Klassiker des Evangeliums
Erlernen Sie Ihre Pflicht
Joseph B. Wirthlin wurde am 11. Juni 1917 in Salt Lake City geboren. 1986 wurde er als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel bestätigt. Dieser Artikel ist ein Auszug aus einer Ansprache, die er auf der Generalkonferenz am 5. Oktober 1980 als Mitglied des Ersten Kollegiums der Siebziger gehalten hat. Den englischen Text finden Sie in voller Länge in der Zeitschrift Ensign vom November 1980 unter ensign.lds.org.
Unsere Pflicht erinnert uns daran, dass wir Treuhänder all dessen sind, was der Schöpfer uns anvertraut hat.
Die meisten von uns tun gerne, was sie tun sollen, solange es dem, was sie tun wollen, nicht im Wege steht. Es erfordert jedoch Disziplin und Reife, zu tun, was man soll, ob man es will oder nicht. Allzu oft erwarten wir Pflichterfüllung von anderen, erfüllen aber unsere Pflicht nicht. Was man überlegt und glaubt und plant, ist alles sehr wichtig – am meisten zählt aber, was man tut. Wir sind aufgerufen, unseren Egoismus zu bezwingen und an das gemeinsame Wohl aller zu denken.
Wir dürfen eines nicht vergessen: Unsere Pflicht erinnert uns daran, dass wir Treuhänder all dessen sind, was der Schöpfer uns anvertraut hat. Wenn wir unsere Pflichten bereitwillig und gewissenhaft übernehmen, werden wir glücklich. Wer Glücklichsein zum Hauptziel seines Lebens macht, wird gewiss scheitern, da glücklich zu sein eine Begleiterscheinung ist und nicht Selbstzweck. Glücklich wird man, wenn man seine Pflicht erfüllt und weiß, dass man im Einklang mit Gott und seinen Geboten lebt. …
Jeder erfolgreiche Mensch in der Weltgeschichte kannte seine Pflicht und hatte den festen Wunsch, sie zu erfüllen. Das Pflichtgefühl des Erretters war vollkommen. Obwohl das, was von ihm gefordert wurde, menschliches Vermögen bei weitem überstieg, unterwarf er sich dem Willen des Vaters und erfüllte seine gottgegebene Pflicht, indem er für die Sünden der Menschheit sühnte.
Joseph Smith war seiner Berufung treu und erfüllte seine Pflicht auch unter schwerer Verfolgung und unter großen Opfern. Er ließ sich nicht beirren, harrte aus und brachte die Wiederherstellung des wahren Evangeliums Jesu Christi zustande. …
Präsident Spencer W. Kimball [1895–1985] hat den Auftrag angenommen, das Evangelium an die Enden der Erde zu tragen. Er erfüllt treu seine Pflicht und ist uns in allem, was er zur Verbreitung des Evangeliums der Liebe beiträgt, ein wunderbares Vorbild. Das Ergebnis ist eine weltumspannende Kirche und die Erfüllung einer Prophezeiung für die Letzten Tage.
Diese großartigen Männer … hätten einen Weg wählen können, der leichter gewesen wäre als der Pfad, auf den die Pflicht sie führte. Aber sie taten es nicht. Sicher hat ihnen ihre Pflicht nicht unbedingt Annehmlichkeiten gebracht und kam auch nicht immer gelegen. Häufig erforderte ihre Pflicht große Opfer und Mühsal. Trotzdem wählten sie die Pflicht und führten sie aus.
Das Leben bringt viele Pflichten mit sich – manche sind alltäglich, andere von größerer Bedeutung. Zur Pflichterfüllung gehört unbedingt, dass man ein gutes Beispiel gibt und jede Gelegenheit nutzt, anderen auf dem ansteigenden Weg des Lebens Mut zu machen. Dies geschieht etwa durch ein aufmunterndes Wort, ein Kompliment, einen Händedruck – durch alles, was dem anderen zeigt, dass er einem nicht gleichgültig ist. Und wir müssen bedenken: Wenn wir hier unsere Pflichten gut erlernen, bereiten wir uns auch auf unsere Aufgaben in der Ewigkeit vor. …
Wie unerlässlich es ist, dass wir in der Familie, in der Kirche, bei unserer täglichen Arbeit und auch für unser Land unsere Pflichten erfüllen, bringt Jesus Christus, der größte aller Lehrer, anschaulich zum Ausdruck. Er sagt:
„Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt.
Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.
Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich sage?
Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt.
Er ist wie ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Hochwasser kam und die Flutwelle gegen das Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war.
Wer aber hört und nicht danach handelt, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Fundament auf die Erde baute. Die Flutwelle prallte dagegen, das Haus stürzte sofort in sich zusammen und wurde völlig zerstört.“ (Lukas 6:43-49.)
„[Werden Sie] nicht müde, Gutes zu tun“ (LuB 64:33), meine Brüder und Schwestern. Wahre Jünger des Herrn und die Kinder Gottes erkennt man auch daran, dass sie treu ihrer Pflicht nachkommen. Erfüllen Sie beherzt Ihre Pflicht. Halten Sie Schritt. Scheitern Sie nicht bei Ihrer wichtigsten Aufgabe, nämlich Ihren zweiten Stand zu bewahren. Erfüllen Sie treu Ihre Pflicht, denn dies führt Sie zu Gott.
Ich gebe Ihnen aus tiefstem Herzen Zeugnis, dass dies der einzige Weg ist, wie wir glücklich werden und mithelfen können, dass das Reich Gottes wächst und aufblüht.