2006
Ich gehe nie wieder zur Kirche!
Oktober 2006


Ich gehe nie wieder zur Kirche!

Ich gehe nie wieder zur Kirche“, dachte ich, nachdem ich über zwei Monate lang nicht mehr dort gewesen war. Ich hatte mich erst vor kurzem in Lwiw in der Ukraine zur Kirche bekehrt und ging nicht mehr hin, weil ich mich dort einsam fühlte. Ich hatte keine Freunde in der Kirche und fast jedes Mal, wenn ich dort war, saß ich allein. Ich dachte, niemand interessiere sich für mich, deshalb wurde ich „inaktiv“. Die einzigen Freunde, die ich hatte, gehörten nicht der Kirche an, und schon bald lebte ich so wie sie. Ich trank und rauchte mit ihnen und verwendete unanständige Ausdrücke.

An einem Sonntagnachmittag tranken meine Freunde und ich Alkohol und führten vulgäre Reden, als mein Bruder kam und mir sagte, dass zwei Missionare mich besuchen wollten. Ich konnte nicht glauben, dass sich jemand von der Kirche an mich erinnerte. Ich war aber betrunken und wollte nicht, dass die Missionare mich so erlebten. Trotzdem wünschte ich mir sehr, sie zu sehen. Nach einigem Zögern entschloss ich mich dazu, sie hereinzulassen. Elder Shumway und Elder Hristov freuten sich, mich zu sehen. Ich versuchte zu verbergen, dass ich betrunken war, aber ich wusste, dass sie es merkten. Als sie gegangen waren, sagte etwas in mir, dass ich mich falsch verhielt, und ich fühlte mich schlecht. Ich dachte, die Missionare würden nie wieder kommen.

Ein paar Tage später war ich wie-der mit meinen Freunden unterwegs. Ich fühlte mich verloren und war verzweifelt. Deshalb betrank ich mich weiter und verhielt mich ungehörig. Ich war sehr überrascht, als schon wieder mein Bruder auftauchte und mir sagte, dass die Missionare wieder da waren. Diesmal wollte ich nicht nach Hause. Ich schämte mich. Aber meine Freunde überredeten mich, nach Hause zu gehen. Die Missionare freuten sich, mich zu sehen. Wir un-terhielten uns kurz, und sie sagten, sie würden wiederkommen.

Die nächste Woche ging schnell vorbei. Diesmal ging ich nicht mit meinen Freunden aus, weil ich wusste, dass die Missionare kamen. Ich konnte es kaum erwarten, sie zu sehen. Als sie kamen, spürte ich etwas, was ich nicht spürte, wenn ich mit meinen Freunden zusammen war. Als sie wieder gehen wollten, sagte Elder Shumway: „Oleg, am Freitagabend besucht der Missionspräsident unseren Zweig. Er wird sprechen. Das wird sicher interessant. Wenn du möchtest, kannst du ja auch kommen.“

„Ja, ich werde kommen“, sagte ich. Nachdem ich zugestimmt hatte, kamen mir jedoch Zweifel, ob ich würdig war, nach allem, was ich getan hatte, zur Kirche zu gehen. Ich wollte aber mein Versprechen, das ich den Missionaren gegeben hatte, nicht brechen.

Als ich im Gemeindehaus eintraf, freuten sich alle, mich zu sehen. Ich erkannte, dass sie mich nicht vergessen hatten. Der Missionspräsident sprach darüber, dass wir rechtschaffen sein und uns bemühen sollen, alle Gebote zu halten. Während ich zuhörte, drang mir ein Gefühl bis tief in die Seele, das ich lange Zeit nicht mehr verspürt hatte. Es war ein friedliches, ruhiges Gefühl. Ich spürte den Geist. Tränen traten mir in die Augen, und meine Seele sehnte sich danach umzukehren. Ich begriff, was mir so lange gefehlt hatte. Ich beschloss, wieder zur Kirche zu gehen, weil ich den Geist bei mir haben wollte.

Ein paar Wochen später lud mich der Zweigpräsident zu einem Gespräch ein. Er fragte mich, wie es mir ging. Ich begann zu weinen und erzählte, was alles vorgefallen war. Er war sehr freundlich und fragte mich, ob ich einen Priestertumssegen wollte. In diesem Segen gab er mir große Verheißungen, wenn ich mein Bestes tun wollte, um die Gebote zu halten.

Später wurde ich als Berater für die jungen Männer berufen. Ein Jahr danach erhielt ich die Berufung, in England eine Vollzeitmission zu erfüllen. Nun studiere ich an der Brigham-Young-Universität und arbeite in der Missionarsschule in Provo. Diese Segnungen hätte ich mir nie träumen lassen. Ich bin glücklich und dankbar, dass mir die Chance gegeben wurde, zur Kirche zurückzukommen. Ich bin dankbar für das Evangelium Jesu Christi, denn es hat mein Leben verändert.