Der Kompass des Herrn
Die Propheten und Apostel aller Zeitalter sind unser Kompass vom Herrn. Durch sie empfangen wir klare Führung.
Brüder und Schwestern, als ich hier so saß, spürte ich den großen Wunsch, Ihnen allen zu sagen, dass ich Sie lieb habe und dass der Vater im Himmel einen jeden von Ihnen sehr liebt. Im Namen der Brüder danke ich Ihnen dafür, dass Sie heute gekommen sind, um durch das gute Wort Gottes genährt zu werden.
Ich wandere gern in den Bergen, und wenn ich in einer entlegenen Gegend unterwegs bin, nutze ich oft einen Kompass, Karten und Wegweiser, damit ich zu meinem Ziel finde. Diese Hilfsmittel erweisen sich als sehr nützlich, sogar als unbezahlbar, wenn man unterwegs auf unbekannte Straßen und Wege stößt, die in alle möglichen Richtungen führen.
Das Leben ist voller Straßen und Wege, die den eigenen Weg kreuzen. Es gibt so viele Wege, denen man folgen kann, so viele Stimmen, die „hier entlang“ oder „dort entlang“ rufen.1 Es gibt eine Vielzahl von Medien, die unser Privatleben überfluten, und die meisten haben die Absicht, uns wie Vieh einen Weg entlangzuführen, der breit ist und auf dem viele unterwegs sind.
Wenn Sie darüber nachdenken, auf welche dieser Stimmen Sie hören sollen oder welche von den vielen Straßen die richtige ist, haben Sie sich dann schon einmal wie Joseph Smith gefragt: „Was ist da zu tun? Welche von allen diesen [Stimmen] hat Recht, oder haben sie allesamt Unrecht? Falls eine von ihnen Recht hat, welche ist es, und wie soll ich sie erkennen?“2 Ich bezeuge Ihnen, dass Jesus Christus weiterhin den Weg weist, vorangeht und jeden Punkt auf unserer Reise festlegt. Sein Weg ist eng und schmal und führt „zu Licht und Leben, himmelwärts“.3 Ich möchte ein Beispiel aus den heiligen Schriften anführen.
Auf das Gebot des Herrn hin verließen Lehi und seine Kinder Jerusalem und machten sich auf die große Reise in ein verheißenes Land. Nachdem sie eine Zeit lang in einem Tal am Fluss gelagert hatten, sagte der Herr eines Nachts zu Lehi, dass es Zeit sei, die Reise in die Wildnis fortzusetzen. Tief in Gedanken trat Lehi am nächsten Morgen aus seinem Zelt und fand zu seiner großen Verwunderung einen Gegenstand auf dem Boden, der nur von der Hand Gottes dorthin gelegt worden sein konnte. Es war ein Kompass – Liahona in ihrer Sprache – und seine Zeiger waren so konstruiert, dass sie auf der Reise den Weg weisen konnten. Dies ermöglichte Lehis Familie, einen sicheren Kurs durch die fruchtbareren Gebiete ihres Weges einzuschlagen, auf dem es ihr an nichts mangelte. Aber das war nicht alles. Auf diesem Kompass erschienen Schriftzüge, die klar und leicht zu lesen waren und die sich sogar von Zeit zu Zeit änderten und der Familie zu mehr Einsicht in die Wege des Herrn verhalfen.4
Während der Reise erwies sich dieser Liahona oder Kompass als unschätzbar wertvoll. Er trug dazu bei, dass es Lehi und seiner Familie gut ging und dass sie schließlich ihren Bestimmungsort erreichten. Man darf aber nicht vergessen, dass der Kompass – wie Nephi beobachtete – nur gemäß dem Glauben, dem Eifer und der Beachtung funktionierte, die sie ihm schenkten. Über diesen wundersamen Helfer, der sie durch die Wildnis führte, sagte Nephi schlicht: „Und so sehen wir, dass der Herr durch kleine Mittel Großes zuwege bringen kann.“5
Nephis Schlussfolgerung entging fünfhundert Jahre später auch Alma nicht; er erinnerte seinen Sohn daran, wie wichtig der Liahona war. Er erklärte Helaman, dass der Herr diesen Kompass bereitet hatte, um ihren Vätern den Weg zu weisen, den sie in der Wildnis einschlagen sollten. Da dieses wundersame Gerät jedoch durch kleine Mittel in Gang gebracht wurde, waren ihre Väter träge und vergaßen, mit Glauben und Eifer zu Werke zu gehen. Folglich versagte dieses wundersame Gerät den Dienst, und sie kamen auf ihrer Reise nicht weiter oder sie reisten nicht auf direktem Wege, sondern verweilten in der Wildnis und wurden wegen ihrer Nachlässigkeit bedrängt.6
„O mein Sohn“, fuhr Alma fort, „lass uns nicht, weil der Weg so leicht ist, träge sein; denn so war es mit unseren Vätern; denn so war es für sie bereitet, dass sie, wenn sie hinblickten, leben konnten; ebenso ist es mit uns. Der Weg ist bereitet, und wenn wir hinblicken, können wir leben immerdar. Sieh zu, dass du diese heiligen Dinge gut behütest, ja, sieh zu, dass du auf Gott blickst und lebst.“7
Der Herr gibt heute einzelnen Menschen und Familien Führung, so, wie er es bei Lehi getan hat. Diese Generalkonferenz ist ein Liahona unserer Zeit – ein Anlass, zu dem wir hier und jetzt inspirierte Führung und Leitung empfangen, die uns alles gibt, was wir brauchen, und uns hilft, dem Pfad Gottes durch die fruchtbareren Bereiche des Erdenlebens zu folgen. Vergessen Sie nicht: Wir haben uns versammelt, um das Wort von Propheten und Aposteln zu vernehmen, die inständig gebetet und sich gründlich vorbereitet haben, um vom Herrn zu erfahren, was sie sagen sollen. Wir haben für sie und für uns selbst gebetet, damit der Tröster uns den Sinn und Willen Gottes eingibt. Gewiss gibt es keine bessere Zeit und keinen besseren Ort für den Herrn, sein Volk zu führen, als bei dieser Konferenz.
Das, was bei dieser Konferenz zur Sprache kommt, ist der Kompass des Herrn. In den kommenden Tagen werden Sie vielleicht wie Lehi hinausgehen und einen Liahona oder eine andere Veröffentlichung der Kirche in Ihrem Briefkasten finden, worin der Bericht von dieser Konferenz abgedruckt ist. Wie bei dem Liahona in alter Zeit werden diese neuen Schriften klar und leicht zu lesen sein, und sie werden Ihnen und Ihrer Familie zu Einsicht in die Wege und Pfade des Herrn verhelfen.
Wie Nephi und Alma uns vor Augen halten, führt der Herr uns auf unserer Reise gemäß dem Glauben, dem Eifer und der Beachtung, die wir seiner Führung schenken. Er wird uns kaum neue Wege offenbaren, wenn wir ihm nicht voll Glauben auf denen gefolgt sind, die er bereits gewiesen hat. Umsicht und Wohlergehen auf dem Weg erfährt jeder Mensch, der eifrig inspirierten Rat annimmt und sich in Wort und Tat daran hält, bis wieder neue Schrift erscheint, die ihm auf dem Weg ins verheißene Land weiterhilft.
Meine Brüder und Schwestern, die Propheten und Apostel aller Zeitalter sind unser Kompass vom Herrn. Durch sie empfangen wir klare Führung; der von ihnen gewiesene Weg ist sicher. Der Weg des Herrn ist leicht, wie auch sein Joch. Lassen Sie sich aber nicht davon täuschen, dass sein Weg leicht ist – halten Sie ihn nicht für gering oder nichtig. Halten Sie dies alles vielmehr heilig und blicken Sie auf den Herrn, damit Sie so sein können wie er und bei ihm leben können, und zwar für immer.
Ich trete heute als Zeuge dafür auf, dass sich alle Verheißungen unseres Vaters erfüllen werden; dass er seinen einziggezeugten Sohn auf die Erde sandte, um den Weg zu weisen und voranzugehen; dass der Vater und der Sohn am Morgen eines schönen, klaren Tages am Frühjahrsanfang des Jahres 1820 Joseph Smith erschienen und daraufhin alles wiederherstellten, was der Mensch braucht, um ans Ziel seiner irdischen Reise zu gelangen; dass heute ein Prophet, Präsident Gordon B. Hinckley, denjenigen den Weg weist, die hinblicken und für immer leben werden. Ich bete darum, dass wir unseren Glauben üben und eifrig den Weisungen und Richtungsangaben dieser Liahonas der Letzten Tage Beachtung schenken. Im Namen Jesu Christi. Amen.