Schlag das Buch Mormon auf!
Eduard Mayer, Oberösterreich
Als Hoher Rat im Pfahl Wien besuche ich einmal im Monat eine Gemeinde in Wien. Da ich fast zweihundert Kilometer von Wien entfernt wohne, nehme ich für diese Fahrten oft den Zug.
An einem Sonntag, als ich von meinem Gemeindebesuch zurückkam, stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass meine Geldbörse verschwunden war. Ich war besorgt, weil ich nicht wusste, ob ich die Geldbörse verloren hatte oder ob sie mir gestohlen worden war. In der Geldbörse hatte ich ein wenig Geld, den Tempelschein, eine Kreditkarte und weitere wichtige Karten.
Am nächsten Tag konnte ich mich nur schwer auf meine Arbeit konzentrieren. Immer wieder fragte ich mich: „Wann hatte ich die Geldbörse zum letzten Mal in der Hand? Habe ich sie irgendwo liegen lassen?“ Ich rief bei der Polizei an, beim Bahnhof und bei dem Bischof der Gemeinde, die ich besucht hatte. Niemand hatte die Geldbörse gefunden. Im Laufe des Tages betete ich auch immer wieder – mit zunehmender Intensität. In der Nacht schlief ich schlecht.
Beim Morgengebet am nächsten Tag hatte ich die starke Eingebung, ich solle das Buch Mormon aufschlagen und würde darin die Lösung für mein Problem finden. Sogleich verwarf ich den Gedanken wieder, denn keine Schriftstelle im Buch Mormon konnte doch wohl irgendetwas mit meiner verschwundenen Geldbörse zu tun haben.
Doch das Gefühl drängte: „Wieso zweifelst du? Der Glaube geht dem Wunder voraus! Schlag einfach das Buch auf. Die erste Schriftstelle, die du liest, ist die Lösung deines Problems.“
Wieder verwarf ich das Gefühl als Wunschdenken. Aber das Gefühl in meinem Herzen ließ sich nicht bezwingen und gewann die Oberhand. Ich stand auf, ging zu meinem Schreibtisch und nahm das Buch Mormon zur Hand. Mir klopfte das Herz in gespannter Erwartung. Ich blätterte keine Seite vor oder zurück, sondern schlug einfach das Buch auf und las dort Jakob 3:1: „Blickt mit festem Sinn auf Gott, und betet zu ihm mit überaus großem Glauben, und er wird euch in euren Bedrängnissen trösten, und er wird sich eurer Sache annehmen.“ Ich war überwältigt und konnte nicht weiterlesen.
Der Herr wird sich meiner Sache annehmen! Entspannt und getrost ging ich zur Arbeit. Um 11 Uhr erhielt ich einen Anruf von der Bahnhofspolizei, die mir mitteilte, dass meine Geldbörse abgegeben worden sei. Einen Tag später konnte ich meine Geldbörse in Empfang nehmen. Nichts fehlte.
Der Herr hatte mich in meinen Bedrängnissen getröstet. Er hatte sich meiner Sache angenommen. Durch das Buch Mormon hatte mir der Vater im Himmel ganz direkt und sehr persönlich eine Antwort auf mein Gebet gegeben. Das Buch Mormon hat mir schon immer viel bedeutet, und nach diesem Erlebnis ist es mir noch kostbarer geworden.