2014
Wie man fürs Leben lernt
September 2014


Wie man fürs Leben lernt

Eigne dir Bildung an, anstatt es bloß durch die Schule zu schaffen.

Drawing of student at desk with school supplies

Illustrationen von Alex Westgate

Lern was Ordentliches!“ Dies ist wohl der Rat, den ein Jugendlicher am häufigsten zu hören bekommt.

Aber selbst bei denen, die diesen Rat beherzigen, scheint die Sache mit der Ausbildung bei manchen besser zu klappen als bei anderen – und es geht hier nicht bloß um Noten oder einen Schulabschluss oder eine Anstellung. Was macht also den Unterschied aus zwischen denen, die sich wirklich weiterbilden, und denen, die einfach nur die Schule abschließen?

Es geht dabei weniger um unsere angeborene Begabung, sondern vielmehr, wie in der Folge hier erläutert wird, um unsere Prioritäten, unsere innere Einstellung und um bestimmte Fertigkeiten.

Prioritäten

1. Strebe nach geistiger Bildung. Letzten Endes wirst du Erfolg haben, wenn du den Rat von Präsident Henry B. Eyring, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, befolgst:

„An erster Stelle muss das Wissen um geistige Belange stehen. …

Doch selbst wenn wir die Bildung im geistigen Bereich an die erste Stelle setzen, entbindet uns das nicht von der Pflicht, uns weltliche Bildung anzueignen. Im Gegenteil, es verleiht dem Erwerb einer weltlichen Ausbildung Sinn und spornt uns an, uns emsiger darum zu bemühen.

Um der Bildung im geistigen Bereich den richtigen Stellenwert zu verleihen, müssen wir bei unserer Zeiteinteilung mitunter schwierige Entscheidungen treffen. Bewusst dürfen wir uns nie dafür entscheiden, geistige Erkenntnis an die zweite Stelle zu verbannen. Niemals. Das endet nämlich immer tragisch.“1

drawing of scale with soccer balls

2. Achte auf Ausgewogenheit. Dies bedeutet, dass du genau weißt, wo deine Prioritäten liegen. Wenn du bestrebt bist, dein Leben im Gleichgewicht zu halten, trägt das sehr dazu bei, dass du den Kurs beibehältst. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Vergesst nicht: Bei allem im Leben kann uns ein Zuviel aus dem Gleichgewicht bringen. Aber auch zu wenig von etwas Wichtigem kann uns aus dem Gleichgewicht bringen.“2

3. Sorge für ausreichend Schlaf. Es mag einem unbedeutend erscheinen, aber genügend Schlaf bringt einem wirklich etwas. Jedenfalls ist das viel besser, als sich den Kopf darüber zerbrechen zu müssen, wie man sich im Unterricht wachhalten könnte. Viele Studien bestätigen, wie wichtig ausreichender Schlaf für das Lernen ist. Trotzdem opfern viele ihren Schlaf zugunsten von etwas anderem (meist Unterhaltung). Setze also den Schlaf auf deine Prioritätenliste. (Übertreibe es aber nicht damit; siehe Punkt 2 oben und Lehre und Bündnisse 88:124.)

Innere Einstellung

1. Für deine Bildung und Ausbildung bist du selbst verantwortlich (und auch für deine Misserfolge). Kennst du Jugendliche, die sich immer noch bei allen Hausaufgaben und Schulprojekten von ihren Eltern helfen lassen? Oder die schlechte Noten damit erklären, dass der Lehrer sie nicht leiden könne? Oder die sonstige Umstände dafür verantwortlich machen? Übernimm die Verantwortung für deinen Wissenserwerb. Du wirst erstaunt sein, was du dann alles lernst und um wie viel erfüllter dein Leben ist.

2. Noten sind nicht gleichbedeutend mit Wissenserwerb. Verwechsle nicht das Symbol (die Note) mit dem, was es symbolisieren soll (Wissen und Anstrengung). Natürlich sind Noten ein wichtiges Beurteilungskriterium, aber das Wissen und die Fertigkeiten, die du dir aneignest, sind wichtiger als jede Note, ob gut oder schlecht. Wenn du dies bedenkst, bist du wohl öfter zufrieden mit deinen Noten.

3. Mache dein Selbstwertgefühl nicht von Äußerlichkeiten abhängig – nicht von Auszeichnungen, Noten oder deinem Schulabschluss. Wenn dir bewusst ist, dass du ganz allein deswegen wertvoll bist, weil du ein Kind des Vaters im Himmel bist, dann kannst du glücklich sein, ganz gleich, ob du für deine Leistungen äußerlich sichtbar „belohnt“ wirst. Sei fleißig und strenge dich an, um deine Bildungsziele zu erreichen, aber lass nicht zu, dass du deinen Wert als Mensch an Prüfungsergebnissen oder Auszeichnungen festmachst.

4. Dein Fleiß ist wichtiger als dein Intelligenzquotient. Selbst wenn du meinst, dass dir die Schule aufgrund deiner natürlichen Fähigkeiten leichter fällt als anderen, sollten deine Erfolge das Ergebnis deiner Strebsamkeit sein und nicht bloß das deiner angeborenen Begabung. Sollte dir das Lernen nicht so leichtfallen, dann gib nicht auf – Fleiß macht so manches wieder wett. Diese Einstellung wird dir in allen Lebensbereichen nützen, vor allem auch nach der Schule im Arbeitsleben. Zu wahrer Bildung gibt es keine Abkürzungen. Man kann sich nicht durchs Leben schummeln.

5. Du weißt schon viel, aber du weißt nicht alles. Stelle immer gedankliche Verbindungen her zwischen den einzelnen Themen, die du lernst. Geh aber in keiner Situation davon aus, dass du alles wüsstest. Niemand weiß alles. Wer davon ausgeht, er wüsste bereits alles, lernt nichts dazu.

6. Lernen ist erfüllend und birgt daher seinen Lohn schon in sich. Viele reden von Bildung als Mittel zum Zweck – nämlich um im Leben voranzukommen, einen guten Job zu finden und so weiter. Das mag ja stimmen, aber es stimmt auch, dass man zufriedener ist und sich mehr Wissen aneignet, wenn man den Wissenserwerb an sich schon als Ziel betrachtet. Gehöre nicht zu denen, die ständig nur fragen: „Kommt das auch bei der Klassenarbeit dran?“ oder „Brauchen wir das denn jemals wieder?“

7. Auch wenn du scheitern könntest: Scheue dich nicht vor Herausforderungen. Wenn du jetzt schon bereit bist, Schwieriges in Angriff zu nehmen, bist du viel besser auf das vorbereitet, was dich später erwartet. Wer sich beispielsweise nur die Kurse aussucht, die ihm leichtfallen, schöpft sein Potenzial nicht aus und vergräbt also gewissermaßen sein Talent.

8. Sei wissbegierig. Du lernst sehr viel mehr, wenn du neugierig bist und Fragen stellst. Wenn du dich für vieles interessierst, wirst du auch selbst interessanter. Denk daran, dass man immer und überall etwas dazulernen kann, nicht nur in der Schule.

9. Du kannst es schaffen. Denk daran, dass schwierig nicht unmöglich bedeutet. Vielleicht fällt dir das Lernen nicht leicht, aber du kannst es schaffen. Wir sind unter anderem hier auf der Erde, um zu lernen.

Fertigkeiten

1. Erlerne das, was dir Freude macht, und hab Freude an dem, was du erlernst. Finde heraus, was dich wirklich interessiert und fasziniert, und bilde dich darin weiter. Lerne aber auch, von allem, was dir beigebracht wird, den Wert zu erkennen.

2. Lies einfach nur so zum Spaß. Lies jeden Tag etwas Gutes, egal, ob in einem Buch, in einer Zeitschrift oder im Internet – irgendetwas Lehrreiches oder Aufbauendes. Wer sich durch Lesen weiterbildet, ist meistens auch in der Schule besser und hat ein erfüllteres Leben.

3. Achte darauf, wie du mit Stresssituationen umgehst. Mach dir bewusst, was bei dir Stress auslöst, und lerne Methoden zum Stressabbau kennen, die bei dir funktionieren. Auch das sind wertvolle Fertigkeiten fürs Leben.

4. Bitte um Hilfe, wenn du Hilfe brauchst, und wende dich dabei an Menschen, die dir wirklich helfen können. Ob du es glaubst oder nicht: Um Hilfe bitten zu können ist ebenfalls eine Fähigkeit. Erkennen, dass man irgendwo nicht mehr alleine weiterkommt, und sich kompetente Hilfe holen, ehe es zu spät ist, ist oft entscheidend.

5. Teile dir deine Zeit gut ein. Eine gute Zeiteinteilung bedeutet, dass man dafür sorgt, dass das, wovon man sagt, es sei einem am wichtigsten, auch wirklich am wichtigsten ist. Finde ein System, mit dem du gut zurechtkommst und das dir hilft, deine Ziele zu erreichen.

Anmerkungen

  1. Henry B. Eyring, „Real-Life Education“, New Era, April 2009, Seite 5

  2. M. Russell Ballard, „Sorgt für Ausgewogenheit im Leben“, Liahona, September 2012, Seite 50