Aus der Mission
Geht zu Rebecca!
Die Verfasserin lebt in Utah.
Niemand öffnete die Tür auf unser Klopfen hin, aber wir wussten, dass wir hierher gesandt worden waren, um einem Kind Gottes zu helfen.
Ich war schon ein paar Monate in der Illinois-Mission Chicago Süd tätig und befand mich noch in meinem ersten Gebiet. Das angrenzende Gebiet der Missionarinnen war vor kurzem geschlossen worden, daher waren wir für alle spanischsprachigen Freunde der Kirche zuständig, die dort wohnten. Zu diesen Interessierten gehörte eine Frau namens Rebecca.
Ihr Glaube beeindruckte mich bereits bei unserem ersten Treffen. Sie hatte eine Kellerwohnung. Wir mussten deshalb immer an ihr Fenster klopfen, damit sie uns die Tür öffnete. Die letzten Missionarinnen hatten begonnen, sie im Evangelium zu unterweisen, nachdem sie das Video Glauben an Christus finden bei der Kirche angefordert hatte. Hätte sie sich kein Video kommen lassen, hätten die Missionare sie vielleicht nie gefunden.
Ich konnte den Gesprächen mit Rebecca entnehmen, dass sie ein schweres Leben hatte. Sie war einmal sehr glücklich gewesen, aber jetzt war sie von ihrem Sohn und dem Rest ihrer Familie getrennt. Obwohl sie in bescheidenen Umständen lebte, spürte ich, dass der Herr sie sehr lieb hatte.
Ich wusste, dass sie bei unseren Lektionen den Heiligen Geist verspürte. Unsere Besuche besserten ihre Stimmung erheblich. Leider wohnte sie weit weg und wir konnten sie nicht so oft besuchen, wie wir es gerne wollten.
An einem Freitag hatten wir Zonenkonferenz. Anschließend wollten wir den Teil unseres Gebiets aufsuchen, wo sie wohnte, da wir ohnehin schon halbwegs dort waren. Wir fragten Rebecca, ob sie zu Hause wäre, aber sie sagte, sie müsse arbeiten. Wir beschlossen, trotzdem andere Freunde der Kirche in dem Gebiet zu besuchen.
Als wir noch etwas Zeit übrig hatten, überlegten wir, was wir sonst noch machen könnten. Meine Mitarbeiterin meinte: „Wie wäre es, wenn wir schauen, ob Rebecca zu Hause ist?“ Dieser Vorschlag erschien mir unsinnig, da Rebecca uns ja gesagt hatte, dass sie nicht zu Hause sein würde. Da hörte ich eine Stimme, die mir sagte: „Geht zurück und besucht sie!“ Es war ein Gefühl, als zöge mich etwas buchstäblich in die Richtung von Rebeccas Wohnung. Es war die stärkste Eingebung, die ich je erlebt habe.
Ich sagte meiner Mitarbeiterin, sie solle das Auto wenden, und dann fuhren wir zu Rebecca. Wir klopften zweimal ans Fenster, doch niemand rührte sich. Ich war sehr enttäuscht, weil ich wusste, dass der Herr uns aus gutem Grund hierher geschickt hatte. Ich schlug vor, noch einmal zu klopfen. Wir warteten und wollten gerade wieder gehen, als Rebecca die Tür öffnete.
Sie war zu Hause, weil man ihr gerade gekündigt hatte, und sie brauchte dringend jemanden, mit dem sie reden konnte. Sie hatte darum gebetet, dass wir kommen würden. Wir seien ihre Engel, meinte sie. Wir konnten mit ihr reden und sie aufmuntern, indem wir ihr mehr vom Evangelium erzählten.
Ich bin sehr dankbar, dass der Vater im Himmel sich um jedes seiner Kinder sorgt und dass er Rebeccas Gebet erhörte. Ich bin dankbar, dass wir der Eingebung folgten und sie besuchten, sodass wir die Antwort auf ihr Gebet sein konnten. Unser Vater im Himmel weiß, was alles in unserem Leben vor sich geht. Wenn wir auf ihn bauen und ihn voll Glauben bitten, hilft er uns und gibt uns das, was wir brauchen.