Kommt nach Zion! Kommt nach Zion!
Die Prinzipien Liebe, Arbeit, Selbständigkeit und Weihung stammen von Gott. Diejenigen, die sie annehmen und sich danach ausrichten, werden im Herzen rein.
Eine Schwierigkeit scheinen alle Mitglieder der Kirche, mit denen wir in der ganzen Welt zusammenkommen, gemeinsam zu haben – genug Zeit zu finden, alles zu tun, was getan werden muss. Wer nur wenig hat, braucht mehr Zeit, um für das zu sorgen, was er zum Leben braucht. Wer genügend hat, braucht mehr Zeit, um sich den angenehmen Dingen des Lebens widmen zu können. Das ist eine gewaltige Herausforderung, denn die Zeit ist begrenzt; man kann weder den Tag noch das Jahr verlängern.
Die Welt macht uns dabei zu schaffen. Die Welt ist bemüht, die Zeit immer besser einzuteilen, aber sie verleitet uns dazu, immer mehr nach irdischen Dingen zu streben. Dabei geht es im Leben gar nicht um den Kampf mit der Zeit – es geht um den Kampf zwischen Gut und Böse.
Wie wir uns da verhalten sollen, kann eine unserer schwierigeren Entscheidungen sein. 1872 sprach der Prophet Brigham Young zu den Heiligen genau über dieses Thema. Er sagte: „Halt! Moment! Wenn ihr morgens aufsteht, dann … kniet euch vor dem Herrn nieder, noch ehe ihr einen Bissen esst, bittet ihn, er möge euch eure Sünden vergeben und euch den Tag über beschützen, euch vor Versuchung und allem Bösen bewahren und eure Schritte recht lenken, damit ihr an dem Tag etwas tun mögt, was dem Reich Gottes auf der Erde nützt. Habt ihr Zeit, zu beten? … Das ist der Rat, den ich heute für die Heiligen der Letzten Tage habe. Haltet inne, habt es nicht so eilig! … Ihr habt es zu eilig; ihr geht nicht genug zu den Versammlungen, ihr betet nicht genug, ihr lest nicht genug in den heiligen Schriften, ihr sinnt nicht genug nach, ihr seid ständig auf dem Sprung und so sehr in Eile, dass ihr nicht wisst, was ihr als Erstes tun sollt. … Kurz und gut, und dies ist einer der simpelsten Sprüche, die esdazu gibt: ‚Haltet eure Schüssel richtig herum‘, damit ihr, wenn der Haferbrei ausgeschüttet wird, eure Schüssel voll bekommt.“1
Wenden Sie den Evangeliumsplan an und setzen Sie die richtigen Prioritäten. Der Herr weist uns an: „Trachtet darum nicht nach den Dingen dieser Welt, sondern trachtet zuerst danach, das Reich Gottes [oder Zion] und seine Rechtschaffenheit aufzurichten; so wird euch dies alles dazugegeben werden.“2
Als ich als kleiner Junge im Süden Utahs heranwuchs, war mir die Lehre von Zion bei weitem noch nicht so klar wie heute. Wir wohnten in einem kleinen Ort in der Nähe des Zion-Nationalparks. In der Kirche sangen wir oft das bekannte Lied:
Israel, der Herr ruft alle
seine Kinder, nah und fern;
auf, denn Babylon wird fallen,
schon versinket Stern um Stern.
Kommt nach Zion, kommt nach Zion,
zählt euch zu dem Volk des Herrn!
Kommt nach Zion, kommt nach Zion,
zählt euch zu dem Volk des Herrn!3
Ich hielt mir dabei immer die prächtigen Klippen und die turmhohen Felsnadeln des Nationalparks vor Augen. Durch die steilwandigen Cañons wand sich ein Fluss. Manchmal floss er ruhig dahin, manchmal war er reißend. Sie können sich wahrscheinlich denken, wie verwirrend es für mich war, als ich versuchte, den Text des Liedes mit der vertrauten Umgebung des wunderschönen Parks in Zusammenhang zu bringen. Es passte zwar nicht alles so recht zusammen, aber mir prägte sich der Gedanke ein, dass Zion etwas Majestätisches und Göttliches sei. Im Lauf der Jahre habe ich einen tieferen Einblick erhalten. In der Schrift steht: „Darum wahrlich, so spricht der Herr: Lasst Zion sich freuen – denn Zion, das ist: die im Herzen sein sind.“4
Es muss das Ziel eines jeden Mitglieds dieser Kirche sein, Zion aufzurichten. Man kann ruhigen Gewissens sagen, wenn wir von ganzem Herzen danach trachten, Zion hervorzubringen und aufzurichten, wird der Druck mangelnder Zeit von uns genommen. Es bringt Freude und es ruhen Segnungen darauf, wenn man sich an dieser erhabenen Sache beteiligt. Das Leben des Einzelnen verändert sich. Das Zuhause ist nicht mehr nur ein Hotel, sondern ein Ort des Friedens, der Sicherheit und der Liebe. Die Gesellschaft an sich wandelt sich. In Zion werden Zank und Streit aufhören, Klassenunterschiede und Hass werden verschwinden und niemand wird arm sein – sei es geistig oder materiell. All die Schlechtigkeiten wird es nicht mehr geben. Viele haben bezeugt: „Und gewiss konnte es kein glücklicheres Volk unter allem Volk geben, das von der Hand Gottes erschaffen worden war.“5
Der Prophet Henoch mühte sich vor langer Zeit viele Jahre ab, damit sein Volk diesen Zustand der Rechtschaffenheit erreichte. Wie wir heute lebte es auch in einer Zeit voller Hass, Schlechtigkeit, Kriege und Blutvergießen. Doch die Rechtschaffenen waren gehorsam. „Und der Herr nannte sein Volk Zion, weil sie eines Herzens und eines Sinnes waren und in Rechtschaffenheit lebten; und es gab unter ihnen keine Armen.“6
Achten Sie in dieser Schriftstelle besonders auf das Wörtchen „weil“. Zion konnte aufgerichtet werden und gedeihen, weil seine Bewohner sich darum bemühten und sich von Gott inspirieren ließen. Zion ist kein Geschenk. Tugendhafte Angehörige des Bundesvolkes werden zusammengerufen und errichten es. Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: „Wenn wir zusammen singen ‚Kommt nach Zion‘, meinen wir damit: Kommt in die Gemeinden, in den Zweig, in die Mission, in den Pfahl und helft mit, Zion aufzubauen.“7 Auf diese Weise des Herrn sammeln sich also die Heiligen der Letzten Tage und sind gewissenhaft bestrebt, Zion als das „Reich unseres Gottes und seines Christus“8 aufzurichten, und zwar in Vorbereitung auf das Zweite Kommen des Herrn.9
Präsident Hinckley sagt uns, dass „die Sache, in deren Dienst wir stehen, keine gewöhnliche Sache ist. Es ist die Sache Christi, das Reich Gottes, unseres ewigen Vaters. Es geht um die Errichtung Zions auf der Erde.“10
“Wenn wir das Zion errichten wollen, von dem die Propheten gesprochen und der Herr mächtige Verheißungen verkündet hat, müssen wir unsere verzehrende Selbstsucht ablegen. Wir müssen über unsere Liebe zu Bequemlichkeit und Wohlergehen hinauswachsen, und so werden wir gerade dann, wenn wir uns anstrengen und kämpfen müssen, eben in unserer äußersten Not, unseren Gott besser kennen lernen.“11
Unter den Lehren, auf die sich die höchste Ordnung im Priestertum begründet, sind Liebe, Dienen, Arbeit, Unabhängigkeit, Weihung und Verantwortlichkeit.12 Um besser zu verstehen, wie wir Zion auf diesen grundlegenden Wahrheiten errichten können, wollen wir uns mit vier davon befassen.
Zuerst kommt die Liebe.
Jesus hat gesagt: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.
Das ist das wichtigste und erste Gebot.
Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.“13
Wenn wir Gott mehr lieben als alles andere, bewegt uns das dazu, unsere Prioritäten in Ordnung zu bringen, damit wir unser Leben so einrichten, dass es sich mit ihm im Einklang befindet. Dann lieben wir alle Geschöpfe Gottes, auch unsere Mitmenschen. Wenn man Gott in allem an die erste Stelle setzt, begegnen Ehepartner einander und Eltern ihren Kindern mit größerer Liebe und Hingabe. In Zion ist „ein jeder auf den Vorteil seines Nächsten bedacht … und [richtet] bei allem, was er tut, das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes“.14
Als Nächstes kommt die Arbeit. Arbeit bedeutet körperliche, intellektuelle oder geistige Anstrengung. Der Herr hat geboten: “Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“15 Arbeit ist die Quelle von Glück, Selbstachtung und Wohlstand. In der göttlichen Weltordnung ist kein Platz für Schikane und Gier. Wer arbeitet, muss sich ehrlich mühen, und zwar mit dem alles umfassenden, von Gott vorgegebenen Ziel: „Der Arbeiter in Zion soll für Zion arbeiten; denn wenn sie für Geld arbeiten, werden sie zugrunde gehen.“16
Darauf folgt die Selbständigkeit. Sie geht der Entscheidungsfreiheit und der Sicherheit voraus. Der Kirche und ihren Mitgliedern hat der Herr geboten, sie mögen vorbereitet, selbständig und unabhängig sein.17 In Zeiten des Überflusses muss man Vorsorge treffen und Vorräte anlegen. In Zeiten der Knappheit muss man sparsam leben und von diesen Vorräten zehren.
“Ein wahrer Heiliger der Letzten Tage, der körperlich und seelisch imstande ist zu arbeiten, wird die Aufgabe, für seinen Unterhalt und den Unterhalt seiner Familie zu sorgen, niemals einem anderen aufbürden, ohne dazu gezwungen zu sein. Er wird vielmehr, solange er es kann, mit der Hilfe des Herrn für seine eigenen geistigen und zeitlichen Bedürfnisse sowie für diejenigen seiner Familie sorgen.“18
Wir sind Söhne und Töchter Gottes, und in allem, was wir haben, sind wir von ihm abhängig. Wenn wir seine Gebote halten, lässt er uns nie im Stich. Aber der himmlische Vater tut nicht für uns, was wir selbst tun können und sollen. Er erwartet, dass wir die Mittel, die er uns gegeben hat, nutzen, um für uns und unsere Familie zu sorgen. Tun wir das, sind wir selbständig.19
Und schließlich die Weihung. Der Bund der Weihung, zu dem es gehört, Opfer zu bringen, begreift Liebe, Arbeit und Selbständigkeit in sich und ist grundlegend für die Errichtung des Gottesreiches. „Zion kann nicht anders erbaut werden“, sagt der Herr, „als nur nach den Grundsätzen des Gesetzes des celestialen Reiches.“20 Der Bund der Weihung ist das Kernstück dieses Gesetzes. Eines Tages werden wir ihn in seiner Fülle anwenden. Der Bund schließt ein, dass man „seine Zeit, seine Fähigkeiten und seine Mittel für den Aufbau des Gottesreichs und die Hilfsbedürftigen einsetzt, unabhängig davon, ob sie geistige oder zeitliche Hilfe brauchen.“21
Die Prinzipien Liebe, Arbeit, Selbständigkeit und Weihung stammen von Gott. Diejenigen, die sie annehmen und sich danach ausrichten, werden im Herzen rein. Rechtschaffene Einigkeit ist das Kennzeichen ihrer Gemeinschaft. Ihr Friede und ihre Harmonie werden zum Zeichen für die Völker. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt:
„Die Errichtung Zions ist eine Sache, die dem Gottesvolk zu allen Zeiten am Herzen gelegen hat, ein Gegenstand, von dem Propheten, Priester und Könige mit besonderer Freude gesprochen haben. … Wir dürfen die Herrlichkeit der Letzten Tage [Zions] erblicken, daran teilhaben und sie herbeiführen helfen. … Ein Werk, … das dazu bestimmt ist, den Untergang der finsteren Mächte ebenso herbeizuführen wie die Erneuerung der Erde, die Herrlichkeit Gottes und die Errettung der Menschheit.“22
Ich gebe Zeugnis, dass dies alles wahr ist. Präsident Gordon B. Hinckley ist der Prophet Gottes auf der Erde, so wie es auch Joseph Smith jun. war. Das Gottesreich ist die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, und aus ihr wird Zion in all seiner Schönheit. Christus ist der Erretter der Welt, der geliebte Sohn des lebendigen Gottes, der Heilige. Im Namen Jesu Christi. Amen.