2000–2009
Die Segnungen, die man erhält, wenn man das Buch Mormon liest
Oktober 2005


Die Segnungen, die man erhält, wenn man das Buch Mormon liest

Jetzt liegt es an uns, das Buch Mormon zu lesen, die darin enthaltenen Grundsätze kennen zu lernen und diese in unserem Leben anzuwenden.

Jeden Monat freue ich mich auf die neue Ausgabe dieser hervorragenden Zeitschrift, des Ensigns. Die Botschaft von der Ersten Präsidentschaft, die Bestandteil jeder Ausgabe ist, gibt mir Kraft. Die August-Ausgabe des Ensigns wie auch des Liahonas enthielt eine Aufforderung von Präsident Hinckley, das Buch Mormon bis zum Ende des Jahres zu lesen oder erneut zu lesen.

Warum ist Präsident Hinckley der Meinung, dass es uns allen sehr nützt, wenn wir das Buch Mormon lesen? Er sagt:

„Seine Botschaft ist so zeitlos wie die Wahrheit und so allumfassend wie die Menschheit. Es ist das einzige Buch, in dem verheißen wird, dass der Leser sich durch Gottes Macht mit Sicherheit davon überzeugen kann, dass es wahr ist.

Sein Ursprung ist ein Wunder; hört jemand zum ersten Mal davon, so kann er es kaum glauben. Doch das Buch ist da. Man kann es in die Hand nehmen und lesen. Niemand kann bestreiten, dass es da ist. …

Kein anderes schriftlich niedergelegtes Zeugnis veranschaulicht so klar, dass es Menschen und Völkern, die Gott fürchten und seine Gebote halten, wohl ergeht und dass sie gedeihen; schenken sie ihm und seinem Wort jedoch keine Beachtung, so folgt ein Verfall, der, falls er nicht durch Rechtschaffenheit aufgehalten wird, zu völliger Kraftlosigkeit und zum Tod führt.“ („Ein lebendiges und wahres Zeugnis“, Liahona, August 2005, Seite 4f.)

Warum ist es heute für uns von so großer Bedeutung, das Buch Mormon zu lesen? Weil den wichtigsten Verfassern des Buches Mormon völlig klar war, dass sie vor allem für die Menschen einer künftigen Generation und nicht für die Menschen ihrer eigenen Generation schrieben. Moroni richtete folgende Worte an unsere Generation: „Ich spreche zu euch, als seiet ihr gegenwärtig.“ (Mormon 8:35.) Der Prophet Nephi schrieb:

„Deshalb, aus diesem Grund, hat mir der Herr, Gott, verheißen, dass dieses hier, was ich schreibe, bewahrt und erhalten werden und an meine Nachkommen weitergegeben wird, von Generation zu Generation, damit sich die Verheißung an Joseph erfülle, dass seine Nachkommen niemals zugrunde gehen würden, solange die Erde besteht.“ (2 Nephi 25:21.)

Das Buch Mormon ist eine warnende Stimme für diese Generation. Beachten Sie, wie anschaulich es die heutigen Zustände auf der Erde beschreibt:

„Und niemand braucht zu sagen, es [dieser Bericht] werde nicht hervorkommen, denn das wird es gewiss, denn der Herr hat es gesagt; denn aus der Erde wird es kommen, durch die Hand des Herrn, und niemand kann es zurückhalten; und es wird an einem Tag kommen, da man sagen wird, Wundertaten seien abgeschafft; und es wird so kommen, als würde einer von den Toten her sprechen.

Und es wird an einem Tag kommen, da das Blut der Heiligen zum Herrn schreit wegen der geheimen Verbindungen und der Werke der Finsternis.

Ja, es wird an einem Tag kommen, da die Macht Gottes geleugnet wird und da Kirchen entweiht sein werden und sich in ihrem Herzensstolz überheben, ja, nämlich an einem Tag, da Führer und Lehrer von Kirchen sich in ihrem Herzensstolz erheben werden, sodass sie die beneiden, die zu ihren Kirchen gehören.

Ja, es wird an einem Tag kommen, da man von Feuer und Unwettern und Rauchschwaden in fremden Ländern hören wird; und man wird auch von Kriegen, Kriegsgerüchten und Erdbeben an verschiedenen Orten hören.

Ja, es wird an einem Tag kommen, da es auf dem Antlitz der Erde große Verunreinigungen geben wird; da wird es Mord geben und Raub und Lügen und Täuschungen und Hurerei und allerart Gräuel; da wird es viele geben, die sprechen: Tue dies oder tue das, und es macht nichts, denn der Herr wird so jemanden am letzten Tag unterstützen. Aber weh ihnen, denn sie sind in der Galle der Bitternis und in den Banden des Übeltuns.“ (Mormon 8:26-31.)

Präsident Ezra Taft Benson bekräftigte, dass das Buch Mormon für unsere Zeit von besonderem Wert ist, als er sagte: „Das Buch Mormon wurde für uns heute geschrieben. Gott ist der Autor des Buches. Es ist der Bericht eines gefallenen Volkes, inspirierte Männer haben es zu unserem Nutzen zusammengestellt. Die Menschen damals hatten das Buch überhaupt nicht – es war für uns bestimmt. Mormon, der Prophet in alter Zeit, nach dem das Buch Mormon benannt ist, hat aus den Aufzeichnungen mehrerer Jahrhunderte einen Auszug angefertigt. Gott, der das Ende von Anfang an kennt, sagte ihm, was er in seinen Auszug aufnehmen sollte, was wir heute brauchen würden.“ („The Book of Mormon Is the Word of God“, Ensign, Mai 1975, Seite 63.)

Zu oft lesen wir diesen Bericht in erster Linie als Geschichte eines gefallenen Volkes und denken nicht daran, dass er von inspirierten Propheten zusammengestellt wurde, um uns zu helfen, zu Christus zu kommen. Die wichtigsten Verfasser des Buches Mormon beabsichtigten keinesfalls, dass es ein Geschichtsbuch wird. Ja, Jakob sagte, sein Bruder Nephi habe ihm geboten, er „solle nur wenig auf die Geschichte dieses Volkes eingehen“ (Jakob 1:2).

Jedes Mal, wenn wir das Buch lesen, sollten wir uns fragen: „Warum haben sich diese Verfasser entschlossen, gerade diese Geschichten oder Ereignisse in den Bericht aufzunehmen? Welchen Wert haben sie für uns heute?“

Unter anderem erfahren wir aus dem Buch Mormon, welche Ursachen und Auswirkungen ein Krieg hat und unter welchen Umständen er gerechtfertigt ist. Es berichtet uns von dem Übel und den Gefahren geheimer Verbindungen, die aufgerichtet werden, um Macht und Gewinn über die Menschen zu erlangen. Es macht deutlich, dass es den Satan wirklich gibt, und zeigt uns einige Methoden auf, derer er sich bedient. Es rät uns, wie man mit Wohlstand richtig umgeht. Es berichtet uns von den klaren und kostbaren Wahrheiten des Evangeliums und von der Realität und Göttlichkeit Jesu Christi und seines Sühnopfers für alle Menschen. Es unterrichtet uns von der Sammlung des Hauses Israel in den Letzten Tagen. Es berichtet uns vom Zweck und von den Grundsätzen der Missionsarbeit. Es warnt uns vor Stolz, Gleichgültigkeit, vor dem Aufschieben, den Gefahren falscher Überlieferungen, vor Heuchelei und Unkeuschheit.

Jetzt liegt es an uns, das Buch Mormon zu lesen, die darin enthaltenen Grundsätze kennen zu lernen und diese in unserem Leben anzuwenden.

Das Buch Mormon beginnt mit einer großartigen Geschichte darüber, wie wichtig es ist, dass eine Familie die heiligen Schriften besitzt und sie nutzt. Lehi, ein Prophet und Vater, war vor Menschen gewarnt worden, die ihm wegen seiner Aussagen über ihre Schlechtigkeit nach dem Leben trachteten. Er wurde angewiesen, mit seiner Familie zu fliehen.

„Und es begab sich: Er zog in die Wildnis. Und er ließ sein Haus zurück und das Land seines Erbteils und sein Gold und sein Silber und seine Kostbarkeiten und nahm nichts mit als nur seine Familie und Vorräte und Zelte und zog in die Wildnis.“ (1 Nephi 2:4.)

Nachdem er schon eine Zeit lang gereist war, hatte Lehi einen Traum, in dem der Herr sagte, sie sollten nicht weiterziehen, sondern erst nach Jerusalem zurückkehren und den Bericht ihrer Väter in ihren Besitz bringen, der auf Messingplatten graviert war. Diese Platten enthielten auch die Worte der Propheten und die Gebote des Herrn. Die vier Söhne Lehis bekamen den Auftrag, zurückzukehren und den Bericht zu holen.

Als sie in Jerusalem ankamen, warfen sie das Los, um zu ermitteln, wer in das Haus Labans gehen und um die Messingplatten bitten solle. Das Los fiel auf Laman. Er sprach bei Laban vor, „und siehe, es begab sich: Laban wurde zornig und stieß ihn aus seiner Gegenwart hinaus, und er wollte nicht, dass er die Aufzeichnungen haben sollte. Darum sprach er zu ihm: Siehe, du bist ein Räuber, und ich werde dich töten.“ (1 Nephi 3:13.) Laman kam mit dem Leben davon, die Messingplatten aber brachte er nicht mit.

Bei dem ersten Versuch der Brüder fällt mir auf, dass sie offensichtlich keinen guten Plan hatten. Daraus lernen wir etwas Wichtiges, was wir bei unserem Schriftstudium anwenden können. Zeigen wir doch unsere Entschlossenheit, das Buch Mormon zu lesen, indem wir mit einem konkreten Plan an unser Studium herangehen.

In seinem Artikel im Ensign und im Liahona hat Präsident Hinckley gesagt: „[Ich] fordere die Mitglieder der Kirche in aller Welt und unsere Freunde überall auf, das Buch Mormon zu lesen oder erneut zu lesen.“ Danach hat er uns einen Plan dargelegt, wie wir dieser Aufforderung nachkommen können: „Wenn Sie etwas mehr als anderthalb Kapitel am Tag lesen, haben Sie das Buch bis Ende des Jahres ganz gelesen.“ (Liahona, August 2005, Seite 6.) August und September sind nun schon vergangen. Nach Präsident Hinckleys Plan müssten wir inzwischen alle im Buch Alma lesen, und zwar irgendwo zwischen Kapitel 4 und 12. Sind Sie dem Plan voraus oder hängen Sie hinterher?

Nachdem der erste Versuch, die Messingplatten zu erlangen, fehlgeschlagen war, wollten Nephis Brüder aufgeben und zu ihrer Familie in die Wildnis zurückkehren. Nephi aber ermutigte sie, es doch weiter zu versuchen, und schlug eine andere Vorgehensweise vor, um an den Bericht zu kommen: „Lasst uns im Halten der Gebote des Herrn treu sein; darum lasst uns hinabgehen zum Land des Erbteils unseres Vaters; denn siehe, er hat Gold und Silber und allerart Reichtümer zurückgelassen. Und dies alles hat er wegen der Gebote des Herrn getan. …

Und es begab sich: Wir gingen zu Laban hinein und begehrten von ihm, er solle uns die Aufzeichnungen geben, … und dafür wollten wir ihm unser Gold und unser Silber und alle unsere Kostbarkeiten geben.“ (1 Nephi 3:16,24.)

Nephis Beispiel lehrt uns, dass die Segnungen, die wir durch die heiligen Schriften erhalten, viel wertvoller sind als Besitztümer und alles Weltliche. Wenn wir nach Weltlichem trachten, kann uns das bisweilen vorübergehend Vergnügen bereiten, davon haben wir aber keine bleibende Freude, kein dauerhaftes Glück. Wenn wir nach Geistigem trachten, so ist der Lohn ein ewiger, und er schenkt uns die Erfüllung, die wir durch das Erdenleben erlangen wollen.

Präsident Hinckley hat uns aufgefordert, das Buch Mormon zu lesen, damit wir uns über Weltliches erheben und uns an dem freuen, was vom Herrn ist. Er hat gesagt: „Ich verheiße Ihnen vorbehaltlos: Wenn jeder von Ihnen sich an diesen einfachen Plan hält, unabhängig davon, wie oft Sie das Buch Mormon bereits gelesen haben, dann wird der Geist des Herrn stärker in Ihrem Leben und in Ihrer Familie zu spüren sein. Sie werden sich noch fester entschließen, Gottes Gebote zu befolgen, und Sie werden ein festeres Zeugnis empfangen, dass der Sohn Gottes wirklich lebt.“ (Liahona, August 2005, Seite 6.) Diese Segnungen sind viel wertvoller als jeder materielle Besitz.

Als Nephi und seine Brüder anboten, ihre Reichtümer gegen die Messingplatten einzutauschen, stahl Laban ihre Besitztümer und versuchte, sie umzubringen. Nach diesem erneuten Fehlschlag verloren Laman und Lemuel jeden Mut und wollten einmal mehr aufgeben. Sie hielten diesen Auftrag für unmöglich. Doch Nephi war unerschütterlich in seinem Entschluss, den Geboten des Herrn zu gehorchen. Er versuchte seine Brüder zu überzeugen: „Lasst uns abermals nach Jerusalem hinaufgehen, und lasst uns im Halten der Gebote des Herrn treu sein; denn siehe, er ist mächtiger als die ganze Erde, warum also nicht auch mächtiger als Laban und seine fünfzig, ja, sogar als seine Zehntausende?“ (1 Nephi 4:1.)

Weil er den Auftrag mit Glauben an den Herrn anging, führte dies zum gewünschten Ergebnis. Als Nephi, vom Geist geführt, hinging, um den Bericht in seine Gewalt zu bringen, wurde Laban in seine Hand gegeben. Durch Glauben und Gehorsam sicherte Nephi für sich und seine Familie die Segnungen, die man durch die heiligen Schriften erlangt. Mit den Messingplatten in ihrem Besitz konnten Nephi und seine Brüder nun zu ihrem Vater in die Wildnis zurückkehren und die Reise fortsetzen.

Wenn wir Präsident Hinckleys Aufforderung mit Glauben angehen, sind uns durch unseren Propheten Segnungen verheißen, die mit dem Lesen des Buches Mormon verbunden sind. Wie Nephi und seine Familie werden wir erkennen, dass die Schriften „begehrenswert …, ja, sogar von großem Wert für uns“ sind (1 Nephi 5:21). Wir können auch die Segnung erlangen, die Moroni in seinen Schlussworten verheißen hat:

„Ja, kommt zu Christus, und werdet in ihm vollkommen, und verzichtet auf alles, was ungöttlich ist, und wenn ihr auf alles verzichtet, was ungöttlich ist, und Gott mit all eurer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt, dann ist seine Gnade ausreichend für euch, damit ihr durch seine Gnade in Christus vollkommen seiet; und wenn ihr durch die Gnade Gottes in Christus vollkommen seid, könnt ihr die Macht Gottes keineswegs leugnen.“ (Moroni 10:32.)

Dieses Jahr feiern wir den 200. Jahrestag der Geburt des Propheten Joseph Smith. Das Buch Mormon ist ein überzeugender Beweis für das geistliche Wirken des Propheten Joseph Smith und die Wiederherstellung der Kirche Jesu Christi. Bei unserer letzten Generalkonferenz, im April, hat Präsident Hinckley über das Buch Mormon gesagt: „[Es] ist etwas Greifbares – man kann es in die Hand nehmen, darin lesen und es auf die Probe stellen. … Ich finde, die gesamte Christenheit sollte die Hand ausstrecken, das Buch willkommen heißen und es als ein machtvolles Zeugnis annehmen. Es stellt eines der großen und grundlegenden Dinge dar, die durch Offenbarung an den Propheten [Joseph Smith] hervorgekommen sind.“ („Das Herrliche, was Gott offenbart hat“, Liahona, Mai 2005, Seite 81f.)

Ich bete dafür, dass ein jeder von uns bis Jahresende das Buch Mormon durchliest und damit der Aufforderung des jetzigen Propheten, Gordon B. Hinckley, nachkommt, den Propheten der Wiederherstellung zu ehren, nämlich Joseph Smith. Mögen wir einen Plan haben, dem wir glaubensvoll folgen, um von dem zu kosten und erfüllt zu sein, was von unendlichem und ewigem Wert ist, ja, dem Wort Gottes, das im Buch Mormon zu finden ist. Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.