2011
Halte an den Bündnissen fest
November 2011


Halte an den Bündnissen fest

Wenn wir Glauben an Christus haben und an unseren Bündnissen festhalten, empfangen wir die Freude, von der in den heiligen Schriften die Rede ist und die von den Propheten in diesen Letzten Tagen verheißen wurde.

Barbara Thompson

Hebe dein Herz empor und freue dich, und halte an den Bündnissen fest, die du gemacht hast.“1 Ich kann diese Schriftstelle nicht lesen, ohne Freude zu empfinden. Mir geht das Herz vor Freude über, wenn ich an die Verheißungen und die vielen Segnungen denke, die ich schon empfangen habe, weil ich mich bemüht habe, an den Bündnissen festzuhalten, die ich mit dem Vater im Himmel geschlossen habe.

Da meine Eltern nun beide verstorben sind, musste ihr Haus dieses Jahr geräumt und zum Verkauf angeboten werden. Als meine Geschwister und ich in den letzten Monaten das Haus meiner Eltern aufräumten und alles durchsahen, sind wir auf Familienchroniken und viele wichtige Papiere und Dokumente gestoßen. Es war faszinierend, die Lebensgeschichten und die Patriarchalischen Segen meiner Eltern und Großeltern zu lesen. Ich wurde an die Bündnisse erinnert, die sie geschlossen und gehalten haben.

Meine Großmutter Ellen Hanks Rymer war noch eine junge Mutter, als sie im Jahr 1912 den Patriarchalischen Segen empfing. Als ich ihren Segen las, wurde ich besonders auf folgende Zeilen aufmerksam: „Du wurdest vor der Grundlegung der Erde erwählt; du bist ein erwählter Geist, der in dieser Zeit hervorkommen sollte. … Dein Zeugnis soll groß gemacht werden und du wirst Zeugnis ablegen können. … Der Zerstörer hat danach getrachtet, dich zu vernichten, doch wenn du an deinem Gott festhältst, wird er [der Zerstörer] keine Macht haben, dir Schaden zuzufügen. Du wirst dank deiner Glaubenstreue große Macht haben, und der Zerstörer wird aufgrund deiner Rechtschaffenheit vor dir weichen. … In der Stunde, da Furcht und Prüfungen über dich kommen, wird dein Herz, wenn du dich zum Gebet in deine Kammer zurückziehst, getröstet werden und das, was dir im Weg steht, wird beseitigt werden.“2

Meiner Großmutter wurde verheißen, dass der Satan keine Macht über sie haben werde, wenn sie ihre Bündnisse einhielt und Gott nahe blieb. Sie sollte in ihren Prüfungen Trost und Hilfe erhalten. Diese Verheißungen haben sich erfüllt.

Heute möchte ich erstens darüber sprechen, wie wichtig es ist, an Bündnissen festzuhalten, und zweitens über die Freude und den Schutz, die das Halten der Bündnisse mit sich bringt.

Einige der Beispiele, die ich verwende, stammen aus dem Buch Die Töchter in meinem Reich: Die Geschichte und das Werk der Frauenhilfsvereinigung. Dieses Buch ist voller Beispiele von Frauen, die große Freude darin fanden, ihre Bündnisse zu halten.

Wie wichtig es ist, an Bündnissen festzuhalten

Im Bible Dictionary steht, dass ein Bündnis oder Bund eine Übereinkunft zwischen Gott und dem Menschen ist. „In seiner Güte legt Gott die Bedingungen fest, und der Mensch willigt ein. … Das Evangelium ist so eingerichtet, dass die Grundsätze und Verordnungen durch einen Bund empfangen werden, wodurch der Empfänger die starke Verpflichtung und Verantwortung auf sich nimmt, diese Vereinbarung einzuhalten.“3 Wenn davon die Rede ist, an den Bündnissen festzuhalten, ist damit gemeint, dass man nicht davon abweicht.4

In den heiligen Schriften lesen wir über Männer und Frauen, die Bündnisse mit Gott geschlossen haben. Gott hat genau festgelegt, was getan werden muss, um diese Bündnisse zu halten; und wenn sie gehalten wurden, folgten die verheißenen Segnungen.

Beispielsweise schließen wir durch die Taufe ein Bündnis mit unserem Vater im Himmel. Wir bereiten uns auf diese heilige Handlung vor, indem wir an den Herrn Jesus Christus glauben, von unseren Sünden umkehren und willens sind, den Namen Christi auf uns zu nehmen. Wir verpflichten uns, Gottes Gebote zu halten und immer an den Heiland zu denken. Wir geloben, „des anderen Last zu tragen, damit sie leicht sei“. Wir bekunden, dass wir willens sind, mit den Trauernden zu trauern und diejenigen zu trösten, die Trost brauchen.5

Im heiligen Tempel empfangen wir weitere heilige Handlungen und schließen weitere Bündnisse. In der Anfangszeit der Wiederherstellung war der Prophet Joseph Smith sehr darauf bedacht, dass die Heiligen die verheißenen Segnungen des Tempels erlangten. Der Herr gebot: „Lasst dieses Haus meinem Namen gebaut werden, damit ich darin meinem Volk meine Verordnungen offenbaren kann.“6

„Unter anderem wurde die Frauenhilfsvereinigung auch deshalb gegründet, weil der Herr die Absicht hatte, seine Töchter auf die größeren Segnungen des Priestertums vorzubereiten, die mit den heiligen Handlungen und Bündnissen des Tempels einhergehen. Die Schwestern in Nauvoo erwarteten die Fertigstellung des Tempels voller Freude, denn sie wussten, dass das Endowment sie ‚aus der Finsternis in wunderbares Licht‘ bringen würde, wie der Prophet Joseph Smith es Mercy Fielding Thompson verheißen hatte.“7

„Über fünftausend Heilige strömten nach der Weihung zum Nauvoo-Tempel, um das Endowment und die Siegelung zu empfangen, ehe sie sich“ ins Salzseetal aufmachten.8 Präsident Brigham Young und viele Führer der Kirche sowie Tempelarbeiter brachten Tag und Nacht damit zu, im Tempel zu dienen, damit dieses wichtige Werk für die Heiligen verrichtet werden konnte.

Unsere Bündnisse stützen uns sowohl in guten als auch in schwierigen Zeiten. Präsident Boyd K. Packer hat deutlich gemacht: „Wir sind ein Bundesvolk. Wir gehen das Bündnis ein, alles, was uns an Zeit und Geld und Fähigkeiten zur Verfügung steht – kurz alles, was wir sind und haben –, im Interesse des Reiches Gottes auf der Erde einzusetzen. Einfach ausgedrückt, wir geloben, Gutes zu tun. Wir sind ein Bundesvolk, und der Tempel ist der Mittelpunkt unserer Bündnisse, deren Quelle.“9

Auch in den heiligen Schriften werden wir daran erinnert: „Und dies soll unser Bund sein: Wir wollen nach allen Verordnungen des Herrn wandeln.“10

Wenn wir an unseren Bündnissen festhalten, werden wir reich gesegnet.

Freude und Schutz ergeben sich daraus, dass wir unsere Bündnisse halten

Im Buch Mormon lesen wir die Rede König Benjamins. Er verkündete seinem Volk Jesus Christus – dass er auf die Erde kommen und allerart Bedrängnisse erleiden werde. Er erklärte dem Volk, dass Christus für die Sünden aller Menschen sühnen werde und dass sein Name der einzige Name sei, wodurch der Mensch Errettung erlangen könne.11

Nachdem sie solche wunderbaren Worte gehört hatten, demütigten sich die Menschen und wünschten von ganzem Herzen, von Sünden frei zu sein und gereinigt zu werden. Sie kehrten um und bekannten sich zu ihrem Glauben an Jesus Christus. Sie schlossen Bündnisse mit Gott, dass sie seine Gebote halten wollten.12

„Der Geist des Herrn [kam] über sie, und sie wurden von Freude erfüllt und empfingen Vergebung für ihre Sünden und hatten Frieden im Gewissen wegen des überaus großen Glaubens, den sie an Jesus Christus hatten.“13

Welche Freude man empfindet, wenn man treu die Gebote Gottes hält und anderen sein Evangelium nahebringt, wird auch an Ammon deutlich. Ammon und seine Brüder waren maßgeblich daran beteiligt, dass tausende von Menschen zu Christus gekommen sind. Mit diesen Worten beschrieb Ammon, was er empfand, nachdem so viele Menschen sich hatten taufen lassen und Bündnisse mit Gott geschlossen hatten:

„Welch großen Grund haben wir doch, uns zu freuen.“14

„Meine Freude ist voll, ja, mein Herz will überfließen vor Freude, und ich freue mich an meinem Gott.“15

„Ich [kann] auch nicht den kleinsten Teil dessen sagen …, was ich empfinde.“16

„Niemals … hat es Männer gegeben, die so viel Grund gehabt haben, sich zu freuen, wie wir.“17

Heilige Bündnisse zu schließen und zu halten befähigt uns dazu, den Heiligen Geist bei uns zu haben. Dies ist der Geist, „der dir die Seele mit Freude erfüllen wird“18.

Der Zweite Weltkrieg stürzte viele Menschen auf der Welt in großes Leid. Die Heiligen in Deutschland ertrugen viele Prüfungen. Eine treue FHV-Leiterin in Stuttgart war Schwester Maria Speidel. Über ihre Prüfungen berichtete sie: „Unser Vertrauen in den Herrn und unser Zeugnis von seiner Kirche waren unsere Stütze. … Voll Freude singen wir die Lieder Zions und setzen unser Vertrauen in den Herrn. Er macht alles gut.“19

Abermals empfanden Mitglieder trotz enormer Schwierigkeiten Freude, als sie ihre Bündnisse einhielten.

Sarah Rich war eine rechtschaffene Frau, die in Nauvoo lebte und zum Dienst im Tempel berufen wurde, ehe die Heiligen aus der Stadt vertrieben wurden. Über die den Tempelbündnissen zu verdankenden Segnungen sagte sie: „Zahlreich waren die Segnungen, die wir im Haus des Herrn empfangen hatten, und sie brachten uns Freude und Trost inmitten all unserer Sorgen und befähigten uns, auf Gott zu vertrauen, da wir wussten, dass er uns bei der Reise ins Unbekannte, die uns bevorstand, leiten und stützen würde.“20

Zuvor hatten die Heiligen den Kirtland-Tempel errichtet, und viele hatten an der Weihung teilgenommen. Nach der Weihung wurde der Tempel vom Herrn angenommen. Der Herr sagte ihnen, sie könnten sich infolge der Segnungen, die seinem Volk auf das Haupt ausgegossen werden sollten, sehr freuen.21

Mit dem Bau von immer mehr heiligen Tempeln überall auf der Erde habe ich gesehen, wie die Mitglieder in ihrem Leben gesegnet werden. 2008 sah ich, welche Freude einem Ehepaar aus der Ukraine ins Gesicht geschrieben stand, als es mir erzählte, dass es nach Freiberg fahren werde, um die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen. Diese treuen Mitglieder waren auf dem Hin- und Rückweg jeweils 27 Stunden mit dem Bus unterwegs und konnten daher nicht oft zum Tempel kommen. Sie freuten sich sehr darauf, dass der Kiew-Tempel in der Ukraine bald fertig sein würde und sie dann viel öfter in den Tempel gehen konnten. Dieser Tempel ist nun in Betrieb und Tausende erfreuen sich seiner Segnungen.

Als ich die Lebensgeschichte meiner Großmutter las, erkannte ich, wie sehr sie sich über ihre Bündnisse gefreut hatte. Sie ging sehr gern in den Tempel, um die heiligen Handlungen für Tausende zu vollziehen, die verstorben waren. Das war ihre Lebensaufgabe. Sie war über 20 Jahre lang Tempelarbeiterin im Manti-Utah-Tempel. Sie schreibt, dass sie oftmals auf wundersame Weise geheilt wurde, damit sie ihre Kinder großziehen und anderen dienen konnte, indem sie die Arbeit im Tempel für sie verrichtete. Eines wussten wir Enkelkinder ganz sicher über Oma Rymer: Sie war eine rechtschaffene Frau, die ihre Bündnisse einhielt und wollte, dass wir es ihr gleichtun. Wenn jemand nach unserem Tod unsere Sachen durchsieht, wird er dann Belege dafür finden, dass wir unsere Bündnisse eingehalten haben?

Unser lieber Prophet, Präsident Thomas S. Monson, hat bei der letzten Generalkonferenz gesagt: „Wenn Sie und ich zum heiligen Haus Gottes gehen und uns der Bündnisse erinnern, die wir darin schließen, werden wir besser imstande sein, jede Prüfung zu ertragen und jede Versuchung zu überwinden. An diesem heiligen Zufluchtsort finden wir Frieden; wir werden erneuert und gestärkt.“22

Noch einmal: „Hebe dein Herz empor und freue dich, und halte an den Bündnissen fest, die du gemacht hast.“23 Bündnisse einzuhalten bedeutet wahre Freude und wahres Glück. Es bringt Trost und Frieden. Es ist ein Schutz vor den Übeln der Welt. Bündnisse einzuhalten hilft uns in Prüfungszeiten.

Ich bezeuge: Wenn wir Glauben an Christus haben und an unseren Bündnissen festhalten, empfangen wir die Freude, von der in den heiligen Schriften die Rede ist und die von den Propheten in diesen Letzten Tagen verheißen wurde.

Liebe Schwestern, ich habe Sie sehr lieb und hoffe, dass Sie in Ihrem Leben diese große Freude erfahren. Im Namen Jesu Christi. Amen.