2013
Die moralische Kraft der Frau
November 2013


Die moralische Kraft der Frau

Sie haben das Gespür dafür, Gutes zu tun und gut zu sein, und wenn Sie dem Heiligen Geist folgen, nehmen Ihre moralische Autorität und der damit verbundene Einfluss immer weiter zu.

Schon seit Menschengedenken war die Gesellschaft auf die moralische Kraft der Frau angewiesen. Obwohl es gewiss nicht der einzige positive Einfluss in einer Gesellschaft ist, so hat die moralische Grundlage, die von Frauen gelegt wurde, sich für das Allgemeinwohl doch als ganz besonders segensreich erwiesen. Vielleicht wird dieser Beitrag der Frauen oftmals deshalb geringgeschätzt, weil er alles durchdringt. Ich möchte mich für den Einfluss guter Frauen bedanken, einige Ansichten und Entwicklungen nennen, die die Stärke und den Stand der Frau gefährden, und an die Frauen die Bitte richten, die ihnen innewohnende moralische Kraft zu entfalten.

Frauen bringen eine gewisse Tugendhaftigkeit mit sich in die Welt – eine göttliche Gabe, die sie befähigt, in einer Beziehung oder Kultur Eigenschaften zu fördern wie Glaube, Mut, Einfühlungsvermögen oder Kultiviertheit. Als Paulus den „aufrichtigen Glauben“ lobte, den er in Timotheus vorfand, erwähnte er, dass dieser Glaube „schon in deiner Großmutter Loïs und in deiner Mutter Eunike lebendig war“1.

Als ich vor Jahren in Mexiko lebte, konnte ich aus nächster Nähe beobachten, was Paulus meinte. Ich erinnere mich noch an eine junge Mutter – eine der vielen Frauen in der Kirche in Mexiko, deren Glaube an Gott ihr Leben so selbstverständlich ziert, dass sie es kaum zu bemerken scheinen. Diese reizende Frau strahlte durch ihre Güte eine moralische Autorität aus, die alle um sie herum positiv beeinflusste. Zusammen mit ihrem Mann gab sie eine Reihe von Annehmlichkeiten und Habseligkeiten zugunsten höherer Prioritäten auf, und das offenbar ohne erst darüber nachdenken zu müssen. Ihre Fähigkeit, ihre Kinder aufzurichten, sich zu ihnen hinunterzubeugen und bei allem die Balance zu wahren, war beinahe übermenschlich. Die Ansprüche an sie waren hoch und ihre Aufgaben oftmals eintönig und banal, aber allem lag eine wunderschöne Gelassenheit zugrunde – die Gewissheit, das Werk Gottes zu tun. Wie es auch beim Erretter der Fall war, adelte sie das, was sie anderen Gutes tat – denn sie diente ihnen und brachte für sie Opfer. Sie war die Liebe in Person.

Für mich war der moralische Einfluss von Frauen, insbesondere der meiner Mutter und der meiner Frau, ein gewaltiger Segen. Eine der Frauen, zu denen ich dankbar aufblicke, ist Anna Daines. Anna und ihr Mann Henry gehörten mit ihren vier Kindern zu den Pionieren der Kirche in New Jersey. Als Henry Anfang der Dreißigerjahre Doktorand an der Rutgers University war, bemühten er und Anna sich mit Schulen und Behörden an ihrem Heimatort Metuchen unermüdlich darum, tief verwurzelte Vorurteile gegen die Mormonen auszuräumen und aus dieser Wohngemeinde für alle Eltern einen besseren Ort zu machen, um seine Kinder großzuziehen.

Anna war beispielsweise ehrenamtlich im Christlichen Verein Junger Menschen tätig und wurde bald unentbehrlich. Innerhalb eines Jahres wurde sie zur Präsidentin der ehrenamtlich tätigen Mütter ernannt und dann gebeten, „für einen der drei Plätze im Vorstand zu kandidieren. Sie wurde ohne Gegenstimme in ebenjenes Gremium aufgenommen, das es nur wenige Jahre zuvor abgelehnt hatte, dass sich die Heiligen in dem Gebäude dieser Organisation versammeln durften.“2

Meine Familie zog in die Gemeinde New Brunswick, als ich Jugendlicher war. Schwester Daines wurde auf mich aufmerksam und brachte oftmals ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten und mein Potenzial zum Ausdruck, was mich motivierte, mich nach oben zu strecken – höher, als ich es ohne ihren Zuspruch je getan hätte. Einmal verhinderte sie durch eine aufmerksame und frühzeitige Warnung, dass ich mich in eine Situation begab, die gewiss Bedauern ausgelöst hätte. Obwohl sie nicht mehr unter uns weilt, ist der Einfluss von Anna Daines noch immer spürbar und sichtbar im Leben ihrer Nachkommen und unzähliger anderer Menschen, darunter auch ich.

Meine Großmutter Adena Warnick Swenson brachte mir bei, meinen Priestertumsdienst gewissenhaft zu verrichten. Sie spornte mich an, die Abendmahlsgebete für das Brot und Wasser auswendig zu lernen, und erklärte mir, dass ich sie dadurch mit mehr Verständnis und Gefühl vortragen könne. Meine Beobachtungen, wie sie meinen Großvater unterstützte, einen Pfahlpatriarchen, weckten in mir die Ehrfurcht vor Heiligem. Großmutter Swenson hatte nie gelernt, wie man Auto fährt, aber sie konnte Jungen vermitteln, was es heißt, als Mann das Priestertum zu tragen.

Der moralische Einfluss einer Frau ist nirgendwo mit mehr Macht zu verspüren und nirgends segensreicher als in der Familie. Es gibt keinen besseren Rahmen, die heranwachsende Generation zu erziehen, als die traditionelle Familie, in der Vater und Mutter einträchtig daran arbeiten, dass ihre Kinder versorgt, angeleitet und gefestigt werden. Wo es diesen Idealzustand nicht gibt, muss man sich bemühen, dessen Vorzüge nachzugestalten, so gut die jeweiligen Umstände es zulassen.

In jedem Fall kann eine Mutter einen Einfluss geltend machen, wie es niemand sonst vermag und den es in keiner anderen Beziehung gibt. Durch die Macht ihres Beispiels und ihrer lehrreichen Worte lernen ihre Söhne, die Frauen zu achten und sich im Leben von Disziplin und hohen moralischen Maßstäben leiten zu lassen. Ihre Töchter lernen, ihre eigene Tugendhaftigkeit zu entfalten und unermüdlich für das Rechte einzustehen – wie unpopulär das auch sein mag. Die Liebe und die hohen Erwartungen einer Mutter bewegen ihre Kinder dazu, ohne Ausflüchte verantwortungsbewusst zu handeln, Bildung und ihre persönliche Entwicklung ernst zu nehmen und beständig zum Wohl ihrer Mitmenschen beizutragen. Elder Neal A. Maxwell hat einmal die Frage gestellt: „Wenn die wahre Geschichte der Menschheit vollends offenbar wird, tritt dann darin der Widerhall der Geschütze oder der prägende Klang von Wiegenliedern in den Vordergrund? Der großartige Waffenstillstand, den Soldaten geschlossen haben, oder der Friede, den Frauen zu Hause und in der Nachbarschaft stiften? Wird das, was in der Wiege und in der Küche geschieht, sich nachhaltiger auswirken als das, was sich im Parlament abspielt?“3

Höchst heilig ist die Rolle der Frau bei der Erschaffung von Leben. Wir wissen, dass unser physischer Körper göttlichen Ursprungs ist4 und dass wir sowohl geboren werden als auch geistig von neuem geboren werden müssen, um die höchste Stufe des celestialen Reiches Gottes zu erreichen.5 Daher spielt die Frau (manchmal unter Einsatz des eigenen Lebens) eine wesentliche Rolle bei Gottes Werk und Herrlichkeit, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“6. Als Großmutter, Mutter und Vorbild sind Frauen stets Hüterinnen des Lebensquells gewesen, indem sie jeder Generation die Bedeutung von sexueller Reinheit aufgezeigt haben, nämlich Keuschheit vor der Ehe und Treue in der Ehe. Auf diese Weise hatten sie in der Gesellschaft einen zivilisierenden Einfluss, haben das Beste im Mann hervorgebracht und ein zuträgliches Umfeld aufrechterhalten, wo Kinder sicher und behütet aufwachsen können.

Schwestern, ich möchte Sie nicht über die Maßen loben, wie es manchmal in Muttertagsansprachen geschieht, die Ihnen unangenehm sind. Sie müssen nicht vollkommen sein,7 und ich behaupte nicht, dass Sie es sind (mit vielleicht einer Ausnahme, die hier in meiner Nähe sitzt). Ich will damit nur sagen, dass es nicht darauf ankommt, ob Sie alleinstehend oder verheiratet sind, ob Sie Kinder zur Welt gebracht haben, ob Sie alt, jung oder mittleren Alters sind. Ihre moralische Autorität ist entscheidend, und vielleicht nehmen wir diese und Sie als Person immer mehr als selbstverständlich hin. Gewiss sind Trends und Kräfte am Werk, die Ihren Einfluss zum großen Nachteil des Einzelnen, der Familie und der ganzen Gesellschaft schwächen oder ganz verdrängen. Ich möchte drei Punkte als Warnung und Mahnung zur Vorsicht nennen.

Eine schädliche Ansicht, die den moralischen Einfluss der Frau untergräbt, ist die Entwertung der Ehe, der Mutterschaft und der Tätigkeit als Hausfrau. Manche Vertreter des Feminismus betrachten die Haushaltsführung mit unverhohlener Verachtung und behaupten, sie würdige die Frau herab und die schonungslosen Anforderungen der Kindererziehung seien eine Form von Ausbeutung.8 Sie verhöhnen den Gedanken, dass eine Frau beruflich zurücksteckt, um sich um Haus und Kinder zu kümmern. Das ist weder gerecht noch richtig. Wir wollen nicht den Wert dessen herabsetzen, was eine Frau oder ein Mann in ehrlichem Bemühen in einem anständigen Beruf erreicht – denn schließlich nützen diese Leistungen uns allen –, aber wir wissen doch, dass es kein höheres Gut gibt, als in einer Ehe Mutter oder Vater zu sein. Es gibt keine Laufbahn, die dieser überlegen wäre, und weder Geld noch Entscheidungsbefugnis oder öffentliche Anerkennung können den großen Lohn übertreffen, den eine Familie bietet. Was eine Frau auch sonst erreichen mag, ihr moralischer Einfluss kommt nirgendwo besser zur Geltung als dort.

Die Einstellung zur Sexualität des Menschen ist für die moralische Autorität der Frau an vielen Fronten eine Bedrohung. Eine Abtreibung aus eigener oder sozialer Bequemlichkeit trifft die heiligste Macht, die eine Frau besitzt, mitten ins Mark und zerstört ihre moralische Autorität. Das Gleiche gilt für sexuelle Unsittlichkeit und für freizügige Kleidung, die eine Frau nicht nur herabwürdigt, sondern auch die Lüge bekräftigt, dass der Wert einer Frau von ihrer Sexualität bestimmt werde.

Es bestand schon immer eine gewisse Doppelmoral in der Gesellschaft, die zwar von der Frau sexuelle Zurückhaltung erwartete, aber über die Unsittlichkeit des Mannes hinwegsah. Die Ungerechtigkeit einer solchen Doppelmoral ist offensichtlich, und sie ist zu Recht kritisiert und verworfen worden. Es wäre zu wünschen gewesen, dass mit dieser Ablehnung die Männer sich nunmehr nach dem höheren moralischen Maßstab richten, doch genau das Gegenteil ist der Fall: Frauen und Mädchen werden jetzt dazu ermuntert, sexuell ebenso freizügig zu sein wie die Männer, die nach dieser Doppelmoral leben. Wo einst die Frauen mit ihren hohen Maßstäben Entschlossenheit und Verantwortungsbewusstsein von Männern erwarteten, gibt es nun gewissenlose sexuelle Beziehungen, vaterlose Familien und zunehmende Armut. Die sexuelle Freizügigkeit beider Geschlechter beraubt die Frauen ihres moralischen Einflusses und setzt die Gesellschaft als Ganzes herab.9 Bei diesem Kuhhandel sind letztlich die Männer von allem befreit, und die Frauen und Kinder tragen den größten Schaden davon.

Ein dritter Anlass zur Sorge rührt von denen her, die im Namen der Gleichberechtigung alle Unterschiede zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit austilgen wollen. Oftmals zeigt sich dies darin, dass Frauen gedrängt werden, mehr männliche Wesenszüge anzunehmen – sie sollen aggressiver, härter und konfliktfreudiger werden. Inzwischen sieht man in Filmen und Videospielen häufig Frauen in entsetzlich gewalttätigen Rollen, in denen sie über Leichen gehen und nichts als Zerstörung hinterlassen. Es ist verstörend, Männer in solchen Rollen zu sehen, und gewiss nicht weniger verstörend, wenn Frauen diejenigen sind, die Gewalt ausüben oder Opfer davon werden.

Die ehemalige Präsidentin der Jungen Damen, Margaret D. Nadauld, hat gesagt: „Die Welt hat genug Frauen, die hart sind; wir brauchen Frauen, die liebevoll sind. Es gibt genug Frauen, die grob sind; wir brauchen Frauen, die freundlich sind. Es gibt genug Frauen, die unhöflich sind; wir brauchen Frauen, die kultiviert sind. Wir haben genug Frauen, die reich und berühmt sind; wir brauchen mehr Frauen, die Glauben haben. Es gibt genug Gier; wir brauchen mehr Güte. Es gibt genug Eitelkeit; wir brauchen mehr Tugend. Es gibt genug Beliebtheit; wir brauchen mehr Reinheit.“10 Wenn die Unterschiede zwischen den Geschlechtern verwischt werden, gehen die verschiedenartigen, einander ergänzenden Gaben von Mann und Frau verloren, die gemeinsam ein größeres Ganzes hervorbringen.

Meine Bitte an die Frauen und Mädchen von heute ist, dass sie die moralische Kraft schützen und entfalten, die in ihnen steckt. Bewahren Sie die Ihnen angeborene Tugendhaftigkeit und die einzigartigen Gaben, die Sie mit sich in die Welt bringen. Sie haben das Gespür dafür, Gutes zu tun und gut zu sein, und wenn Sie dem Heiligen Geist folgen, nehmen Ihre moralische Autorität und der damit verbundene Einfluss immer weiter zu. Den Jungen Damen sage ich: Büßt diese moralische Kraft nicht ein, ehe ihr überhaupt schon in vollem Umfang darüber verfügt. Gebt besonders acht, dass eure Ausdrucksweise rein ist, nicht vulgär; dass eure Kleidung von Anstand zeugt und nicht von Eitelkeit; dass ihr im Verhalten rein seid, nicht freizügig. Ihr könnt andere nicht zur Tugendhaftigkeit anspornen, wenn ihr euch selbst dem Laster hingebt.

Schwestern, bei all Ihrem zwischenmenschlichen Umgang müssen Sie Ihre Beziehung zu Gott – Ihrem Vater im Himmel, der Quelle Ihrer moralischen Kraft – in Ihrem Leben stets an die erste Stelle setzen. Denken Sie daran, dass Jesus seine Macht daraus bezog, dass er sich einzig und allein dem Willen des Vaters gefügt hat. Er wich niemals von dem ab, was seinem Vater gefiel.11 Bemühen Sie sich, dem Vater und dem Sohn auf gleiche Weise nachzufolgen, dann wird Ihr Einfluss niemals nachlassen.

Und haben Sie keine Angst, diesen Einfluss furchtlos und ohne sich zu entschuldigen geltend zu machen. „Seid stets bereit, [allen Männern, Frauen und Kindern] Rede und Antwort zu stehen, [die] nach der Hoffnung frag[en], die euch erfüllt.“12 „Verkünde[t] das Wort, [tretet] dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weis[t] zurecht, [tadelt, ermahnt], in unermüdlicher und geduldiger Belehrung.“13 „[Zieht] eure Kinder in Licht und Wahrheit [auf].“14 „[Lehrt eure Kinder], zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln.“15

Diese Ermahnungen an die Frauen sollte niemand bewusst falsch auffassen. Wenn ich die Frauen für ihre moralische Kraft lobe und sie dazu ansporne, sage ich nicht, dass Männer oder Jungen irgendwie ihrer Pflicht entbunden wären, für Wahrheit und Rechtschaffenheit einzustehen, oder dass ihre Verantwortung, zu dienen, Opfer zu bringen und für andere da zu sein, irgendwie geringer sei als die der Frauen oder dies alles allein den Frauen obliege. Brüder, lassen Sie uns mit den Frauen zusammenstehen, ihre Lasten mittragen und mit ihnen gemeinsam moralische Autorität entfalten.

Liebe Schwestern, wir bauen auf die moralische Kraft, die Sie in die Welt, in die Ehe, die Familie und in die Kirche bringen. Wir bauen auf die Segnungen, die Sie durch Ihre Gebete und Ihren Glauben vom Himmel herabrufen. Wir beten für Ihre Sicherheit, Ihr Wohl und Ihr Glück und dafür, dass Ihr Einfluss aufrechterhalten bleibt. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. 2 Timotheus 1:5

  2. Orson Scott Card, „Neighborliness: Daines Style“, Ensign, April 1977, Seite 19

  3. Neal A. Maxwell, „The Women of God“, Ensign, Mai 1978, Seite 10f.

  4. Siehe Mose 2:27

  5. Vgl. Mose 6:57-60

  6. Mose 1:39

  7. „Vor hundert Jahren stellte der Wissenschaftler John Bowlby in seiner Bindungstheorie fest, dass die Bindung, die durch den ständigen fürsorglichen Umgang zwischen Mutter und Kind entsteht, die entscheidende Grundlage für die soziale und seelische Entwicklung bildet. … Die Feministin und Wissenschaftlerin Sara Ruddick fand heraus, dass die liebevolle Zuwendung einer Mutter das Herzstück einer guten Erziehung ist. Durch ihre liebevolle Geduld eignen sich Mütter ein besonderes Wissen über ihre Kinder an, das sie auf einzigartige Weise erkennen lässt, was für jedes Kind wirklich das Beste ist.“ (Jenet Jacob Erickson, „Love, Not Perfection, Root of Good Mothering“, Deseret News, 12. Mai 2013, Seite G3.)

  8. Es stimmt, dass viele Frauen über viele Generationen hinweg ausgenutzt wurden und dass ihnen in der Familie und bei der Arbeit ungerechtfertigt Lasten auferlegt wurden, aber man muss und darf Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft weder missbrauchen noch ausnutzen. Elder Bruce C. Hafen hat dazu gesagt: „Wenn ‚selbstlos‘ bedeutet, dass eine Frau ihre innere Identität und ihr persönliches Wachstum aufgeben muss, dann ist diese Auffassung von Selbstlosigkeit falsch. … Doch das heutige Konzept der Befreiungsbewegung geht zu weit in die andere Richtung, wenn Frauen klischeehaft als übersteigert unabhängig von ihrer Familie gesehen werden. Eine vernünftigere Sichtweise ist, dass Mann und Frau voneinander abhängig sind. … Die Kritiker, die die Mütter aus der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit befördert haben, haben den ergiebigen Mittelweg der beiderseitigen Abhängigkeit übersprungen. Und wer die Mütter aus der Selbstlosigkeit in die Selbstsucht befördert hat, hat den ergiebigen Mittelweg des selbstgewählten Dienens übersprungen, der zum persönlichen Wachstum einer Frau beiträgt. Wegen dieser Extreme haben die Debatten über den Wert des Mutterseins ironischerweise dafür gesorgt, dass in der Allgemeinheit nicht nur Mütter, sondern Frauen generell geringgeschätzt werden.“ („Motherhood and the Moral Influence of Women“, Ansprache beim Zweiten Weltkongress für die Familie in Genf, vierte Plenarsitzung, 16. November 1999, http://worldcongress.org/wcf2_spkrs/wcf2_hafen.htm.)

  9. In einem Leitartikel für das Wall Street Journal schrieb eine Mutter: „Mit Ausnahme einiger Mormonen, Evangelikaler und orthodoxer Juden wissen die allermeisten von uns nicht, wie sie ihren Söhnen und Töchtern beibringen sollen, ihren Körper nicht so einfach hinzugeben. … Dennoch ist im Kreise meiner Freundinnen der Wunsch groß, sich dagegen zu stemmen. Soweit ich weiß, ist keiner von ihnen wohl zumute, wenn sie an ihre sexuelle Vergangenheit denkt. Und nicht eine Frau, die ich zu diesem Thema befragt habe, hat ausgesagt, sie würde sich wünschen, sie hätte mehr ausprobiert.“ (Jennifer Moses, „Why Do We Let Them Dress Like That?“, Wall Street Journal, 19. März 2011, Seite C3.)

  10. Margaret D. Nadauld, „Die Freude, eine Frau zu sein“, Liahona, November 2000, Seite 15

  11. Siehe Johannes 8:29

  12. 1 Petrus 3:15

  13. 2 Timotheus 4:2

  14. Lehre und Bündnisse 93:40

  15. Lehre und Bündnisse 68:28