Sei wachsam
Dies ist das vierte Kapitel der neuen vierbändigen Reihe mit dem Titel Heilige: Die Geschichte der Kirche Jesu Christi in den Letzten Tagen. Das Buch wird in 14 Sprachen in gedruckter Form erscheinen, in der App Archiv Kirchenliteratur unter der Rubrik „Geschichte der Kirche“ und auf Heilige.lds.org. Weitere Kapitel erscheinen in künftigen Ausgaben, bis der erste Band im Laufe des Jahres veröffentlicht wird. Die Kapitel, die hier erscheinen, werden in 47 Sprachen in der App Archiv Kirchenliteratur und auf Heilige.lds.org bereitgestellt.
Die 21-jährige Emma Hale hörte das erste Mal von Joseph Smith, als Josiah Stowell ihn im Herbst 1825 anheuerte. Joseph und sein Vater sollten Josiah helfen, auf seinem Grundstück einen vergrabenen Schatz zu finden.1 Einem Gerücht zufolge, das in der Gegend kursierte, hatte eine Gruppe Eroberer vor hunderten von Jahren dort Silber abgebaut und versteckt. Josiah hatte davon gehört, dass Joseph die Gabe hatte, mit Sehersteinen umzugehen. Für seine Hilfe bei der Suche bot er ihm nicht nur einen guten Lohn, sondern auch einen Anteil am Fund an.2
Isaac Hale, Emmas Vater, unterstützte das Vorhaben. Nachdem Joseph und sein Vater auf der Farm der Familie Stowell im gut 240 Kilometer südlich gelegenen Harmony in Pennsylvania eingetroffen waren, diente er als Zeuge bei der Vertragsunterzeichnung. Auch bot er ihnen Unterkunft an.3
Kurz darauf lernte Emma Joseph kennen. Er war jünger als sie und über 1,85 Meter groß. Sie sah ihm an, dass er schwere Arbeit gewohnt war. Er hatte blaue Augen und helle Haut und hinkte ein wenig. Seine Grammatik war eher unbeholfen und manchmal fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden, aber man hörte auch, dass er an sich ein kluger Bursche war. Er und sein Vater waren gute Männer, die es vorzogen, Gott für sich zu verehren, statt in die Kirche zu gehen, wo Emma und ihre Familie den Gottesdienst besuchten.4
Sowohl Joseph als auch Emma waren gern an der frischen Luft. Schon als junges Mädchen hatte Emma reiten gelernt und fuhr im nahegelegenen Fluss Kanu. Joseph war zwar kein sonderlich guter Reiter, dafür aber sehr gut im Ringen und bei Ballspielen. Er war äußerst umgänglich und leicht zu erheitern. Er machte oft Witze oder erzählte humorvolle Geschichten. Emma war zurückhaltender, doch sie lachte gern über einen guten Witz und war eine gute Gesprächspartnerin. Auch las und sang sie gern.5
Die Wochen vergingen und Emmas Eltern beäugten mit Argwohn, dass ihre Tochter sich mit Joseph immer besser verstand. Joseph war ein mittelloser Lohnarbeiter aus einem anderen Bundesstaat, und sie gaben die Hoffnung nicht auf, Emma werde ihr Interesse an ihm verlieren und in eine wohlhabende Familie im Tal einheiraten. Emmas Vater war außerdem skeptisch geworden, was die Schatzsucherei anging und was Joseph damit zu schaffen hatte. Dass Joseph jedoch Josiah Stowell sogar von der Schatzsuche abbringen wollte, als diese offenbar zu nichts führte, übersah Isaac Hale geflissentlich.6
Emma war Joseph mehr zugetan als jedem anderen Mann, den sie kannte, und verbrachte weiterhin viel Zeit mit ihm. Als Joseph Josiah überzeugt hatte, die Suche nach Silber aufzugeben, blieb er in Harmony und ließ sich auf Josiahs Farm anheuern. Manchmal arbeitete er auch für Joseph Knight und dessen Frau Polly, die ebenfalls in der Nähe eine Farm besaßen. In seiner Freizeit traf er sich mit Emma.7
Allerdings tratschte bald ganz Harmony über Joseph und seinen Seherstein. Einige der älteren Einwohner glaubten an eine solche Gabe, aber viele ihrer Kinder und Enkel nicht. Josiahs Neffe behauptete, dass Joseph seinen Onkel ausgenutzt hatte. Er brachte ihn vor Gericht und bezichtigte ihn des Betrugs.
Vor dem Richter berichtete Joseph, wie er den Stein gefunden hatte. Sein Vater sagte aus, er habe stets darum gebetet, dass Gott ihnen doch zeigen möge, was er mit der wunderbaren Sehergabe seines Sohnes beabsichtige. Zuletzt sagte Josiah selbst vor Gericht aus, dass Joseph ihn nicht betrogen habe.
„Verstehe ich Sie richtig“, bohrte der Richter nach, „Sie glauben, dass der Gefangene mithilfe des Steins sehen könne?“
„Nein“, erwiderte Josiah. „Ich weiß ganz sicher, dass dem so ist.“
Josiah war sehr angesehen, und man schenkte seinem Wort Glauben. Letzten Endes hatte man bei der Anhörung keine Beweise vorbringen können, dass Joseph ein Betrüger war, und so wies der Richter die Klage ab.8
Im September 1826 kehrte Joseph zum Hügel zurück, um die Platten zu holen, aber Moroni erklärte ihm, er sei noch immer nicht bereit dafür. „Gib dich nicht länger mit Schatzgräbern ab“, ermahnte der Engel ihn. Unter diesen gebe es hinterhältige Männer.9 Joseph habe noch ein Jahr Zeit, seinen Willen mit dem Gottes in Einklang zu bringen. Andernfalls werde er die Platten nie anvertraut bekommen.
Außerdem trug der Engel ihm wie schon am Ende von Josephs erstem Besuch am Hügel auf, das nächste Mal jemanden mitzubringen. Joseph war verwundert, denn Alvin war ja tot.
„Wer soll es denn sein?“, fragte er.
„Du wirst es schon wissen“, erwiderte Moroni.
Joseph bemühte sich um Weisung vom Herrn und schaute in seinen Seherstein. Die Richtige war, wie er erfuhr, Emma!10
Seitdem Joseph Emma kennengelernt hatte, fühlte er sich zu ihr hingezogen. Genau wie Alvin konnte auch sie dazu beitragen, dass aus ihm jemand wurde, durch den der Herr sein Werk verrichten konnte. Doch er sah noch weitaus mehr in ihr: Er liebte sie und wollte sie heiraten.11
Im Dezember wurde Joseph 21 Jahre alt. In der Vergangenheit hatte er sich durch die Erwartungen und Wünsche derer, die seine Gabe lediglich ausnutzen wollten, in die eine oder andere Richtung lenken lassen.12 Nach dem letzten Besuch am Hügel war ihm jedoch bewusst, dass er sich noch besser darauf vorbereiten musste, die Platten in Empfang zu nehmen.
Vor der Rückkehr nach Harmony sprach Joseph mit seinen Eltern. „Ich habe mich entschlossen zu heiraten“, offenbarte er ihnen. „Wenn ihr nichts dagegen habt, wäre Miss Emma Hale meine Wahl.“ Seine Eltern freuten sich darüber, und Lucy bat ihn, doch nach der Heirat zu ihnen zu ziehen.13
In diesem Winter verbrachte Joseph so viel Zeit mit Emma wie möglich. Manchmal lieh er sich von den Knights ihren Schlitten, wenn die Straße zum Haus der Hales wegen winterlicher Schneeverhältnisse schwer passierbar war. Seine Bemühungen, Emmas Familie für sich zu gewinnen, waren jedoch gescheitert. Ihre Eltern mochten ihn noch immer nicht.14
Im Januar 1827 besuchte Emma Josiah Stowells Familie. Bei ihnen waren sie und Joseph ungestört und nicht den missbilligenden Blicken ihrer Familie ausgesetzt. Dort hielt Joseph um Emmas Hand an. Emma wirkte zunächst überrascht. Ihr war klar, dass ihre Eltern sich der Heirat entgegenstellen würden.15 Joseph aber drängte sie, es sich zu überlegen. Sie konnten doch einfach heimlich heiraten!
Emma dachte über den Antrag nach. Joseph zu heiraten wäre eine große Enttäuschung für ihre Eltern, aber sie liebte ihn und entschied sich für ihn.16
Wenig später, am 18. Januar 1827, heirateten Joseph und Emma im Haus des Friedensrichters am Ort. Anschließend gingen die beiden nach Manchester, wo sie ihr gemeinsames Leben im Haus von Josephs Eltern begannen. Dort war es gemütlich, aber Joseph Sr. und Lucy hatten sich finanziell verausgabt. Sie waren ihren Zahlungen nicht mehr nachgekommen und hatten schließlich das Grundstück verloren, das sie daraufhin von den neuen Eigentümern pachteten.17
Josephs Eltern freuten sich, dass er und Emma bei ihnen wohnten, doch sein göttlicher Auftrag erfüllte sie mit Sorge. Ein paar Leute aus der Gegend hatten von den Goldplatten gehört und begaben sich manchmal auf die Suche danach.18
Eines Tages ging Joseph zum Einkaufen in die Stadt. Da seine Eltern ihn zum Abendessen zurückerwarteten, machten sie sich Sorgen, als er nicht zurückkam. Stundenlang warteten sie und konnten nicht schlafen. Schließlich trat Joseph erschöpft zur Tür herein und sank auf einen Stuhl.
„Warum kommst du so spät?“, fragte sein Vater.
„Ich wurde so streng zurechtgewiesen wie noch nie in meinem Leben“, sagte Joseph.
„Wer hat dir denn den Kopf gewaschen?“, wollte sein Vater wissen.
„Es war der Engel des Herrn“, erklärte Joseph. „Er hat gesagt, ich sei nachlässig gewesen.“ Sein nächstes Treffen mit Moroni stand bald bevor. „Ich muss mich ans Werk machen“, sagte er. „Ich muss tun, was Gott mir aufgetragen hat.“19
Nach der Ernte im Herbst reisten Josiah Stowell und Joseph Knight geschäftlich nach Manchester. Beide wussten, dass Joseph nun bald zum vierten Mal zu dem Hügel gehen sollte. Sie wollten unbedingt wissen, ob ihm Moroni die Platten nun endlich anvertrauen würde.
Aber auch die Schatzgräber in der Gegend wussten, dass Joseph den Bericht erhalten sollte. Einer von ihnen, ein Mann namens Samuel Lawrence, streunte neuerdings beim Hügel herum und suchte nach den Platten. Joseph hatte Angst, dass Samuel ihm in die Quere kommen würde, und schickte seinen Vater daher am Abend des 21. Septembers zu Samuels Haus. Er sollte ihn im Auge behalten, falls dieser sich zum Hügel aufmachte.20
Dann machte sich Joseph bereit, die Platten in Empfang zu nehmen. Eigentlich sollte sein jährlicher Besuch erst am nächsten Tag stattfinden, aber um den Schatzgräbern zuvorzukommen hatte Joseph sich vorgenommen, bereits kurz nach Mitternacht am Hügel zu sein, also wenn der 22. September gerade begann und niemand damit rechnete, dass er bereits unterwegs war.
Allerdings musste er sich noch überlegen, wie er die Platten schützen konnte, wenn er sie erhalten hatte. Nachdem fast alle aus der Familie schlafengegangen waren, fragte er seine Mutter leise, ob sie eine abschließbare Truhe habe. Lucy besaß jedoch keine und bekam Angst.
„Schon gut“, sagte Joseph. „Ich brauche sie noch nicht unbedingt.“21
Kurz darauf erschien auch Emma, für die Ausfahrt gekleidet. Gemeinsam bestiegen die beiden Joseph Knights Pferdewagen und fuhren in die dunkle Nacht hinaus.22 Nach der Ankunft am Hügel wartete Emma beim Wagen, während Joseph zu der Stelle hinaufstieg, wo die Platten verborgen lagen.
Moroni erschien, und Joseph nahm die Goldplatten und die Sehersteine aus dem steinernen Behälter. Aber bevor er sich auf den Weg machen konnte, ermahnte Moroni ihn, die Platten nur denen zu zeigen, die der Herr dazu bestimmen werde. Er verhieß ihm, die Platten seien in Sicherheit, solange er nichts unversucht ließe, sie zu schützen.
„Du musst wachsam sein und schützen, was dir anvertraut wurde“, warnte Moroni ihn. „Wenn nicht, werden dich schlechte Menschen überwältigen, denn sie werden jeden möglichen Plan und jede erdenkliche List ersinnen, um dir die Platten zu entreißen. Wenn du nicht ständig auf der Hut bist, wird es ihnen gelingen.“23
Joseph trug die Platten zum Fuße des Hügels hinab, versteckte sie jedoch in einem hohlen Baumstamm, noch bevor er zum Wagen zurückkehrte. Dort waren sie in Sicherheit, bis er eine abschließbare Truhe gefunden hatte. Dann lief er zu Emma, und bei Sonnenaufgang fuhren sie zurück.24
Im Hause Smith wartete Lucy schon gespannt auf Joseph und Emma, während sie ihrem Mann, Joseph Knight und Josiah Stowell Frühstück machte. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Halse. Sie fürchtete, dass ihr Sohn erneut ohne die Platten heimkommen würde.25
Wenig später kehrten Joseph und Emma zurück. Lucy schaute sich um, ob er die Platten bei sich hatte, aber als sie Josephs leere Hände sah, verließ sie zitternd das Zimmer.
Joseph lief ihr hinterher. „Sorge dich nicht, Mutter“, beruhigte er sie und legte ihr einen in ein Taschentuch gewickelten Gegenstand in die Hände. Durch den Stoff fühlte Lucy eine Art große Brille. Es handelte sich um den Urim und Tummim, den der Herr für die Übersetzung der Platten vorgesehen hatte.26
Lucy war hocherfreut. Auch Joseph sah man an, dass ihm eine große Last von den Schultern genommen worden war. Doch als er sich zu den anderen gesellte, setzte er eine traurige Miene auf und aß sein Frühstück stillschweigend. Anschließend vergrub er sein Gesicht verzweifelt in den Händen. „Ich bin so enttäuscht“, sagte er zu Joseph Knight.
„Das tut mir sehr leid“, entgegnete der ältere Mann.
„Ich bin zutiefst enttäuscht“, wiederholte Joseph und begann dann plötzlich zu lächeln. „Denn alles ist zehnmal besser, als ich es erwartet hätte!“ Daraufhin beschrieb er, wie groß und schwer die Platten waren und berichtete begeistert vom Urim und Tummim.
„Ich kann alles Erdenkliche sehen“, erzählte er. „Die Steine sind erstaunlich.“27
Am Tag nachdem Joseph die Platten erhalten hatte, fuhr er in eine benachbarte Ortschaft und setzte dort einen Brunnen instand, um das Geld für eine abschließbare Truhe zu verdienen. An diesem Morgen hatte sein Vater einige Besorgungen zu machen. Er befand sich gerade auf der anderen Seite einer Anhöhe in der Nähe seines Hauses, als er hörte, wie ein paar Männer einen Plan schmiedeten, die Goldplatten zu stehlen. „Wir kriegen die Platten, und wenn sich Joe Smith und alle Teufel der Hölle gegen uns stellen“, prahlte einer von ihnen.
Erschrocken machte Joseph Sr. kehrt und berichtete Emma davon. Sie gestand, dass sie nicht wusste, wo sich die Platten befanden. Sie war sich allerdings sicher, dass Joseph sie in Sicherheit gebracht hatte.
„Ja“, erwiderte Joseph Sr. besorgt, „aber bedenke, dass Esau seinen Segen und sein Erstgeburtsrecht auch einer Kleinigkeit wegen verloren hat. Joseph könnte es genauso ergehen.“28
Emma wollte sich nun selbst vergewissern, dass sich die Platten in Sicherheit befanden. Sie bestieg ein Pferd und ritt über eine Stunde lang zu der Farm, wo ihr Mann gerade arbeitete. Sie fand ihn beim Brunnen, starrend vor Dreck und schweißgebadet von der Arbeit. Als Joseph von der Gefahr erfuhr, schaute er in den Urim und Tummim und sah, dass die Platten sicher waren.
Joseph Sr. lief unterdessen vor dem Haus auf und ab und schaute immer wieder die Straße hinunter, bis Joseph und Emma endlich nahten.
Als sie bei ihm angekommen waren, beruhigte Joseph Jr. seinen Vater sogleich: „Die Platten sind ganz und gar sicher, es gibt keinen Grund zur Sorge.“29
Doch es war Zeit, zu handeln.
Joseph eilte zum Hügel, hob die Platten aus dem Baumstamm, in dem er sie versteckt hatte, und wickelte sie vorsichtig in ein Hemd.30 Dann machte er sich auf den Rückweg und huschte in den Wald, stets auf der Hut vor möglichen Gefahren. Der Wald schützte ihn vor den Leuten auf der Hauptstraße, etwaige Diebe aber hatten dort viele Möglichkeiten, sich zu verstecken.
Die schwere Last machte ihm zu schaffen, sodass er so schnell wie möglich durch den Wald zu gelangen versuchte. Als ein umgestürzter Baumstamm ihm den Weg versperrte, wollte er hinüberspringen. Plötzlich stieß ihm etwas hart in den Rücken. Im Umdrehen sah er einen Mann auf sich zukommen, der ein Gewehr schwang, als ob es eine Keule wäre.
Joseph umklammerte die Platten mit einem Arm, schlug sein Gegenüber nieder und kroch tiefer ins Dickicht. Etwa einen Kilometer weiter sprang ein weiterer Mann hinter einem Baum hervor und traf ihn mit dem Kolben seines Gewehrs. Joseph konnte ihn jedoch abwehren und stürmte davon, um so schnell wie möglich aus dem Wald herauszukommen. Er war noch nicht weit gekommen, da griff ihn noch ein Mann an und versetzte ihm einen heftigen Schlag, der ihn taumeln ließ. Joseph nahm alle Kräfte zusammen, verpasste dem Mann ebenfalls einen kräftigen Hieb und rannte nach Hause.31
Daheim angekommen stürzte Joseph durch die Tür, das schwere Bündel unter einem Arm. „Ich habe die Platten, Vater“, rief er.
Josephs vierzehn Jahre alte Schwester Katharine half ihm, das Bündel auf den Tisch zu legen, während sich die übrige Familie um ihn scharte. Joseph sah, dass sein Vater und sein jüngerer Bruder William die Platten auspacken wollten, aber er hielt sie zurück.
„Dürfen wir sie denn nicht sehen?“, fragte sein Vater.
„Nein“, sagte Joseph. „Beim ersten Mal war ich ungehorsam, diesmal will ich treu sein.“
Er erlaubte ihnen jedoch, die Platten unter dem Stoff zu fühlen, woraufhin sein Bruder William das Bündel an sich nahm. Es war schwerer als Stein, und William konnte spüren, dass es aus einzelnen Seiten bestand, die sich umblättern ließen wie bei einem Buch.32 Joseph schickte Don Carlos, seinen jüngsten Bruder, zu Hyrum, der mit seiner Frau Jerusha und der neugeborenen Tochter nicht weit entfernt wohnte und eine abschließbare Truhe besaß.
Bald stieß Hyrum zu ihnen. Als Joseph die Platten endlich sicher in der Truhe verschlossen hatte, brach er auf dem nächststehenden Bett zusammen und berichtete der Familie von den Angreifern im Wald.
Auf einmal bemerkte er, dass ihm die Hand wehtat. Bei einem der Angriffe hatte er sich einen Daumen verrenkt.
„Ich kann nicht weiterreden, Vater“, sagte er abrupt. „Bitte renk mir erst den Daumen wieder ein.“33