Wie man früher der Zukunft begegnet ist
Die Lektionen der Vergangenheit machen uns bereit für die Herausforderungen der Zukunft.
Meine Frau und ich hatten die Freude, diesen Sommer das Mormon Miracle Pageant in Manti zu erleben. An einem Abend sprachen wir vor der Aufführung zu den Darstellern. Weil es so viele waren, mussten wir sie auf zwei Versammlungen aufteilen. Zum Ensemble gehörten mehr als 800 Personen, 570 davon waren jünger als 18 Jahre. In diesem Jahr nahmen 100 Schauspieler mehr teil, weshalb die für die Garderobe verantwortlichen Schwestern zusätzliche Kostüme bereitstellen mussten – was sie auch taten. Es war inspirierend zu sehen, wie gut sie organisiert waren und sich um jedes Detail kümmerten.
Die Kulisse für das Historienspiel befindet sich auf einem schönen Hügel direkt unterhalb des Manti-Tempels. An dem Abend, als wir uns das Stück ansahen, waren 15 000 Zuschauer da. Es war herrlich zu sehen, wie diesen vielen jungen Männern und Frauen die Vision von der Geschichte der Wiederherstellung aufging, als sie ihre Rollen mit so viel Begeisterung und Temperament spielten.
Wenn wir nach Manti fahren, nehmen wir auch immer gern an einer Tempelsession teil. In diesen älteren Tempeln, die von den frühen Pionieren unter großen Opfern gebaut wurden, spürt man einen besonderen Geist.
Als ich im Manti-Tempel eine Session besuchte, war das für mich sehr bewegend. Es erinnerte mich alles sehr an den Logan-Utah-Tempel, wie ich ihn noch aus der Zeit vor dem Umbau und der Modernisierung in Erinnerung hatte. Als wir durch die Tempelsession gingen, konnte ich in jedem Raum diese frühen Pioniere sagen hören: „Seht nur, was wir allein mit unseren Händen geschaffen haben! Wir hatten für den Bau keine elektrischen Gerätschaften, keine Bauunternehmer oder Subunternehmer, die mitgeholfen haben, keine raffinierten Kräne, um die schweren Steine anzuheben. Wir leisteten diese Arbeit mit unserer eigenen Kraft.“
Welch ein herrliches Erbe diese frühen Pioniere, die den Kreis Sanpete aufgebaut haben, uns doch hinterlassen haben.
Ronald Reagan, ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten, soll einmal gesagt haben: „Ich möchte nicht in die Vergangenheit zurück; ich möchte dahin zurück, wie man früher der Zukunft begegnet ist.“1 Diese Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Es hat etwas für sich, sich die Lektionen der Vergangenheit zu vergegenwärtigen, um sich für die Herausforderungen der Zukunft bereit zu machen. Die bewundernswerten Mormonenpioniere aus der Anfangszeit haben uns ein herrliches Vermächtnis an Glauben, Mut und Einfallsreichtum hinterlassen, auf das wir bauen können. Meine Bewunderung für sie wird immer größer, je länger ich lebe.
Weil sie das Evangelium angenommen hatten, änderte sich ihr Leben völlig. Sie ließen alles zurück – Haus und Hof, Geschäfte und sogar geliebte Familienangehörige – und zogen hinaus in die Wildnis. Es muss für sie wahrhaftig ein Schock gewesen sein, als Brigham Young verkündete: „Dies ist der … Ort.“2 Vor ihnen lag eine ausgedehnte Wüstenlandschaft ohne die grünen Hügel, Bäume und saftigen Wiesen, die den meisten dieser frühen Pioniere vertraut waren. Mit dem festen Glauben an Gott und ihre Führer machten sich die Pioniere an die Arbeit, im Schatten der Berge schöne Siedlungen zu gründen.
Viele erschöpfte Pioniere erfreuten sich gerade wieder einiger bescheidener Annehmlichkeiten des Lebens, als Brigham Young sie aufrief, erneut ihre Bleibe zu verlassen und in den Osten, in den Westen, in den Norden oder in den Süden zu ziehen, um das Große Becken zu besiedeln. So entstanden die Gemeinden im Kreis Sanpete: Fairview, Ephraim, Manti, Moroni und Mount Pleasant.
Als ich von meinem Besuch im Kreis Sanpete zurückkehrte, hatte ich großes Interesse, mehr über die ersten Pioniere in dieser Gegend zu erfahren. Ich beschloss, ein paar Stunden im neuen Historischen Archiv der Kirche zu verbringen und mich ein wenig mit ihrer Geschichte zu befassen.
Es war im Jahr 1849, nur zwei Jahre nachdem sie im Salzseetal angekommen waren, als Brigham Young, der große Kolonisator des Westens, eine Gruppe Heiliger dazu berief, in den Süden zu ziehen und in einer anderen Wüstengegend noch einmal Häuser zu bauen und Siedlungen zu gründen. Kurz nachdem sie sich in Sanpete niedergelassen hatten, besuchte Präsident Heber C. Kimball, ein Ratgeber von Präsident Brigham Young, die Ortschaft Manti und verhieß den Menschen, dass auf dem Hügel, der über dem Tal emporragte, ein Tempel errichtet werden würde – mit Steinen von den Bergen im Osten.
Nach seinem Besuch gingen einige Jahre ins Land, und die Einwohner machten sich allmählich Sorgen, weil nichts unternommen wurde, um einen Tempel für sie zu bauen. „Wir brauchen einen Tempel in der Stadt“, erklärte einer der Einwohner. „Wir haben lange genug auf diese Segnung gewartet.“ Ein anderer sagte: „Wenn wir einen Tempel haben wollen, dann sollten wir uns schleunigst an die Arbeit machen und ihn bauen.“ Und so geschah es.
Der Eckstein wurde am 14. April 1879 gelegt, etwa dreißig Jahre nach ihrer Ankunft im Tal von Sanpete. Man könnte viele Geschichten über den Eifer der Arbeiter erzählen, die beim Bau dieses schönen Tempels ihr Allerbestes gaben. Präsident Gordon B. Hinckley sagte vor ein paar Jahren bei der erneuten Weihung des Manti-Tempels: „Ich war in den großen Bauwerken dieser Welt, aber in keinem empfinde ich das, was ich in diesen Pionierhäusern Gottes empfinde.“3 Die Familie Hinckley hat eine ganz besondere Verbindung zum Manti-Tempel – Schwester Marjorie Hinckleys Großvater starb an einer Verletzung, die er sich beim Bau des Tempels zugezogen hatte.
Damit wir besser verstehen, wie die Vergangenheit dazu beitragen kann, dass wir der Zukunft besser begegnen können, möchte ich Ihnen etwas schildern, was sich beim Bau des Manti-Tempels zugetragen hat. Anschließend möchte ich erklären, was ich daraus über wahre Grundsätze gelernt habe.
Ein paar geschickte Zimmerleute aus Norwegen, die sich in Manti niedergelassen hatten, erhielten den Auftrag, das Dach des Tempels anzufertigen. Sie hatten nie zuvor einen Dachstuhl errichtet, waren aber erfahrene Schiffsbauer. Sie wussten nicht, wie sie das Dach gestalten sollten. Da kam ihnen der Gedanke: „Warum bauen wir nicht einfach ein Schiff? Ein gut gebautes Schiff ist stabil und sicher. Wenn wir den Bauplan umdrehen, haben wir ein sicheres Dach.“ Sie machten sich daran, den Plan für ein Schiff zu entwerfen, und als sie fertig waren, drehten sie den Plan um, und so wurde daraus der Plan für das Dach des Manti-Tempels.
In diesem Fall griffen sie auf Kenntnisse aus der Vergangenheit – die Grundsätze des Schiffbaus – zurück, um die Herausforderung zu meistern. Sie folgerten richtig, dass die gleichen Prinzipien, die sie für ein seetaugliches Schiff anwandten, auch für den Bau eines soliden Daches galten. Beispielsweise musste beides wasserfest sein. Ob die Konstruktion stabil war, hing nicht davon ab, wie sie ausgerichtet war – ob sie nun richtig herum war oder auf dem Kopf stand. Worauf es ankam, war, dass die Bauleute in Grundzügen damit vertraut waren, wie man ein beliebiges Bauwerk so errichtet, dass es lange steht.
Zum Evangelium Jesu Christi gehören ewige Grundsätze und Wahrheiten, die weitaus länger währen werden als die Prinzipien, die für den Bau eines Schiffes oder eines Daches gelten. Wir als Mitglieder der wahren Kirche des Herrn haben einen besonderen Zugang zu diesen ewigen Grundsätzen und Wahrheiten und besonderen Einblick darin, vor allem, wenn wir uns vom Geist leiten lassen und auf den Propheten hören, wenn er allen Mitgliedern der Kirche den Willen Gottes verkündet. Wir alle wissen, wie bedeutend diese ewigen Grundsätze und Wahrheiten in unserem Leben sind. Ich glaube nicht, dass die frühen Pioniere den Gefahren und Unsicherheiten der Zukunft ohne sie hätten begegnen können. Wir können es auch nicht. Diese Grundsätze und Wahrheiten sind der einzig wahre und ewige Weg, der Zukunft zu begegnen, besonders in der Zeit, in der wir jetzt leben, die ja immer gefährlicher und unsicherer wird.
Die norwegischen Schiffsbauer brachten die grundlegenden Fachkenntnisse ihres Handwerks mit, die sich vom Schiffsbau auf den Tempelbau übertragen ließen. Aus welchem Grund hatten sich ihre Prioritäten so fundamental verlagert? Es gibt nur eine Erklärung für ihre Bereitschaft, alles zu opfern, um mitzuhelfen, das Reich Gottes aufzubauen. Man hatte sie die ewigen Grundsätze und Wahrheiten des Evangeliums Jesu Christi gelehrt, und sie hatten sie angenommen. Sie hatten erkannt, dass ihre Mission nicht nur darin bestand, beim Bau von Gebäuden mitzuhelfen, sondern auch darin, zur Erbauung anderer beizutragen, indem sie ihre Kenntnis vom Evangelium weitergaben. In Abschnitt 50 des Buches Lehre und Bündnisse lesen wir: „Der, der predigt, und der, der empfängt, [verstehen] einander, und beide werden erbaut und freuen sich miteinander.“ (Vers 22.)
Als wir die besondere Segnung erhielten, vom Evangelium Jesu Christi zu erfahren, und als wir den Namen Christi auf uns nahmen, indem wir ins Wasser der Taufe stiegen, nahmen wir auch die Verpflichtung auf uns, anderen vom Evangelium zu erzählen. Um unserer gemeinsamen Verantwortung, das Evangelium zu verkünden, noch besser gerecht werden zu können, hat die Kirche vor kurzem das Missionsprogramm auf den Kopf gestellt. Vor einigen Jahren haben wir die Pfahlmissionen aufgelöst und unsere Bemühungen darauf konzentriert, die Missionsarbeit in der Gemeinde zu organisieren. Mit einem Gemeinde-Missionsplan, der von jedem Gemeinderat in der Kirche entwickelt wurde, machen wir immer schneller Fortschritte. Einen Großteil des Erfolgs erzielen die Vollzeitmissionare, die eng mit dem Gemeinderat, dem Gemeinde-Missionsleiter und den Mitgliedern zusammenarbeiten.
Wir haben festgestellt: Wenn die Missionsarbeit von der Gemeinde ausgeht, beteiligen sich die Mitglieder stärker daran, Untersucher zu finden und zu belehren. Oft werden die Untersucher eingeladen, sich die Missionarslektionen bei einem Mitglied zu Hause anzuhören. Die Mitglieder sind motivierter, andere an ihrer kostbaren Erkenntnis vom Evangelium Jesu Christi teilhaben zu lassen, wenn sie die wunderbaren Segnungen des Missionsdienstes unmittelbar erfahren; außerdem werden sie häufiger von den Führern in ihrer Gemeinde an diese Aufgabe erinnert. Die Mitglieder bringen sich mehr ein, wenn sie darüber nachdenken und beten, wie sie Freunden, Nachbarn und Angehörigen, die einen anderen Glauben haben, vom Evangelium erzählen können.
Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt: „So viele von uns verstehen unter Missionsarbeit nur, dass man von Tür zu Tür geht. Jeder, der sich mit dieser Arbeit auskennt, weiß, dass es einen besseren Weg gibt. Dieser Weg führt über die Mitglieder der Kirche. Überall da, wo es ein Mitglied gibt, das einen Untersucher vorstellt, gibt es unmittelbar auch ein Unterstützungssystem. Das Mitglied gibt Zeugnis davon, dass das Werk wahr ist. Es ist sehr daran interessiert, dass sein Freund, der Untersucher, glücklich ist. Es ist begeistert, wenn dieser Freund das Evangelium kennenlernt und dabei Fortschritt macht.“4
Die Vollzeitmissionare übernehmen zwar weiterhin den größten Teil der eigentlichen Belehrung, aber die Mitglieder haben reichlich Gelegenheit, Fragen zu beantworten und ihr Zeugnis zu geben. Wir schenken der Stimme des Propheten mehr Beachtung, wenn wir uns darauf vorbereiten, einfache Evangeliumsgrundsätze weiterzugeben. Vorbereitung vertreibt die Angst. Außerdem vereinfacht und verstärkt sie das, was die Mitglieder tun, um die Vollzeitmissionare zu unterstützen. Die Vollzeitmissionare nehmen drei grundlegende Lektionen durch: die Wiederherstellung, den Erlösungsplan und das Evangelium Jesu Christi. Wie gut sind Sie darauf vorbereitet, von der Wahrheit dieser grundlegenden Lehren Zeugnis zu geben? Befassen Sie sich intensiv mit der inspirierten Anleitung für den Missionsdienst Verkündet mein Evangelium! und machen Sie sich bereit, die Vollzeitmissionare zu unterstützen, wenn diese die grundlegenden Lektionen über das Evangelium durchnehmen.
Mögen wir alle die beiden wichtigen Lektionen lernen, die uns die Schiffsbauer aus Norwegen, die das Dach des Manti-Tempels konstruierten, vermittelt haben. Die erste Lektion ist, dass wir auf die Grundsätze und Wahrheiten der Vergangenheit zurückgreifen, um der Zukunft besser begegnen zu können. Zweitens lernen wir aus ihrem Wunsch, das Wissen, das sie besaßen, an andere weiterzugeben, wie wir mithelfen können, das Reich Gottes aufzubauen. Diese zweite Lektion wird, wenn wir sie gut lernen, vielen unserer Brüder und Schwestern, die wie wir Söhne und Töchter Gottes sind, helfen, der Zukunft mit den gleichen Zusicherungen für die Ewigkeit, die wir haben, zu begegnen.
Das Evangelium Jesu Christi ist wahr. Es wurde wiederhergestellt, um uns in diesen Letzten Tagen ein Segen zu sein. Es enthält alle Wahrheiten, Grundsätze und Verordnungen, die der Vater im Himmel in seinem großen Plan des Glücklichseins vorgesehen hat, der dazu dient, dass wir zu ihm zurückkehren und für immer bei ihm in der ewigen Welt leben können. Ich bezeuge Ihnen, dass das Evangelium Jesu Christi sein göttlicher Weg für uns ist, unserer herrlichen Zukunft zu begegnen. Im Namen Jesu Christi. Amen.