Was war mir am Wichtigsten?
Eleonora Sonnellini, Triest, Italien
Etwa nach der Hälfte meines dritten Studienjahres wurde mir klar, dass das Geld, das ich für Miete und Nebenkosten gespart hatte, nicht mehr bis zum Ende des Sommers reichen würde. Ich hatte zu der Zeit die Möglichkeit, arbeiten zu gehen, um die Kosten für das nächste Semester bestreiten zu können. Ich fand einen Teilzeitjob als Verkäuferin.
Alles lief gut, bis mein Dienstplan sich änderte und ich auch sonntags arbeiten musste. Bei meinem Einstellungsgespräch hatte ich den Sonntag nicht angesprochen, weil damals das Geschäft sonntags geschlossen war. Der Job war mir dennoch wichtig, und die Arbeit machte mir Spaß. Eine Freundin arbeitete auch dort, und wir konnten uns abwechseln, sodass jede an zwei Sonntagen frei hatte und an den anderen beiden arbeitete. So konnte ich einige der Versammlungen besuchen und meiner Berufung einigermaßen gerecht werden.
Allerdings stellte ich bald fest, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass ich meine sonntäglichen Aufgaben nicht erfüllen konnte, selbst wenn ich nicht jeden Sonntag arbeitete. Ich machte mir Gedanken darüber, wie ich die Situation ändern konnte. Nachdem ich darum gebetet hatte, einen Weg zu finden, wie sich das Herz meines Vorgesetzten erweichen ließe, las ich 1 Nephi 7. In Vers 19 las ich, dass sich das Herz der Brüder Nephis erweichte, nachdem Nephi gebetet hatte. Als sich dann die Gelegenheit ergab, sprach ich mit meinen Arbeitgebern über die Sonntagsarbeit.
Ich sagte meinen Vorgesetzten, dass ich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehöre, und sie fragten mich nach unseren Glaubensansichten. Als ich sie fragte, ob ich sonntags frei haben könne, sagten sie Nein. Sie wiesen darauf hin, dass ich bei meinem Einstellungsgespräch gesagt hatte, ich könne jeden Tag arbeiten. Religiös bedingte Einschränkungen hätte ich nicht erwähnt.
Die Monate vergingen, ohne dass sich etwas änderte, bis ich an einem Sonntag eilig die Versammlungen verließ, um rasch zur Arbeit zu gehen. Ich fragte mich: Was ist dir am Wichtigsten? Die Antwort kam sofort und unmissverständlich: die Kirche, das Evangelium, meine Berufung, von ganzem Herzen an den Sonntagsversammlungen teilnehmen und in Wort und Tat eine Jüngerin sein.
Ich entschloss mich, noch einmal zu fragen, ob ich sonntags frei bekommen könne, aber diesmal wollte ich das Kündigungsschreiben gleich mitnehmen, falls ich eine abschlägige Antwort erhielt.
Ich hatte gebetet, gefastet und aufmunternde Nachrichten von Freunden erhalten.
Bei meinem Gespräch war ich – trotz Herzklopfen – ruhig, weil ich wusste, dass ich das Richtige tat. Diesmal sagte mein Vorgesetzter Ja. Mein Gebet war erhört worden! Ich zerriss meine Kündigung, sobald ich zu Hause war.
Von den vielen Segnungen, die dieses Erlebnis mit sich brachte, war die unmittelbarste und offensichtlichste die, dass ich meinen Job behalten und dennoch den Sabbat heilighalten konnte. Dafür bin ich dem Herrn wirklich dankbar.