Der Geist des Tempels
Kathy Rossier, Kalifornien
Ich war zu Besuch bei meiner Tochter Callie in Las Vegas in Nevada, wohin sie vor kurzem mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern umgezogen war. Callies Gemeinde versammelte sich mittags, daher hatten wir am Morgen gemütlich Zeit, uns bereitzumachen und zu besprechen, was wir nach der Kirche tun wollten. Da Callie noch nicht dazu gekommen war, den Tempel zu besuchen, beschlossen wir, auf dem Tempelgelände ein paar Fotos von den Kindern zu machen.
Wie bei allen Tempeln ist auch das Gelände des Las-Vegas-Nevada-Tempels mit seinen Springbrunnen und herrlichen Blumen wunderschön und sehr gepflegt.
Seit Callie eine Geschichte gelesen hatte, die Präsident Thomas S. Monson erzählt hatte, wollte sie unbedingt ihre Kinder zum Tempel bringen, damit sie ihn berühren konnten (siehe „Frieden finden“, Liahona, März 2004, Seite 5f.). Zunächst erklärte sie ihrer Tochter Stella, wie heilig und wichtig der Tempel ist.
Das verstand Stella so gut, wie es ein dreijähriges Kind eben verstehen kann. Dann ermunterten wir sie, den Tempel zu berühren. Wir machten ein paar Fotos von Stella und von ihrem drei Monate alten Bruder, wie sie den Tempel berührten.
Als es Zeit war zu gehen, sträubte sich besonders Stella. Wir dachten, wir wüssten warum: Es gefiel ihr in der wunderschönen Umgebung, und zweifellos verspürte sie denselben Geist wie wir.
Nachdem wir sie ins Auto gebracht und angeschnallt hatten, fuhren wir los. Ich drehte mich um, winkte und sagte zu Stella: „Sag dem Tempel auf Wiedersehen!“ Sie schaute zum Tempel, winkte und sagte: „Auf Wiedersehen, Tempel! Auf Wiedersehen, Opa!“ Ich war mir nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden hatte, aber als ich mich zu Callie umwandte und sah, dass sie Tränen in den Augen hatte, wusste ich, dass wir beide dasselbe gehört hatten.
Stellas Großvater – mein Mann Tim – war vier Jahre vor Stellas Geburt verstorben. Sie hatte natürlich Bilder von ihm gesehen und auch in der Familie Unterhaltungen über über ihn gehört, aber an diesem Tag hatten wir ihn überhaupt nicht erwähnt.
Als Tim starb, hatten wir nur ein Enkelkind. Jetzt haben wir zwölf, und immer wenn ich eines dieser kostbaren Neugeborenen, die eben erst die Gegenwart unseres Vaters im Himmel verlassen haben, in den Armen halte, möchte ich fragen: „Bist du deinem Opa begegnet? Welche guten Ratschläge hat er dir mit auf den Weg gegeben?“
Mein Zeugnis von der Heiligkeit des Tempels wurde an diesem Tag gestärkt. Wir können unsere kleinen Kinder nicht mit hineinnehmen, aber wir können sie bis an die Tür bringen und ihnen erlauben, ihre Hand an die Tür zu legen, durch die zahllose würdige Mitglieder Einlass ins Haus des Herrn gefunden haben.