Das rote Los
Die Verfasserin lebt in Utah.
O nein! Daniel musste wieder ein Los abgeben.
„Wenn dein Herz voll Liebe ist, kannst du glücklich sein.“ (Liederbuch für Kinder, Seite 39)
Max schaute sich die Matheaufgabe an der Tafel an und schrieb sie schnell in sein Heft. Mathe war sein Lieblingsfach, daher wollte er gut aufpassen. Er konnte aber kaum hören, was Frau Senger sagte, weil sein Freund Daniel immerzu redete.
„Psst! Ich verstehe nichts, Daniel!“, flüsterte Max. Aber Daniel redete weiter. Schließlich hörte Frau Senger ihn.
„Daniel, du störst wieder“, sagte sie. „Du bist schon gewarnt worden. Jetzt musst du mir ein Los geben.“
Daniel griff langsam unter seinen Schreibtisch und gab ihr ein rotes Los. Er ließ die Schultern hängen und starrte auf den Boden. Frau Senger gab den Schülern Lose, wenn sie sich gut benahmen und ihre Anweisungen befolgten. Die Schüler schrieben dann ihren Namen auf die Lose und steckten sie am Ende des Tages in eine Dose. Wenn man sich schlecht benahm, musste man jedoch ein Los zurückgeben. Freitags zog Frau Senger immer ein Los aus der Dose, und der Gewinner durfte sich einen Preis aus der Klassenschatzkiste aussuchen. Daniel musste viele Lose zurückgeben, weil er oft schwatzte. Deshalb wurde sein Name nicht oft gezogen. Max hatte Mitleid mit Daniel, weil er schon wieder ein Los abgeben musste.
In der Pause rannte Max nach draußen, um Fußball zu spielen. Er sah Daniel alleine bei den Schaukeln stehen. Er merkte, dass Daniel weinte. Max wollte ihn trösten.
„Hast du Lust, Fußball zu spielen?“, fragte Max.
Daniel antwortete nicht. Max wollte weiter mit ihm reden, aber Daniel drehte ihm einfach den Rücken zu.
„Ich bin auf dem Fußballplatz, falls du es dir anders überlegst.“
Max ging mit seinen anderen Freunden spielen, musste aber dauernd an Daniel denken. Max wurde ja bald acht und wollte sich taufen lassen. Er wollte wie Jesus ein guter Freund sein. Konnte er Daniel irgendwie helfen, nicht mehr in Schwierigkeiten zu geraten?
Am nächsten Tag wurde die Klasse in kleine Gruppen aufgeteilt und las eine Geschichte. Anstatt zu lesen, warf Daniel sein Buch hoch.
Max versuchte, ihn aufzuhalten. „Daniel, wir sollen das Buch lesen, nicht damit spielen.“
Daniel warf das Buch wieder hoch. Frau Senger sah es, als es fast die Decke traf. Sie ging zu Daniel, streckte ihm die Hand entgegen und wartete auf ein Los. Daniel griff unter seinen Schreibtisch. Er erschrak und suchte weiter.
„O, nein! Er hat wohl keine Lose mehr“, dachte Max. Ohne Lose musste Daniel in der Pause drinnen bleiben. Max dachte schnell nach. Was konnte er nur tun? Dann hatte er eine gute Idee.
„Daniel“, sagte Frau Senger, „wenn du kein Los für mich hast, dann …“
Max holte tief Luft. „Darf ich für ihn zahlen, Frau Senger?“, fragte er.
Plötzlich waren alle ganz still. So etwas hatte noch nie jemand gefragt. Max war nicht sicher, was sie sagen würde.
Frau Senger sah überrascht aus. Dann lächelte sie. „Du bist ein sehr guter Freund. Ja, du darfst Daniels Los für ihn zahlen.“ Max gab Frau Senger eins seiner Lose.
„Danke, Max“, sagte Daniel.
„Klar doch“, erwiderte Max. „Möchtest du jetzt mit mir lesen?“
Daniel nickte und griff nach seinem Buch.
Als Daniel anfing zu lesen, war Max ganz warm ums Herz und er war glücklich. Diese gute Idee war vom Heiligen Geist gekommen. Max wusste, dass Jesus sich gewünscht hatte, dass er Daniel hilft – weil Jesus Daniel liebhat. Und Max spürte, dass Jesus ihn auch liebhat.