Ein Gott der Wundertaten Die slowakischen Mitglieder in Sheffield
Als sich die Priestertumsführer, die Missionare, der Gemeinderat und die Mitglieder in Sheffield in England mit vereinten Kräften um echtes Wachstum bemühten, wurden sie auf erstaunliche Weise gesegnet.
Der Prophet Mormon hat einst bei einer Zusammenkunft von Gläubigen eine machtvolle Predigt gehalten und dabei eine einfache Frage gestellt: „Haben denn … die Wundertaten aufgehört?“ Seine Antwort folgte gleich darauf: „Siehe, ich sage euch: Nein.“ (Moroni 7:29.)
Dann erläuterte Mormon, wie das große Erlösungswerk in den Letzten Tagen vollbracht werden solle, wobei er auf die wechselseitige Beziehung zwischen dem Heiligen Geist, dem Dienst von Engeln, unseren Gebeten, unserem Glauben und den Wundertaten des Herrn einging (siehe Moroni 7:33-37,48).
In den heiligen Schriften rufen uns die Propheten immer wieder ins Gedächtnis, dass Gott derselbe ist – gestern, heute und immerdar (siehe 3 Nephi 24:6; LuB 20:12). In unserem Bestreben, das Gebot zu erfüllen, „in alle Welt“ zu gehen und „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ zu taufen (LuB 68:8), ist es wichtig, dass wir uns mit den folgenden Grundsätzen befassen und sie nicht vergessen:
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Gott ändert sich nicht.
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Gott ist ein Gott der Wundertaten.
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Gottes größtes Wunder besteht darin, seinen Kindern die ewige Errettung zu bringen.
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Gott wirkt Wunder gemäß unserem Glauben, der sich in unseren Werken zeigt.
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Der Heilige Geist spielt bei der Bekehrung eine entscheidende Rolle.
Opferbereitschaft
Als ich im Gebiet Europa tätig war, wurde ich in Sheffield Zeuge dieser gelebten Grundsätze, durch die ein Wunder seinen Lauf nahm. Gegen Ende des Jahres 2008 sann Bischof Mark Dundon von der Gemeinde Sheffield 1 darüber nach, wie er seiner Gemeinde zu mehr Wachstum verhelfen könne. Bei einer Schulung hatte der Pfahlpräsident die Bischöfe gefragt: „Zu welchen Opfern wären Sie bereit, um bei der Missionsarbeit erfolgreich zu sein?“ Bischof Dundon war hinlänglich geschult worden und wusste, dass ein guter Gemeindemissionsleiter der Schlüssel ist, ein gut funktionierender Gemeinderat unerlässlich und die Bereitschaft, auf die Eingebungen des Heiligen Geistes zu hören, ausschlaggebend.
Nach viel Nachsinnen und Beten machte Bischof Dundon Gebrauch von seinen Priestertumsschlüsseln und folgte den Eingebungen des Geistes: Er entließ seine beiden Ratgeber Gregory Nettleship und Robert McEwen. Bischof Dundon berief daraufhin Bruder Nettleship als neuen Gemeindemissionsleiter und Bruder McEwen als dessen Assistenten. Sie waren als Bischofschaft freundschaftlich miteinander verbunden gewesen, daher fiel ihnen diese Änderung nicht leicht. Aber Bischof Dundon wusste, dass die Entscheidung in diesem bestimmten Fall richtig war, und beide Ratgeber nahmen demütig ihre neue Berufung an.
Der Bischof, der neue Gemeindemissionsleiter und dessen Assistent sowie der Gemeinderat stellten gebeterfüllt Pläne auf und legten Ziele für das Wachstum der Gemeinde fest. Als sie ihre Pläne in die Tat umsetzten, erlebten sie beachtliche Erfolge. Die Zahl der Bekehrtentaufen stieg beträchtlich an, und viele Mitglieder kehrten zurück und nahmen wieder aktiv am Kirchenleben teil. Die Führung der Gemeinde ahnte jedoch nicht, dass ihr Glaube und ihre Werke auf eine Weise belohnt werden würden, die sie nie für möglich gehalten hätten.
Die Liebe gab den Ausschlag
Im März 2011 sprachen ein junger Missionar und sein Mitarbeiter in Sheffield auf der Straße Passanten an. Elder Nicholas Pass sah einen Mann und eine Frau vorbeigehen und hatte das starke Gefühl, er solle sie ansprechen. Elder Pass und sein Mitarbeiter liefen dem Ehepaar hinterher. Die Verständigung war schwierig – das Ehepaar kam aus der Slowakei und sprach kein Englisch –, aber ein Freund, der das Ehepaar begleitete, dolmetschte. Bei diesem ersten Gespräch auf der Straße zeigten die Missionare auch Bilder, um die erste Vision und die Botschaft von der Wiederherstellung kurz vorzustellen. Das Ehepaar vereinbarte einen Termin mit den Missionaren. Es wollte gern mehr über das Evangelium erfahren.
Ludovit Kandrac, der Vater der Familie, fing an, das Buch Mormon zu lesen. Kurze Zeit später hörte er mit dem Rauchen auf. Für die Lektionen benötigten die Missionare immer irgendeinen Dolmetscher. Sie lernten sogar selber ein wenig Slowakisch. Am 14. Mai 2011 ließen sich Ludovit, eine seiner Töchter und zwei weitere Angehörige taufen.
Bei seiner Taufe gab Bruder Kandrac Zeugnis. Mit Hilfe eines Dolmetschers erzählte er, wie er die Begegnung mit den Missionaren erlebt hatte. Als er im Stadtzentrum von Sheffield an Elder Pass und dessen Mitarbeiter vorbeiging, verspürte er ein wärmendes Gefühl im Herzen. Er ignorierte das Gefühl und ging weiter, aber als er noch einmal einen Blick auf die Missionare warf, war er tief berührt von der Liebe, die sie ausstrahlten, als sie sich mit den Leuten unterhielten. Eigentlich wollte er sie gern ansprechen, aber er ging weiter. Zu seiner Überraschung sprachen ihn die Missionare kurz darauf an.
Ein Jahr zuvor hatte sich eine andere slowakische Familie der Kirche angeschlossen, und diese Taufen bildeten den Beginn eines neuzeitlichen Bekehrungswunders unter den in Sheffield lebenden Slowaken. Die neuen Mitglieder kamen jede Woche in die Kirche und brachten weitere Angehörige und Freunde mit. Sie luden die Missionare zu sich nach Hause ein und luden auch Menschen aus der Nachbarschaft ein, das Evangelium kennenzulernen.
Elder Pass und sein neuer Mitarbeiter, Elder Joseph McKay, waren oft bei diesen Familien zu Gast. Sie unterwiesen sie im Evangelium, halfen ihnen, dienten ihnen geistlich und spendeten Segen. Es war für alle – die Freunde der Kirche, die Bekehrten, die Missionare, die Führungsbeamten in Pfahl und Gemeinde und die Mitglieder der Gemeinde – eine wundervolle Zeit des Lehrens und Lernens und der Ausschüttung der Gaben des Geistes.
„Bei ihnen zu sein und sie zu stärken“
Im Sommer und im Herbst 2011 schlossen sich weitere Slowaken der Kirche an. Da es immer mehr wurden, wurde es für die Mitglieder vor Ort schwierig, alle mit dem Auto zum Gemeindehaus und dann wieder nach Hause zu bringen. Mehrere Wochen lang gingen die treuen slowakischen Mitglieder jeden Sonntag acht Kilometer zu Fuß zur Kirche, um die Versammlungen zu besuchen, die in einer Sprache abgehalten wurden, die sie nicht verstanden.
Im September 2011 wurde die Pfahlpräsidentschaft in Sheffield umgebildet, und Bischof Dundon wurde als neuer Pfahlpräsident berufen. Einen Monat später fand eine Fireside für die englischen und die slowakischen Mitglieder statt, bei der Dolmetscher eingesetzt wurden.
Präsident Dundon saß auf dem Podium und hatte die Eingebung, dass eine slowakische Gruppe gegründet werden müsse. Sie sollte der Gemeinde Sheffield 1 angegliedert werden, aber in einem Gebäude in der Nähe des Wohngebiets der Slowaken zusammenkommen. Schon bald wurden geeignete Versammlungsräume gefunden und angemietet. Am 11. Dezember 2011 fanden die ersten Sonntagsversammlungen in dem neuen Gebäude statt. Die Führung der Gemeinde Sheffield 1 erwartete optimistisch etwa 50 Anwesende. Es nahmen aber 84 Personen – darunter 63 Slowaken – daran teil.
Nach der Umbildung des Pfahles Sheffield wurde Robert McEwen als Bischof der Gemeinde Sheffield 1 berufen. Bruder Nettleship blieb Gemeindemissionsleiter. Unter beiden Bischöfen leisteten der Gemeindemissionsleiter und der Gemeinderat hervorragende Arbeit, um die Gemeinde dahin zu führen, dass sie bei den slowakischen Mitgliedern war und sie stärkte (siehe LuB 20:53).
Im Gemeinderat wurde beispielsweise besprochen, wie man den Bedürfnissen der neuen Mitglieder gerecht werden konnte, wie man sie bei allen Veranstaltungen der Gemeinde einbeziehen konnte, wie man sie im Evangelium bestärken und wie man Sprachbarrieren überwinden konnte. Die Ratsmitglieder fasteten und beteten um Gottes Hilfe und gingen dann eifrig ans Werk. Sie besuchten die neuen Mitglieder und begleiteten die Vollzeitmissionare, wenn sie die neuen Mitglieder im Evangelium unterwiesen. Sie sorgten für Mitfahrgelegenheiten. Sie bestellten Material der Kirche in slowakischer Sprache. Sie nahmen die neugetauften Mitglieder mit in den Tempel, wo sie sich für Verstorbene taufen ließen.
Die Führungsbeamten der Gemeinde stellten vor Weihnachten ein Dienstprojekt auf die Beine. Die Gemeindemitglieder spendeten Geld und sammelten Spielzeug, Kleidung und weitere Geschenke. Am Heiligabend wurden große Tüten mit Weihnachtsgeschenken sowie Lebensmitteln für ein Weihnachtsessen an die slowakischen Mitglieder und andere Familien im Gemeindegebiet ausgeteilt.
Die langjährigen Mitglieder und die neuen Mitglieder verstanden kaum die Sprache des anderen, aber alle spürten die wärmende Sprache der Liebe. Mitglieder und Freunde der Kirche waren von großer Freude und Begeisterung erfüllt.
Im folgenden Jahr entwickelte sich die kleine Gruppe zu einer stabilen Einheit der Kirche, Familien ließen sich taufen und wurden Teil der Kirche. Väter wurden zum Aaronischen und zum Melchisedekischen Priestertum ordiniert, Söhne wurden zum Aaronischen Priestertum ordiniert, für die mehr als 20 Kinder wurde die PV eingerichtet, ebenso wurden die Programme der Jungen Männer und Jungen Damen eingerichtet, an denen wöchentlich mehr als 25 Jugendliche teilnahmen. Der Herr sandte einen Vollzeitmissionar aus Tschechien, der Slowakisch sprach und die Gruppe zusätzlich unterstützte. Zur gleichen Zeit schickten die Familien auch Empfehlungen in ihre Heimat.
Ein Gott der Wundertaten
Warum hat sich das zugetragen? Weil Gott nicht aufgehört hat, ein Gott der Wundertaten zu sein. Weil gläubige, treue Missionare eifrig nach denen suchten, die bereit waren, das Evangelium anzunehmen. Weil der Pfahlpräsident und die Bischöfe voll Glauben handelten und der Führung des Heiligen Geistes folgten. Weil ein Gemeinderat Verantwortung übernahm und in Einigkeit zusammenarbeitete. Weil Mitglieder die Sprache der Liebe erlernten und der Aufforderung der Führungsbeamten nachkamen, nämlich Glauben zu üben und darauf zu vertrauen, dass Gott wirklich meint, was er sagt: „Ich bin ein Gott der Wundertaten; und ich werde der Welt zeigen, dass ich derselbe bin gestern, heute und immerdar.“ (2 Nephi 27:23.)
Der Erfolg in Sheffield muss kein einmaliges Ereignis bleiben. Er erinnert uns an die von Propheten verkündeten Verheißungen und kann unseren Glauben und unseren Wunsch entfachen, Werkzeuge in der Hand Gottes zu werden, indem wir Menschen in unserem Umfeld einladen, zu Christus zu kommen. Wenn wir das tun, ermöglichen wir es dem Herrn, uns zu segnen, indem er uns Gelegenheiten gibt, Menschen mit dem Evangelium bekannt zu machen, sie in die Kirche einzugliedern und sie zu stärken. Dann werden wir Beweise dafür sehen, dass Gott immer noch ein Gott der Wundertaten ist.