Anderen mit der Macht und Vollmacht Gottes dienen
Wir dienen in seinem Namen, mit seiner Macht und Vollmacht und mit seiner liebevollen Güte.
Meine lieben Brüder, danke, dass Sie sich so hingebungsvoll dem Herrn und seinem heiligen Werk widmen. Es ist mir wirklich eine Freude, bei Ihnen zu sein. Als neue Erste Präsidentschaft danken wir Ihnen für Ihre Gebete und Ihre Unterstützung. Wir sind dankbar, dass Sie ein gutes Leben führen und dem Herrn dienen. Bei Ihren Berufungen sind Pflichterfüllung und Selbstlosigkeit genauso wichtig wie bei unserer Berufung. Ich habe mein Leben lang Aufgaben in der Kirche erfüllt und dabei erkannt, dass es wirklich keine Rolle spielt, wo man dient. Worauf es dem Herrn ankommt, ist, wie man dient.
Ich bin Präsident Thomas S. Monson von ganzem Herzen dankbar. Er war mir über 50 Jahre lang ein Vorbild. Seine Ratgeber, Präsident Henry B. Eyring und Präsident Dieter F. Uchtdorf, kann ich nur zutiefst bewundern. Wie sie dem Herrn und seinen Propheten dienen, kann ich nur loben. Diese beiden eifrigen Diener haben neue Aufgaben erhalten. Sie erfüllen ihre Aufträge weiterhin voller Elan und Hingabe. Ich empfinde für beide Respekt und Zuneigung.
Es ist ein bemerkenswerter Segen, in der wahren und lebendigen Kirche des Herrn mit der Macht und Vollmacht des Herrn zu dienen. Die Wiederherstellung des Priestertums Gottes, einschließlich der Schlüssel des Priestertums, eröffnet würdigen Heiligen der Letzten Tage die größten geistigen Segnungen. Wir sehen, wie diese Segnungen Frauen, Männern und Kindern auf der ganzen Welt zufließen.
Wir sehen glaubenstreue Frauen, denen bewusst ist, was sie kraft ihrer Berufung, ihres Endowments und der anderen heiligen Handlungen des Tempels vermögen. Diese Frauen wissen, wie man die Mächte des Himmels herabruft, um ihren Mann, ihre Kinder und andere Menschen, die sie lieben, zu beschützen und zu stärken. Es sind geistig starke Frauen, die in ihren Berufungen mit der Macht und Vollmacht Gottes furchtlos führen, lehren und anderen dienen.1 Wie dankbar bin ich für diese Frauen!
Ebenso sehen wir glaubenstreue Männer, die sich der Vorzüge würdig erweisen, die ihnen als Priestertumsträgern gewährt sind. Sie führen und dienen, indem sie auf die Weise des Herrn Opfer bringen – mit Liebe, Güte und Geduld. Sie segnen, lenken, beschützen und stärken andere durch die Macht des Priestertums, das sie tragen. Sie lassen für diejenigen, denen sie dienen, Wunder geschehen und sorgen gleichzeitig für die Sicherheit ihrer Ehe und Familie. Sie meiden das Böse und sind mächtige Älteste in Israel.2 Ich bin sehr dankbar für sie!
Ich würde nun gerne etwas ansprechen, was mir Sorgen bereitet. Es geht darum, dass zu viele unserer Brüder und Schwestern das Konzept der Macht und Vollmacht des Priestertums nicht voll und ganz verstehen. Sie handeln so, als wollten sie lieber ihre eigenen egoistischen Wünsche und Gelüste befriedigen, als die Macht Gottes zum Segen seiner Kinder einzusetzen.
Ich fürchte, dass zu viele unserer Brüder und Schwestern nicht erfassen, welche Vorzüge sie genießen könnten.3 Beispielsweise verhalten sich ein paar unserer Brüder so, als würden sie nicht verstehen, was das Priestertum ist und wozu es sie befähigt. Lassen Sie mich ein paar konkrete Beispiele nennen.
Vor kurzem besuchte ich eine Abendmahlsversammlung, in der ein Neugeborenes einen Namen und einen väterlichen Segen bekommen sollte. Der junge Vater hielt seine süße kleine Tochter auf dem Arm, gab ihr einen Namen und sprach dann ein wunderschönes Gebet. Doch er gab ihr keinen Segen. Dieses niedliche kleine Mädchen bekam einen Namen, aber keinen Segen! Dieser gute Älteste kannte nicht den Unterschied zwischen einem Gebet und einem Priestertumssegen. Mit der Macht und Vollmacht im Priestertum, die er hatte, hätte er sein Kind segnen können, aber er hat es nicht getan. Ich dachte: „Eine verpasste Gelegenheit!“
Ich möchte noch ein paar Beispiele nennen. Wir wissen von Brüdern, die Schwestern als Führungsbeamte oder Lehrerin in der PV, bei den Jungen Damen oder in der FHV einsetzen, doch sie segnen sie nicht mit der Macht, ihre Berufung zu erfüllen. Sie ermahnen nur oder geben Anweisungen. Wir erleben, dass ein würdiger Vater seiner Frau und seinen Kindern keine Priestertumssegen gibt, obwohl sie genau das bräuchten. Die Macht des Priestertums wurde auf der Erde wiederhergestellt, doch viel zu viele Brüder und Schwestern durchleben schreckliche Prüfungen, ohne jemals einen echten Priestertumssegen zu empfangen. Welch eine Tragödie! Doch da können wir Abhilfe schaffen.
Brüder, wir tragen das heilige Priestertum Gottes! Wir haben seine Vollmacht, sein Volk zu segnen. Denken Sie nur an die bemerkenswerte Zusicherung, die der Herr uns gegeben hat: „Wen auch immer du segnest, den werde ich segnen.“4 Es ist unser Vorzug, im Namen Jesu Christi zu handeln, um Gottes Kindern den Segen zu geben, der seinem Willen entspricht. Pfahlpräsidenten und Bischöfe, bitte sorgen Sie dafür, dass jedes Mitglied der Kollegien in Ihrem Verantwortungsbereich weiß, wie man einen Priestertumssegen gibt, und auch weiß, dass eigene Würdigkeit und geistige Vorbereitung erforderlich sind, damit man die Macht Gottes voll und ganz in Anspruch nehmen kann.5
Allen Brüdern, die das Priestertum tragen, sage ich: Bitte motivieren Sie die Mitglieder, ihre Bündnisse zu halten, zu fasten und zu beten, in den heiligen Schriften zu lesen, im Tempel Gott zu verehren und voller Glauben als Männer und Frauen Gottes anderen Gutes zu tun. Wir können allen helfen, mit gläubigen Augen zu sehen, dass sie durch Gehorsam und Rechtschaffenheit Jesus Christus näherkommen, und wir können ihnen dazu verhelfen, dass der Heilige Geist sie begleitet und dass sie im Leben Freude erfahren!
Ein Merkmal der wahren und lebendigen Kirche des Herrn wird immer sein, dass es eine Struktur und Anleitung dafür gibt, wie man sich um die einzelnen Kinder Gottes und deren Familie kümmern soll.6 Da dies die Kirche des Herrn ist, nehmen wir als seine Diener uns des Einzelnen an, so wie der Herr es getan hat.7 Wir dienen in seinem Namen, mit seiner Macht und Vollmacht und mit seiner liebevollen Güte.
Vor über 60 Jahren habe ich in Boston etwas erlebt, was mir gezeigt hat, welch immensen Einfluss es haben kann, wenn man sich des Einzelnen annimmt. Ich machte gerade meine Facharztausbildung als Chirurg im Massachusetts General Hospital und hatte jeden Tag, jede zweite Nacht und jedes zweite Wochenende Dienst. Für meine Frau, unsere vier Kinder und die Teilnahme am Kirchenleben hatte ich nur wenig Zeit. Dennoch teilte mich unser Zweigpräsident als Heimlehrer für Wilbur und Leonora Cox ein, in der Hoffnung, dass Bruder Cox wieder in der Kirche aktiv werden würde. Er und seine Frau waren im Tempel gesiegelt worden.8 Wilbur kam jedoch schon seit vielen Jahren nicht mehr in die Kirche.
Mein Heimlehrpartner und ich gingen zu ihnen nach Hause. Als wir hereinkamen, begrüßte Schwester Cox uns herzlich,9 Bruder Cox aber ging kurzerhand in ein anderes Zimmer und schloss die Tür.
Ich ging zu der geschlossenen Tür und klopfte an. Einen Augenblick später hörte ich ein gedämpftes „Herein“. Ich öffnete die Tür und sah Bruder Cox neben einem Berg von Amateurfunkzubehör sitzen. Der Raum war klein, doch er zündete sich eine Zigarre an. Ich war ganz offensichtlich nicht willkommen.
Ich sah mich staunend in dem Raum um und sagte: „Bruder Cox, über Amateurfunk wollte ich schon immer besser Bescheid wissen. Wären Sie bereit, mir das eine oder andere zu erklären? Heute Abend kann ich leider nicht länger bleiben, aber könnte ich ein andermal wiederkommen?“
Er zögerte kurz, und dann willigte er ein. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Ich besuchte ihn wieder, und er brachte mir etwas bei. Allmählich gewann ich ihn lieb und empfand Respekt für ihn. Bei den nachfolgenden Besuchen erkannte ich, was für ein großartiger Mensch er war. Wir wurden sehr gute Freunde, und auch unsere lieben Gefährtinnen für die Ewigkeit freundeten sich miteinander an. Nach einer Weile zog meine Familie fort. Die zuständigen Führungsbeamten kümmerten sich weiterhin um Familie Cox.10
Etwa acht Jahre nach diesem ersten Besuch wurde der Pfahl Boston gegründet.11 Raten Sie mal, wer der erste Pfahlpräsident dort war! Genau! Bruder Cox! Später war er dann auch Missionspräsident und Tempelpräsident.
Jahre später hatte ich als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel den Auftrag, im Kreis Sanpete in Utah einen neuen Pfahl zu gründen. Ich führte die üblichen Unterredungen und war angenehm überrascht, als ich dort meinen lieben Freund Bruder Cox wiedertraf! Ich hatte die Eingebung, ihn als neuen Pfahlpatriarchen zu berufen. Nachdem ich ihn ordiniert hatte, umarmten wir uns und weinten. Die anderen im Raum fragten sich, weshalb wir beiden erwachsenen Männer wohl weinten. Doch wir wussten es. Und Schwester Cox auch. Das waren Freudentränen! Wir dachten still an diese unglaubliche Reise voller Liebe und Umkehr zurück, die vor über 30 Jahren eines Abends bei ihnen daheim angefangen hatte.
Doch die Geschichte ist noch nicht vorbei. Zu der Familie der Eheleute Cox gehören inzwischen 3 Kinder, 20 Enkelkinder und 54 Urenkel. Dazu kommt noch der Einfluss, den die beiden auf hunderte Missionare, auf tausende Tempelbesucher und auf hunderte Mitglieder hatten, die von Wilbur Cox ihren Patriarchalischen Segen empfingen. Der Einfluss von Wilbur und Leonora wird über viele Generationen hinweg auch weiterhin überall auf der Welt seine Kreise ziehen.
Erlebnisse wie das mit Wilbur und Leonora Cox ereignen sich in dieser Kirche jede Woche, ja, hoffentlich jeden Tag. Eifrige Diener des Herrn Jesus Christus vollbringen mit seiner Macht und Vollmacht sein Werk.
Brüder, es gibt Türen, die wir öffnen können, Priestertumssegen, die wir spenden können, Herzen, die wir heilen können, Lasten, die wir heben können, Zeugnisse, die wir stärken können, Leben, die wir retten können, und Freude, die wir den Heiligen der Letzten Tage ins Haus bringen können – und all das, weil wir das Priestertum Gottes tragen. Wir sind die Männer, die „von Grundlegung der Welt an gemäß dem Vorherwissen Gottes und aufgrund [unseres] außerordentlichen Glaubens … berufen und vorbereitet“ wurden, dieses Werk zu verrichten.12
Heute möchte ich Sie im wahrsten Sinne des Wortes auffordern, sich mit mir zusammen in unserer großen, ewigen Bruderschaft zu erheben. Wenn ich Ihr Amt im Priestertum nenne, stehen Sie bitte auf und bleiben Sie stehen. Diakone, steht bitte auf! Lehrer, steht auf! Priester! Bischöfe! Älteste! Hohe Priester! Patriarchen! Siebziger! Apostel!
Brüder, bitte bleiben Sie stehen und stimmen Sie mit ein, wenn wir jetzt alle drei Strophen des Liedes „Erhebt euch, Männer des Herrn!“13 singen. Denken Sie dabei an Ihre Pflicht, als Gottes mächtige Armee dabei mitzuhelfen, die Welt auf das Zweite Kommen des Herrn vorzubereiten. Das ist unser Auftrag. Das ist unser Vorzug. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.