Die heilende Macht der Kirchenlieder
Mitglieder der Kirche berichten, wie sie durch die Lieder Zions gesegnet wurden.
Ich erkannte seine Liebe
Es gab eine Zeit in meinem Leben, wo ich weit entfernt von den Grundsätzen, die ich als wahr erkannt hatte, umherirrte. Deshalb fühlte ich mich elend und unglücklich. Obwohl ich an die Wirksamkeit des Sühnopfers für andere Menschen glaubte, meinte ich, ich sei zu weit fort und es könne nicht für mich gelten. Ich dachte, ich sei es nicht wert, errettet zu werden.
An einem Sonntagmorgen hörte ich, wie die Glocken einer nahe gelegenen christlichen Kirche die Melodie des Liedes „Sprachst du dein Gebet?“ (Gesangbuch, Nr. 88) läuteten. Die Musik berührte mich sehr, und ich verspürte zum ersten Mal seit vielen Monaten den Geist. Ich musste weinen, als mir klar wurde, dass der himmlische Vater mich durch dieses Kirchenlied seine Liebe fühlen und mich wissen ließ, dass er mir helfen würde.
Schritt für Schritt umzukehren war nicht einfach, und ich fühlte mich oft entmutigt. Aber was ich an jenem Sonntagmorgen verspürt hatte, war nachhaltig. Nach einer Weile war ich wieder aktiv und empfing im Dallas-Texas-Tempel das Endowment.
Wenn ich heute dieses Kirchenlied höre, erinnert es mich an jenen besonderen Augenblick, wo derjenige, von dem ich mich vergessen glaubte, mir seine Liebe auf eine Weise zeigte, von der er wusste, dass ich dafür empfänglich war.
Jessica Blakely, New Mexico, USA
Wir wollten den Geist bei uns haben
Mein Mann und ich wollten dafür sorgen, dass das Schriftstudium mit der Familie zu einem geistigen Erlebnis wird. Wir hatten gehört, wie Elder Gene R. Cook, der damals zum Kollegium der Siebziger gehörte, dazu riet, vor dem Schriftstudium ein Kirchenlied zu singen, und entschlossen uns, das auch zu tun. Obwohl unsere Söhne im Teenageralter nicht gerade begeistert von dieser Idee waren, willigten sie ein, es einmal auszuprobieren.
Am nächsten Tag spielte ich etwa eine halbe Stunde vor unserer üblichen Zeit zum Lesen eine CD mit Liedern der Kirche ab. Was daraufhin geschah, hat für uns alles verändert. Die Musik hatte unseren damals 13-jährigen Sohn (der sich anfangs am meisten gegen unseren Vorschlag gesträubt hatte) nämlich so sehr berührt, dass er alle Strophen des Liedes singen wollte. Er wollte sogar mehr als ein Lied singen! Ebendieser Sohn stützt sich heute auf Lieder der Kirche, wenn er sich mutlos fühlt oder Versuchungen ausgesetzt ist.
Wir singen und spielen die Lieder der Kirche nicht nur beim gemeinsamen Schriftstudium, sondern auch beim Familienabend und sonntags.
Marci Owen, Utah, USA
Als Mutter von uns ging
Meiner 86-jährigen Mutter war es schon über mehrere Monate gesundheitlich immer schlechter gegangen, und ich fürchtete, dass sie nicht mehr lange zu leben hätte. Mein Mann und ich hatten vor, zur Pfahlkonferenz ins 130 Kilometer entfernte Lille zu fahren, doch ich machte mir Sorgen, weil meine Schwester sich nun ganz allein um unsere Mutter kümmern musste.
Ich bat den himmlischen Vater inständig, dass alles gutgehen möge, solange wir fort wären. Sofort kamen mir die Worte „Schweig, sei still“ („Meister, es toben die Winde“, Gesangbuch, Nr. 66) in den Sinn, und meine Angst ließ nach. Wir brachen beruhigt zur Konferenz auf, gewiss, dass der Herr mein Gebet gehört hatte und über meine Mutter wachte.
Alles verlief gut, solange wir weg waren.
Einige Zeit danach rief meine Schwester an und fragte, ob mein Mann Yves vorbeikommen und ihr helfen könne, meine Mutter ins Bett zu heben. Kurz nachdem er bei meiner Schwester angekommen war, starb meine Mutter.
Weil Yves mir das nicht am Telefon sagen wollte, erklärte er bei seinem Anruf nur, meine Schwester sei in Panik geraten. Er schlug vor, ich solle das Nötigste einpacken, weil er in Kürze nach Hause kommen und mich abholen würde.
Ich begann, meine Tasche zu packen, da ich damit rechnete, eine Weile bei meiner Schwester zu wohnen, um ihr bei der Pflege unserer Mutter zu helfen. Schon bei den ersten Handgriffen erkannte ich durch die Führung des Geistes, dass es nicht mehr nötig war zu packen. Ich wusste, dass meine Mutter gestorben war. Aber ich verspürte auch Frieden, wie zu der Zeit, als wir zur Pfahlkonferenz losgefahren waren.
Yves kam zu Hause an und rang nach Worten, um mir zu sagen, was geschehen war. Um es ihm leichter zu machen, sagte ich ihm, dass ich schon wusste, dass Mutter gegangen sei.
Das Evangelium zu kennen war mir weiterhin eine Hilfe, und so konnte ich meine Schwester trösten, als wir um unsere Mutter trauerten. Oftmals betete ich um Frieden, und jedes Mal erhielt ich wieder die Gewissheit, dass der himmlische Vater und mein Erlöser Jesus Christus mich durch meinen Kummer und Schmerz hindurch begleiteten. Durch unsere gläubigen Gebete fanden wir jenen Frieden, den die Worte „Schweig, sei still“ in dem Kirchenlied hervorrufen sollen.
Nicole Germe, Pas-de-Calais, Frankreich
Das Singen besänftigte unser Herz
Vor vielen Jahren bereitete ich mich darauf vor, Heiligabend bei meinen Angehörigen zu verbringen. Dabei war mir etwas unwohl zumute. Ich hatte mich kurze Zeit zuvor der Kirche angeschlossen, und meine Familie war meinem neuen Glauben gegenüber kritisch eingestellt. Die Situation spitzte sich zu, als ich meine Mutter zu meiner Großmutter fuhr. Meine Mutter hatte sehr viel Alkohol getrunken, und ich war versucht, ihr heftige Vorwürfe zu machen. Statt der freudigen Aufregung, die ich normalerweise während der Weihnachtstage verspürte, erfasste mich nun tiefe Mutlosigkeit. Im Stillen betete ich um Hilfe.
Ich stellte im Autoradio den Popmusiksender ein, den ich sonst hörte, und hoffte, das würde meine Stimmung heben. Aber dann hatte ich den Eindruck, ich solle das Radio ausschalten und Weihnachtslieder singen. Das tat ich auch, und meine Mutter war zwar überrascht, wirkte aber ruhiger. Sie sang sogar ein paar der Lieder mit.
Ich fühlte mich augenblicklich viel besser und erinnerte mich daran, was Weihnachten in Wirklichkeit bedeutet. Als ich daran dachte, wie der Erretter selbstlos sein Leben für uns hingab, erschienen mir meine Probleme auf einmal klein und leicht zu bewältigen. Ich erkannte, dass ich in meinem Leben sehr gesegnet war und reichlich Grund hatte, mich zu freuen. Ich verspürte die Gewissheit, dass der Heilige Geist bei mir war, und war zuversichtlich, dass ich auch auf Kritik an der Kirche friedlich reagieren konnte.
Zu singen beseitigte meine Schwierigkeiten zwar nicht, aber dadurch konnte ich mit einer positiven Einstellung an sie herangehen – und das veränderte alles.
Kimberley Hirschi, Kalifornien, USA
Die Last wurde von mir genommen
Im Jahr 1988 hatte ich finanzielle Schwierigkeiten mit meinem Betrieb. Nachdem ich mich mit dem Pfahlpräsidenten beraten hatte, beschlossen meine Frau und ich, den Betrieb zu verkaufen und anderweitig Arbeit zu suchen. Bei der Suche nach einer Anstellung ging ich zahlreichen Hinweisen nach, aber jedes Mal waren meine Frau und ich danach nur verzweifelt und unglücklich und weiterhin ohne festes Einkommen.
Nach einem Jahr waren unsere Rücklagen fast aufgezehrt, und ich fühlte mich von einer Last niedergedrückt, die mir unerträglich schien. Einer unserer Söhne war auf Mission, zu Hause hatten wir sechs weitere Kinder – und ich hatte das Gefühl, sie im Stich zu lassen.
Eines Tages, als ich wieder einmal schwer an dieser Last trug, stellte ich fest, dass mir schon seit mehreren Tagen eine Melodie immer wieder durch den Kopf ging. Ich erkannte, dass es ein Kirchenlied war, und ich fühlte mich vom Geist getröstet, als mir der Text einfiel:
Wenn in Demut deine Fehler du vor Gott, dem Herrn, bekennest,
dann führet er dich sicher und erhöret dein Gebet.
(„In Demut”, Gesangbuch, Nr. 78.)
Auf der Stelle schien die Last von mir genommen, und mir wurde klar, dass der himmlische Vater meine Situation kannte. Obwohl wir etliche Jahre lang finanziell zu kämpfen hatten, war es für mich tröstlich zu wissen, dass der Herr uns in unseren Entscheidungen leiten würde, wenn wir danach trachteten, seinen Willen zu tun.
Wir zogen in eine andere Stadt um und kauften schließlich erneut einen Betrieb. Mit der Hilfe von anderen konnten wir als Familie ein Haus kaufen und dafür sorgen, dass das Geschäft florierte.
Obwohl der finanzielle Engpass inzwischen überwunden ist, versuche ich weiterhin zuzuhören, wenn mir Lieder der Kirche in den Sinn kommen. Ich habe erfahren, dass der himmlische Vater oft auch durch heilige Musik auf meine Gebete antwortet.
Warren C. Wassom, Idaho, USA
Wie konnte ich nur singen?
Vor Jahren kam meine Mutter bei einem Autounfall ums Leben, an dem ein betrunkener Fahrer beteiligt war. Erschüttert flog ich zu meinem Vater. Gemeinsam mit meinen Geschwistern und meinem verletzten Vater plante ich die Beerdigung.
Bald nach meiner Heimkehr wurde ich als PV-Gesangsleiterin berufen. Als ich mich darauf vorbereitete, schienen meine Gefühle blockiert zu sein, und ich zweifelte an meinen Fähigkeiten. Ich war der Meinung, eine PV-Gesangsleiterin müsse begeistert und fröhlich sein. Ich dagegen verspürte nur Trauer. Ich wollte die Kinder anspornen, hatte aber das Gefühl, ich würde sie nur enttäuschen. Vor Kummer tat mir das Herz weh. Ich fragte mich, ob ich wohl jemals wieder glücklich sein würde – und erst recht, ob ich je wieder gerne singen würde.
Am Tag bevor ich das erste Mal meine neue Berufung ausüben sollte, waren mein Mann und ich mit Freunden anlässlich deren Siegelung bei einer Session im Tempel. Vor Sessionsbeginn wurden wir in die Kapelle des Tempels gebeten, wo ein Anfangslied gesungen und gebetet wurde und ein Vertreter des Tempels zu uns sprach. Als wir „Wie gütig sein Gebot“ (Gesangbuch, Nr. 59) sangen, musste mir der Liedtext einfach auffallen:
Drückt dich die Sorge schwer,
die Leid und Kummer schafft,
hol im Gebet beim Vater dein
dir Trost und neue Kraft.
Auf mir lasteten wirklich „Leid und Kummer“, und ich erkannte, dass ich dort, im heiligen Tempel des Herrn, gerade „Trost und neue Kraft“ fand. Aus der vierten Strophe hörte ich eine Botschaft heraus, die unmittelbar mir galt:
Des Vaters Güt bleibt fest,
wenn alles andre flieht;
drum trau auf ihn, fass neuen Mut,
sing dankbar ihm dein Lied!
In diesem Moment wusste ich, dass ich jede Berufung erfüllen und auch Freude verspüren konnte, sogar dann, wenn ich meine Mutter vermisste. Und weil ich wusste, dass der Erretter meine Last trug, konnte ich auch singen!
Sheri Stratford Erickson, Idaho, USA