2012
Weiter vorwärts
März 2012


Bis aufs Wiedersehen

Weiter vorwärts

Ich betete darum, begreifen zu können, wie man ein gebrochenes Herz heilt. Nach und nach erkannte ich, dass eine andere Art von gebrochenem Herzen die Lösung war.

Ich hatte gerade einige Enttäuschungen in Herzensangelegenheiten hinter mir und verbrachte viel Zeit bei meiner Schwester. Unweigerlich aßen wir viel ungesundes Zeug, schauten fern oder machten ein Schläfchen. Einmal, als ich gerade von einem Schläfchen aufgewacht war, sagte ich: „Ich fürchte, wir tun einander nicht gut.“ Wir lachten, aber am Abend dankte ich dem Vater im Himmel, dass mir bewusst geworden war, dass ich mich bei meiner Schwester vom Leben zurückzog, und ich betete darum, klarer zu sehen, wie ich mein Leben wieder in die Hand nehmen konnte. In den folgenden Monaten wurde mein Gebet erhört, indem ich Schritt für Schritt mehr Einsicht empfing.

Gleich am nächsten Tag fiel mir in einer FHV-Versammlung eine bestimmte Schriftstelle auf: „Andere wird er beschwichtigen und sie in fleischlicher Sicherheit wiegen, sodass sie sprechen: Alles ist wohl in Zion; ja, Zion gedeiht, alles ist wohl … Darum, weh sei dem, der in Zion sorglos ist!“ (2 Nephi 28:21,24.) Ich hatte immer angenommen, hier würden die Stolzen beschrieben, die Gott nur pro forma verehrten. Ich hatte mich selbst nicht als „sorglos in Zion“ betrachtet, nur weil ich so viel Zeit mit meiner Schwester verbrachte. Aber langsam wurde mir klar, dass ich nicht Heilung gesucht hatte, sondern Bequemlichkeit. Ich beschloss, Anstrengungen zu unternehmen, um meine Kuschelecke wieder zu verlassen.

Dieser Entschluss war hilfreich, aber als ich mich aus meiner Kuschelecke herauswagte, wurden mir meine Unzulänglichkeiten deutlicher bewusst, sodass ich mich kritischer betrachtete. Als ich mit einem Freund darüber sprach, meinte er: „Ist es nicht etwas Schönes, sich selbst zu vergeben?“ Diese Bemerkung erweckte in mir den Wunsch, mir meine Fehler vergeben zu können – ohne dabei selbstzufrieden zu werden wie diejenigen, die „in Zion sorglos“ sind.

An einem anderen Tag drangen mir diese Worte in Mormon 2:13,14 ins Herz: „Ihr Trauern diente nicht der Umkehr wegen der Güte Gottes, sondern es war vielmehr das Trauern der Verdammten, weil der Herr es ihnen nicht immer zuließ, in der Sünde Glücklichsein zu finden. Und sie kamen nicht mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist zu Jesus.“ Mir wurde bewusst, dass das Gefühl, versagt zu haben, meinen Fortschritt hemmte, und ich machte mir Gedanken darüber, was richtiges Trauern wohl erforderte. In der Sonntagsschule erhielt ich die Antwort.

Der Lehrer zeichnete eine Linie an die Tafel und schrieb an das eine Ende „Ich bin zu streng mit mir selbst“ und an das andere „Iss, trink und sei lustig“. Wir sprachen darüber, wie man beide Extreme vermeiden kann. Ich fragte mich, was wohl in der Mitte der Linie stehen müsste, und der Heilige Geist leitete meine Gedanken zu der Wendung „ein reuiges Herz und ein zerknirschter Geist“. Mir schien, das Heilmittel für die Neigung, zu streng mit sich selbst zu sein, könne „ein zerknirschter Geist“ sein, was bedeutet, dass man reumütig ist, die Hilfe des Herrn annimmt und dankbar ist für seine Barmherzigkeit. Das Heilmittel dafür, in Zion sorglos zu sein, könne „ein reuiges Herz“ sein, nämlich eines, das sich ändern und geheilt werden will.

Der Erretter hat gesagt: „Ihr sollt mir als Opfer ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen.“ (3 Nephi 9:20.) Ich bin dankbar für die Erkenntnis, dass ich dem Herrn ein annehmbares Opfer darbringe, wenn ich seine Hilfe in Anspruch nehme, um zu vermeiden, dass ich in Zion sorglos bin, aber auch zu vermeiden, mich selbst hart zu verurteilen. Und dieses Opfer hilft mir, weiter vorwärtszukommen.

Foto von Christina Smith