Stella lässt ihr Licht leuchten
Die Verfasserin lebt in Colorado.
„Hallo! Hallo! Willkommen bei uns hier!“ (Liederbuch für Kinder, Seite 130)
Stella zupfte ihr Kleid zurecht. Es fühlte sich noch immer seltsam an, ein Kleid zu tragen, wenn sie in die Kirche ging. In der Kirche, in die sie früher gegangen war, trugen die Mädchen sonntags lange oder kurze Hosen. Aber nicht in ihrer neuen Kirche. Sie und ihre Mutter hatten sich gerade in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage taufen lassen.
Stella seufzte, als sie in den Spiegel schaute. Sie freute sich sehr, das erste Mal als offizielles Mitglied in die Kirche zu gehen, aber sie war auch nervös. Bisher war sie immer die gesamte Versammlungszeit über bei Mutti geblieben. Aber diesmal würde sie zur PV gehen.
Stella betrachtete sich im Spiegel. Was, wenn sie gar nicht in die Gruppe passte? Oder wenn die anderen Kinder sie nicht mochten?
„Stella? Bist du fertig?“, rief Mutti.
Stella ging die Treppe hinunter. „Sehe ich so okay aus?“, fragte sie.
Mutti lächelte. „Du siehst sehr hübsch aus.“
Stella verzog das Gesicht. „Du musst das ja sagen. Du bist schließlich meine Mutti.“
„Du hast Recht. Ich muss das wirklich sagen. Es stimmt nämlich!“
Nun lächelte Stella ein wenig. Ihre Mutter schaffte es irgendwie immer, dass sie sich besser fühlte. Aber ihr war immer noch mulmig. Was, wenn keins der anderen Kinder mit ihr reden wollte? In der Schule hatte sie ja Freunde, aber die gehörten nicht ihrer neuen Kirche an. Sie wünschte, sie hätte wenigstens eine einzige Freundin, die mit ihr in die Kirche ging!
„Mir ist gerade etwas eingefallen, was ich noch machen muss“, erklärte Stella ihrer Mutter.
Sie rannte noch einmal nach oben und kniete sich an ihrem Bett hin. „Lieber Vater im Himmel, bitte hilf mir doch, Freunde zu finden. Ich glaube ja, dass das wahr ist, was die Missionare erzählt haben, aber ich habe Angst!“
Nach dem Gebet blieb Stella noch auf den Knien und horchte in sich hinein. Schon nach kurzer Zeit stieg ein schönes, friedvolles Gefühl in ihr auf, und sie war nicht mehr ganz so aufgeregt.
In der Kirche setzten sich Stella und ihre Mutter zu einer Familie mit drei kleinen Mädchen. Die Eltern stellten sich vor Beginn der Versammlung vor und unterhielten sich ein wenig mit Stellas Mutter. Stella half den Mädchen, ein Bild von Jesus auszumalen.
Da kam Bischof Albrecht zu ihnen. „Schwester Krause! Stella! Herzlich willkommen!“ Er lächelte sie freundlich an und reichte ihnen die Hand. Stella hatte ganz vergessen, wie nett alle Leute in der Kirche waren! Vielleicht würde sie ja doch eine Freundin finden.
Nach der Abendmahlsversammlung ging Stella zur PV. Als sie sich hinsetzte, schaute sie unsicher zu den anderen Kindern. Die unterhielten sich und schienen sie gar nicht zu bemerken. Stella sank der Mut. Also würde sie doch ganz allein sein!
Genau in dem Moment kam ein Mädchen in Stellas Alter herein. „Sie sieht auch unsicher aus“, dachte Stella. „Ich könnte zu ihr gehen und sie ansprechen.“
Sie holte tief Luft und ging auf das Mädchen zu. „Hallo, ich bin Stella. Ich bin neu hier. Magst du dich vielleicht zu mir setzen?“ Stella hielt den Atem an. Würde das Mädchen sich mit ihr anfreunden wollen?
Ein vorsichtiges Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Mädchens. „Ich bin Sarah. Ich bin auch neu hier. Meine Familie ist gerade aus Österreich hierher gezogen.“
„Meine Mutti und ich haben uns vor zwei Wochen taufen lassen“, erwiderte Stella. „Ich weiß nicht genau, was man hier machen muss.“
Nun lächelte Sarah schon breiter. „Das finden wir gemeinsam heraus!“
Stella und Sarah setzten sich zu ihrer Klasse. Manchmal schaute Stella zu Sarah hinüber und lächelte ihr zu. Sarah lächelte zurück. Stella war ruhig und glücklich. Sie wusste, dass der Vater im Himmel ihr Gebet erhört und ihr geholfen hatte, eine Freundin zu finden.
Im Unterricht bat die Lehrerin Stella und Sarah, sich vorzustellen.
Stella stand auf und sagte: „Ich heiße Stella Krause. Meine Mutter und ich haben uns vor zwei Wochen taufen lassen.“ Dann hielt sie kurz inne und musste unwillkürlich lächeln, als sie ihre neue Freundin anblickte. „Und das ist meine Freundin Sarah.“