Die Lieder der Rechtschaffenen
Mitglieder berichten, wie ihnen in schweren Zeiten ein Kirchenlied Frieden und Mut zugesprochen hat.
Beginn des Glaubens in der Wüste
1998 und 1999 waren Jahre voll düsterer Ereignisse für den Kongo. Wegen der Kriegswirren musste ich mein Dorf verlassen und war über sieben Monate lang mit anderen Bewohnern meines Dorfes in der Wüste auf der Flucht. Nach Hause zurück konnten wir nicht.
Jeden Abend beteten und sangen wir zusammen, und einer nach dem anderen durfte ein Lied vorschlagen. Als ich an der Reihe war, nannte ich das Lied „O fest wie ein Felsen“ (Gesangbuch, Nr. 56). Die anderen kannten es zwar nicht, doch ich fand, dass seine Aussage genau auf uns zutraf.
In diesen sieben Monaten habe ich oftmals „O fest wie ein Felsen“ gesungen. Das Lied gab mir Trost in meiner Einsamkeit und meinem Leid – in jenen Momenten, da das Leben in der Wüste aufgrund von Krankheit und Hunger äußerst schwer war. Ich sang es allein, doch Text und Musik drangen auch meinen Weggefährten in Ohr und Herz: „In Leid oder Freude, ob krank oder wohl, ob Armut mich prüft oder Glück mir gibt voll, daheim oder fort, auf dem Land oder Meer, nach meinem Bedürfnis … so gibst du mir, Herr.“ Diese Worte brachten auch andere dazu, dass sie mehr von der Kirche wissen wollten.
Ein Mann aus unserer Gruppe war der Führer einer Kirche in unserem Land. Nachdem wir in unser Dorf zurückgekehrt waren, sagte mir dieser Bruder, dass er gern mehr über das Evangelium wissen wolle. Ich reagierte wie Alma in Mosia 18 (siehe Vers 8 bis 10), und schließlich schloss er sich der Kirche an.
Das Lied „O fest wie ein Felsen“ hat meine Seele in der Wüste berührt und mir viel Freude und viel Trost gegeben. Auch heute freue ich mich über dieses Lied, denn ich weiß, dass dadurch ein guter Bruder zur Kirche gefunden hat.
Thierry Alexis Toko, Republik Kongo
Die Lieder beschwichtigten mein Herz
Die heiligen Lieder der Kirche hatten mir schon Frieden geschenkt, bevor ich mich überhaupt der Kirche angeschlossen habe. Ich hatte mich schon lange vor meiner Taufe zum Evangelium bekehrt. Meine Eltern bestanden jedoch darauf, dass ich mit der Taufe bis zu meiner Volljährigkeit, also bis zu meinem 18. Geburtstag, wartete. Ich fand ihre Sorge um mich zwar lobenswert, doch leicht war meine Lage nicht. Ich wünschte mir, eine Familie zu haben, in der alle der Kirche angehören, in der wir gemeinsam in den Schriften lesen, den Familienabend halten und einander Zeugnis geben. Ich wünschte mir, meine Mutter würde sich erkundigen, wie ich im JD-Programm Mein Fortschritt vorankam, statt darüber zu spotten, dass ich keinen Tee trank. Ich wünschte mir, mein Vater würde einsehen, dass mein Wunsch, mich der wahren Kirche Gottes anzuschließen, nicht Fanatismus war, sondern meinem aufrichtigen Herzen entsprang. Doch ich hielt ihrer Kritik stand und erkannte, dass diese Bedrängnis eine Glaubensprüfung darstellte. Und doch war mir das Herz schwer.
Verzweifelt und erschöpft besuchte ich 43 Tage vor meinem 18. Geburtstag die Pfahlkonferenz. Doch kaum hatte ich mich im Konferenzraum hingesetzt und die lieben Menschen um mich gesehen, konnte ich sogleich den Geist verspüren. Dort war ich geborgen. Als Zwischenlied zwischen den erbaulichen Ansprachen sangen die Vollzeitmissionare „Liebet einander“ (Gesangbuch, Nr. 200) – zuerst auf Englisch und dann auf Chinesisch. Den englischen Text verstand ich nicht, die Missionare kannte ich kaum, aber das Lied berührte mich zutiefst. Das Lied schien genau auf die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zuzutreffen, deren Mitglieder einander ja lieb haben und füreinander da sind. In der Kirche fühlte ich mich daheim, denn die Mitglieder hatten mich lieb und unterstützten mich.
Nun bin ich getauft, aber meine Bedrängnisse haben nicht aufgehört. Doch ich singe ein Kirchenlied, wenn ich mich einsam und deprimiert fühle, und so findet mein Herz Trost. Die Lieder der Kirche stillen den Durst meines Herzens und laben meine hungrige Seele. Wenn ich erschöpft bin, sprechen sie mir Frieden zu und verleihen mir den Mut, weiterzumachen. Sie machen mir bewusst, dass Gott mich kennt und liebt.
Wen Siuan Wei, Taiwan
Lieder haben zu meiner Taufe geführt
Am 28. Oktober 2000 zog ich in ein Haus gleich hinter einem Gemeindehaus der Kirche. Während ich am Abend meine Sachen verstaute, fiel mir das Kommen und Gehen beim Gemeindehaus auf. Da ich so viel Lärm am Abend nicht gewohnt war, ärgerte ich mich zuerst. Dann kam eine Frau aus der Kirche vorbei und lud mich zu ihrer Veranstaltung ein. Ich gehörte jedoch einer anderen Kirche an und lehnte mit der Begründung ab, dass ich meinem Glauben treu bleiben wolle. Ich hörte die Mitglieder an jenem Abend singen und fand die Lieder wunderschön.
Am Sonntag stand ich früh auf und besuchte meine Kirche. Als ich wieder daheim war, sah ich, dass das Gemeindehaus voller Menschen war, und ich hörte sie wieder singen. Die Lieder waren so schön, und ich spürte direkt, wie mir die Musik ins Herz drang. Auch am Nachmittag waren wieder Leute in der Kirche. Diesmal schaltete ich den Fernseher aus und hörte der Musik zu.
Ich stand am Fenster und hörte sie singen. Dabei verspürte ich etwas Besonderes – großen Frieden im Herzen. Ich wollte sogar in den Garten hinaus, um der Musik näher zu sein. Ich war so gerührt, dass ich zu weinen begann.
Meine Tochter und ich gingen hinaus. Ein Mann trat aus der Kirche, schaute mich an und lud uns zu einem Taufgottesdienst ein. Zuerst lehnte ich ab, aber schließlich hatte ich das Gefühl, ich solle hineingehen. Ich rief meine Tochter, aber sie wollte nicht mitkommen. Trotzdem betrat ich die Kirche. Schließlich kam auch meine Tochter, und wir waren bei der Taufe dabei. Ich war sehr bewegt und spürte, wie der Geist mein Herz anrührte. Am 10. Dezember 2000 ließen meine Tochter und ich uns taufen, und wir sind nun Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Die Lieder haben mein Leben verändert. Früher war ich immer sehr traurig, doch jetzt bin ich glücklich. Ich bin dankbar für die Loblieder, die unsere Liebe zum Herrn ausdrücken. Sie haben mich zur Taufe geführt.
Carmelinda Pereira da Silva, Brasilien
Ein Kind Gottes
Ich war auf Mission in Seoul in Korea und war soeben in ein neues Gebiet versetzt worden. Ich war das hektische Leben in der Millionenstadt noch nicht gewohnt, meine Sprachkenntnisse waren noch sehr bescheiden, doch ich wusste, dass ich dort war, wo der Herr mich haben wollte.
Eines Tages lernten meine Mitarbeiterin und ich eine Schwester kennen, die schon seit Jahren nicht zur Kirche gekommen war. Vor kurzem war ihr Vater gestorben, und sie brauchte sowohl geistig als auch gefühlsmäßig Trost. Wir besuchten sie, aber ich verstand nicht viel von dem Gespräch.
Dann läutete eines Nachts gegen 3.00 Uhr am Morgen das Telefon. Ich hob ab und verstand zuerst nicht, was die Anruferin sagen wollte. Sie war äußerst erregt, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich helfen oder was ich sagen sollte.
Ich betete im Stillen. Und als ich betete, erkannte ich die Stimme: Es war die weniger aktive Schwester, die wir unlängst erst kennen gelernt hatten. Ich verstand nicht alles, was sie sagte, aber mir war klar, dass sie einsam war und spüren musste, dass sie geliebt wird. Aber wie konnte ich ihr das vermitteln? So etwas konnte ich ja nicht einmal auf Englisch sagen, geschweige denn auf Koreanisch.
Da fiel mir ein, dass ich ja das Lied „Ich bin ein Kind von Gott“ (Gesangbuch, Nr. 202) auf Koreanisch auswendig gelernt hatte. Nachdem sich die Schwester ausgesprochen hatte, fragte ich vorsichtig, ob wir zusammen das Lied singen könnten. Sie stimmte zu. Beim Singen verspürte ich ein herrlich warmes, tröstliches Gefühl. Es kam mir so vor, als hielte der Vater im Himmel uns beide im Arm und ließe uns spüren, dass er uns liebt und immer für uns da ist.
Nach dem Lied sagte die Schwester, dass es ihr jetzt wieder gut ginge, und wir wünschten einander eine gute Nacht. Ich ging ins Schlafzimmer zurück und staunte über den starken Geist, der noch immer in meinem Herzen brannte. Ich war so dankbar, weil ich wusste: Wann immer ein Kind Gottes in dunkler Nacht um Hilfe ruft, ist der Vater im Himmel da und erhört das Gebet.
Diantha Smith, Utah
Ein Gefühl des Friedens in turbulenten Zeiten
Meine Familie schloss sich 1977 der Kirche an. Ich war damals 11 Jahre alt. Damals brach in meinem Heimatland El Salvador ein heftiger Bürgerkrieg aus. Die politische Lage war ernst, und zwischen Armee und Aufständischen gab es andauernd Scharmützel, sodass sich die Regierung gezwungen sah, ab 18.00 Uhr eine allgemeine Ausgangssperre zu verhängen. Wir hatten weder Versammlungs- noch Redefreiheit, und wir fühlten uns bedroht – von den regierungstreuen Truppen ebenso wie von den Aufständischen.
Aufgrund dieser Ereignisse waren viele bestrebt, sich ins Ausland abzusetzen. Auch meine Familie bildete da keine Ausnahme. Mein Vater nahm eine Arbeitsstelle in Venezuela an und hoffte, uns so in Sicherheit bringen zu können. Eine Zeit lang blieb meine Mutter mit uns Kindern allein.
Aufgrund des Bürgerkriegs brach auch für die Kirche eine schwere Zeit an. Mit demselben Flugzeug, mit dem mein Vater nach Venezuela flog, verließen auch die letzten 15 Missionare El Salvador. Nun war uns für lange Zeit jede Möglichkeit genommen, die Verkünder des Evangeliums Jesu Christi bei uns zu haben.
Ende 1979 begannen wir und weitere Mitglieder, insbesondere die Jugendlichen, selbst Missionsarbeit zu tun. Wir stellten kleine Chöre zusammen und sangen auf der Straße, um den Menschen Hoffnung zu machen. Auf diese Weise fanden wir viele Menschen, die Interesse am Evangelium hatten.
Wir lernten auch, mit der Gefahr zu leben. Bei jedem Gefecht, bei jeder Schießerei warfen wir uns zu Boden und hofften, dass bald alles vorüber sein würde. Unsere Mutter legte dann Matratzen auf uns, damit wir besser geschützt waren. In diesen Augenblicken, in denen Gefahr drohte, waren uns die Lieder der Kirche ein großer Trost. Wir lagen mit dem Gesangbuch in der Hand auf dem Boden, und Mama ermunterte uns, Lieder zu singen wie etwa „Kommt, Heilge, kommt!“ (Gesangbuch, Nr. 19), „O fest wie ein Felsen“ (Nr. 56), „O wie lieblich war der Morgen“ (Nr. 16), „Hoch auf des Berges Höhn“ (Nr. 4), „O mein Vater“ (Nr. 190), „Erstaunt und bewundernd“ (Nr. 118) sowie viele weitere Lieder, die uns in den Wirren des Bürgerkriegs ein Gefühl der Geborgenheit vermittelten. Oftmals weinten wir, weil wir so angespannt waren, doch das Singen der Lieder gab uns den Mut, auch mit dieser entsetzlichen Lage fertig zu werden.
Später schaffte es Papa, uns nach Venezuela zu holen, wo wir ein neues Leben begannen. Wir dankten dem himmlischen Vater dafür, dass er die gesamte Familie am Leben erhalten hatte und wir nicht voneinander getrennt wurden. Ich habe aus diesen Erlebnissen gelernt, dass die Lieder der Kirche uns in schweren Zeiten ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln können.
Ana Gloria Hernández de Abzuela, Venezuela