2017
Die verlorene Brieftasche
April 2017


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Die verlorene Brieftasche

lost wallet

Illustration von Wilson J. Ong

Vor kurzem bin ich mit meiner Familie umgezogen. Ich hatte einige Mitglieder der Kirche gebeten, mir bei Arbeiten im neuen Haus zu helfen. Als wir mitten in der Arbeit steckten, musste ich noch einmal los, um weiteres Material dafür zu kaufen. Später, als alles fertig war, merkte ich, dass meine Brieftasche verschwunden war. Der Schreck fuhr mir in die Glieder, denn in der Brieftasche waren nicht nur all meine Papiere, sondern auch Geld, das ich gerade erst am selben Morgen von einem Kunden erhalten hatte. Also verfolgte ich meinen Weg zurück bis dahin, wo ich meine Einkäufe erledigt hatte, doch die Brieftasche war und blieb verschwunden. Ich ging wieder nach Hause und suchte dort. Vielleicht war sie mir ja irgendwo heruntergefallen? Wieder Fehlanzeige. Nun wurde mir bewusst, dass ich mir womöglich alle Papiere neu besorgen musste. Da fragte mich ein Freund, der gerade gehen wollte: „Hast du denn schon gebetet?“

Sofort dachte ich: „Natürlich habe ich schon gebetet!“

Aber ehrlich gesagt hatte ich noch nicht mit wirklichem Vorsatz gebetet. Stattdessen hatte ich dem Vater im Himmel meinen Willen aufzwingen wollen, als sei es irgendwie seine Pflicht, mir beim Wiederfinden meiner Brieftasche zu helfen. Aber dann fiel mir die Schriftstelle in Jesaja 55:8 ein: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege.“

Am Sonntag darauf ging ich in die Kirche. Ein Bruder, der am Tag zuvor bei mir gewesen war, erzählte mir, er habe innig dafür gebetet, ich möge meine Brieftasche wiederfinden. Er sagte, er habe gespürt, dass ich sie finden werde. Später am selben Tag fing ich an, bei meinem persönlichen Studium das Buch Receiving Answers to Our Prayers (Antworten auf Gebete erhalten) von Elder Gene R. Cook, einem emeritierten Mitglied der Siebziger, zu lesen. Auf der ersten Seite stand eine Geschichte von jemandem, der genau dasselbe Problem gehabt hatte wie ich: Der Sohn von Elder Cook hatte seine Brieftasche verloren, daher betete er gemeinsam mit seiner Familie dafür, dass sie die Brieftasche finden mögen.

Nachdem ich diese Begebenheit gelesen hatte, nahm ich mir ein Beispiel daran und rief meine Frau und meine Kinder herbei. Wir bildeten einen Kreis, und jeder sprach ein Gebet und flehte den Herrn an, er möge uns helfen, die Brieftasche wiederzufinden, wenn dies sein Wille sei.

Danach betete ich noch alleine. Ich hatte schon vorher erlebt, wie machtvoll ein Gebet sein kann, aber jetzt bat ich den Vater im Himmel, er möge unser Gebet erhören, um den Glauben meiner Frau und meiner Kinder zu stärken.

Am nächsten Tag rief mich ein Mann an. Er hatte meine Brieftasche mit dem Geld gefunden! Da fing ich wie ein Kind zu weinen an, weil mein Gebet erhört und der Glaube meiner Familie gestärkt worden war.

Obwohl der Vater im Himmel so viele Kinder hat, um die er sich kümmern muss, weiß ich doch, dass er jedem von uns Antwort gibt – zu seiner Zeit und auf seine Weise.