe Nachricht von großer Freude! …
Wie herrlich ist die Stimme, die wir aus dem Himmel vernehmen und die unseren Ohren Herrlichkeit und Errettung … verkündigt!“1 – wieder ein Ausrufungszeichen!
Wir können diese Stimme der Freude vernehmen; sie bringt Hoffnung und macht froh. Die Freude an unserem Zeugnis vom Erretter kann bei unserem Bemühen, zu Christus zu kommen, jeden Lebensbereich noch intensivieren.
Wie steht es mit unseren Kindern? Vernehmen sie im Evangelium die Stimme der Freude und der Hoffnung? Nach einem PV-Unterricht über die erste Vision wurden die Kinder einmal gebeten, ein Bild zu zeichnen und es daheim ihrer Familie zu zeigen. Die Lehrerin hatte den Kindern auch etwas von der Finsternis erzählt, die Joseph Smith vor dem Erscheinen Gott Vaters und seines Sohnes umhüllt hatte. Ein sechsjähriges Mädchen nahm einen schwarzen Stift und begann zu malen. Es malte das Zeichenblatt unten und am Rand entlang so schwarz an, wie es nur ging. Auf die Frage ihrer Lehrerin sagte sie, sie zeichne Joseph Smith in der Finsternis.
Die Lehrerin meinte dazu: „Weißt du auch, dass die Finsternis verschwinden musste, als der himmlische Vater und Jesus erschienen? Der himmlische Vater und Jesus haben stets mehr Macht als der Satan, und sie werden dich beschützen.“ Das Mädchen wandte sich wieder seinem Blatt Papier zu. Oben in die Ecke zeichnete es nun zwei Gestalten, und dann legte es den schwarzen Stift weg und malte den Rest des Blattes leuchtend gelb aus.
Genau dieses Licht – das Licht des wiederhergestellten Evangeliums – und die „Stimme der Freude“ können Eltern ihren Kindern vermitteln. Der Widersacher existiert tatsächlich, aber die Kinder können, wenn sie ihren Glauben an Jesus Christus ausüben, Frieden und Freude verspüren. Sie werden dieses Licht aber nur entdecken, wenn wir sie im Evangelium unterweisen.
Der Herr hat die Eltern angewiesen, ihre „Kinder in Licht und Wahrheit aufzuziehen“2. Er hat uns auch angewiesen, unsere Kinder zu lehren, „zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“3 sowie „die Lehre von der Umkehr, vom Glauben an Jesus Christus … und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes … zu verstehen“4. Wenn wir unsere Kinder in den Wahrheiten des Evangeliums unterweisen, stimmen wir ihre Ohren, ihren Sinn und ihr Herz darauf ein, die „Stimme der Freude“ zu vernehmen und den Wunsch zu entwickeln, ewiger Segnungen würdig zu sein.
Im Buch Mormon gibt es ein gutes Beispiel dafür. Enos wurde von seinem Vater in Bezug auf „die Obsorge und Ermahnung des Herrn“ unterwiesen. In Anbetracht dieses großen Segens rief Enos aus: „Und gesegnet sei der Name meines Gottes dafür.“5 Er fuhr fort: „Und die Worte, die ich meinen Vater in Bezug auf das ewige Leben und die Freude der Heiligen oft hatte sprechen hören, waren mir tief ins Herz gedrungen.“6
Eine Freundin hat mir davon erzählt, wie sie als kleines Kind einen Zweig besuchte, in dem sie das einzige Kind im PV-Alter war. Jede Woche hielt ihre Mutter am gleichen Tag und zur gleichen Zeit zu Hause die PV ab. Das Mädchen freute sich immer schon darauf, neben seiner Mutter auf dem Sofa zu sitzen, das Evangelium Jesu Christi kennen zu lernen und zu lernen, wie man danach lebt. Aus den Aufzeichnungen, die die Mutter jede Woche in ein Heft eintrug, geht hervor, dass jede dieser PV-Versammlungen aus Gebeten, Liedern und dem Unterricht bestand.
Diese Mutter wünschte sich von Herzen, dass ihre kleine Tochter ein Zeugnis von Jesus Christus entwickelt und spürt, welche Freude das Evangelium bringt. Sie gab ihrer Tochter das mit, was sie selbst als Kind als so wichtig empfunden hatte. Das Mädchen ist inzwischen zu einer gläubigen Frau herangewachsen und hat Bündnisse geschlossen. Wenn sie an ihre Kindheit zurückdenkt, dann spürt sie tiefe Dankbarkeit dafür, dass ihre Mutter sie so voller Begeisterung über den Erretter belehrt hat. Der Fleiß der Mutter hatte dem Kind Freude gebracht – wieder mit Ausrufungszeichen!
Die lebenden Propheten sprechen deutlich davon, dass es unsere heilige Pflicht ist, unsere Kinder zu unterweisen.7 In einem Brief von der Ersten Präsidentschaft werden wir angewiesen: „Räumen Sie dem Familiengebet, dem Familienabend, dem Evangeliumsstudium und der Unterweisung im Evangelium sowie sinnvollen Familienaktivitäten höchste Priorität ein. So sinnvoll und angemessen andere Anforderungen und Aktivitäten auch sein mögen, sie dürfen die von Gott übertragenen Aufgaben, die nur die Eltern und die Familie erfüllen können, nicht verdrängen.“8
Ja, das Leben kann für die Eltern hektisch sein und wird auch immer hektischer für die Kinder. Man kann leicht behaupten, man habe nicht genug Zeit. Wenn ich heute auf Zeiten zurückblicke, die allzu schnell verflogen sind, wird mir bewusst, dass es jeden Tag kostbare, kurze Momente gab, in denen ich meinen Kindern helfen konnte, im Evangelium die „Stimme der Freude“ zu vernehmen. Kinder lernen ständig von uns. Sie lernen, was wichtig ist – und zwar aus dem, was wir tun oder lassen. Wenn wir nur gelegentlich oder oberflächlich mit der Familie beten oder in den Schriften studieren oder den Familienabend halten, dann reicht das nicht aus, um unsere Kinder zu stärken. Wo lernen Kinder das Evangelium und Maßstäbe wie Keuschheit, Redlichkeit und Ehrlichkeit? Wo, wenn nicht zu Hause? Diese Wahrheiten können in der Kirche vertieft werden, aber die Eltern sind es, die sie am besten und am wirkungsvollsten an ihre Kinder weitergeben können.
Wenn wir uns bewusst machen, wer unsere Kinder sind und was für ein Potenzial sie im Reich Gottes haben, kann das unseren Wunsch verstärken, den Herausforderungen geduldiger, ja liebevoller zu begegnen. Der Herr wird uns helfen, unsere Kinder zu unterweisen, sofern wir tun, was uns möglich ist. Die Familie kann für immer Bestand haben, und der Erretter möchte ja, dass wir das schaffen. Wenn wir nach dem Geist trachten, können wir Trost, Führung und Zuversicht empfangen, die wir brauchen, um unseren Aufgaben als Eltern nachzukommen und dafür gesegnet zu werden.
Die von Gott inspirierten Programme der Kirche sowie diejenigen, die berufen sind, unseren Kindern in geistiger Hinsicht zu dienen, können dabei mithelfen. Mein Mann und ich sind dankbar, dass Bischöfe und Führungskräfte des Priestertums und der Hilfsorganisationen ebenso wie Heimlehrer und Besuchslehrerinnen mitgeholfen haben, unsere Familie zu stärken. Jeder von uns – ob Kinder bei uns wohnen oder nicht – kann eine ganze Menge dafür tun, die Eltern zu unterstützen.
Kinder können das Wesentliche vom Reich Gottes leicht erfassen. Wir müssen zuhören, um besser zu verstehen, wie sie das, was sie über das Evangelium wissen, in die Tat umsetzen. Ein Vater erklärte einmal seiner vierjährigen Tochter, dass die Familie fast den ganzen Tag lang die Wohnung geputzt habe und dass nun nur noch ein Zimmer unordentlich sei.
„Weißt du, welches Zimmer noch nicht aufgeräumt ist?“, fragte er sie.
„Meines“, sagte das Mädchen sofort.
„Wer könnte denn mithelfen, dass dein Zimmer wieder ordentlich wird?“, fragte der Vater in der Hoffnung, die Kleine werde sagen, sie würde es tun.
Doch sie entgegnete: „Papa, immer wenn du Sorgen oder Angst hast und Hilfe brauchst, kannst du dich hinknien und den himmlischen Vater um Hilfe bitten.“
Interessanterweise können wir von unseren Kindern lernen. Wir müssen nur zuhören. Ein Vater hat mir von einem Erlebnis mit seiner achtjährigen Tochter erzählt. Er sagte: „Ich dachte gerade über meine Ansprache in der Abendmahlsversammlung mit dem Thema ‚Wie die Kinder werden‘ nach und fragte meine Tochter, warum wir wohl wie die Kinder werden müssen. Sie antwortete: ‚Weil wir im Vergleich zu Jesus alle Kinder sind und weil Kinder sich alles so gut vorstellen können.‘“
Den Vater überraschte der zweite Teil der Antwort, und er wollte wissen, wieso man denn eine gute Vorstellungskraft brauche. Das Mädchen sagte: „Damit wir uns Jesus im Garten Getsemani und am Kreuz vorstellen können und beim Abendmahl an ihn denken können.“
Der Erretter hat uns – wie bei allem anderen auch – ein Beispiel darin gegeben, wie wir unseren Kindern Liebe erweisen und sie unterrichten sollen. Als Jesus den Nephiten in Amerika erschien, „weinte er“ als er zu den Menschen sprach, wie es in der Schrift heißt, „und er nahm ihre kleinen Kinder, eines nach dem anderen, und segnete sie und betete für sie zum Vater.“9
Über diese Begebenheit sagte Präsident Gordon B. Hinckley einmal: „In der ganzen heiligen Schrift gibt es kein zärtlicheres und schöneres Bild als diese einfache Sprache, die die Liebe des Erretters zu kleinen Kindern beschreibt.“10
Der Schlüssel dafür, wie man zu Hause das Evangelium wirksam lehrt, besteht darin, dass man den Geist des Herrn einlädt. Mein Mann und ich haben in einer etwas schwierigen Phase der Kindererziehung einmal einen sehr guten Rat erhalten: Tun Sie alles in Ihrer Kraft Stehende, um den Geist in Ihr Zuhause einzuladen und dort zu bewahren. Ohne Führung durch den Geist können Kinder das, was geistiger Natur ist, nicht lernen, und sie können auch keine geistigen Regungen verspüren.
Wir Eltern können unseren Kindern häufig Zeugnis von Jesus Christus geben. Dadurch, dass wir – etwa beim Familienabend oder zu einem geeigneten Zeitpunkt – Zeugnis geben, laden wir den Geist ein. Präsident Boyd K. Packer hat uns ans Herz gelegt: „Lehren Sie unsere jungen Leute, Zeugnis zu geben – davon Zeugnis zu geben, dass Jesus der Messias ist, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes ist, dass das Buch Mormon wahr ist …“11
Präsident Hinckley versichert uns: „Von allen Freuden des Lebens kommt keine der einer glücklichen Elternschaft gleich. Von all den Verpflichtungen, mit denen wir kämpfen, ist keine so schwer wiegend. Kinder in einer Atmosphäre der Liebe, der Geborgenheit und des Glaubens zu erziehen, ist die lohnenswerteste aller Herausforderungen.“12
Ich weiß – wieder mit einem Ausrufungszeichen –, dass Kinder ein Zeugnis vom Geist empfangen können und dass dies ihr Herz mit Überzeugung und Verpflichtung erfüllt! Ich gebe Zeugnis, dass wir den Auftrag und die Gelegenheit haben, unsere Kinder eifrig zu lehren und ihnen davon Zeugnis zu geben, dass das Evangelium Jesu Christi wahr ist, damit auchsie die „Stimme der Freude“ vernehmen können. Im Namen Jesu Christi. Amen.