2011
Lieben Sie ihre Mutter
November 2011


Lieben Sie ihre Mutter

Wie kann ein Vater in einer immer schlechter werdenden Welt eine glückliche, ausgeglichene Tochter großziehen? Die Antwort wurde uns von den Propheten des Herrn verkündet.

Elaine S. Dalton

Es gibt keine Worte, die den heiligen Anlass beschreiben könnten, wenn ein Vater seine neugeborene Tochter zum ersten Mal in den Armen hält. Dieses Jahr sind drei unserer Söhne Vater eines Mädchens geworden. Ich schaute zu, wie unser Sohn Jon, ein robuster, starker Rugby-Spieler, seine bisher einzige Tochter in den Armen hielt. Er schaute sie ehrfürchtig und liebevoll an, dann blickte er zu mir, als wolle er fragen: „Wie erzieht man denn ein Mädchen?“

Ich möchte heute Morgen zu unseren Söhnen und zu allen Vätern sprechen. Wie kann ein Vater in einer immer schlechter werdenden Welt eine glückliche, ausgeglichene Tochter großziehen? Die Antwort wurde uns von den Propheten des Herrn verkündet. Es ist eine einfache Antwort, und sie ist wahr: „Ein Vater kann nichts Besseres für seine [Tochter] tun, als [ihre] Mutter zu lieben.“1 Indem Sie ihre Mutter lieben, zeigen Sie Ihrer Tochter, was Zärtlichkeit, Treue, Achtung, Mitgefühl und Hingabe bedeuten. Sie lernt durch Ihr Beispiel, was sie von jungen Männern erwarten und welche Eigenschaften ihr künftiger Ehepartner haben soll. Durch die Art und Weise, wie Sie Ihre Frau lieben und ehren, können Sie Ihrer Tochter zeigen, dass sie sich niemals mit weniger zufrieden geben sollte. Aufgrund Ihres Beispiels wird Ihre Tochter es schätzen, eine Frau zu sein. Sie zeigen ihr, dass sie eine Tochter des himmlischen Vaters ist, der sie liebt.

Lieben Sie Ihre Frau so sehr, dass Ihre Ehe eine celestiale Ehe wird. Eine Tempelehe für Zeit und alle Ewigkeit verdient Ihre größten Anstrengungen und oberste Priorität. Erst nachdem Nephi in der Wildnis einen Tempel gebaut hatte, sagte er: „Und … wir lebten nach der Weise der Glückseligkeit.“2 Die „Weise der Glückseligkeit“ findet man im Tempel. Sie liegt darin, dass man Bündnisse hält. Lassen Sie keine Einflüsse in Ihrem Leben oder in Ihrer Familie zu, die Ihre Bündnisse oder Ihre Verpflichtung gegenüber Ihrer Frau und Ihrer Familie beeinträchtigen könnten.

Bei den Jungen Damen helfen wir Ihrer Tochter zu erkennen, dass sie eine Tochter Gottes ist und wie wichtig es ist, tugendhaft und würdig zu bleiben, um die Segnungen des Tempels und einer Tempelehe zu empfangen. Wir erklären Ihrer Tochter, wie wichtig es ist, heilige Bündnisse einzugehen und zu halten. Wir halten sie dazu an, sich jetzt zu verpflichten, so zu leben, dass sie immer würdig ist, in den Tempel zu gehen, und nicht zuzulassen, dass irgendetwas dieses Ziel hinauszögert oder sie davon ablenkt oder abhält. Ihr Vorbild als Vater spricht eine deutlichere Sprache als unsere eindringlichen Worte. Den Jungen Damen liegen ihre Väter am Herzen. Viele erzählen davon, dass es ihr größter Wunsch ist, auf ewig als Familie vereint zu sein. Sie wollen Sie dabei haben, wenn sie in den Tempel gehen oder dort heiraten. Bleiben Sie Ihrer Tochter nahe und helfen Sie ihr, sich auf den Tempel vorzubereiten und würdig zu bleiben. Wenn sie zwölf wird, nehmen Sie sie oft mit in den Tempel, damit sie dort Taufen für Ihre Vorfahren und andere Verstorbene vollziehen kann. Das schafft bleibende Erinnerungen.

In der heutigen modernen Welt wird versucht, Ihre ewige Rolle als Patriarch und Vater zu verwässern und herunterzuspielen und Ihre wichtigsten Aufgaben zu bagatellisieren. Doch „Gott hat es so vorgesehen, dass [Sie als] Vater in Liebe und Rechtschaffenheit über [Ihre] Familie präsidier[en] und dass [Sie] die Pflicht [haben], dafür zu sorgen, dass [Ihre] Familie alles hat, was sie zum Leben und für ihren Schutz braucht.“3

Väter, Sie sind Hüter Ihrer Familie – Ihrer Frau und Ihrer Kinder. Heutzutage „ist es nicht einfach, seine Familie davor zu bewahren, dass Böses in die Gedanken und ins Gemüt eindringt. … Diese Einflüsse können sich ungehindert in der Familie breitmachen und tun es auch. Der Satan [ist sehr geschickt]. Er braucht keine Tür einzubrechen.“4

Sie müssen Hüter der Tugendhaftigkeit sein. „Ein Priestertumsträger ist tugendhaft. Tugendhaftes Verhalten bedeutet, dass [Ihr] Denken und Handeln rein ist. … Tugendhaftigkeit ist … ein Merkmal der Frömmigkeit. … [Sie] kommt der Heiligkeit gleich.“5 Die Ideale der Jungen Damen sind christliche Eigenschaften, unter anderem auch das Ideal Tugendhaftigkeit. Wir rufen Sie nun auf, mit uns zusammen die Welt zur Tugendhaftigkeit zurückzuführen. Dazu müssen Sie „Tugend und Heiligkeit … üben“6, indem Sie aus Ihrem Leben alles beseitigen, was böse ist und nicht zu jemandem passt, der das heilige Priestertum Gottes trägt. „Lass[en Sie] Tugend immerfort [Ihre] Gedanken zieren; dann wird [Ihr] Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden, und … der Heilige Geist wird [Ihr] ständiger Begleiter sein.“7 Passen Sie also auf, was Sie sich im Fernsehen oder in Zeitschriften ansehen. Ihre Tugendhaftigkeit zeigt Ihren Töchtern, und ebenso Ihren Söhnen, was wahre Stärke und sittlicher Mut sind. Indem Sie im eigenen Leben, in Ihrer Familie und im Leben Ihrer Kinder Hüter der Tugendhaftigkeit sind, zeigen Sie Ihrer Frau und Ihren Töchtern, was wahre Liebe wirklich ist. Ihre eigene Reinheit verleiht Ihnen Macht.

Sie sind der Hüter Ihrer Tochter, nicht einfach nur der Erziehungsberechtigte. Spielen Sie eine Rolle im Leben Ihrer Tochter. Erzählen Sie ihr von Ihren Grundsätzen, Ihren Erwartungen und wie sehr Sie sich für sie Erfolg und Glück erhoffen und erträumen. Führen Sie Gespräche mit ihr, lernen Sie ihre Freundinnen kennen und, wenn es so weit ist, auch ihren Freund. Machen Sie ihr klar, wie wichtig Bildung ist. Machen Sie ihr begreiflich, dass der Grundsatz Sittlichkeit ein Schutz ist. Helfen Sie ihr, Musik und Filme auszuwählen, die den Geist einladen und mit ihrer gottgegebenen Rolle in Einklang stehen. Verbringen Sie Zeit mit ihr. Und wenn sie im Teenageralter nicht rechtzeitig von einer Verabredung nach Hause kommen sollte, dann holen Sie sie ab. Sie wird sich vielleicht sträuben und Ihnen vorwerfen, dass Sie ihr Privatleben ruinieren, aber innerlich wird sie wissen, dass Sie sie lieb haben, sich um sie sorgen und sie behüten möchten.

Sie sind keine gewöhnlichen Männer. Aufgrund Ihrer Tapferkeit im vorirdischen Dasein wurden Sie dazu ausersehen, zu führen und Macht im Priestertum zu besitzen. Dort haben Sie außerordentlichen Glauben gezeigt und gute Werke hervorgebracht, und nun sind Sie hier, um dasselbe zu tun.8 Durch das Priestertum heben Sie sich ab.

In ein paar Wochen werden unsere drei Söhne ihren kleinen Töchtern einen Namen und einen Segen gegeben haben. Ich hoffe, dass auf diese Priestertumssegen noch viele weitere folgen werden, die sie von ihren Vätern empfangen, denn in der Welt, wo sie aufwachsen, brauchen sie solche Segen. Ihre Tochter wird das Priestertum schätzen und im Herzen beschließen, dass sie genau das in ihrem künftigen Zuhause und in ihrer Familie haben möchte. Denken Sie stets daran, „dass die Rechte des Priestertums untrennbar mit den Mächten des Himmels verbunden sind“ und „nur nach den Grundsätzen der Rechtschaffenheit beherrscht … werden können.“9

Väter, Sie sind der Held Ihrer Tochter. Mein Vater war mein Held. Ich habe immer auf der Treppe vor dem Haus darauf gewartet, dass er abends nach Hause kam. Er hat mich hochgehoben und herumgeschwungen, und dann durfte ich mich auf seine großen Schuhe stellen und er ist mit mir ins Haus getanzt. Ich habe mich stets gern bemüht, in seine Fußstapfen zu treten. Dabei bin ich geblieben.

Wussten Sie schon, dass Ihr Zeugnis einen mächtigen Einfluss auf Ihre Tochter hat? Ich wusste, dass mein Vater ein Zeugnis hat. Ich wusste, dass er den Herrn liebt. Und weil mein Vater den Herrn liebte, habe auch ich ihn geliebt. Ich wusste, dass ihm die Witwen am Herzen lagen, weil er in seinem Urlaub das Haus der Witwe nebenan gestrichen hat. Ich fand, dass dies der beste Urlaub war, den wir jemals als Familie verbracht haben, denn er hat mir das Anstreichen beigebracht. Wenn Sie nach Möglichkeiten suchen, Zeit mit Ihrer Tochter zu verbringen und ihr Zeugnis zu geben, wirkt sich das auf lange Jahre segensreich auf sie aus.

Im Buch Mormon lesen wir, dass Abisch sich bekehrt hat, nachdem ihr Vater ihr von seiner außergewöhnlichen Vision erzählt hatte. Noch viele Jahre lang bewahrte sie ihr Zeugnis im Herzen und lebte in einer sehr schlechten Gesellschaft ein rechtschaffenes Leben. Dann kam die Zeit, als sie nicht länger schweigen konnte, und sie lief von Haus zu Haus, um Zeugnis zu geben und von den Wundern zu erzählen, die sie am Königshof erlebt hatte. Die machtvolle Bekehrung Abischs und ihr Zeugnis bewirkten einen Wandel in der ganzen Gesellschaft. Die Menschen, die ihr Zeugnis hörten, bekehrten sich zum Herrn und fielen niemals ab, und aus ihren Söhnen wurden tapfere junge Krieger.10

In einem Kirchenlied heißt es: „Steht auf, ihr Männer Gottes!“11 Das ist ein Aufruf an Sie – an die Männer, die das heilige Priestertum Gottes tragen. Möge man über Sie dasselbe sagen wie über Hauptmann Moroni:

„[Er] war ein starker und mächtiger Mann; … ein Mann von vollkommenem Verständnis; … ein Mann, der im Glauben an Christus fest war. …

Wenn alle Menschen so gewesen wären und jetzt wären und immer so sein würden wie Moroni, siehe, dann wären selbst die Mächte der Hölle für immer erschüttert; … der Teufel hätte niemals Macht über das Herz der Menschenkinder.“12

Brüder, Väter, junge Männer: „Seien Sie dem Erhabenen treu, das in Ihnen steckt.“13

Wie erzieht man also ein Mädchen? Indem man seine Mutter liebt. Führen Sie Ihre Familie zum Tempel, seien Sie Hüter der Tugendhaftigkeit und machen Sie Ihr Priestertum groß. Väter, Ihnen wurden königliche Töchter unseres himmlischen Vaters anvertraut. Sie sind tugendhaft und auserwählt. Es ist mein Gebet, dass Sie über sie wachen, sie stärken, ihnen tugendhaftes Verhalten vorleben und ihnen beibringen, in jedem Fußstapfen des Herrn zu wandeln – denn er lebt! Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Präsident David O. McKay zitierte häufig diese Aussage von Theodore Hesburgh, in „Quotable Quotes“, Reader’s Digest, Januar 1963, Seite 25; siehe auch Richard Evans’ Quote Book, 1971, Seite 11

  2. 2 Nephi 5:27

  3. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Rückumschlag

  4. A. Theodore Tuttle, „The Role of Fathers“, Ensign, Januar 1974, Seite 67

  5. Ezra Taft Benson, „Godly Characteristics of the Master“, Ensign, November 1986, Seite 46

  6. Lehre und Bündnisse 46:33

  7. Lehre und Bündnisse 121:45,46

  8. Siehe Alma 13:3; siehe auch Vers 2

  9. Lehre und Bündnisse 121:36

  10. Siehe Alma 23:6; siehe auch Alma 19:16,17; Alma 53:10-22

  11. „Rise Up, O Men of God“, Hymns, Nr. 323

  12. Alma 48:11,13,17

  13. Vgl. Harold B. Lee, „Be Loyal to the Royal within You“, in Speeches of the Year: BYU Devotional and Ten-Stake Fireside Addresses, 1973, Seite 100