2011
Richten Sie Ihren Blick lieber nach oben
November 2011


Richten Sie Ihren Blick lieber nach oben

Wir fühlen uns nicht von den Lasten des Lebens erdrückt, wenn wir wie Präsident Monson Glauben üben und unseren Blick auf Gott richten, um Hilfe zu erlangen.

Elder Carl B. Cook

Am Ende eines besonders anstrengenden Tages gegen Ende meiner ersten Woche als Generalautorität quoll meine Aktentasche über und ich stellte mir in Gedanken die Frage: „Wie soll ich das nur schaffen?“ Ich verließ das Büro der Siebziger und betrat den Fahrstuhl des Verwaltungsgebäudes der Kirche. Während der Fahrstuhl hinabfuhr, hielt ich den Kopf gesenkt und starrte ausdruckslos auf den Boden.

Die Tür ging auf und jemand kam herein, aber ich schaute nicht auf. Als die Tür sich schloss, hörte ich jemanden fragen: „Wonach schauen Sie denn da unten?“ Ich erkannte die Stimme – es war Präsident Thomas S. Monson.

Ich blickte schnell auf und erwiderte: „Ach, nichts weiter.“ (Diese geistreiche Antwort erweckte bestimmt Vertrauen in meine Fähigkeiten!)

Aber er hatte meinen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck und meine schwere Aktentasche gesehen. Er lächelte und schlug, liebevoll zum Himmel deutend, vor: „Richten Sie Ihren Blick lieber nach oben!“ Während wir noch eine Etage weiter hinunterfuhren, erklärte er mir freudig, dass er auf dem Weg zum Tempel sei. Als er sich von mir verabschiedete, traf mich sein letzter Blick ins Herz, als wolle er mir nochmals sagen: „Vergessen Sie nicht: Richten Sie Ihren Blick lieber nach oben.“

Als wir dann unserer Wege gingen, musste ich an den Wortlaut einer Schriftstelle denken: „Glaubt an Gott; glaubt daran, dass er ist und … dass er alle Weisheit und alle Macht hat, sowohl im Himmel wie auf Erden.“1 Als ich an die Macht des himmlischen Vaters und Jesu Christi dachte, fand mein Herz den Trost, den ich auf dem Fußboden des hinabfahrenden Fahrstuhls vergeblich gesucht hatte.

Seither habe ich viel über dieses Erlebnis und die Rolle eines Propheten nachgedacht. Ich trug eine schwere Last und ließ den Kopf hängen. Als der Prophet sprach, blickte ich zu ihm auf. Er lenkte meinen Blick hinauf zu Gott, wo ich durch das Sühnopfer Christi geheilt und gestärkt werden konnte. Genau dazu sind Propheten da. Sie führen uns zu Gott.2

Ich bezeuge, dass Präsident Monson nicht nur ein Prophet, Seher und Offenbarer ist; er ist auch ein wunderbares Beispiel dafür, wie man nach dem Grundsatz lebt, den Blick nach oben zu richten. Wenn einer sich von seiner Verantwortung niedergedrückt fühlen könnte, dann doch wohl er. Stattdessen übt er großen Glauben und ist voller Optimismus, Weisheit und Nächstenliebe. Seine Einstellung ist „ich kann“ und „ich werde“. Er vertraut auf den Herrn und darauf, dass der Herr ihm Kraft geben wird, und der Herr segnet ihn dafür.

Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir uns nicht von den Lasten des Lebens erdrückt fühlen, wenn wir wie Präsident Monson Glauben üben und unseren Blick auf Gott richten, um Hilfe zu erlangen. Wir fühlen uns dann nicht außerstande, auszuführen, wozu wir berufen sind oder was wir bewältigen müssen. Wir werden dann gestärkt und unser Leben ist voller Frieden und Freude.3 Es wird uns bewusst, dass das meiste, worum wir uns sorgen, nicht von ewiger Bedeutung ist – und falls doch, wird der Herr uns helfen. Aber wir müssen den Glauben haben, unseren Blick nach oben zu richten, und den Mut aufbringen, der Führung durch den Herrn zu folgen.

Warum ist es nicht so einfach, unseren Blick beständig nach oben zu richten? Vielleicht mangelt es uns an Glauben, dass etwas so Einfaches unsere Probleme lösen kann. Als die Kinder Israel zum Beispiel von giftigen Schlangen gebissen wurden, wurde Mose geboten, er solle eine Schlange aus Kupfer an einer Fahnenstange aufrichten. Die kupferne Schlange war ein Symbol für Christus. Diejenigen, die zu der Schlange aufblickten und somit der Ermahnung des Propheten folgten, wurden geheilt.4 Aber viele blickten nicht auf und gingen zugrunde.5

Alma war auch der Ansicht, dass die Israeliten deshalb nicht zu der Schlange aufblickten, weil sie nicht daran glaubten, dass sie dadurch geheilt werden würden. Almas Worte treffen auch auf uns zu:

„O meine Brüder, wenn ihr allein dadurch geheilt werden könntet, dass ihr eure Augen hebt, um geheilt zu werden, würdet ihr nicht rasch aufblicken, oder würdet ihr lieber euer Herz in Unglauben verhärten und träge sein[?]

Dann aber wird Weh über euch kommen; andernfalls aber hebt eure Augen und fangt an den Sohn Gottes zu glauben an, dass er kommen wird, um sein Volk zu erlösen, und dass er leiden und sterben wird, um für [unsere] Sünden zu sühnen, und dass er wieder von den Toten auferstehen wird.“6

Präsident Monsons Aufforderung, den Blick nach oben zu richten, steht bildlich dafür, dass wir an Christus denken sollen. Wenn wir an ihn denken und auf seine Macht vertrauen, empfangen wir durch sein Sühnopfer Kraft. Dieses ist das Mittel, wodurch unsere Ängste, unsere Lasten und unser Leid gemildert werden können. Dieses ist das Mittel, wodurch wir Vergebung empfangen und vom Schmerz unserer Sünden geheilt werden können. Dieses ist das Mittel, wodurch wir den Glauben und die Kraft empfangen können, alles zu ertragen.7

Kürzlich besuchten meine Frau und ich eine Frauenkonferenz in Südafrika. Nachdem wir einige inspirierende Botschaften darüber gehört hatten, wie wir das Sühnopfer in unserem Leben anwenden können, bat die Pfahl-FHV-Leiterin alle, mit ihr nach draußen zu gehen. Jeder von uns bekam einen Heliumballon. Die Pfahl-FHV-Leiterin erklärte, dass unser Ballon die Last, die Prüfung oder das Ungemach darstelle, das uns im Leben am Vorankommen hindert. Bei drei ließen wir unsere Ballons oder unsere „Lasten“ los. Als wir unseren Blick nach oben richteten und unsere Lasten wegschweben sahen, war ein lautes „Ah“ zu hören. Unsere Ballons einfach loszulassen war ein herrlicher Hinweis auf die unbeschreibliche Freude, die wir empfinden, wenn wir unseren Blick nach oben richten und an Christus denken.

Anders als beim Loslassen eines Heliumballons ist geistiges Aufblicken keine einmalige Sache. Dem Abendmahlsgebet entnehmen wir, dass wir immer an Jesus denken und seine Gebote halten sollen, damit wir seinen Geist immer bei uns haben können, damit er uns führt.8

Als die Kinder Israel durch die Wüste zogen, führte der Herr sie jeden Tag, wenn sie auf ihn blickten, um Führung zu erlangen. In Exodus lesen wir: „Der Herr zog vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.“9 Er führte sie beständig, und ich gebe Ihnen demütig Zeugnis, dass der Herr dasselbe für uns tun kann.

Wie führt er uns nun heute? Durch Propheten, Apostel und Priestertumsführer und durch Gefühle, die sich einstellen, nachdem wir dem Vater im Himmel im Gebet das Herz und die Seele ausgeschüttet haben. Er führt uns, wenn wir die Dinge der Welt aufgeben, umkehren und uns ändern. Er führt uns, wenn wir seine Gebote halten und versuchen, mehr wie er zu sein. Und er führt uns durch den Heiligen Geist.10

Um auf unserem Lebensweg geführt zu werden und den Heiligen Geist immer bei uns zu haben, brauchen wir ein „Ohr, das hört,“ und ein „Auge, das sieht“11, und beide müssen nach oben ausgerichtet sein. Wir müssen den Anweisungen folgen, die wir dann erhalten. Wir müssen unseren Blick nach oben richten und handeln. Wenn wir das tun, weiß ich, dass wir frohen Mutes sein werden, denn Gott möchte, dass wir glücklich sind.

Wir sind Kinder des himmlischen Vaters. Er möchte Teil unseres Lebens sein, uns segnen und uns helfen. Er heilt unsere Wunden, trocknet unsere Tränen und hilft uns auf unserem Weg zurück in seine Gegenwart. Wenn wir auf ihn blicken, wird er uns führen.

Der Herr ist mein Licht, ich fürchte kein Leid,

was mich auch umficht, ist er meine Freud. …

[Er ist] meine Lust, mein Gesang,

den Weg heilger Pflicht führt er … mich entlang.12

Ich gebe Zeugnis, dass Sünden vergeben und Lasten leichter gemacht werden, wenn wir auf Christus blicken. „Lasst uns seiner gedenken … und nicht den Kopf hängen lassen.“13 Es ist nämlich so, wie Präsident Monson sagte: „Richten Sie Ihren Blick lieber nach oben!“

Ich weiß, dass Jesus unser Erretter und Erlöser ist. Im Namen Jesu Christi. Amen.