In Vorbereitung auf eine neue Reise
Die Verfasserin lebt in Paraná in Brasilien.
Wie Nephi, der ins Ungewisse segelte, musste ich Glauben an den Herrn ausüben, als ich eine Familie gründete.
In den Wochen unmittelbar vor meiner Hochzeit und Siegelung im Tempel wurde ich allmählich ein wenig unruhig, weil ich noch sehr viel erledigen musste, ehe mein Eheleben begann. Obwohl dies ja eine Zeit der Freude war, fühlte ich mich gestresst: Wir mussten unseren gemeinsamen Tagesablauf planen, unsere Finanzen ordnen und Lagerraum für unser Hab und Gut finden – und dann waren da noch all meine neuen Aufgaben als Ehefrau. Ich wollte sicherstellen, dass wir in unserer Ehe von Anfang an die richtigen Prioritäten setzten, nämlich die Gebote zu halten und trotz unseres geschäftigen Alltags als Ehepaar Zeit miteinander zu verbringen.
Als die Hochzeit näher rückte, wurde ich unerwartet von einer ganzen Reihe Albträumen heimgesucht, in denen es um alle möglichen Probleme ging, die eine Familie bedrängen können. Da ich aus einer Familie stamme, in der wir einander zwar lieb hatten, aber wo es auch immer wieder heftige Streitigkeiten und tiefen Kummer gab, gingen mir die schlechten Träume näher, als es gut war. Eines Nachts schreckte ich – wie schon in etlichen Nächten davor – wieder einmal schweißgebadet hoch. Da entschloss ich mich, dem Rat von Neill F. Marriott, der Zweiten Ratgeberin in der Präsidentschaft der Jungen Damen, zu folgen, den sie den Mitgliedern der Kirche in ihrer Ansprache „Wenn man sein Herz Gott hingibt“ (Liahona, November 2015, Seite 30ff.) gibt. Ich schloss die Augen und betete: „Lieber Vater im Himmel, was kann ich nur tun, um all dieses Schlechte von meiner Familie fernzuhalten?“
Die Antwort schoss mir so blitzartig und eindrücklich in den Sinn, als hätte sie mir jemand direkt in den Kopf gepflanzt. Die leise, sanfte Stimme gab mir ein: „Mach einfach nur das, was richtig ist. Sei bei jedem Schritt treu.“ Der Heilige Geist flüsterte mir dann noch ein paar konkrete Ratschläge zu, und ich spürte, dass alles gut werden würde, wenn ich genau das täte.
Nun lächelte ich und war innerlich von Wärme erfüllt. Auf einmal waren alle Sorgen vergessen, denn ich wusste, dass es stimmte! Ich hatte den Heiligen Geist schon öfter verspürt, aber noch nie so stark wie in jener Nacht. Ich fühlte mich eingehüllt in die Liebe des Vaters im Himmel und des Heilands, und ich wusste, dass ihnen das Wohlergehen und die Errettung meiner Familie genauso wichtig waren wie mir.
Als weitere Bestätigung kam mir noch eine Begebenheit aus den heiligen Schriften in den Sinn, nämlich als Nephi vom Herrn geboten wurde, ein Schiff zu bauen: „Und es begab sich: Der Herr sprach zu mir, nämlich: Du sollst ein Schiff bauen auf die Weise, die ich dir zeigen werde, damit ich dein Volk über diese Wasser führen kann.“ (1 Nephi 17:8; Hervorhebung hinzugefügt.)
Nephi und seine Familie hatten Jahre in der Wildnis zugebracht und Bedrängnisse aller Art ertragen. Er hätte sich fürchten können, eine Reise über das Meer anzutreten, und zulassen können, dass seine Ängste seinen Glauben übermannten. Doch das tat er nicht. Stattdessen nahm er Gottes Anweisungen an und befolgte sie. Er glaubte daran, dass Gottes Verheißungen sich erfüllen würden. Der Herr sagte Nephi nie, dass keine Stürme aufkommen oder keine Wellen gegen das Schiff peitschen würden. Aber er sagte ihm, dass er fähig sein werde, seine Familie wohlbehalten über das Meer zum verheißenen Land zu führen, sofern er die Anweisungen des Herrn befolgte.
Da wurde mir klar, dass auch ich viele Jahre lang durch die Wildnis gereist war und nun das Meer vor mir hatte und mich auf eine neue Reise vorbereitete: die Ehe. Ich bin berufen – und das gilt wohl für alle Familien in der Kirche Jesu Christi –, ein Schiff zu bauen und dabei Gottes Anweisungen zu befolgen.
Nachdem mein Mann und ich geheiratet hatten, traten tatsächlich Probleme auf. Ich wurde krank, und wir hatten es schwer, unsere Finanzen im Lot zu halten und uns all die guten Gewohnheiten, die wir uns als Richtschnur genommen hatten, wirklich zu eigen zu machen.
Aber ich bewahrte mir den Rat, den ich in jener Nacht erhalten hatte, im Herzen. Wir bemühten uns täglich, Gottes Wort zu lernen und von Herzen wertzuschätzen, dem guten Beispiel unserer lieben Führer – und dazu zählt auch Christus – zu folgen und uns zu bessern. Mein Zeugnis vom Gebet wurde stärker, und ich kostete wahrlich von der Liebe des Vaters für uns. Allmählich entwickelte ich mehr Vertrauen und hatte weniger Angst. Wir erkannten, dass wir durch die Schwierigkeiten, die uns begegneten, Fortschritt machten. Heute ist unser Zuhause wie ein kleines Stückchen Himmel.
Wir sind zwar noch immer am Anfang unserer Reise, aber zu heiraten und eine Familie zu gründen war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Mein Herz ist voller Freude, wenn ich an die heilige Handlung denke, die wir im Tempel empfangen haben, und mir klarmache, dass sie durch Gottes Vollmacht gesiegelt wurde. Je mehr ich begreife, wie wichtig die Familie im Plan des himmlischen Vaters ist und wie heilig der Bund ist, den wir eingegangen sind, desto mehr möchte ich anderen Familien helfen, die gleiche heilige Handlung zu empfangen.
Ich habe erkannt, dass wir uns nicht darum zu sorgen brauchen, was kommen mag, denn „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Timotheus 1:7). Wir müssen einfach nur gehorchen, den Anweisungen folgen, die wir durch die heiligen Schriften und die Worte der lebenden Propheten erhalten, und im Gebet um zusätzliche persönliche Anleitung bitten. Wenn wir das tun, können wir das Meer der Letzten Tage mit Zuversicht überqueren. Welche Probleme uns auch begegnen, unsere Lieben sind in Sicherheit.