2016
Notfallvorsorge: Erdbeben und Ballonflaschen
August 2016


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Notfallvorsorge: Erdbeben und Ballonflaschen

Ricardo Sosa, Santa Lucia, Argentinien

earthquake wreckage

Illustration von Allen Garns

Als ich neun Monate alt war, wurden meine Eltern – damals ein junges Ehepaar mit drei Kindern und einem weiteren auf dem Weg – in Argentinien von einem Erdbeben der Stärke 7,5 überrascht. Als unser Haus einzustürzen begann, schnappten mein Vater und meine Mutter uns Kinder und rannten hinaus. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass wir unversehrt waren, schauten sie sich die Verwüstung ringsumher an. Mein Vater machte sich rasch ein Bild von den Schäden und Verlusten und erkannte, dass wir von der öffentlichen Trinkwasserversorgung abgeschnitten waren. Wir hatten nicht einmal genug Wasser, um uns den Staub von den einstürzenden Häusern abzuwaschen!

Als der erste Schock überwunden war, setzte sich mein Vater auf sein Fahrrad und fuhr zu seiner Mutter, die nur ein paar Straßen entfernt wohnte, um nach ihr zu sehen. Bei ihrem zerstörten Haus angekommen, ging er zur Hinterseite. Dort saß seine Mutter; sie hatte nur ein paar Kratzer abgekriegt.

Meine Großmutter bat meinen Vater, ein paar Gegenstände aus dem Schutt zu retten. Dabei fand er zwei Ballonflaschen (große Flaschen, in denen 20 bis 60 Liter Wein verkauft werden), die mit frischem Trinkwasser gefüllt waren. Sie hatten keinen Schaden genommen!

Wenige Monate vor dem Erdbeben hatte Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) die Mitglieder in aller Welt aufgefordert, Lebensmittel und Wasser einzulagern. Meine Großmutter, die sich erst kurz zuvor der Kirche angeschlossen hatte, hatte auf seinen Rat gehört. Dank dieser beiden Ballonflaschen hatte unsere Familie genug Wasser, um uns ein paar Tage lang zu versorgen, bis die Nothilfe eintraf.

Dieses Beispiel an Gehorsam, den meine Großmutter gezeigt hatte, war meinem Vater ein Zeugnis, und er schloss sich später der Kirche an. Inzwischen ist unsere Familie im Tempel gesiegelt worden. Ich bin sehr dankbar für den Glauben und Gehorsam meiner Großmutter. Sie hatte dem Aufruf, sich vorzubereiten, Folge geleistet.