2013
Beschleunigen wir die Spieltaktik des Herrn!
November 2013


Beschleunigen wir die Spieltaktik des Herrn!

Jeder von uns muss mit Begeisterung seine eigene Spieltaktik, mit der er an der Seite der Vollzeitmissionare ins Geschehen eingreift, entwickeln und ausführen.

Vor einigen Jahren musste ich die Frau eines Bischofs in unserem Pfahl sprechen, also rief ich sie an. Ein kleiner Junge war am Telefon. Ich sagte: „Hallo, ist deine Mutter da?“

Seine Antwort: „Ja, ich hole sie. Wer ist denn da?“

Meine Antwort: „Sag ihr, Präsident Nielsen ist am Apparat.“

Es gab eine kurze Pause, und dann hörte ich den Jungen ganz aufgeregt rufen: „Mama, Präsident Hinckley ist am Telefon!“

Ich kann mir gar nicht vorstellen, was sie wohl gedacht hat. Das war sicherlich der längste Weg zum Telefon, den sie je hatte. Mir kam schon der Gedanke, mir einen Scherz zu erlauben. Ich verkniff es mir, aber wir lachten beide herzlich. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, muss sie sicher sehr enttäuscht gewesen sein, dass es sich bei dem Anrufer nur um mich handelte.

Was würden Sie tun, wenn der Prophet des Herrn tatsächlich bei Ihnen anriefe? In gewisser Weise hat er das ja bereits getan! Präsident Thomas S. Monson hat einen jeden von uns, so wie erst wieder heute Vormittag, zu einem äußerst wichtigen Werk berufen. Er hat gesagt: „Es ist jetzt an der Zeit, dass die Mitglieder und die Missionare zusammenkommen, zusammenarbeiten und im Weingarten des Herrn zusammenwirken, um Menschenseelen zu ihm zu bringen.“ („Der Glaube an das Erlösungswerk“, Ansprache bei der weltweiten Führerschaftsschulung, Juni 2013, lds.org/broadcasts.)

Haben wir hingehört?

Überall auf der Welt ist in den Pfählen, Distrikten und Missionen neue Tatkraft zu spüren, nachdem nun in Erfüllung geht, was der Erlöser 1832 Joseph Smith verheißen hat: „Siehe, ich werde mein Werk in seiner Zeit beschleunigen.“ (LuB 88:73.)

Brüder und Schwestern, diese Zeit ist jetzt gekommen! Ich kann das spüren und Sie können es sicherlich auch.

Ich möchte meine Begeisterung und meinen Glauben an Jesus Christus in die Tat umsetzen. Als ich noch Football spielte, hatte ich immer die Spieltaktik im Sinn. Es stand außer Frage, dass unsere Mannschaft Erfolg haben würde, wenn sie vorbereitet mit den richtigen Spielzügen in ein Spiel hineinging. Vor kurzem jedoch sprach ich mit LaVell Edwards, der Trainerlegende der BYU, über unsere Taktiken von damals, und er sagte: „Mir war eigentlich gleich, wie du das Spiel gemacht hast, solange am Ende ein Touchdown für uns dabei heraussprang!“ Als einer seiner Quarterbacks hatte ich geglaubt, es gehöre doch einiges mehr dazu, aber vielleicht ist diese einfache Denkweise ja der Grund dafür, dass ein Stadion nach ihm benannt wurde.

Da wir alle zur Mannschaft des Herrn gehören, stellt sich die Frage: Hat jeder seine Spieltaktik parat, wie er gewinnt? Sind wir bereit für das Spiel? Wenn wir als Mitglieder unsere Angehörigen, Freunde und Bekannten wirklich lieb haben, möchten wir ihnen dann nicht Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium geben?

Beim Seminar für neue Missionspräsidenten im Juni gab es die Rekordzahl von 173 neu berufenen Präsidenten, die mit ihrer Ehefrau vor ihrem Amtsantritt zum Schluss noch einmal geschult wurden. Alle 15 Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel haben zu dieser besonderen Gruppe gesprochen.

Elder L. Tom Perry fielen die Schlussworte zu: „Dies ist eine bemerkenswerte Epoche in der Geschichte der Kirche. Was hier geschieht, lässt sich unter die großen Ereignisse der Vergangenheit einreihen wie die erste Vision, das Hervorkommen des Buches Mormon, die Wiederherstellung des Evangeliums und alles, was sonst noch die Grundlagen ausmacht, von denen aus wir vorangehen und im Reich unseres himmlischen Vaters das Wort verkünden.“ („Concluding Remarks“, Ansprache beim Seminar für neue Missionspräsidenten, 26. Juni 2013, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City.)

Wir müssen uns mehr denn je einbringen, um mit der Begeisterung unserer Führer und der Entschlossenheit unserer Vollzeitmissionare Schritt zu halten. Dieses Werk wird ohne uns nicht so vorankommen, wie der Herr es beabsichtigt hat! Wie Präsident Henry B. Eyring sagte: „Wie alt wir auch sind, welche Fähigkeiten oder Berufung in der Kirche wir auch haben und wo wir uns auch befinden – gemeinsam sind wir zu dem Werk berufen, ihm bei der Seelenernte zu helfen.“ („Wir sind eins“, Liahona, Mai 2013, Seite 62.)

Darf ich Ihnen eine Spieltaktik empfehlen, die ich umsetzen möchte, seit ich gebetet, Kapitel 13 in der Anleitung Verkündet mein Evangelium! gelesen und über Erfahrungen aus der Vergangenheit nachgedacht habe? Sie können diese drei Punkte gern mit berücksichtigen, wenn Sie sich Ihre eigene Taktik zurechtlegen.

Erstens: Beten Sie jeden Tag konkret dafür, jemanden dem Erretter und seinem Evangelium näherzubringen. Sie können dies erreichen, indem Sie alle Menschen als Söhne und Töchter Gottes betrachten, die einander auf der Heimreise helfen. Denken Sie nur an all die neuen Freundschaften, die Sie schließen können!

Zweitens: Beten Sie jeden Tag namentlich für die Missionare in Ihrer Gegend und die Freunde der Kirche, um die sich diese bemühen. Das geht nur, wenn man sie begrüßt, auf ihr Namensschild schaut, sie mit Namen anspricht und sie fragt, wen sie gerade unterweisen. Elder Russell M. Nelson hat den klugen Satz gesagt: „Solange man nicht weiß, wie jemand aussieht und wie er heißt, kann der Herr einem auch nicht helfen, dass man sein Herz kennt.“

Ich war bei der Taufe einer wunderbaren Schwester zugegen, die anschließend Zeugnis gab. Ich werde nie vergessen, wie sie sagte: „Nie zuvor haben so viele Menschen für mich gebetet, und noch nie habe ich so viel Liebe verspürt. Ich weiß, dass dieses Werk wahr ist!“

Drittens: Laden Sie einen Freund zu einer Aktivität bei sich daheim oder anderswo ein. Wo es auch stattfindet und was Sie auch unternehmen, machen Sie sich Gedanken darüber, wer gern daran teilnehmen würde, und hören Sie dann auf den Heiligen Geist, wenn er Sie leitet.

Der Heiland hat mir bei meinem Evangeliumsstudium eine Feinheit bewusst gemacht, die meiner Ansicht nach sehr gut zum Beschleunigen passt. Wenn mich etwas gefühlsmäßig sehr bewegt, zeigt sich das auch darin, wie ich schreibe, und ich setze häufig ein Ausrufezeichen. Dieses verleiht laut Definition einem „starken Gefühl [oder] großer Bedeutung Ausdruck“ (Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary, 11. Ausgabe, 2003, „Exclamation point“).

Ich war verblüfft, als mir immer mehr Schriftstellen zum Thema Sammlung ins Auge fielen, die mit diesem Satzzeichen enden, beispielsweise Almas Bitte aus tiefstem Herzen: „O dass ich ein Engel wäre und mein Herzenswunsch wahr würde, dass ich hinausgehen und mit der Posaune Gottes sprechen könnte, mit einer Stimme, die die Erde erschüttert, und jedes Volk zur Umkehr rufen könnte!“ (Alma 29:1.)

Nachforschungen haben ergeben, dass es 65 Schriftstellen gibt, die von solch großem missionarischem Eifer zeugen, zum Beispiel:

„Wie groß ist seine Freude über die Seele, die umkehrt!

Und wenn es so ist, dass ihr alle eure Tage arbeitet, um dieses Volk zur Umkehr zu rufen, und auch nur eine einzige Seele zu mir führt, wie groß wird eure Freude mit ihr im Reich meines Vaters sein!

Und nun, wenn eure Freude schon groß sein wird mit einer Seele, die ihr zu mir ins Reich meines Vaters geführt habt, wie groß wird eure Freude sein, wenn ihr viele Seelen zu mir führt!“ (LuB 18:13,15,16.)

Dass mir diese einzigartigen Schriftstellen bewusst wurden, spielte eine wichtige Rolle bei meinem ersten Auftrag als Gebietssiebziger. Ich war ein wenig nervös, weil ich einen Apostel, Elder Quentin L. Cook, zu einer Pfahlkonferenz begleiten sollte. Als ich zu der ersten Zusammenkunft an diesem Wochenendes das Büro des Pfahlpräsidenten betrat, bemerkte ich ein Paar abgetragene, mit Bronze überzogene Schuhe auf der Kommode hinter seinem Schreibtisch. Eine Schriftstelle war daran befestigt, die mit einem Ausrufezeichen endete. Als ich sie las, spürte ich, dass der Herr mein Schriftstudium verfolgt und meine Gebete erhört hatte und genau wusste, was ich zur Besänftigung meines verzagten Herzens brauchte.

Ich bat den Pfahlpräsidenten, mir zu erzählen, was es mit den Schuhen auf sich hatte.

Er sagte:

„Dies sind die Schuhe eines jungen Bekehrten, der ungeachtet der angespannten Situation in seiner Familie fest entschlossen war, erfolgreich eine Mission zu erfüllen. Dies tat er auch, und zwar in Guatemala. Nach seiner Rückkehr kam ich mit ihm zusammen, um ihn offiziell zu entlassen, und sah, dass er abgetragene Schuhe anhatte. Dieser junge Mann hatte dem Herrn nahezu ohne Unterstützung von seiner Familie alles gegeben, was er hatte.

Ihm fiel auf, dass ich auf seine Schuhe starrte, und so fragte er mich: ‚Präsident, stimmt etwas nicht?‘

Ich antwortete: ‚Nein, Elder, alles in Ordnung! Darf ich diese Schuhe haben?‘“

Der Pfahlpräsident erzählte weiter: „Die Achtung und Zuneigung, die ich für diesen zurückkehrenden Missionar empfand, war gewaltig. Ich wollte ein Andenken haben, und so ließ ich seine Schuhe mit Bronze überziehen. Sie erinnern mich jedes Mal, wenn ich dieses Büro betrete, daran, wie sehr wir uns ungeachtet aller Umstände anstrengen müssen. Der Vers stammt aus Jesaja: ‚Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.‘ (Jesaja 52:7.)“

Meine lieben Brüder und Schwestern, die Ehefrau des guten Bischofs mag sich gefragt haben, warum der Prophet bei ihr anrief. Ich bezeuge, dass sie und wir uns nicht mehr wundern müssen – AUSRUFEZEICHEN!

Ich weiß, dass ein jeder von uns mit Begeisterung seine eigene Spieltaktik, mit der er an der Seite der Vollzeitmissionare ins Geschehen eingreift, entwickeln und ausführen muss – AUSRUFEZEICHEN!

Ich füge mein Zeugnis dem des Propheten Joseph Smith hinzu: „Und nun, nach den vielen Zeugnissen, die von ihm gegeben worden sind, ist dies, als letztes von allen, das Zeugnis, das wir von ihm geben: Dass er lebt!“ (LuB 76:22.) Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.