2016
Wo zwei oder drei versammelt sind
Mai 2016


Wo zwei oder drei versammelt sind

Wenn Sie mit dem Geist zuhören, werden Sie feststellen, dass Ihnen das Herz erweicht wird, Ihr Glaube gestärkt wird und Ihre Fähigkeit, den Herrn zu lieben, zunimmt.

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich begrüße Sie zur 186. Frühjahrs-Generalkonferenz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Ich freue mich sehr, dass ich bei Ihnen sein kann, und heiße Sie herzlich willkommen.

Ich bin dankbar, dass Sie zur Konferenz gekommen sind, um Inspiration vom Himmel zu spüren und um sich dem Vater im Himmel und dem Herrn Jesus Christus näher zu fühlen.

An dieser Versammlung, die auf der ganzen Welt verfolgt wird, nehmen Millionen Jünger Jesu Christi teil, die den Bund geschlossen haben, immer an ihn zu denken und ihm zu dienen. Durch das Wunder der modernen Technik spielt die Trennung durch Zeit und große Entfernung keine Rolle. Es ist so, als wären wir alle zusammen in einem großen Saal.

Doch noch wichtiger als die Tatsache, dass wir uns versammeln, ist, in wessen Namen wir dies tun. Der Herr hat verheißen, dass er jedem von uns nahe sein werde – auch wenn es heute so viele seiner Jünger auf Erden gibt. Seiner kleinen Gruppe von Jüngern sagte er im Jahr 1829: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch[:] Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, … siehe, da werde ich mitten unter ihnen sein – und so bin ich mitten unter euch.“ (LuB 6:32.)

Jetzt sind wir mehr als ein oder zwei, vielmehr hat sich eine große Schar seiner Jünger bei dieser Konferenz versammelt, und der Herr ist, wie verheißen, mitten unter uns. Da er ein auferstandenes und verherrlichtes Wesen ist, ist er nicht überall, wo sich seine Heiligen versammeln, körperlich zugegen. Doch durch die Macht des Geistes können wir spüren, dass er heute bei uns ist.

Wo und wann wir uns dem Heiland nahe fühlen, hängt ganz von uns ab. Er sagt uns:

„Und weiter, wahrlich, ich sage euch, meine Freunde: Diese Worte lasse ich bei euch, damit ihr im Herzen darüber nachdenkt, mit diesem Gebot, das ich euch gebe, dass ihr mich anruft, solange ich nahe bin –

naht euch mir, und ich werde mich euch nahen; sucht mich eifrig, dann werdet ihr mich finden; bittet, und ihr werdet empfangen; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.“ (LuB 88:62,63.)

Ich weiß von zumindest zwei Menschen, die heute zuhören, dass sie sich von ganzem Herzen diesen Segen wünschen. Sie wollen bei dieser Konferenz dem Herrn wirklich näherkommen. Beide haben mir geschrieben. Ihre Briefe kamen in der gleichen Woche in meinem Büro an, und sie baten um die gleiche Art von Hilfe.

Beide haben sich zur Kirche bekehrt und haben bereits ein deutliches Zeugnis von der Liebe Gottvaters und seines Sohnes Jesus Christus, des Erretters der Welt, empfangen. Sie wissen, dass der Prophet Joseph Smith die Kirche durch direkte Offenbarung von Gott gegründet hat und dass die Schlüssel des heiligen Priestertums wiederhergestellt wurden. Beide haben ein Zeugnis, dass diese Schlüssel heute in der Kirche vorhanden sind. In ihren Briefen legten sie mir feierlich Zeugnis ab.

Doch beide beklagen, dass ihre Liebe zum Herrn und seine Liebe zu ihnen langsam nachlasse. Beide wünschen sich von ganzem Herzen, dass ich ihnen helfe, die Freude wiederzuerlangen und das Gefühl, geliebt zu werden, das sie bei ihrem Eintritt ins Gottesreich hatten. Beide äußern die Befürchtung, wenn sie diese Liebe für den Erretter und seine Kirche nicht zurückerlangten, könnten ihre Prüfungen und Herausforderungen am Ende ihren Glauben bezwingen.

Mit dieser Sorge stehen sie nicht alleine da, auch ist diese Prüfung nichts Neues. Als der Erretter auf Erden wirkte, erzählte er das Gleichnis vom Sämann. Der Same war das Wort Gottes. Der Sämann war der Herr. Ob der Same überlebte und wie er dann heranwuchs, hing vom Zustand des Bodens ab. Sie kennen seine Worte:

„Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie.

Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;

als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.

Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat.

Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Wer Ohren hat, der höre!“ (Matthäus 13:4-9.)

Noch einmal: Der Same ist das Wort Gottes. Der Boden ist das Herz des Menschen, der den Samen aufnimmt.

Wir alle haben mit den wunderbaren Menschen, die mich in ihren Briefen um Hilfe und Zuspruch gebeten haben, viel gemeinsam. Uns allen wurde irgendwann ein Same, oder das Wort Gottes, ins Herz gepflanzt. Bei manchen geschah das in ihrer Kindheit, als unsere Eltern uns fragten, ob wir uns von jemandem mit Vollmacht taufen und konfirmieren lassen möchten. Andere von uns wurden von Dienern Gottes unterwiesen. Jeder von uns spürte, dass der Same gut war, wir merkten sogar, wie er in unserem Herzen anschwoll, und wir erlebten die Freude, als unser Herz und unser Verständnis davon erweitert wurden.

Bei uns allen wurde der Glaube schon auf die Probe gestellt, als wir auf kostbare Segnungen lange warten mussten, als Menschen, die unseren Glauben zerstören wollten, uns arg zusetzten, als wir versucht wurden, zu sündigen, oder als egoistische Interessen unseren Bemühungen abträglich waren, die geistige Tiefe unseres Herzens zu bewahren.

Wer darüber traurig ist, dass er diese Freude von einst nicht mehr hat, kann sich glücklich schätzen. Einige merken nämlich gar nicht, wie ihr Glaube dahinwelkt. Der Satan ist sehr geschickt. Den Menschen, denen er Elend bringen möchte, redet er ein, die Freude, die sie einst gespürt haben, sei ein kindischer Selbstbetrug gewesen.

Meine heutige Botschaft an uns alle lautet, dass wir die nächsten Tage die wunderbare Gelegenheit haben, uns dafür zu entscheiden, uns das Herz erweichen zu lassen und den Samen zu empfangen und zu nähren. Der Same ist das Wort Gottes, und es wird auf uns alle ausgegossen, die wir bei dieser Konferenz zuhören, zusehen und die Worte später nachlesen. Die Musik, die Ansprachen und Zeugnisse wurden von Dienern Gottes vorbereitet, die sich bei ihrer Vorbereitung eifrig um Führung vom Heiligen Geist bemüht haben. Je näher die Konferenz heranrückte, desto länger und demütiger haben sie gebetet.

Sie haben darum gebetet, dass sie Ihnen Mut machen können, Entscheidungen zu treffen, die Ihr Herz zu einem empfänglicheren Boden machen, in dem das gute Wort Gottes wachsen und fruchtbar sein kann. Wenn Sie mit dem Geist zuhören, werden Sie feststellen, dass Ihnen das Herz erweicht wird, Ihr Glaube gestärkt wird und Ihre Fähigkeit, den Herrn zu lieben, zunimmt.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, von ganzem Herzen zu beten, werden Sie die Konferenzversammlungen und die darauffolgenden Tage und Monate ganz anders erleben.

Viele von Ihnen haben schon damit angefangen. Am Anfang der Versammlung haben Sie beim Gebet nicht bloß zugehört. Sie haben Ihren Glauben in die Bitte mit eingebracht, wir mögen damit gesegnet werden, dass der Heilige Geist auf uns ausgegossen wird. Als Sie sich mit Ihrer stillen Bitte im Namen Jesu Christi angeschlossen haben, sind Sie ihm auch nähergekommen. Dies ist seine Konferenz. Nur der Heilige Geist kann uns die Segnungen bringen, die der Herr sich für uns wünscht. Weil er uns so liebt, hat er verheißen, dass wir dies spüren können:

„Was auch immer sie, bewegt vom Heiligen Geist, reden werden, wird heilige Schrift sein, wird der Wille des Herrn sein, wird der Sinn des Herrn sein, wird das Wort des Herrn sein, wird die Stimme des Herrn sein und die Macht Gottes zur Errettung.

Siehe, dies ist die Verheißung des Herrn an euch, o ihr meine Knechte.

Darum seid guten Mutes und fürchtet euch nicht, denn ich, der Herr, bin mit euch und werde euch beistehen; und ihr sollt von mir, ja, Jesus Christus, Zeugnis geben, dass ich der Sohn des lebendigen Gottes bin, dass ich war, dass ich bin und dass ich kommen werde.“ (LuB 68:4-6.)

Jedes Mal, wenn ein Diener Gottes ans Rednerpult tritt, können Sie beten und Ihren Glauben hinzufügen, damit die Verheißung des Herrn in Lehre und Bündnisse, Abschnitt 50, in Erfüllung geht:

„Wahrlich, ich sage euch: Wer von mir ordiniert und ausgesandt ist, das Wort der Wahrheit durch den Tröster zu predigen, im Geist der Wahrheit, predigt er es durch den Geist der Wahrheit oder auf eine andere Weise?

Und wenn es auf eine andere Weise geschieht, ist es nicht von Gott.

Und weiter: Wer das Wort der Wahrheit empfängt, empfängt er es durch den Geist der Wahrheit oder auf eine andere Weise?

Wenn es auf eine andere Weise geschieht, ist es nicht von Gott.

Wie kommt es also, dass ihr nicht verstehen und erkennen könnt, dass der, der das Wort durch den Geist der Wahrheit empfängt, es so empfängt, wie es durch den Geist der Wahrheit gepredigt wird?

Darum verstehen der, der predigt, und der, der empfängt, einander, und beide werden erbaut und freuen sich miteinander.“ (LuB 50:17-22.)

Sie können beten, wenn der Chor anfängt zu singen. Der Dirigent, die Organisten und die Chorsänger haben gebetet und mit einem Gebet im Herzen und mit Glauben daran geübt, dass die Musik und der Text Herzen erweichen und sie so den Glauben anderer stärken können. Sie singen für den Herrn, so als würden sie vor ihm stehen, und sie wissen, dass der Vater im Himmel ihren Gesang ebenso hört wie er auch ihre Gebete hört. Gemeinsam haben sie voller Liebe daran gearbeitet, dass die Verheißung des Erretters an Emma Smith wahr wird: „Denn meine Seele erfreut sich am Lied des Herzens; ja, das Lied der Rechtschaffenen ist ein Gebet für mich, und es wird mit einer Segnung auf ihr Haupt beantwortet werden.“ (LuB 25:12.)

Wenn Sie den Chorsängern nicht nur zuhören, sondern währenddessen auch beten, werden deren und Ihre Gebete mit einer Segnung auf das Haupt beantwortet werden. Sie werden die Liebe und Zustimmung des Erretters spüren. Alle, die in diesen Lobgesang einstimmen, werden spüren, wie ihre Liebe zum Herrn zunimmt.

Sie können beten, wenn ein Sprecher sich dem Ende seiner Botschaft nähert. Dann betet er nämlich gerade innerlich zum Vater, dass der Heilige Geist ihm für sein Zeugnis die Worte eingeben möge, die das Herz der Zuhörer erheben, ihnen Hoffnung machen und ihre Entschlossenheit stärken, immer an den Erretter zu denken und die Gebote zu halten, die er uns gegeben hat.

Das Zeugnis ist keine Zusammenfassung der Ansprache. Es ist die Bestätigung von Wahrheit, die der Geist denen ins Herz tragen kann, die um Hilfe, um Führung von Gott und darum beten, die reine Christusliebe zu empfangen.

Den Sprechern wird ein wahres Zeugnis eingegeben werden. Es mögen wenige Worte sein, doch sie dringen dem demütigen Zuhörer ins Herz, der hungrig nach dem guten Wort Gottes zur Konferenz gekommen ist.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie der Glaube guter Menschen dazu beitragen kann, dass am Ende einer Predigt vom Geist geführte Worte gesprochen werden. Mehr als einmal sagte mir jemand nach meinem Zeugnis: „Woher wussten Sie, dass ich das unbedingt hören musste?“ Inzwischen überrascht es mich nicht mehr, wenn ich gar nicht mehr weiß, was ich gesagt habe. Ich habe bei meinem Zeugnis die Worte gesprochen, aber der Herr war dabei und gab sie mir im jeweiligen Augenblick ein. Die Verheißung, dass der Herr uns die Worte in genau so einem Augenblick eingibt, gilt besonders für das Zeugnis (siehe LuB 24:6). Achten Sie genau auf die Zeugnisse, die in dieser Konferenz gegeben werden – Sie werden sich dem Herrn näher fühlen.

Sie können spüren, dass ich jetzt an die Stelle komme, wo ich meiner Botschaft für Sie noch ein Zeugnis für die Wahrheit hinzufügen möchte. Ihre Gebete werden mir helfen, die Worte zu finden, die vielleicht jemandem helfen, der sich von Herzen Antworten auf seine Fragen wünscht.

Ich gebe Ihnen mein sicheres Zeugnis, dass unser Vater im Himmel, der große Elohim, jeden Einzelnen von uns liebt und kennt. Unter seiner Anleitung war sein Sohn, Jehova, der Schöpfer. Ich bezeuge, dass Jesus von Nazaret als der Sohn Gottes geboren wurde. Er heilte Kranke, er gab Blinden das Augenlicht, er erweckte Tote zum Leben. Er zahlte den Preis für alle Sünden eines jeden Kindes des himmlischen Vaters, das auf die Erde kommt. Er zerriss die Bande des Todes für alle, als er sich an jenem ersten Ostersonntag aus dem Grab erhob. Er lebt auch heute, er ist ein Gott – auferstanden und verherrlicht.

Dies ist die einzige wahre Kirche, und Christus ist der Schlussstein. Thomas S. Monson ist sein Prophet für die ganze Welt. Die Propheten und Apostel, die Sie bei dieser Konferenz hören, sprechen für den Herrn. Sie sind seine Diener und sind ermächtigt, in seinem Namen zu handeln. Er geht seinen Dienern in der Welt voran. Das weiß ich. Und dies bezeuge ich in seinem Namen, ja, im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.