2016
Gruppendruck und Pisto
July 2016


Gruppenzwang und Pisto

Die Verfasserin lebt in Saltillo in Mexiko.

Endlich war ich mit meinen Freundinnen auf einer Party. Aber alle tranken.

girl at party

Als ich zwölf war, luden mich ein paar Mädchen aus meiner neuen Schule zu einer Geburtstagsparty ein. Es war die erste Party mit diesen Schulfreundinnen, zu der ich eingeladen worden war. Als ich meine Eltern fragte, ob ich hingehen dürfe, sagten sie Nein, weil die Party zu spät begann.

Kurze Zeit später erhielt ich eine weitere Einladung. Wieder bat ich meine Eltern um Erlaubnis, aber sie sagten wieder Nein. Ich war sauer. Durfte ich denn überhaupt keinen Spaß haben?

Dann plante eine meiner besten Freundinnen eine Party. Ich war eine der Ersten, die sie einlud. Diese Party begann früher als die anderen. Sie war nur für geladene Gäste und nicht weit weg von Zuhause. Ich bat meine Eltern um Erlaubnis und sie sagten Ja! Ich freute mich riesig.

Endlich war der Tag da. Als mich meine Eltern hinbrachten, sagten sie, dass sie mich um 22 Uhr wieder abholen würden. Auf der Party traf ich gleich einige Freundinnen. Zwanzig Minuten vergingen, aber das Geburtstagskind hatte ich noch nicht gesehen.

Ein junger Mann kam zu uns herüber und fragte: „Habt ihr Geld für das Pisto?“ Er machte ein Zeichen, sodass ich wusste, dass Pisto Bier war. Meine Freundinnen steuerten etwas bei. Ich hatte kein Geld dabei, deshalb verdrückte ich mich mit einigen Mädchen, während die anderen noch mit dem Geld zugange waren.

Endlich kam das Geburtstagskind an – mit einer Stunde Verspätung. Ich gratulierte meiner Freundin. Während wir noch redeten, tauchte ein Lastwagen auf. Ein paar Männer stiegen aus und luden zwei Kästen Bier ab. Alle scharten sich um sie und teilten das Bier aus. Meine Freundinnen gingen auch hin. Ich blieb allein zurück und beobachtete, wie sich die Jugendlichen um das Bier rangelten.

Meine Freundinnen kamen zu mir und boten mir auch eines an. „Nein, danke!“, sagte ich. Aber sie ließen nicht locker. Ich sagte nochmals Nein. Mein Herz schlug schneller. Ich fühlte mich seltsam, wie in einem spannenden Film, in dem ich die Hauptrolle spiele und mitten im Nirgendwo in der Falle sitze. Da hörte ich ein Auto hupen. Es waren meine Eltern! Ich verabschiedete mich nur ganz kurz und lief zum Auto.

Ich sprang hinein und atmete tief durch. Jetzt erst wurde mir richtig bewusst, wie bedrückend ich die Atmosphäre auf der Party empfunden hatte. Meine Mutter fragte, ob alles in Ordnung sei. „Ja“, antwortete ich, „aber etwas erstaunt mich.“

„Was denn?“, fragte mein Vater.

„Alle meine Freunde haben getrunken und ich stand verstört dabei und habe gehofft, dass irgendetwas Gutes passiert. Ich habe mir sehr gewünscht, dass ihr mich holt, und jetzt sitze ich hier im Auto.“ Ich schaute auf die Uhr im Auto. Es war noch vor 22 Uhr.

Meine Mutter sagte: „So läuft es üblicherweise bei Partys ab. Deshalb haben wir dir bisher auch nicht erlaubt, auf Partys zu gehen.“

Als ich an diesem Abend betete, dankte ich dem Vater im Himmel, dass meine Eltern so früh gekommen waren.

Wir Mitglieder der Kirche sind in der Welt, aber wir sind nicht wie die Welt. Ich habe erkannt, dass ich möglicherweise das Wort der Weisheit oder sogar das Gesetz der Keuschheit gebrochen hätte, wenn ich weiter auf solche Partys gegangen wäre. Vielen, die ich kenne, ist es so ergangen. Die meisten von ihnen gehören nicht der Kirche an, aber auch Mitglieder der Kirche können zu Fall kommen, wenn sie nicht stark bleiben.

Ich bin glücklich, dass ich die Entscheidung getroffen habe, nicht zu trinken. Zuerst dachte ich, meine Freundinnen würden sich hinterher über mich lustig machen, aber es zeigte sich, dass sie mich sogar noch mehr respektieren, weil sie meine Grundsätze kennen. Seit dieser Erfahrung habe ich keine Angst mehr, zu allem, was mir schaden kann, Nein zu sagen.